Volltreffer-PSV Erfurt bietet Boxaerobic für Frauen und Mädchen an

Draußen wird es allmählich dunkel. Schließlich zeigt die Uhr schon 20 Uhr. Doch kaltes weißes Licht aus Neonröhren gibt den Weg vor. Nur noch ein paar Schritte und die gesundheitsbewusste Frau ist am Ziel, den Trainingsräumen des PSV Erfurt angekommen. In der Thüringenhalle liegt das Zuhause der Boxabteilung. Ein langgezogener Raum mit niedriger Decke, die weiß gestrichenen Wände plakatiert mit Bildern von Sporthelden im Moment des Sieges. Spiegel geben schonungslos die Wahrheit wieder und warme Luft verbreitet den Duft von körperlicher Aktivität. Doch Linda Marwan fühlt sich gerade hier extrem wohl. Zusammen mit den anderen 20 Frauen hockt sie auf dem graugrünen Linoleumboden, zwischen ihnen unzählige Sandsäcke, an Eisenketten von der Decke hängend. Sie alle freuen sich auf anderthalb Stunden Boxaerobic. Aus der kleinen Musikanlage dröhnt bereits der neueste Trend. Zweimal in der Woche gibt die 22-Jährige den Takt in der lustigen Truppe vor. „Trainingselemente sowie technische Übungen aus dem Boxen gemischt mit Schrittkombinationen aus der Aerobic, das ist Boxaerobic“, lacht sie bei der schon so oft gehörten Frage nach dem Inhalt. „Und wir trinken viel Wasser beim Training“, wird der Anspruch des Workouts klargestellt. „Zudem macht es jede Menge Spaß, ist gut für Bauch, Beine, Po und das Selbstvertrauen.“ Allein die Erwärmung dauert rund 25 Minuten. Hier wird entweder gemeinsam um die Thüringenhalle gelaufen, in Intervallen Seil gesprungen, Medizinbälle geworfen oder der Körper auf dem Ergometer auf die richtige Temperatur gebracht. Als nächstes stehen tänzelnde Schrittfolgen wie im Boxen auf dem Plan, in den Händen kleine Hanteln Schlagkombinationen imitierend. „Langsam fangen die Muskeln an zu brennen“, freut sich die lizenzierte Boxtrainerin und dreht die Musik lauter. Die Pause beim Anziehen der Boxhandschuhe ist nur kurz, Zeit für Tratsch und Klatsch bleibt trotzdem. Doch spätestens beim Sandsacktraining hängen Linda´s geflochtenen Zöpfe schwer in das verschwitzte Gesicht. „Eins, zwei, drei, Hüfte eindrehen, Arm gerade beim Schlagen“, tönen die technischen Anweisungen durch den Raum. Den Rhythmus gibt das Radio vor. Frank Nordmann, Vorsitzender der Boxabteilung, hat den Kurs vor acht Jahren aufgebaut, seitdem ist er ein Selbstläufer. „Offen sein“, so lautet die Devise des PSV Erfurt, der auch den Titel „Anerkannter Stützpunktverein Integration durch Sport 2011“ trägt. „Bei uns gibt es eben auch russische Schokolade zum Essen, das ist doch toll“, beschreibt Linda ihre multikulturelle Fitnessgruppe. In den Boxring wird übrigens beim Boxaerobic nicht gestiegen, hier geht es vor allem um den anspruchsvollen Spaß am Sport. Aber auch der Wechsel ins „Amateurboxlager“ und umgekehrt ist jederzeit möglich. Währenddessen ist Linda schon wieder unterwegs, positioniert Matten und Therabänder. Dabei haben noch nicht einmal die Sandsäcke wieder ihre Ruheposition eingenommen. „Weiter geht es mit Stabiübungen, schließlich wollen wir alle Muskelgruppen ansprechen“, lacht sie ihre Mädels an. Unerbittlich bringt das helle Licht der Neonröhren die roten Köpfe zum Vorschein. Doch auf dem graugrünen Linoleumboden wird noch immer gelacht. Ein Platz zum Wohlfühlen.

Text und Foto: Silvia Otto