Starker Sport – Starke Städte

Beim Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik war nun erstmals der Sport Thema.

Wer in der Stadt wohnt, braucht genügend Sport- und Bewegungsflächen. Foto: LSB NRW
Wer in der Stadt wohnt, braucht genügend Sport- und Bewegungsflächen. Foto: LSB NRW

Bereits mehr als 80 Prozent der Bundesbürger leben in Städten; vor allem viele Großstädte verzeichnen seit Jahren starke Einwohnerzuwächse. Der Bau zusätzlicher Wohnungen steht daher auf der Agenda von Politik und Verwaltung weit oben. Parallel hierzu verschärft sich die Konkurrenz zwischen dem Wohnungsbau und anderen Nutzungen um knappe städtische Flächen.

Diese Entwicklung war Anlass, den Stellenwert und die Perspektiven des Sports in wachsenden Städten beim 12. Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik in Frankfurt am Main in einer von insgesamt fünf sogenannten Arenen näher zu beleuchten – ein Novum in der zwölfjährigen Geschichte des Kongresses. Die Arena wurde in enger Abstimmung zwischen dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat und dem Deutschen Olympischen Sportbund konzipiert und durchgeführt.

In seiner Einführung skizzierte der Moderator Thomas Wilken die unterschiedlichen Bezüge zwischen Sport- und Stadtentwicklung. Unter anderem verwies er auf die von regelkonformen Sportanlagen bis hin zu öffentlichen Wegen und Grünanlagen reichende Vielfalt sportlich genutzter städtischer Räume. Aufgabe einer integrierten Stadtentwicklung sei es zum einen, vorhandene Sport- und Bewegungsflächen zu sichern und aufzuwerten. Zum anderen müssten Einwohnerzuwächse von der Bereitstellung eines breiten Spektrums zusätzlicher Sport- und Bewegungsmöglichkeiten begleitet werden.

Sport fördert Gesundheit und soziales Miteinander

Dr. Karin Fehres, Vorstand Sportentwicklung im DOSB, knüpfte hieran an und verdeutlichte die vielfältigen Bezüge zwischen den Zielen integrierter Stadtentwicklung und den Leistungen des Sports. Insbesondere fördere der Sport die Gesundheit und das soziale Miteinander in der Stadt. Mit ihrem hohen ehrenamtlichen Engagement seien Sportvereine wichtige Teile der städtischen Zivilgesellschaft. Um die vielfältigen Synergien zwischen Sport- und Stadtentwicklung optimal nutzen zu können, sollten Sportvereine und -verbände möglichst frühzeitig in städtische Planungen eingebunden werden.

An unterschiedlichen Beispielen aus Nordrhein-Westfalen zeigte Achim Haase (Landessportbund Nordrhein-Westfalen) anschließend die Schwierigkeiten auf, mit denen der Sport in Zeiten eines verstärkten Wohnungsbaus konfrontiert ist. Lärmkonflikte infolge heranrückender Wohnbebauung, ein Mangel an Sportstätten im Zuge der Verdichtung von Quartieren und weite Wege durch die Verlagerung von Sportanlagen seien vielfach programmiert. Er plädierte insbesondere für die rechtliche Gleichstellung von Sport- und Kinderlärm und verwies auf eine entsprechende Initiative aus Nordrhein-Westfalen.

Unbestritten war bei der Veranstaltung aber auch, dass in Zeiten knapper Flächen im Sport neues Denken gefragt ist. Friedrich Thorn (Hansestadt Lübeck) verdeutlichte am Beispiel des Sportzentrums Falkenwiese, wie eine innerstädtische Sportanlage zeitgemäß weiterentwickelt werden und für Vereine, Schulen und Öffentlichkeit gleichermaßen attraktiv sein kann. Bernd Seibert (Stadtsportbund Bonn) präsentierte die Initiative „Sport im Park“, bei der drei Sportvereine und der Hochschulsport der Universität in den Sommermonaten stark nachgefragte kostenfreie Sportangebote in öffentlichen Grünanlagen und Freibädern machen.

Die Berücksichtigung des Sports in der Stadtentwicklung ist kein Selbstläufer, sondern hängt in starkem Maße vom Engagement des organisierten Sports ab. Bernard Kössler (Hamburger Sportbund) machte an unterschiedlichen Beispielen aus Hamburg deutlich, welche Schritte zum Erfolg führen können. Unverzichtbar sei insgesamt eine frühzeitige und partnerschaftliche Einbindung des Sports durch die beteiligten Behörden.

Sportstaatsrat Christoph Holstein (Behörde für Inneres und Sport Hamburg) stimmte dieser Feststellung in der folgenden Gesprächsrunde zu und verwies darauf, dass die Stadt Hamburg aus Fehlern der Vergangenheit gelernt habe und der Sport in aktuellen Stadtentwicklungsvorhaben angemessen berücksichtigt werde. Generell verfolge Hamburg das Ziel, die Stadt auch außerhalb klassischer Sportstätten möglichst bewegungsfreundlich zu gestalten. Die internationale Anerkennung als „Active City“ sei hierfür ein erfreulicher Beleg.

Dass die Berücksichtigung des Sports in der Stadtentwicklung nicht die Regel ist, hob Roland Frischkorn (Sportkreis Frankfurt am Main) hervor. So sei der Sport in die kurz vor dem Abschluss stehende Erarbeitung des Stadtentwicklungskonzeptes Frankfurt 2030 kaum eingebunden gewesen.

Monika Thomas, die für Stadtentwicklung verantwortliche Abteilungsleiterin aus dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, zeigte sich überzeugt, dass die Sicherung und Weiterentwicklung von Sporträumen trotz der derzeitigen Priorität des Wohnungsbaus nicht zu kurz kommen werde. Auch ihrer Auffassung nach sei der Sport ein unverzichtbares Element integrierter Stadtentwicklung. Ihr Ministerium habe bereits die Sanierung kommunaler Sportstätten unter-stützt und werde sich auch zukünftig für sport- und bewegungsfreundliche Städte engagieren.

Abschließend betonte Dr. Karin Fehres noch einmal den besonderen Beitrag des Sports für die Lebensqualität in der Stadt und unterstrich, dass sich der organisierte Sport getreu dem Motto „Starker Sport – Starke Städte“ für vielfältige und bedarfsgerechte Sporträume in wachsenden Städten engagiere. Sie drückte den Wunsch aus, die Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat fortzuführen und weiter zu intensivieren.

(Quelle: DOSB)


  • Wer in der Stadt wohnt, braucht genügend Sport- und Bewegungsflächen. Foto: LSB NRW
    Wer in der Stadt wohnt, braucht genügend Sport- und Bewegungsflächen. Foto: LSB NRW