Planer und Visionär des Sports: Trauer um Christian Wopp

Der deutsche Sport und die Sportwissenschaft trauern um Prof. Christian Wopp, der am 27. April unerwartet im Alter von 64 Jahren gestorben ist.

Der Sport trauert um Christian Wopp. Foto: DOSB
Der Sport trauert um Christian Wopp. Foto: DOSB

Wopp zählte zu den bekanntesten deutschen Sportwissenschaftlern. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehörte die Analyse und Planung der Sportentwicklung in Kommunen, Sportvereinen und Sportverbänden. Wopp war nicht nur Sprecher der Kommission Sport und Raum in der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft, sondern auch Mitglied des Beirats Sportentwicklung im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Das Thema „Stadtentwicklung und Sport“ baute Wopp durch seine Studien und Aktivitäten bundesweit weiter aus.

Er stand dem DOSB und seinen Vorgängerorganisationen immer konstruktiv zur Verfügung. So wirkte Wopp an vielen Kongressen und Tagungen mit, als Teilnehmer, Moderator oder Referent, etwa beim Kongress „Starker Sport – starke Kommunen“ in München 2010 oder den Bundeskonferenzen Sportentwicklung 2006 und 2008 sowie den DOSB-Fachforen Sportstätten und Umwelt, aber auch den DSB-Zukunftskongressen 2002 und 2004. Seine Beratung als ausgewiesener Experte und Stratege war hoch anerkannt und stark nachgefragt.

Christian Wopp, geboren 1947, studierte Sport, Mathematik und Pädagogik in Münster und Darmstadt. Bis 1975 war er Bildungsreferent heim Allgemeinen Deutschen Hochschulverband (adh) in Darmstadt und anschließend 22 Jahre Leiter des Zentrums für Hochschulsport an der Carl-von-Ossietzky Universität in Oldenburg. Nach seiner Promotion 1986 habilitierte er sich 1994 mit dem Thema „Analysen und Perspektiven des Freizeitsports“. Seit dem 1. April 1997 war er ordentlicher Professor für Sport und Gesellschaft an der Universität Osnabrück.

Schnittstelle von Sport und Kultur

Dort lehrte und forschte er im Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften. Er habe mit seinem großen Engagement über 15 Jahre das renommierte Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft entscheidend mitgeprägt, heißt es in einem Nachruf der Universität. Er beschäftigte sich mit der systematischen Trendforschung und entwickelte Strategien zur Zukunftsgestaltung des Sports. Dabei sei auch die soziale Integration von Mädchen durch Fußball in sozialen Brennpunkten (zusammen mit dem Deutschen Fußball-Bund und den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen) ein Projekt gewesen, das ihm sehr um Herzen lag. Für die Großstädte Berlin, Hamburg, Hannover, Osnabrück und Oldenburg, aber auch für Georgsmarienhütte und Bissendorf entwarf er Sportentwicklungspläne.

Wopp engagierte sich auf allen Ebenen der akademischen Selbstverwaltung. Von 2002 bis 2004 war er Dekan des Fachbereichs Erziehungs- und Kulturwissenschaften, von 2008 bis 2010 Sprecher des Fachgebietes Sportwissenschaft und von 2010 bis 2012 Mitglied des Senats der Universität Osnabrück. Zu den bleibenden Ergebnissen seines vielfaltigen wissenschaftlichen Engagements zählen zahlreiche Publikationen. Wopps' Werk umfasst mehrere Monographien, eine Vielzahl von ihm herausgegebener Schriften sowie Dutzende von Beiträgen für Sammelwerke und renommierte Zeitschriften. Die Veröffentlichung seines neuesten Buches zur Sport-entwicklungsplanung und eine Fachtagung zum Thema im Herbst 2012 erlebt er nun nicht mehr.

Mit großer Leidenschaft sei es Wopp gelungen, viele Studierende für die Themen Sport und Gesellschaft zu begeistern sowie junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nachhaltig zu prägen, erklärte seine Universität.

Christian Wopp habe sich an der Schnittstelle von Sport und Kultur bewegt, heißt es im Nachruf des adh. Bevor er vor allem Zukunftsszenarien und daraus ableitbare Projektinitiativen mit deutschen Sportorganisationen und Kommunen zu entwickeln begann, habe Wopp beispielsweise auch einen Mitmachzirkus und eine Zirkusschule gegründet, Jonglierfestivals organisiert und Sport-Theater-Produktionen initiiert.

Wopp habe sich als Entwickler, Planer und Visionär des Sports einen Namen gemacht, aber immer auch, sagte Andreas Klages, stellvertretender DOSB-Direktor Breitensport/Sporträume, „mit Augenmaß und Einsicht in das Machbare“.

(Quelle: DOSB)


  • Der Sport trauert um Christian Wopp. Foto: DOSB
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