Übergewicht schon im Kindesalter vorbeugen

Das nordrhein-westfälische Projekt „Anerkannter Bewegungskindergarten mit dem Pluspunkt Ernährung“ führt dazu, den Alltag für Kinder deutlich gesundheitsförderlicher zu gestalten.

Deutlich gesundheitsförderlicher ist der Alltag von Kindern in anerkannten Bewegungskindergärten. Foto: picture-alliance
Deutlich gesundheitsförderlicher ist der Alltag von Kindern in anerkannten Bewegungskindergärten. Foto: picture-alliance

Das hat eine Evaluierung der Deutschen Sporthochschule Köln ermittelt. So hat sich zum Beispiel gezeigt, dass Bewegungsfreude gestärkt wird und dass die Kinder mehr frisches Obst und Gemüse und weniger Süßigkeiten essen. Dieses Ergebnis hat die Kooperationspartner in ihrem Beschluss bestärkt, aus dem befristeten Projekt „Anerkannter Bewegungskindergarten mit Pluspunkt Ernährung“ ein reguläres Angebot zu gestalten.

„Die Finanzierung ist zunächst bis zum Jahr 2014 gesichert“, erklärte Verbraucherschutzminister Johannes Remmel. „Wir tragen mit unserem Angebot dazu bei, dem Übergewicht im Kindesalter frühzeitig vorzubeugen und mehr Bewegung und gesunde Ernährung spielerisch in der Lebenswelt von Kindern zu etablieren. Unser Konzept, diesen vorbeugenden Ansatz durch konsequente Beratung und Schulung von Kita-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu erreichen, geht auf.“

Fortbildung in den Bereichen Ernährung und Bewegung

Das Projekt „Anerkannter Bewegungskindergarten mit dem Pluspunkt Ernährung“ ist eine gemeinsame Initiative der drei nordrhein-westfälischen Ministerien für Verbraucherschutz, Familie und Sport sowie Gesundheit, des Landessportbunds mit seiner Sportjugend Nordrhein-Westfalen und der Gesetzlichen Krankenkassen in NRW. Das Konzept beinhaltet das Kita-Personal in den Bereichen Ernährung und Bewegung fortzubilden und zu qualifizieren. Nach erfolgreichem Abschluss erwirbt die Kita das Zertifikat „Anerkannter Bewegungskindergarten mit dem Plus-punkt Ernährung“. Geeignete Räumlichkeiten, regelmäßige Info-Veranstaltungen für Eltern und die Kooperation mit einem ortsansässigen Sportverein sind neben der Ausbildung ebenfalls Voraussetzung für eine Zertifizierung. Zielgruppe sind in erster Linie Kindertagesstätten aus ökonomisch, ökologisch und sozial benachteiligten Stadtteilen, die auf ihrem Weg zu einer „gesunden Kindertageseinrichtung“ unterstützt werden sollen.

Familien- und Sportministerin Schäfer sagte: „Wir haben uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Wir wollen jedes Jahr bis zu 45 der vom Landessportbund schon teilzertifizierten ‚Anerkannten Bewegungskindergärten’ zusätzlich mit dem ‚Pluspunkt Ernährung’ auszeichnen und Kinder frühzeitig für gesunde Ernährung begeistern. Das ist auch dringend notwendig, denn die Zahl übergewichtiger Kinder ist auch in Nordrhein-Westfalen alarmierend: 11,2 Prozent unserer Schulanfänger sind zu dick, fast die Hälfte davon bereits fettsüchtig. Die Gründe liegen im täglichen Bewegungsmangel und bei falschen Ernährungsgewohnheiten.“

Frühe Prävention entscheidend

„Alle verfügbaren Daten zeigen, dass soziale Benachteiligungen in hohem Maße mit gesundheitlichen Belastungen verbunden sind“, sagte Gesundheitsministerin Barbara Steffens. „Deshalb ist die frühe Prävention entscheidend. Tägliche angeleitete, offene Bewegungsangebote und Anleitungen zu einem gesunden Essverhalten sind besonders wichtig. In den ‚Anerkannten Bewegungskindergärten mit dem Pluspunkt Ernährung’ sind sie selbstverständlicher Teil des Erlebnisalltags und tragen so zur Gesundheitskompetenz der Kinder bei.“

Walter Schneeloch, Präsident des Landessportbundes NRW, erklärte: „Über die Beraterstruktur des LSB NRW können wir die Kindertageseinrichtungen zielgerichtet und direkt ansprechen. Basis sind unsere zurzeit 430 ‚Anerkannten Bewegungskindergärten des LSB NRW’ in 54 Stadt- und Kreissportbünden. Durch unsere 25 Koordinierungsstellen und die dort angegliederten Berater und Beraterinnen werden Kitas und Sportvereine informiert, motiviert und beraten für den Erwerb des Pluspunktes Ernährung.

„Die Prävention von Übergewicht gerade in Kindergärten ist ein wesentlicher Beitrag zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und eine wichtige Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft“, sagte Hans-Jürgen Fries, Abteilungsdirektor der Abteilung Kranken- und Pflegeversicherung der Knappschaft. Die Knappschaft hat dieses Jahr die Federführung der Gesetzlichen Krankenkassen in NRW beim Projekt Bewegungskindergarten. „Deshalb ist es richtig, dass die gesetzlichen Krankenkassen in NRW sich gemeinsam engagieren und für die Schulungen zum ‚Pluspunkt Ernährung’ ein landesweit arbeitendes Ernährungsfachkräfteteam bereitstellen und koordinieren.“

Bisher wurden 44 Kitas in Stadtteilen mit besonderem Förderungsbedarf zertifiziert. Insgesamt fließen pro Jahr 160.000 Euro in das Angebot „Anerkannter Bewegungskindergarten mit dem Pluspunkt Ernährung“. Die Landesregierung stellt davon 60.000 Euro zur Verfügung, die gesetzlichen Krankenkassen ebenfalls 60.000 Euro und der Landessportbund/Sportjugend NRW 40.000 Euro.

In der von 2007 bis 2010 laufenden Pilotprojektphase wurden 230 Erzieher und Erzieherinnen speziell in den Themenfeldern Bewegungserziehung und Ernährung geschult. Mindestens 4000 Kinder und Eltern haben bisher davon profitiert. Zukünftig sollen pro Jahr bis zu 45 neue Kindertagesstätten und Sportvereine hinzugewonnen, und damit rund 160 Erzieher und Erzieherinnen fortgebildet werden. Interessierte Kindertageseinrichtungen sind eingeladen, sich um eine Teilnahme zu bewerben.


  • Deutlich gesundheitsförderlicher ist der Alltag von Kindern in anerkannten Bewegungskindergärten. Foto: picture-alliance
    Deutlich gesundheitsförderlicher ist der Alltag von Kindern in anerkannten Bewegungskindergärten. Foto: picture-alliance