Trainerinnen und Trainer - die wichtigsten Partner der Athleten

Trainerinnen und Trainer sind und bleiben die wichtigsten Partner der Athleten. Dies wurde während der Bundestrainer-Konferenz des DOSB in Hamburg erneut unterstrichen und auch in einer von den Teilnehmern beschlossenen „Hamburger Erklärung“ bekräftigt.

Trainer sind wichtig. Copyright: pcitre-alliance
Trainer sind wichtig. Copyright: pcitre-alliance

In der Erklärung wird die Erwartung geäußert, dass die Traineroffensive des DOSB zu einer zügigen Verbesserung der Rahmenrichtlinien für Berufsbild, Anerkennung, Qualifizierung, leistungsgerechter Vergütung und materieller Erfolgsbeteiligung führt. In der Freien und Hansestadt Hamburg fand die Trainerschar einen wichtigen Verbündeten in der Person des DOSB-Präsidenten Thomas Bach, der deutlich machte: „Ohne ihre beruflichen Aktivitäten geht nichts im Leistungssport.“ Und bei einer Podiumsdiskussion zum Ende der dreitägigen Tagung wurde dies auch noch einmal von einem Weltklasseathleten herausgestellt. Der Bronzemedaillengewinner im Hochsprung bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin in diesem August, Raul Spank, rief den Trainerinnen und Trainern aus den verschiedensten Sommer- und Wintersportarten zu: „Hut ab vor ihrer Leistung. Wir Athleten könnten unsere Ziele ohne ein qualifiziertes Trainerteam niemals erreichen.“

"Brennpunkt Training"

Seit mehr als drei Jahrzehnten gibt es dieses jährliche Treffen der Trainerelite zum Ende der Freiluftsaison, das früher Bundestrainer-Großseminar hieß und jetzt erstmals als Bundestrainer-Konferenz firmierte. „Brennpunkt Training“ lautete dieses Mal das Schwerpunkt-Thema, das - wie der DOSB-Leistungssportdirektor Ulf Tippelt betonte - Erkenntnisse darüber bringen sollte, welche Reserven noch brach liegen und mit Blick auf den bevorstehenden Olympiazyklus zielführend ausgeschöpft werden können. Der DOSB-Präsident gratulierte den Trainern zu großen Erfolgen im nacholympischen Jahr, die in dieser Dichte nicht erwartet worden seien: „Das ist für die Sommersportarten ein ermutigendes Zeichen in Richtung London 2012“, sagte Thomas Bach, der sich dagegen verwahrte, dass diese Erfolge als „zufälliges Abfallprodukt einer Spaßgesellschaft“ heruntergeredet werden. Vielmehr hätten Athleten Freude an der Leistung und Lust auf Erfolg, brauchten dazu aber das große Engagement der Trainerinnen und Trainer sowie neueste wissenschaftliche Erkenntnis als Begleitung.

Bach stellte klar, dass es noch viel zu tun gäbe im Trainerbereich, wenngleich auch in den vergangenen Jahren schon Fortschritte erzielt worden seien, zum Beispiel in der Aus- und Fortbildung und mit der Erhöhung der Trainerstellen. Schließlich wies Bach darauf hin, dass das Einkommen der DOSB-Bundestrainer nicht mit den Fantasiegehältern in der Fußball-Bundesliga verwechselt werden dürften. Zudem müssten mehr weibliche Kolleginnen für den Trainerberuf und andere Führungspositionen im Sport gewonnen werden. Deshalb sei 2009 vom DOSB zum „Jahr der Frauen“ ausgerufen worden.

Bach betonte, dass niemals zuvor in der Welt so viel Geld für den Leistungssport ausgegeben worden sei, wie es derzeit der Fall sei, und dass es schwer werde, die deutsche Vormachtstellung bei den Olympischen Winterspielen und Platz fünf im Vergleich der Nationen bei den Sommerspielen zu verteidigen. Bach appellierte auch an die Trainerschar, sich für die Bewerbung München für die Olympischen Winterspiele 2018 im Rahmen ihrer Möglichkeiten, stark zu machen. Bach: „Das ist kein reiner Selbstzweck. Wir wollen zeigen, dass wir Olympische Spiele nicht nur organisieren, sondern auch feiern können.“ Olympia in München 2018 würde für den deutschen Leistungssport einen mächtigen Schub bedeuten.

