VDS: Fair-Play-Trophäe an Betty Heidler

Hammerwerferin Betty Heidler erhält am Montagabend die Fair-Play-Trophäe des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (VDS) für ihr Auftreten beim Olympischen Hammerwerfen.

Betty Heidler (l.) mit Laudatorin Britta Heidemann und Beachvolleyballer Jonas Reckermann. Foto: DOSB
Betty Heidler (l.) mit Laudatorin Britta Heidemann und Beachvolleyballer Jonas Reckermann. Foto: DOSB

Die Weltrekordlerin wird für ihr Verhalten während des olympischen Finales in London geehrt, die Laudatio hält Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann.

In London hatte bei Heidlers fünftem Versuch die Technik gestreikt, ihr Wurf war viel zu kurz vermessen worden. Heidler protestierte nicht, sondern lief gelassen und lächelnd über die Anlage. "Ich wusste ja, dass der Versuch weit war, und dass es nur offiziell gemacht werden musste", sagte sie. Auch gegen die Kampfrichter hegte die 28-Jährige keinen Groll: "Die waren total nett. Es tat ihnen leid." Erst tief in der Nacht in der Maske vor einem Fernsehauftritt erfuhr Heidler dann, dass ihr die Bronzemedaille sicher war.

Die Fair-Play-Trophäe der deutschen Sportjournalisten für besonders vorbildliche Haltung hatte 1965 das deutsche Box-Idol Max Schmeling gestiftet. Zu den Preisträgern zählen unter anderem Jürgen Klopp, Arsene Wenger, Miroslav Klose und Timo Boll.

(Quelle: SID)

Laudatio von Britta Heidemann im Wortlaut: 

"Einen wunderschönen guten Abend allerseits. Ich freue mich wirklich sehr, heute Abend hier oben stehen zu können und eine wie ich finde wunderbare Sportlerin ein wenig zu beweihräuchern. Sie hat es nämlich wirklich verdient.

Ruhe bewahren und freundlich bleiben. Das ist gar nicht mal so einfach, wenn man gerade einen medaillenträchtigen Wurf hinter sich hat, sich über eine richtig gute Weite freut und dann feststellt, dass diese irgendwie nicht gewertet wurde. Wenn man weiß, dass ein technischer Messfehler vorliegen MUSS. Wenn einem keiner direkt zur Seite stehen kann, weil man sich in einem riesigen Stadion befindet, das bis auf den letzten Platz besetzt ist und man dadurch vielleicht nicht so leicht mit dem Trainer kommunizieren kann, der einem sagen könnte, was da überhaupt gerade passiert ist. Wenn man dazu noch hochkonzentriert ist und sich eigentlich gar nicht mit solchen Dingen auseinandersetzen möchte und vor allem überhaupt nicht sollte. Und das auch noch bei Olympischen Spielen, auf die man jahrelang hingearbeitet und sich vier Jahre darauf vorbereitet hat. Wenn - wie so oft im Leben - sich niemand so richtig verantwortlich fühlt und der Wettkampf einfach weiter läuft. Wie soll man damit nur umgehen, was in einer solchen Situation machen?

Ich weiß aus meiner eigenen Olympischen Erfahrung in London, als ich im Olympischen Halbfinale in der letzten Hundertstelsekunde den entscheidenden Siegtreffer zum Einzug ins Finale setzen konnte und daraus eine unglaubliche, bizarre Diskussion entstand, wie verzweifelt, innerlich wütend und gleichzeitig ohnmächtig man sich als Athlet fühlen kann, wenn Offizielle diskutieren, verhandeln und sich einfach niemand zu einer Entscheidung durchringen kann. Wie kräftezehrend es ist zu wissen, dass so viel davon abhängt. Wieviel Kraft es kostet, sich zusammenzureißen. Ich glaube, dass man sich nur schwerlich eine Vorstellung davon machen kann, WIE mental belastend eine solche Situation ist.

Liebe Betty, Du hast es in dieser schwierigen Situation geschafft, Haltung zu bewahren. Obwohl Du genau gesagt bekamst, dass Dein Wurf sehr weit ging und es ohnehin unglaublich gewesen wäre, hättest Du zufälligerweise auf den Zentimeter genau die Weite Deiner Vorwerferin geworfen, reagierte zunächst niemand so richtig auf Deinen Protest. Du hast dann mit Besonnenheit und mit aller möglichen Ruhe Deine Argumente ins Feld geführt und somit die Kampfrichter dazu gebracht, sich doch noch einmal mit Deinem Wurf zu beschäftigen. Du hast nicht den kompletten Wettkampf blockiert und damit Deine Gegnerinnen aus ihrer Konzentration für ihre nächsten Würfe gebracht. Mit einer bewundernswerten Konsequenz hast Du am Ende erreicht, dass Dein Wurf - zurecht - gewertet wurde und wurdest mit einer Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in London belohnt.

Liebe Betty, nach diesem unglaublichen Wettkampfverlauf freue ich mich heute Abend sehr, Dir sagen zu können, dass Du den VDS-Fairplay-Preis des Jahres erhältst.

Herzlichen Glückwunsch Betty!!"

 


  • Betty Heidler (l.) mit Laudatorin Britta Heidemann und Beachvolleyballer Jonas Reckermann. Foto: DOSB
    Betty Heidler (l.) mit Laudatorin Britta Heidemann und Beachvolleyballer Jonas Reckermann. Foto: DOSB
  • Betty Heidler wartete in London geduldig auf das Ergebnis und zeigte Verständnis für die Kampfrichter. Foto: picture-alliance
    Betty Heidler wartete in London geduldig auf das Ergebnis und zeigte Verständnis für die Kampfrichter. Foto: picture-alliance