Sprinter und Acht-Meter-Springer: Prof. Manfred Steinbach zum 85.

Der ehemalige Weltklasse-Leichtathlet und zweimalige Olympiateilnehmer Prof. Dr. Manfred Steinbach vollendet am 18. August 2018 sein 85. Lebensjahr.

Manfred Steinbach bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom. Foto: picture-alliance
Manfred Steinbach bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom. Foto: picture-alliance

Der Professor für Sportmedizin und Facharzt für Neurologie und Psychiatrie wurde in Sprottau (Polen) geboren und wuchs in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt (Harz) auf.

Sein großes Talent für die Leichtathletik mit den besonderen Fähigkeiten in den Sprint- und Sprungdisziplinen wurde bei einem Schulsportfest entdeckt. Manfred Steinbach startete fortan für den SC Wissenschaft Halle (Saale), wo er im Jahre 1952 an der dortigen Universität ein Medizinstudium aufnahm. Im Jahre 1956 wurde er erstmals DDR-Meister über 100 Meter und 200 Meter. Im August 1956 egalisierte er den bestehenden DDR-Rekord, und im Herbst des gleichen Jahres lief er in einer gesamtdeutschen Auswahl mit 40,0 Sekunden einen Staffel-Europarekord über 4x100 Meter in der Besetzung zusammen mit Lothar Knörzer (geb. 1933), Leonhard Pohl (1929-2014) und Manfred Germar (geb. 1935). Manfred Steinbach nahm 1956 an den Olympischen Spielen in Melbourne teil, schied aber im Vorlauf über 100 Meter aus.

Für den Jubilar war diese Phase seiner sportlichen Karriere noch in ganz anderer Hinsicht „weg-weisend“: Seine Eltern hatten schon im Jahre 1953 die DDR verlassen. Sohn Manfred entschied sich am 20. April 1958 zur Flucht und fand zunächst eine neue Heimat im westlichen Teil von Berlin. Seinen DLV-Startpass ließ er auf den VfL Wolfsburg ausstellen, wo später u.a. auch Theo Püll (geb. 1936), der elfmalige Deutsche Meister im Hochsprung, aktiv war. Ab 1961 startete Steinbach für den 1959 gegründeten USC Mainz, wo u.a. der Speerwerfer Hermann Salomon (geb. 1938) und der Zehnkämpfer Hans-Joachim Walde (1942-2013) zu seinen Vereinskameraden zählten.

Manfred Steinbach war am 20. August 1958 an einem Weltrekord mit 4x100-Meter-Staffel des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) beteiligt: Mit der DLV-Auswahl egalisierte er zusammen mit Martin Lauer (geb. 1937), Heinz Fütterer (geb. 1931) und Manfred Germar in einer Zeit von 39,5 Sekunden den damals bestehenden Weltrekord der Olympiastaffel der USA aus dem Jahre 1956.

Bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom gelang es Manfred Steinbach, als erster Deutscher regulär die Acht-Meter-Marke im Weitsprung zu knacken. Mit seiner Weite von genau 8,00 Metern erreichte er im letzten Versuch Platz vier. Zuvor schon war er im gleichen Jahr bei den bundesdeutschen Meisterschaften im Berliner Olympiastadion mit 8,14 Meter als erster Sportler um genau einen Zentimeter weiter gesprungen, als Jesse Owens mit seiner damals gültigen Weltrekordweite aus dem Jahre 1935. Allerdings konnte der Rekordsprung von Manfred Steinbach wegen zu starken Rückenwinds nicht anerkannt werden. In den Jahren von 1960 bis 1962 war Steinbach jeweils Deutscher Meister im Weitsprung.

Sein Medizinstudium konnte Steinbach nach der Flucht aus der DDR an der Universität Göttin-gen fortsetzen und 1959 abschließen. An der Universität Mainz habilitierte er sich 1961 und wurde hier später Professor für Sportmedizin. Steinbach leitete von 1965 bis 1970 das Sportmedizinische Institut der Universität Mainz. Danach war Steinbach bis 1977 als Ministerialdirigent im hessischen Sozialministerium in Wiesbaden tätig, bevor er als Ministerialdirektor in das Bundesgesundheitsministerium und dort bis 1993 die Abteilung für Humanmedizin, Arzneimittel und Apothekenwesen leitete.

Nach einer bekanntgewordenen Affäre um HIV-verseuchte Blutkonserven wurde er vom damaligen Gesundheitsminister Horst Seehofer vorzeitig in den Ruhestand versetzt und wurde ärztlicher Direktor der Johannesbad-Gruppe des Bad Füssinger Bäder-Unternehmers Johannes Zwick. Von 1999 bis 2008 war er Präsident des Deutsche Heilbäder-Verbandes (DHV) und wurde anschließend dort zum Ehrenpräsidenten ernannt. Dem Präsidium des DLV gehörte Manfred Steinbach von 1973 bis 1993 an.

(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 32)


  • Manfred Steinbach bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom. Foto: picture-alliance
    Manfred Steinbach bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom. Foto: picture-alliance