Respekt und Spaß dank Sambo - Der TV Trappenkamp betreibt mit großem Erfolg Integration durch Sport

Trappenkamp. Mohsen Khavary ist 20 Jahre alt. Er kam vor gut einem Jahr aus Afghanistan nach Großenaspe. Von dort macht er sich zwei Mal in der Woche mit dem Rad auf den Weg nach Trappenkamp. Sein Ziel ist die kleine Sporthalle der Dr.-Gerlich- Schule. Dort trainieren bis zu 30 Aktive Sambo, einen Mix fernöstlicher und auch in unseren Breitengraden bekannter Kampfkünste. Vereint sind sie unter dem Dach des TV Trappenkamp und des Projektes „Integration durch Sport“.

Adam Kwasniak beim Training
Adam Kwasniak beim Training

Schon seit 1994 beteiligt sich der TV Trappenkamp am Projekt „Sport gegen Gewalt“, aus dem später das Integrationsprogramm hervorgegangen ist. Im vergangenen Jahr erwarb sich der TVT das Prädikat eines Stützpunktvereins des Landessportverbandes, da im Verein viele junge Leute mit Migrationshintergrund vertreten sind, ähnlich wie in der Gemeinde selbst mit ihren 41 Nationen. Die Sambogruppe ist eines von zwei Integrationsprojekten. Es gibt zudem eine Ballsportgruppe, die ein Mal wöchentlich unter der Leitung von Sebastian Barkow zusammenkommt. Den Schwerpunkt setzt der 22-Jährige auf Basketball, in der Summe wird aber jede Art von Ballsport betrieben. „Hauptsache, alle haben Spaß dabei“, betont Barkow. Im Gegensatz zur Sambogruppe sind in seinem Projekt auch Mädchen und junge Frauen dabei. Sambo besteht aus Elementen des Boxens, Thai-Boxens und Kungfu.

Trainiert wird die bunte Truppe junger Männer ab 14 Jahren unterschiedlichster Herkunft von Adam Kwasniak. Der 24-jährige Auszubildende stammt aus Polen. Sein Co-Trainer ist Martin Martinovic (18), der kroatische Wurzeln hat. Gemeinsam haben sie die Gruppe recht fest im Griff - ohne dabei laut werden zu müssen. Man erkennt auf den ersten Blick: In der Halle herrscht Disziplin. Wie in den verwandten Gruppen des SC Rönnau 74 (Atlant-1) und der Kaltenkirchener TS ist das Verhalten der Sportler den Trainern gegenüber von großem Respekt geprägt. Allerdings gibt es einen Unterschied zu den anderen Klubs: „Der Kampf steht bei uns nicht im Vordergrund, wir beschicken keine Wettkämpfe“, betont Kwasniak. „Es geht vielmehr darum, sich bereitwillig einem harten Training auszusetzen.“ Seit vier Jahren leitet er die Sambogruppe, davor versuchte er sich auch in anderen Kampfsportarten. „Ursprünglich kommt Adam aber vom Trappenkamper Kunstturnen. Den hätte ich gern als Übungsleiter für mich gehabt“, verrät Edeltraud „Ede“ Söhnel. Die TVT-Sportwartin leitet die Turnsparte und wacht über das Treiben in der Sambogruppe. Ihre Aufgaben beschränken sich zumeist auf das Aufschließen der Halle und einen kurzen Blick, ob alles in Ordnung ist. „Aber es gibt auch immer wieder nette Gespräche mit den Jungs, von denen mancher als Kind ein ganz schöner Rüpel war“, berichtet Edeltraud Söhnel. „Ich fühle mich von allen voll respektiert und bin sehr froh, dass wir ihnen dieses Projekt anbieten können.“ Gegenseitiger Respekt und Spaß sind die Mischung, auf die Adam Kwasniak in seiner Integrationsgruppe setzt. „Wir wollen natürlich erreichen, dass niemand Blödsinn macht, sondern sich hier sinnvoll beschäftigt. Ich denke, das gelingt uns, auch dank der Unterstützung durch den Landessportverband, den Verein und die Gemeinde, richtig gut“, sagt Kwasniak. Dennoch begegnet die Gesellschaft einer Gruppe wie der in Trappenkamp nicht ganz vorbehaltlos. Spartenleiterin Söhnel sieht sich häufig der Frage ausgesetzt, ob ihr nicht mulmig sei, gerade in der dunklen Jahrszeit zu den vielen Kampfsportlern unterschiedlichster Herkunft zu gehen. „Ach was“, entgegnet sie „Ich bin die wohl am besten beschützte Frau in ganz Trappenkamp“, lacht Edeltraud Söhnel.


  • Adam Kwasniak beim Training
    Adam Kwasniak beim Training
  • Trainer und LK vom LSV
    Trainer und LK im TVT