Paris 2024: Weniger, besser und länger

Die ersten Olympischen Spiele, die sich vollständig an den Reformen der Olympischen Agenda 2020 orientieren, versprechen spektakulär, verantwortungsvoll, nachhaltiger und integrativer zu werden.

Die Spiele in Paris sollen den CO2-Fußabdruck im Vergleich zu früheren Spielen halbieren. Foto: picture-alliance
Die Spiele in Paris sollen den CO2-Fußabdruck im Vergleich zu früheren Spielen halbieren. Foto: picture-alliance

Das Organisationskomitee hat einen innovativen Plan erarbeitet, um den CO2-Fußabdruck der Spiele im Vergleich zu früheren Spielen zu halbieren. Dies geschieht durch innovative Lösungen für Energie, Lebensmittel, Veranstaltungsorte, Transport und digitale Angebote.

Hier sind fünf Beispiele, mit denen Paris 2024 mehr aus weniger macht und gleichzeitig ein dauerhaftes Vermächtnis schafft.

1. Vorausschauend denken: Auswirkungen vorhersehen und vermeiden

Bereits in der Bewerbungsphase verpflichtete sich Paris 2024, den CO2-Fußabdruck der Spiele im Vergleich zu früheren Ausgaben um die Hälfte zu reduzieren. Es wurde ein Kohlenstoffbudget festgelegt, das die gesamte Planung und die Umsetzung der Spiele umfasst – vom Bau über Energie und Transport bis hin zu Catering und Einkauf.

  • Mit dem Ziel einer 50-prozentigen Verringerung der Kohlenstoffemissionen im Vergleich zu den Durchschnittswerten von London 2012 und Rio 2016 hat Paris 2024 die umfassendste Emissionskategorie in Angriff genommen, die auch den indirekten Fußabdruck der Spiele (Scope-3-Emissionen) abdeckt, wie beispielsweise die Anreise der Zuschauer*innen. Dies bedeutet, dass Paris 2024 die ersten Olympischen Spiele sein werden, die mit dem 2015 verabschiedeten Pariser Abkommen zum Klimawandel in Einklang stehen.
  • Paris 2024 hat seinen materiellen Fußabdruck proaktiv berechnet – ein Novum in der Geschichte der Olympischen und Paralympischen Spiele. Für jeden Austragungsort erstellten die Organisatoren eine detaillierte Liste der benötigten Ressourcen mit dem Ziel, diese zu minimieren. Von Zuschauer*innensitzplätzen über Zelte, Betten, Stühle und Tische bis hin zu Tennisbällen – alle Ressourcen wurden genauestens geplant.
  • Paris 2024 hat dank eines innovativen Energiemodells die Entstehung von Kohlenstoffemissionen vermieden. Das Organisationskomitee setzt während der Spiele zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien und minimiert den Einsatz von Dieselgeneratoren. Die wenigen Generatoren, die eingesetzt werden müssen, werden mit Biokraftstoff, Wasserstoff oder Batterien betrieben. Alle Austragungsorte werden an das Stromnetz angeschlossen, um den Einsatz temporärer Energielösungen zu vermeiden.
  • Darüber hinaus hat Paris 2024 eine einzigartige Methode entwickelt, um die Auswirkungen der Spiele auf die biologische Vielfalt zu analysieren und zu verringern, und diese in die Planung nachhaltigerer temporärer Veranstaltungsorte einfließen lassen.

2. Reduzieren, Mieten und Wiederverwenden

Die auf allen Ebenen der Organisation integrierte Strategie der Kreislaufwirtschaft von Paris 2024 basiert auf drei Grundprinzipien: Organisation der Spiele mit weniger Ressourcen, bessere Nutzung dieser Ressourcen und Gewährleistung eines zweiten Lebens der Ressourcen nach den Spielen – noch vor Beginn der Veranstaltung.

  • Insgesamt 95 Prozent der Wettkampfstätten von Paris 2024 sind bereits existierende oder temporäre Einrichtungen. Der Rest wurde mit kohlenstoffarmen Baumethoden errichtet.
  • Das Schwimmzentrum ist so konzipiert, dass es dem Bezirk Seine-Saint-Denis noch lange nach den Spielen zur Verfügung steht. Das Zentrum wird größtenteils mit Energie versorgt, die aus Solarzellen mit einer Fläche von 4680 Quadratmetern geliefert wird, die auf dem Dach der Sportstätte stehen. Alle Sitze des Zentrums sind aus recycelten Kunststoffabfällen aus der Region hergestellt. Holz ist das Herzstück des Gebäudes und trug dazu bei, die beim Bau entstandenen Emissionen zu reduzieren.
  • Das Prinzip der Reduzierung gilt auch für die Innenausstattung der Veranstaltungsorte. Zelte, Stühle, Computer und Sportgeräte – Paris 2024 hat die gemeinsame Nutzung so weit wie möglich reduziert und gefördert. Dank dieses Ansatzes konnte beispielsweise die Menge der für die Spiele benötigten Möbel von den ursprünglich geschätzten 800.000 auf 600.000 reduziert werden.
  • Von den zwei Millionen Sportgeräten werden drei Viertel gemietet oder von den Sportverbänden gestellt. Mehr als drei Viertel der elektronischen Geräte wie Bildschirme, Computer und Drucker werden ebenfalls gemietet. Das Gleiche gilt für alle Tribünen, Zelte und Bungalows.
  • Dank ihrer innovativen Beschaffungsstrategie konnte das Organisationskomitee erreichen, dass 90 Prozent der sechs Millionen Geräte und Güter hinterher wiederverwendet werden. Für die verbleibenden zehn Prozent legen die Organisatoren nun einen Plan für die zweite Nutzungsphase vor.

