Studie zeigt: Wirtschaftsfaktor Sportstätten beträgt 22,6 Milliarden Euro

Das Gesamtvolumen für Sportstättenbau, Modernisierung, Pflege und Betrieb in Deutschland betrug für das Jahr 2008 insgesamt 22,6 Milliarden Euro.

Sport als bedeutsamer Wirtschaftsfaktor leistet einen unverzichtbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Leben. Foto: picture-alliance
Sport als bedeutsamer Wirtschaftsfaktor leistet einen unverzichtbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Leben. Foto: picture-alliance

Das geht aus einer Studie hervor, die das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie jetzt vorgelegt hat.

Die Grundlagenstudie zur wirtschaftlichen Bedeutung des Sportstättenbaus und des Sportstättenbetriebs, die unter Leitung der 2hm & Associates GmbH (Mainz) angefertigt wurde, ist das letzte Teilprojekt einer Forschungsarbeit zur wirtschaftlichen Bedeutung des Sports. Erstmals steht damit eine empirisch fundierte Zahlenbasis für Deutschland über die Sportbranche als Querschnittsmaterie zur Verfügung.

„Die volkswirtschaftlich bedeutsame Dimension des Sportstättenbaus ist ein weiterer Beleg dafür, dass der Sport ein wichtiges und ‚hartes‛ Politikfeld ist.“, sagte Andreas Klages, stellvertretender DOSB-Direktor Sportentwicklung, bei der Vorstellung der Teilstudie in Berlin. Damit könne der Sport nun, zweitens, in der fachlichen Sportstättendiskussion auf belastbare Daten zurück-greifen. „Sporträume sind eine wesentlich Grundlage für das gesellschaftspolitisch wirksame Leistungspektrum des Sports“, sagte Klages. „Investitionen und öffentliche Förderung haben deshalb hier nicht nur positive Effekte im Sinne einer wirksamen Wirtschafts- und Regionalförderung, sondern sie zahlen in unsere Gesellschaft ein und sind eine zentrale Grundlage für sozialen Zusammenhalt und Gemeinwohl.

Sport, so heißt es auch in der Veröffentlichung, leiste einen unverzichtbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Leben in Deutschland und sei zugleich ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor. Das veränderte sportbezogene Freizeit- und Konsumverhalten der Bevölkerung, die Professionalisierung, Medialisierung und Kommerzialisierung des Sports hätten die Wahrnehmbarkeit als Wirtschaftsfaktor verstärkt.

Das letzte Teilprojekt, so die Initiatoren, beantworte die Frage: Wie hoch ist das Gesamtvolumen für den Bau und Betrieb von Sportstätten? Damit lägen alle durch Primärerhebungen gewonnenen notwendigen Daten zur Sportwirtschaft vor. Sie ermöglichten nun unter anderem eine valide und seriöse Aussage zur wirtschaftlichen Bedeutung und tatsächlichen Wertschöpfung des Sports in Deutschland. Die Summe der Aufwendungen zugunsten des Sports betragen danach rund 116 Milliarden Euro.

Das ist das Gesamtergebnis aus dem Forschungsvorhaben zu den drei Themen „Privater Sportkonsum“ (87,4 Milliarden Euro), „Sportsponsoring, Sportwerbung und Medienrechte“ (5,5  Milliarden Euro) und schließlich „Investitionen in Sportstätten und deren Betrieb“ (22,6 Milliarden Euro).

Der Abschlussbericht über das Gesamtergebnis (Sportsatellitenkonto) wird voraussichtlich im Frühjahr 2013 vorgelegt. Er soll dann weitere makroökonomische Kennzahlen wie den Anteil des Sports am Bruttoinlandsprodukt enthalten. Die Daten der Teilstudie sollen für mindestens zehn Jahre jährlich oder mindestens zweijährlich fortlaufend aktualisiert werden.

