Sporthilfe startet Initiative „Sprungbrett Zukunft“

Gemeinsame Aktion mit Wirtschaft und DOSB: Vernetzte Maßnahmen zur Dualen Karriere sollen deutsche Spitzenathleten langfristig besser absichern.

 

Florian Mennigen gewann 2012 mit dem Deutschlandachter olympisches Gold und nahm an einem Förderprogramm für Leistungssportler teil. Foto: picture-alliance
Florian Mennigen gewann 2012 mit dem Deutschlandachter olympisches Gold und nahm an einem Förderprogramm für Leistungssportler teil. Foto: picture-alliance

Die Stiftung Deutsche Sporthilfe hat gemeinsam mit Spitzenvertretern der deutschen Wirtschaft, mit Wissenschaftlern, dem Deutschen Olympischen Sportbund und mit den Olympiasiegern Andreas Kuffner, Florian Mennigen und Jonas Reckermann in der Deutschen Bank in Berlin die Initiative „Sprungbrett Zukunft – Sport & Karriere“ gestartet. Die Initiative soll die langfristige Ausweitung der Athletenförderung weiterhin gewährleisten und die berufliche Situation der Athleten nach der sportlichen Karriere besser absichern.

Das DOSB-Präsidium habe erst im März ein Zehn-Punkte-Programm zur dualen Karriere verabschiedet, das zusammen mit der Athletenkommission erstellt worden sei, ergänzte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper. „Es sind Kernbereiche für dieses Programm definiert, die den Sportlerinnen und Sportler von der Schule, über das Studium oder den Beruf bis zum Karriere-ende und darüber hinaus begleiten sollen, damit sie möglichst ohne Zukunftsängste ihren Spitzensport betreiben können.“

Mit der vernetzten Initiative „Sprungbrett Zukunft – Sport & Karriere“ wird die deutsche Wirtschaft nun dazu aufgerufen, die Bemühungen zu unterstützen, den deutschen Spitzenathleten die Chance zu bieten, ihre sportliche Karriere zu verfolgen, ohne gravierende Nachteile bei der beruflichen und persönlichen Entwicklung zu befürchten. Dies soll erreicht werden durch:

  • Schaffung von vier- bis sechswöchigen Kurzzeitpraktika in Unternehmen, mit Rücksicht auf die sportlichen Verpflichtungen der Sportler
  • Möglichkeiten einer Kennwortbewerbung mit Gesprächsoption für ausgeschriebene Stellen für Sportler, und solche, die ihre sportliche Karriere bereits beendet haben
  • Auflage eines Mentorenprogramms, mit dem Entscheider aus der Wirtschaft Begleiter und „Sparringspartner“ junger Athleten werden

Studien der Deutschen Sporthochschule Köln im Auftrag der Sporthilfe zeigen, dass zwei Drittel aller Deutschen „glücklich“ und „stolz“ sind, wenn deutsche Sportler internationale Medaillen gewinnen. Für 93 Prozent der jungen Deutschen sind Spitzensportler hinsichtlich ihres Leistungswillens und ihrer Leistungsbereitschaft Hoffnungsträger und Vorbilder.

Die Risiken der Spitzensportkarriere bleiben jedoch bei den Sportlern: Der durchschnittliche Sporthilfe-Athlet lebt von 626 Euro – bei einer 60-Stunden-Woche. 57 Prozent der Athleten leiden unter Existenzängsten, viele sehen sich für Fehlverhalten gefährdet und nur unzureichend gerüstet für die Zeit nach dem Sport.

„Die Ziele der Initiative sind einfach zu erreichen, wenn wir alle zusammen unseren Athleten zur Seite stehen und die Kraft der deutschen Wirtschaft mobilisieren. Zusammen bewirken wir auf diese Weise eine substantielle Zukunftssicherung für unsere Spitzensportler“, heißt in einem gemeinsamen Aufruf von Jürgen Fitschen, dem Co-Vorsitzenden des Vorstands der Deutschen Bank, Prof. Dieter Hundt, dem Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, sowie Werner E. Klatten, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Deutschen Sporthilfe.

„Nach dem Studium sind es fehlende Praktika und berufliche Perspektiven, die Existenzängste und Scheitern verursachen könnten“, sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper. „Mit einem Pool von Jobbörsen, spitzensportkompatiblen Kurzpraktika in Unternehmen sowie auch mit der Hilfe staatlicher Stellen in Land und Bund will der DOSB zusammen mit der Sporthilfe dagegen halten und die Duale Karriere fördern.“ Auf Hochleistungssportler müsse gerade an den Hochschulen mehr Rücksicht genommen werden.“ „Da wünsche ich mir ein Modell wie in Amerika“, ergänzte er. „Die Sportler am College und den Hochschulen sind dort Aushängeschilder. Mit ihnen profiliert sich jede Universität.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich unterstützt die Initiative. Sie sei für die Athletinnen und Athleten „ein wertvoller Baustein“ in der Förderung ihrer dualen Karriereplanung. „Die Aus- und Weiterbildung unserer Eliten ist eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft“, sagte er. „Ich bin froh, dass die Sporthilfe diese Herausforderung so klar formuliert, um möglichst viele dafür zu gewinnen, sich bei dieser Aufgabe zu engagieren, finanziell und ideell. Denn wir brauchen auch weiterhin sportliche Vorbilder.“

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Sporthilfe, Michael Ilgner, erklärte, man habe in der Vorbereitung von „Sprungbrett Zukunft“ geförderte Athleten nach ihrem derzeitigen Berufsstand abgefragt sowie nach ihrem grundsätzlichen Interesse an neuen Angeboten. „Schon vor Start unserer Initiative haben mehr als die Hälfte der geförderten Schüler und Studenten explizit den Wunsch geäußert, auf diese Programme in Zukunft zurückgreifen zu wollen“, sagte er. „Wir werden keine Garantien schaffen. Das passt auch nicht zu einer offenen und wirtschaftlich ausgesprochen erfolgreichen Gesellschaft mit hohen Anforderungen. Wir wollen neue Optionen schaffen, mit Flexibilität und Verständnis unseren Athleten einen Ausgleich bieten für ihre Inanspruchnahme durch die Gesellschaft. Wir suchen keine Bevorzugung, wir suchen faire Chancen für Athleten auf dem Arbeitsmarkt.“

(Quelle: Sporthilfe/DOSB)


  • Florian Mennigen gewann 2012 mit dem Deutschlandachter olympisches Gold und nahm an einem Förderprogramm für Leistungssportler teil. Foto: picture-alliance
    Florian Mennigen gewann 2012 mit dem Deutschlandachter olympisches Gold und nahm an einem Förderprogramm für Leistungssportler teil. Foto: picture-alliance