Sport darf nicht nur als Freizeitbeschäftigung gesehen werden

Vom 13. bis 15. Mai 2009 fand in Geiselwind im Steigerwald die sechste bundesweite Fachtagung „Sport im Jugendstrafvollzug“ statt.

 

Sport kann im Jugendstrafvollzug hilfreich sein.
Sport kann im Jugendstrafvollzug hilfreich sein.

Bedienstete zahlreicher Jugendstrafanstalten in Deutschland und einiger Landessportjugenden folgten der Einladung der Deutschen Sportjugend (dsj), um sich gemeinsam fortzubilden und auszutauschen. Der Motologe Carsten Böhmer referierte zum Thema „Sport, Spiel und Bewegung als Chance zur Diagnose“. Neben der Darstellung von Körper- und Bewegungsthemen von Jugendlichen ging er auf die Bedeutungsebenen von Bewegung ein, die im Bereich des Zugangssports im Jugendstrafvollzug ein hilfreiches Instrument zur Diagnose sein können.

In einem zweiten Impulsvortrag präsentierte Klaus Jürgen Tolksdorf die Zielsetzung und Anforderungen der neuen Jugendstrafvollzugsgesetze an Behandlungs- und Förderungsaktivitäten. Sowohl bei der Erfassung des Förderungsbedarfes, wie auch bei der korrekten Maßnahmenplanung und -durchführung bietet der Sport vielfältige bislang nicht ausreichend erkannte Potentiale. Die Motivation zur aktiven Mitwirkung bei den jugendlichen Insassen ist außerordentlich groß, so dass erzieherische Arbeit und der Erwerb von sozialen und sportlichen Kompetenzen gut möglich sind.

Der Besuch der Justizvollzugsanstalt (JVA) Ebrach vermittelte den Teilnehmenden einen guten Einblick in die Kooperation mit der Bayerischen Sportjugend, die seit einigen Jahren das Projekt „Das Leben ins Gleichgewicht bringen“ durchführt. Die im Rahmen des Projektes von jungen Inhaftierten im Arbeitstherapeutischen Betrieb gefertigten Sportgeräte wie u. a. der Therapiekreisel, das laufende A, Balancierbretter und Balancierkugeln konnten nachmittags in der Sporthalle der JVA praktisch erprobt werden. Zudem wurde die relativ neue Sportart Jugger vorgestellt und ausprobiert. Jugger ist eine Mannschaftssportart, die eine Mischform aus einem Ballspiel, ähnlich dem Rugby, jedoch mit weniger Kontakt, und einer Art „Nahkampfschlacht“ (ähnlich unberittenem Buzkashi) darstellt. Die Teilnehmenden kritisierten das relativ komplizierte Regelwerk, bewerteten sie als schnelle Bewegungsportart jedoch sehr positiv. Sie eignet sich hervorragend dazu, an die Lebenswelt der Jugendlichen anzuknüpfen, die das Spielen von Online-Rollenspielen wie world of warcraft, beinhaltet.

In einer Projektbörse stellten Teilnehmende Aktivitäten in ihren Strafanstalten vor, wie u. a. das integrative Fußballprojekt mit der Sepp-Herberger-Stiftung in Nordrhein-Westfalen in der JVA Siegburg, Klettern in Hamburg, das Tchouk-Ball Projekt in Straßburg und das bundesweite Laufprojekt der JVA Rockenberg. Klaus Jürgen Tolksdorf, Leiter der AG Sport im Jugendstraf-vollzug bei der Deutschen Sportjugend, betonte zum Abschluss der erfolgreich verlaufenen Tagung: „Wir sind auf einem guten Weg, und wir sind angekommen, wenn die Verantwortlichen in den Ministerien aber auch in den Jugendstrafanstalten begreifen, dass Sport mehr sein kann als nur eine beliebte Freizeitbeschäftigung.“


  • Sport kann im Jugendstrafvollzug hilfreich sein.
    Sport kann im Jugendstrafvollzug hilfreich sein.