Die ausgewiesenen Ergebnisse seien voll mit den Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) kompatibel und abgestimmt, heißt es in der Vorlage des Ministeriums. Denn das Sportsatellitenkonto beruhe auf exakten Definitionen, Konzepten und international abgestimmten Konventionen.

Den größten Teil der 22,6 Milliarden Euro für Sportstättenbau, Modernisierung, Pflege und Betrieb im Jahr 2008 machen mit 9,7 Milliarden Euro (43 Prozent) die Betrieb- und Instandhal-tungskosten aus, gefolgt von Bauinvestitionen in Höhe von 7,0 Milliarden Euro (31 Prozent). Das Gesamtvolumen verteilt sich auf insgesamt rund 231.000 Sportanlagen und auf 367.000 Kilometer Sportstätten in Wegeform wie Wanderwege, Laufwege, Radwege, Loipen oder Skipisten).

Ehrenamtliche Tätigkeiten sind nicht berücksichtigt

Bei sämtlichen Kostenangaben sei zu berücksichtigen, dass innerhalb der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Wert ehrenamtlicher Tätigkeiten nicht berücksichtigt werde, heißt es weiter. „Insbesondere bei Sportstätten, die von Vereinen genutzt werden, sind die Leistungen, die ehrenamtlich erbracht werden, gegebenenfalls beträchtlich.“ Das gleiche gelte beispielsweise auch für einen großen Teil der Sportgelegenheiten wie Wanderwege, die wiederum zum Großteil von ehrenamtlichen Helfern gepflegt würden.

Sogenannte Kernsportstätten wie Schwimmbäder und Sporthallen bilden mit 13,3 Milliarden Euro aller Aufwendungen den mit Abstand größten Anteil. Auffallend gering, so die Auswertung, seien die Aufwendungen für Sportwege.

Die Studie, sagen die Forscher, liefere Ansatzpunkte für die weitere Diskussion und Dokumentation des Sanierungsbedarfs von Sportstätten. Der DOSB beziffert aktuell den Sanierungsbedarf auf mindestens 42 Milliarden Euro für Sportstätten insgesamt. Im Rahmen des Konjunkturpakets II wurden bereits eine Milliarde Euro in Sportstättensanierung investiert.

Unter der Annahme, dass sich der Sanierungsstau in 15 Jahren aufgebaut habe, reduziere sich die in diesem Projekt erhobene wirtschaftliche Bedeutung der Sportstätten um rund 2,8 Milliarden Euro auf immer noch 19,8 Milliarden Euro, besagt die Auswertung. Aus Forschungssicht sei  es ratsam, die politische Diskussion über umfassende Sanierungen oder Ersatzbau stets unter drei zentralen Aspekten zu führen:

  • Demografische Entwicklung: Ist die Sportstätte künftigen Anforderungen und Standortbedingungen gewachsen? Existiert auch mittel- und langfristig noch die entsprechende Nachfrage?
  • Erhebliche Betriebskosteneinsparmöglichkeiten beispielsweise durch energetische Sanierung oder/und barriereärmere Ausstattungen.
  • Potential die Einnahmenseite zu verbessern durch gestiegene Attraktivität und gegebenenfalls Multifunktionalität der Sportstätten.

Abschließend heißt es, ein Sportstättenatlas für volkswirtschaftlich besonders bedeutsame Sportstätten, der auch den konkreten Sanierungsbedarf abbilde, „könnte der Diskussion und der Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit dienen“.

Das Projekt wurde begleitet von einem Forschungsbeirat, der besetzt war mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Bundesministerium der Finanzen, Bundesinstitut für Sportwissenschaft, DOSB, Statistischen Bundesamt und dem Zentralverband Deutsches Baugewerbe.

(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 47)


  • Sport als bedeutsamer Wirtschaftsfaktor leistet einen unverzichtbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Leben. Foto: picture-alliance
    Sport als bedeutsamer Wirtschaftsfaktor leistet einen unverzichtbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Leben. Foto: picture-alliance