Sport ganz oben auf dem Stundenplan

Drei Tage lang Sport als Hauptfach – für mehr als 3.600 Schülerinnen und Schüler stand bei der siebten LSB-Schulsportwoche in Koblenz Sport ganz oben auf dem Stundenplan.

Während der Schulsportwoche konnten Schülerinnen und Schüler viele neue Sportarten ausprobieren. Foto: LSB Rheinland-Pfalz
Während der Schulsportwoche konnten Schülerinnen und Schüler viele neue Sportarten ausprobieren. Foto: LSB Rheinland-Pfalz

38 Schulen nahmen an der Großveranstaltung des Aktionsbündnisses Schulsport des Landessportbundes (LSB) Rheinland-Pfalz teil. Ausrichter war das Gymnasium auf der Karthause, eine von zwei Eliteschulen des Sports in Rheinland-Pfalz.

Julius treibt gerne und regelmäßig Sport. Der 15-Jährige spielt Volleyball beim TV Lützel, und auch sonst hat der Schüler des Koblenzer Gymnasiums auf der Karthause schon viel ausprobiert. Aber Wassertragen, Bogenschießen oder Streichholzwerfen – „das war auch für mich was vollkommen Neues.“ Wie er durften mehr als 3.600 Schülerinnen und Schüler bei der siebten Schulsportwoche in Koblenz drei Tage lang ausprobieren, wonach ihnen der sportliche Sinn stand.

Bei zentralen Wettbewerben in traditionellen Sportarten konnten sich die Schulmannschaften messen, zudem luden die teilnehmenden Schulen zu fächerübergreifenden und ausgefallenen Sportangeboten. Die Layer Grundschule etwa hatte einen Dschungel-Bewegungsparcours aufgebaut, die Haupt- und Realschule auf der Karthause verwandelte sich in schottisches Hochland. Bei den „Highland Games“ standen Baumstammweitwurf, Armbrustschießen oder Steinstoßen auf dem Programm. „Wir haben die vielen unterschiedlichen Facetten, die der Sport bietet, aufgezeigt“, erklärte Günter Berg, LSB-Vizepräsident Bildung und Erziehung und Sprecher des Aktionsbündnisses. „Die Schulsportwoche war ein fantastischer Erfolg.“

Den „Sport-Muffeln“ widmete sich Prof. Dr. Dr. Leyk in seinem Vortrag mit dem Thema „Heranwachsende im digitalen Zeitalter: Aggressiv, fett und dumm?“ Der Koblenzer Trainings- und Leistungsphysiologe präsentierte erschreckende Zahlen: Demnach sitzen Zweijährige in Deutschland im Schnitt zwei Stunden pro Tag vor Fernseher und Computer. Von den 3,3 Millionen deutschen Vorschulkindern sitzen 800.000 noch um 22 Uhr abends vor der „Glotze“, 200.000 gucken bis 23 Uhr, 50.000 gar bis Mitternacht. „Man muss den Kindern Alternativen bieten“, forderte Leyk. „Hauptsache, sie sitzen nicht vor der Scheibe.“ Er plädierte für mehr Sport im Alltag der Kinder. Schließlich verbringen laut einer Studie Zehnjährige mehr Zeit vor dem Fernseher als in der Schule. „Eines dürfen wir deshalb nicht tun: Nichts“, stellte Leyk fest, ganz nach dem Motto der Schulsportwoche: „Wer sich bewegt, lernt besser.“

Derartige Diskussionsrunden mit Experten aus Bildung und Wissenschaft bildeten neben der Praxis für die Kinder den zweiten Schwerpunkt der Schulsportwoche. Prof. Dr. Jörg Thiele von der Technischen Universität Dortmund beleuchtete unter dem Titel „Mehr Bewegung, bessere Schulen?“ die Auswirkungen einer täglichen Schul-Sportstunde auf die Leistungsfähigkeit der Schüler.

Thiele stellte die Ergebnisse einer Studie vor, bei der zwischen 2005 und 2009 an 25 Projekt-Grundschulen in Nordrhein-Westfalen täglich eine Stunde Sport angeboten wurde. Die Realisierung wurde dabei allein den Schulen überlassen. Positive Effekte zeigten sich besonders bei den Mädchen. „Die Akzeptanz dieser täglichen Sportstunde war bei Schülern und Lehrern sehr hoch“, fasste Thiele zusammen. „Und 80 Prozent der Schulen wollten nach dem Ende der Untersuchung die tägliche Sportstunde weiter anbieten.“

Neben sportbegeisterten Schülern sind qualifizierte Lehrkräfte Garanten für guten Sportunterricht. Aus diesem Grund standen bei der Schulsportwoche in Koblenz zahlreiche Lehrerfortbildungen auf dem Programm.

Die nächste Schulsportwoche 2012 findet in Mainz statt, Ausrichter ist das Ganztagsgymnasium Theresianum.


  • Während der Schulsportwoche konnten Schülerinnen und Schüler viele neue Sportarten ausprobieren. Foto: LSB Rheinland-Pfalz
    Während der Schulsportwoche konnten Schülerinnen und Schüler viele neue Sportarten ausprobieren. Foto: LSB Rheinland-Pfalz