Netzwerk für studierende Top-Athleten

„Wir haben das Gros der sportlich wichtigen Hochschulen an Bord.“ Olaf Tabor, Generalsekretär des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (ADH), ist zufrieden mit der Entwicklung des Projekts Partnerhochschulen des Spitzensports.

Partnerhochschulen des Spitzensports erleichtern Leistungssportlern Sport und Studium zu vereinbaren. Copyright: picture-alliance
Partnerhochschulen des Spitzensports erleichtern Leistungssportlern Sport und Studium zu vereinbaren. Copyright: picture-alliance

In Zeiten, da beim Bundesgrenzschutz, Zoll oder der Bundeswehr Sportförderung stagniert oder aus Gründen des Sparens zurück genommen wird, herrscht im Hochschulbereich noch Entwicklungspotential. Tabor: „Das wird jetzt auch vermehrt nachgefragt.“ Das Netzwerk zieht sich flächendeckend über Deutschland. Pressereferentin Julia Beranek: “Es sind ziemlich überall im Land Partnerhochschulen verfügbar.“ Von den etwa 330 Hochschulen sind 163 Mitglieder im adh und die Hälfte Partnerhochschulen des Spitzensports. Tabor: „Nicht alle haben immer Athleten.“ Die ersten wurden 1999 rekrutiert: Erlangen, Mittweida und die Uni Leipzig. Danach herrschte drei Jahre Flaute. Tabor: „2002 kam der Durchbruch. Seither entwickelt sich das Programm sehr erfolgreich.“ So erfolgreich, dass Raubkopien der adh-Verträge zirkulieren, die andere Sportorganisationen nutzen. Tabor: „Da steckt viel planerische Arbeit drin.“ Viele Sitzungen und Gespräche waren damals erforderlich, um den Mustervertrag mit dem DSB, der Stiftung Deutsche Sporthilfe und dem Studentenwerk auszugestalten. 

Julia Beranek berichtet von Initiativen und Projekten, die über die Partnerverträge hinausgehen. So hat sich die Spitzensportregion Rhein-Neckar gegründet. Ein Verbund von acht Partnerhochschulen über Landesgrenzen hinweg. Ziel der Konzentration sind gemeinsame Förderkonzepte zu entwickeln, Spitzenathleten unter den Studierenden in die Region zu holen, Studiengänge zu harmonisieren und Eigeninitiativen zu stärken. Auch in die Fachverbände kommt Bewegung. Der  Deutsche Fußball-Bund (DFB) sucht die Zusammenarbeit mit dem adh und hat ein Projekt zur Förderung der Studierenden-Nationalmannschaft aufgelegt. Qualitätssteigerung der Auswahl und Personalförderung (für den Trainer und Betreuerstab) heißen die Triebfedern. Julia Bernanek: „Hier geht es um Rekrutierung von Eliten aus dem Hochschulbereich.“ 

Ähnliche Impulse suchen Kampfsportarten, allen voran Taekwondo. Dennoch ist beim Thema Partnerhochschulen längst nicht alles Gold was glänzt: Tabor nennt Knackpunkte wie Studienbedingungen und Studien-Gebühren: „Spitzenathleten studieren länger. Wir haben nach wie vor ein Problem für die Zulassung von Spitzenathleten (Numerus Clausus).“ Hier setzt der adh auf die Hochschulregie und die Landespolitik. Stipendiaten-Systeme wie in Freiburg, Köln oder Kiel, gesetzliche Regelungen wie in Nordrhein-Westfalen oder Vorabquotierungen sind Stichworte. Tabor. „Das entwickelt sich jetzt.“ Eine Arbeitsgruppe mit Parlamentären der Kultusminister-, der Sportminister-, der Rektorenkonferenz, des DOSB und des adh klopft derzeit Probleme der Vor- und Nachsorge für studierende Spitzensportler ab. 

Auch der Übergang von Studium und Spitzensportkarriere ins Berufsleben gestaltet sich in der globalisieren Leistungsgesellschaft schwierig. Tabors Erfahrung: „Vertragswerke regeln gut die Bedürfnisse während des Studiums. Anfang und Ende sind im Moment die neuralgischen Punkte.“ Und Papier ist geduldig. Die Rektoren-Vereinbarung verpflichtet Professoren im Seminar- und Prüfungsalltag keineswegs, studierenden Spitzensportlern, Studium und Prüfungsarbeiten oder Termine zu erleichtern.  Dennoch registriert der adh-Generalsekretär: „Die Anzahl der Problemfälle ist rückläufig.“ Der Informationsprozess an vielen Hochschulen gestaltet sich transparenter. Und im Zuge der Selbstverwaltung sorgen Spitzensportler und Olympiateilnehmer für Öffentlichkeit, schärfen das Image und stimmen Sponsoren hellhörig.

Das Projekt Partnerhochschulen wird alle vier Jahre wissenschaftlich evaluiert. Erstmals nach den Olympischen Spielen in Athen 2004, erneut nach Peking 2008. In der ersten Umfrage, die Erfahrungen und Meinungen von studierenden Spitzensportlern, Partnerhochschulen, Olympiastützpunkten und Fachverbänden auslotete, waren die Reaktionen uneingeschränkt positiv: „Von Athletenseite kam kein Verbesserungsvorschlag.“ Auf der Basis der Evaluation und des Projekts wurde inzwischen vom DOSB die Informations-Plattform Hochschulführer Spitzensport aufgelegt. Auch sie bietet Orientierungshilfen.


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