Sport kann die sozial Benachteiligten erreichen

Die gemeinsame Fachtagung Soziale Integration im Kinder- und Jugendsport der dsj und der Hamburger Sportjugend im Hamburger Haus des Sports wurde von 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht.

Sport kann Gruppen erreichen, die sozial "abgehängt" sind. Foto: picture-alliance
Sport kann Gruppen erreichen, die sozial "abgehängt" sind. Foto: picture-alliance

Gleich zu Beginn des Programms blickte Willi Lemke, der Sonderberater für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden für den Generalsekretär der Vereinten Nationen, auf seine Erfahrungen sowohl als Manager des Fußball-Bundesligaklubs Werder Bremen als auch als Bildungssenator der Freien und Hansestadt Bremen zurück und hob die integrative Kraft des Sportes hervor.

Wolfgang Hammer, Abteilungsleiter der Hamburger Behörde für für Soziales, Familie, Gesund-heit und Verbraucherschutz , illustrierte anschließend seine Kernaussage, dass es bei Kindern und Jugendlichen auf die Motivation ankommt, wenn Bildungseffekte wirken sollen, mit anschaulichen Beispielen aus fernen Ländern.

Der Präventionsforscher und Demokratieexperte Thomas Kliche befasste sich mit der Frage, wie die gesellschaftliche Teilhabe auch von denjenigen erreicht werden könne, die derzeit zum „abgehängten“ Teil der Gesellschaft gehörten. Seine These: Teilhabe muss im Kleinen erlebt werden können, damit sie im Großen wahrgenommen wird. Also: Junge Menschen müssten „Selbstwirksamkeit“ erfahren – sie müssten spüren, dass es einen Unterschied mache, was sie tun oder nicht tun. Nur wenn „Mitmachen“ gefragt sei, könne ein Sinn in einem demokratisch organisierten Gesellschaftssystem erkannt werden. Der Sport könne mit seinem Angebot viele der gesellschaftlichen Gruppen erreichen, die als sozial benachteiligt und „ökonomisch als „abgehängt“ bezeichnet werden, sagte Kliche. Sein Schlussplädoyer: Die vorhandenen guten Ansätze benötigen Zeit zum Wachsen; die positiven Effekte entstehen allmählich und wirken meist auf mehreren Ebenen. Die bundesweite Fachtagung wird gefördert vom Bundesministe-rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Referatsleiter Hans-Peter Bergner nahm für das Ministerium an der Veranstaltung teil .

Arne Klindt stellte die Aktion „Kids in die Clubs“ der Hamburger Sportjugend in Grundzügen vor. Er verwies darauf, dass die Erfahrungen auch für die Umsetzung der Bildungschipkarte genutzt werden könnten und benannte zentrale Kriterien, die ein Förderansatz erfüllen müsse, damit die Unterstützung sinnvoll ausgestaltet werden könne.

Nach der Präsentation und Diskussion der Workshop-Ergebnisse setzte Prof. Sebastian Braun mit einem Vortrag zu den Bildungspotenzialen der Mitgliedschaft im Sportverein einen weiteren Akzent. Er stellte aktuelle Zahlen des Freiwilligensurveys vor, die deutlich machten, dass ehrenamtliches Engagement weiterhin im Sport in großem Masse vorhanden ist, tendenziell aber leicht abnimmt. Er zeigte Wege auf, wie es dem organisierten Sport gelingen könne, das sogenannte neue Ehrenamt auch in den Vereinen und Verbänden besser zu verankern und die Arbeit auf die Bedürfnisse der weiterhin bereit stehenden Freiwilligen besser zuzuschneiden.

Für die Deutsche Sportjugend stellten Peter Lautenbach und Kristin Anlauf das Förderprogramm JETST (Junges Engagement im Sport) vor und hoben die Vielfalt der insgesamt acht aus dem Programm geförderten Modellprojekte hervor.

Zum Schluss der Fachtagung erheiterte der Hamburger Comedian Sebastian Schnoy die Gemüter mit pointierten Erklärungen der Eigenheiten verschiedener europäischer Länder und die Schwierigkeiten, die sich daraus für die Integration allein schon in Europa ergeben. Stefan Karrasch, der Vorsitzende der Hamburger Sportjugend, äußerte in seinem Schlusswort den Wunsch, dass vor allem die dsj in den aktuellen Diskussionen auf Bundesebene die Ideen und Vorschläge Tagung aufgreifen und in politische Forderungen umsetzen kann.

Die Diskussionen und Ergebnisse der Tagung werden voraussichtlich Anfang 2011 dokumentiert und den Teilnehmenden sowie weiteren Interessierten zur Verfügung gestellt.  Schon jetzt sind die Broschüren „Interkulturelle Öffnung im organisierten Kinder- und Jugendsport“ und „Interkulturelles Training – Material und Übungen für den Einsatz in der Jugendarbeit im Sport“ bei der dsj erhältlich.


  • Sport kann Gruppen erreichen, die sozial "abgehängt" sind. Foto: picture-alliance
    Sport kann Gruppen erreichen, die sozial "abgehängt" sind. Foto: picture-alliance