3. Regeneration

Im Einklang mit der Olympischen Agenda 2020 des IOC wollen die französischen Behörden die Spiele in Paris 2024 nutzen, um die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung, insbesondere im nordöstlichen Bezirk Seine-Saint-Denis, langfristig zu verbessern.

  • Das Schwimmzentrum wird ein Multisportzentrum für die Menschen des Bezirks werden, in dem derzeit jedes zweite 11-jährige Kind nicht schwimmen kann. Es wird Schwimm-, Kletter- und Fitnesseinrichtungen sowie Bereiche für Einzel- und Mannschaftssport umfassen.
  • Das als Öko-Viertel konzipierte Olympische Dorf im Vorort Saint-Denis wird nach den Spielen in ein neues Wohn- und Geschäftsviertel umgewandelt, das Arbeitsplätze für 6000 Menschen und Wohnungen für weitere 6000 Menschen bietet. Ein Viertel dieser Wohnungen wird als Sozialwohnungen angeboten werden, auf die 40 Prozent der derzeitigen Bewohner von Saint-Denis angewiesen sind. Ein weiteres Drittel wird als erschwinglicher Wohnraum vermietet, der von der Regierung verwaltet und Student*innen und Arbeitnehmer*innen mit geringem Einkommen angeboten wird. Durch den Bau von Restaurants, Geschäften und Freizeitzentren wird das Viertel, in dem die Arbeitslosenquote derzeit bei über 20 Prozent liegt, belebt werden.
  • Die Verlegung unterirdischer Stromleitungen und die Neugestaltung des Canal Saint Denis, der an das Olympische Dorf grenzt, sollen die Lebensqualität der Bewohner verbessern.
  • Der Bau einer Lärmschutzwand südlich der Autobahn A86, die den Vorort Saint-Denis von Osten nach Westen durchquert, soll den vom Verkehrslärm betroffenen Anwohner*innen Linderung verschaffen.
  • Die Spiele dienen auch als Katalysator für die Reinigung der Seine, für die erhebliche Investitionen in die Sanierung der Verschmutzung vorgesehen sind, damit alle Pariser ab 2025 im Fluss schwimmen können.

4. Nachhaltigkeit auf dem Teller: mehr pflanzliche Produkte, mehr lokale Produkte, weniger Plastik

Während der Olympischen und Paralympischen Spiele werden 13 Millionen Mahlzeiten auf eine verantwortungsvollere Art und Weise geliefert werden. Etwa 120 Organisationen, darunter Landwirte, Erzeuger, Caterer und Ernährungswissenschaftler, sowie 200 Athlet*innen waren an der Ausarbeitung der Pläne für Paris 2024 beteiligt.

Unter anderem verpflichten sich die Organisatoren, Mahlzeiten mit der Hälfte der Kohlenstoffemissionen einer durchschnittlichen französischen Mahlzeit zu liefern, indem sie:

  • den Anteil pflanzlicher Zutaten verdoppeln und das pflanzliche Angebot für alle, einschließlich der Zuschauer*innen und der Mitarbeiter*innen, erweitern,
  • 80 Prozent der Zutaten aus lokaler landwirtschaftlicher Produktion beschaffen, wobei ein Viertel im Umkreis von 250 Kilometer um den jeweiligen Veranstaltungsort erzeugt wird,
  • die Lebensmittelverschwendung durch bessere Mengenabschätzung verringert wird,
  • alle nicht verbrauchten Lebensmittel weiterverteilt, kompostiert oder umgewandelt werden,
  • der Verbrauch von Einwegplastik in der Gastronomie reduziert und die Wiederverwendung von 100 Prozent der Gastronomieausrüstung und -infrastruktur nach den Spielen erreicht wird. Der weltweite Olympia-Partner Coca-Cola wird 700 Wasser- und Limonadenbrunnen an allen Standorten und Sportstätten von Paris 2024 aufstellen, und kostenlose Trinkwasserstellen werden eingerichtet. Die Zuschauer*innen dürfen alle Veranstaltungsorte mit ihren eigenen wiederverwendbaren Flaschen betreten – eine bemerkenswerte Ausnahme von den bestehenden französischen Vorschriften.

5. Transport: kürzere Wege und weniger CO2

Die Organisatoren von Paris 2024 haben die Spiele so konzipiert, dass sie ein umfangreiches öffentliches Verkehrsnetz nutzen können, das durch mehr als 400 Kilometer neue Fahrradwege ergänzt wird.

  • Mehr als 80 Prozent der olympischen Sportstätten sind nicht weiter als zehn Kilometer vom Olympischen Dorf entfernt, was die Reisezeit für die Athlet*innen minimiert.
  • Alle Austragungsorte sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Die öffentlichen Verkehrsbetriebe planen, das Angebot an Bussen, Métro und Zügen in der Region Paris um 15 Prozent gegenüber dem normalen Sommerverkehr zu erhöhen.
  • Die Fahrzeugflotte für die Athlet*innen und die akkreditierten Teilnehmer*innen wird aus Elektro-, Hybrid- und wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen bestehen, die vom weltweiten Olympia-Partner Toyota bereitgestellt werden. Um die Umweltbelastung weiter zu reduzieren, wird der Fuhrpark optimiert, so dass im Vergleich zu früheren Spielen etwa 40 Prozent weniger Fahrzeuge eingesetzt werden.

Für weitere Informationen über die Nachhaltigkeitsarbeit des IOC klicken Sie hier.

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(Quelle: IOC)


  • Die Spiele in Paris sollen den CO2-Fußabdruck im Vergleich zu früheren Spielen halbieren. Foto: picture-alliance
    Olympische Ringe vor dem Eiffelturm Foto: picture-alliance