Schulterschluss zwischen FES, IAT und DOSB

„Die Erfolge der Vergangenheit sind die Erwartungen für die Zukunft“, sagte der neue Leistungssportdirektor des DOSB, Ulf Tippelt, der sich erstmals in dem großen Kreis der Trainer präsentierte. Tippelt forderte, dass künftig der DOSB, das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES), das Institut für Angewandten Trainingswissenschaft (IAT), die Trainerakademie Köln und das Bundesinstitut für Sportwissenschaft noch mehr Wissen bündeln und gezielt einsetzen sollen. Dieser Schulterschluss wurde bereits bei der Hamburger Konferenz deutlich sichtbar. Als äußerst nützlich zeigte sich aber einmal mehr der Wissensaustausch über die jeweilige Sportart hinaus. So präsentierte der Cheftrainer des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber, Frank Mantek, die 2005 ausgerufene Initiative „Operation Medaille“, die zunächst belächelt worden sei, dann aber mit dem Goldmedaillengewinn von Matthias Steinert in Peking ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht habe. Mantek machte auch deutlich, dass die Trainer ihre Schützlinge individuell behandeln müssen. „Kann ich den Athleten kritisieren, wenn er von der Bühne kommt, oder muss ich ihn loben?“, gelte es zu überlegen und je nach Menschentyp zu verfahren. „Man muss das Unmögliche versuchen, um das Bestmögliche zu erreichen“, gab Mantek seinen Kollegen mit auf den Weg und beantwortete die Frage im Titel seines Diskussionsbeitrags „Ist Erfolg planbar?“ so: „Der Plan ist Bestandteil eines Erfolges.“ Für London streben die Gewichtheber zwei Medaillen an und übertrugen dazu die Obama-Motivationsformel ins Deutsche: „Wir schaffen das!“

„Man sollte viel mehr und viel früher miteinander reden“, sagte der Chef der Trainerschule im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), Wolfgang Killing, und machte damit deutlich, wie wichtig es für die Trainer ist, über den Tellerrand zu schauen. So berichtete Hockey-Goldschmied Markus Weise in der Podiumsdiskussion, dass er manchmal einen Sprinttrainer für seine Spieler nötig hätte. Und Hochspringer Raul Spank teilte mit, dass er mit einem Trainer der Wasserspringer zusammenarbeitet, der ihm die Bewegungsabläufe vermittelt habe. Raul Spank zeigte sich in Hamburg als selbstbewusster Athlet: „In London will ich 2,40 Meter hoch springen und die Goldmedaille gewinnen.“

Geprägt waren die Diskussionen in Hamburg aber auch von der Notwendigkeit einer gezielten Karriereplanung, damit Sportler nicht „im besten Alter“ aufhören, weil sie sich zwischen Hochleistungssport (und wenig Verdienst) und Beruf oder Studium zu entscheiden haben. Auch das Thema „Konfliktmanagement“ wurde nicht ausgespart. Konflikte - so Motivationstrainer Joachim Simen - müssten offen angesprochen und genutzt werden, um Ziele gemeinsam zu erreichen. Simen: „Konflikte sind ein bislang wenig genutztes Potential, um die Arbeit von Trainerinnen und Trainern erfolgreich zu machen.“

Die Traineroffensive rollt

Aufmerksamer Zuhörer und gesuchter Gesprächspartner während der drei Tage war der für Sport zuständige Abteilungsleiter im Bundesministerium des Innern, Rüdiger Kass, dessen Haus durch die Bereitstellung der erforderlichen Mittel diese wichtige sportartübergreifende Veranstaltung seit Jahren fördert. Der Hamburger Sportbund (HSB) und die Freie und Hansestadt Hamburg erwiesen sich als glänzende Gastgeber der dreitägigen Bundestrainer-Konferenz. Die für den Sport zuständige Senatorin Karin von Welck und HSB-Präsident Günter Ploß begrüßten die Gäste aus dem Spitzensport bei einem Empfang im altehrwürdigen Rathaus, und der Vertreter der Stadt, Manfred Jäger, hatte schon bei der Eröffnung der Konferenz deutlich gemacht, dass auch in Hamburg genauso wie im Deutschen Olympischen Sportbund seit einigen Jahren ein Trainerpreis vergeben wird. Fazit: Die Traineroffensive rollt. Hamburg war eine wichtige Etappe auf dem Weg nach Vancouver und London.


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