Trainer arbeiten für wenig Geld und Anerkennung

Die Trainerausbildung in Deutschland nimmt zwar eine Vorreiterrolle ein, die Bedingungen unter denen die Trainer arbeiten sind jedoch schwierig und müssen weiter verbessert werden.

"Im Nachwuchsbereich fehlen die Trainer", merkte Speerwurftrainer Boris Obergföll an. Copyright: Picture Alliance
"Im Nachwuchsbereich fehlen die Trainer", merkte Speerwurftrainer Boris Obergföll an. Copyright: Picture Alliance

Besondere Aufmerksamkeit muss in Zukunft den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der gesellschaftlichen Stellung sowie der akademischen Vergleichbarkeit der Abschlüsse der Trainer zukommen. Das war das Ergebnis des Austausches zwischen Journalisten, Funktionären  des Sports und Trainern beim Journalisten-Workshop, der anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Trainerakademie des Deutschen Olympischen Sportbundes in Köln stattgefunden hat.

Seit 1974 machten insgesamt 1266 Absolventen ihren Abschluss in Köln und arbeiteten in der Folge als Bundestrainer, Landestrainer, Sportdirektoren oder auch Verbandspräsidenten an wichtigen Schaltstellen des deutschen Leistungssports. Allein schon die hohe Anzahl hochqualifizierter Absolventen ist international einmalig, wie der Präsident des International Council for Coaching Excellence, John Bales, herausstellte. Gleichzeitig lobte er auch die vermittelten Inhalte. Lutz Nordmann, Direktor der Trainerakademie, betonte: „Die Ausbildung an der Trainerakademie ist anders als an anderen Hochschule. Sie richtet sich an eine spezielle  Zielgruppe und ist stark praxisorientiert. Eine so hohe Konzentration erfolgreicher ehemaliger Spitzenathleten gibt es sonst nirgendwo. Ein wichtiger Schwerpunkt ist der sportartübergreifende Austausch.“

An der Trainerakademie können die Absolventen die höchste Lizenz für Trainer in Deutschland erwerben. Seit 2004 wird ein dreijähriges berufsintegriertes Diplom-Trainer Studium angeboten, welches speziell auf die Erfordernisse des Leistungssports ausgerichtet ist und national wie international hoch angesehen ist. Der Diplom-Trainer-Abschluss ist dem akademischen Grad eines Bachelor of Art zwar „gleichwertig“, jedoch nicht „gleichartig“.

Dies solle sich in Zukunft ändern, wie der Leistungssportdirektor des DOSB, Bernhard Schwank, sagte: „Die Ermöglichung eines akademischen Abschlusses an der Trainerakademie hat für den DOSB auch unter unserem neuen Präsidenten Alfons Hörmann höchste Priorität.“ Dem schloss sich auch Gerhard Böhm, Leiter der Sportabteilung im Bundesinnenministerium, an: „Deutschland ist Spitzensportland, da wir Spitzentrainer haben. Die Bundesregierung hat ein grundlegendes Interesse daran, dass das auch so bleibt. Wir begrüßen ausdrücklich das Bestreben den Abschluss an der Trainerakademie akademischen zu zertifizieren.“ Durch eine entsprechende Einordung soll externen Arbeitgebern eine bessere Vergleichbarkeit ermöglicht und somit die Chancen am Arbeitsmarkt erhöht werden.

Besonders thematisiert wurden im Rahmen der Veranstaltung außerdem die Bedingungen, unter welchen Trainer in Deutschland arbeiten. Das Blickfeld der Öffentlichkeit verenge sich „auf die wenigen, die jeden Samstag über die Bildschirme flimmern. Das hat mit der Realität des Großteils der Trainer jedoch wenig zu tun“, sagte Schwank. Trainer müssten neben der Wettkampfvorbereitung auch als Manager, Psychologe, Pädagoge, Fahrer oder auch Koch agieren. Hinzu kommen unattraktive Vergütung und Arbeitszeiten sowie ein hoher Erfolgsdruck. Es seien bereits viele kleine Schritte zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation in Zusammenarbeit mit dem Parlament und der Regierung gemacht worden, „es darf aber nicht sein, dass ein Trainer sechzig Stunden am Beckenrand steht und dann mit 1.300 Euro brutto pro Monat nach Hause geht“, so Schwank. Ulla Koch, Chef-Bundestrainerin der Turnerinnen, sah hingegen die Lage noch dramatischer und sprach von Gehaltsuntergrenzen von 600 € im Monat bei einigen Bundestrainern.

Zudem wurde deutlich, dass sportartübergreifend besonders bei den Trainern im Nachwuchsbereich und im Übergang vom Nachwuchs- in den Spitzensport noch Nachholbedarf besteht. „Unsere Bundestrainer sind sehr gut ausgebildet, aber im Nachwuchsbereich fehlen die Trainer“, bestätigte Speerwurf- Bundestrainer Boris Obergföll. Dies sei meist auf die schlechte Bezahlung und unsichere Perspektive zurückzuführen.

Ein weiteres Problem ist die gesellschaftliche Anerkennung des Berufes Trainer. Badminton-Coach Holger Hasse vom Berufsverband der Trainer/innen im deutschen Sport forderte: „Wir müssen uns weiter professionalisieren und für unseren Berufsstand eintreten.“ Der DOSB strebt hierbei an, eine Trainervertretung als Expertenkommission noch stärker in seinen Strukturen zu verankern. „Ziel muss es sein, der Öffentlichkeit ein abgestimmtes Berufsbild Trainer zu präsentieren um dem Beruf in der Wahrnehmung die entsprechende Anerkennung zu verschaffen“, betonte Bernhard Schwank.

(Quelle: DOSB/Daniel Mayr)


  • "Im Nachwuchsbereich fehlen die Trainer", merkte Speerwurftrainer Boris Obergföll an. Copyright: Picture Alliance
    "Im Nachwuchsbereich fehlen die Trainer", merkte Speerwurftrainer Boris Obergföll an. Copyright: Picture Alliance