Wilhelm Bungert: Ein Wimbledon-Finalist wird 80

Er gilt als einer der ersten Spieler, die auf der Vorhandseite mit Topspin agierten. Heute (1. April) wird Wilhelm Bungert 80 Jahre alt.

Wilhelm Bungert steht auch mit 80 noch oft auf dem Tennisplatz. Foto: picture-alliance
Wilhelm Bungert steht auch mit 80 noch oft auf dem Tennisplatz. Foto: picture-alliance

Wir schreiben das Jahr 1958. Ein gerade einmal 19 Jahre alter Mannheimer debütiert in der deutschen Davis Cup-Mannschaft. Sein Name: Wilhelm Bungert. Der junge Mann, Jahrgang 1939, siegt mit 7:5, 6:4, 6:2 gegen den Niederländer Johannes van Dalsum, auch das zweite Einzel gegen Pieter van Eijsden gewinnt er mit 6:3, 9:7, 6:8, 6:8, 7:5. Es sind die ersten beiden von insgesamt 102 Matches, die der talentierte Bade für Deutschland bestreitet. Seine Bilanz kann sich sehen lassen: 66 Siege, 36 Niederlagen im Einzel wie im Doppel.

Erster deutscher Wimbledon-Finalist nach Kriegsende

Wir springen zehn Jahre nach vorne, ins Jahr 1967. Wilhelm Bungert ist inzwischen 28 Jahre alt. 1963 und 1964 hatte er es in Wimbledon bis ins Halbfinale geschafft, der große Wurf blieb ihm jedoch bisher verwehrt. Das Ziel: In die Fußstapfen des großen Gottfried von Cramm zu treten, dem ersten und bislang einzigen deutschen Finalisten an der Church Road, der vor dem Krieg dreimal in Folge ins Endspiel eingezogen war. Denn seit dem Karriereende des eleganten Tennis-Barons wartet Deutschland auf seinen nächsten Tennisstar.

Im dritten Anlauf soll es nun endlich klappen: Trotz des schwächelnden Aufschlags – es unterlaufen ihm vor dem Endspiel in fünf Matches 74 Doppelfehler – spielt sich Bungert erneut in die Vorschlussrunde. Dort schlägt er den Briten Roger Taylor in fünf Sätzen mit 6:4, 6:8, 2:6, 6:4, 6:4. Das Finale ist für ihn die Zugabe, er weiß: So eine Chance bekommt er nie wieder – und prägt sich alles ganz genau ein, von der Farbe seiner Schuhe bis hin zu dem berühmten Spruch des „Dschungelbuch“-Autors Rudyard Kipling, den man auf dem Weg zum Centre Court passiert: „If you can meet with Triumph and Disaster and treat those two impostors just the same“, heißt es da.

Und für Bungert wird es Letzteres, denn der Australier John Newcombe fegt ihn mit 6:3, 6:1, 6:1 vom Platz. Eine heftige Niederlage, für die sich Bungert beim Publikum entschuldigt: „Ich hätte gerne ein besseres Match gezeigt“. Dass ihm das nicht gelungen war, liegt zum einen an der Erschöpfung aus den vorangegangenen Matches, zum anderen aber an seiner „alles oder nichts“-Spielweise, die ihm über die Jahre ebenso viele Kritiker wie Fans einbringt. Insbesondere die Art, wie er die Vorhand überreißt und dem Ball Drall gibt, ist etwas ganz Besonderes und damals sehr unorthodox – heute nennt man es übrigens „Topspin“.

Bungert und der Jahrgang 1939

Bungerts Erfolg löst einen ersten kleinen Tennisboom im Nachkriegsdeutschland aus. Vereine sprießen aus dem Boden, man spielt wieder Tennis. Es werden die infrastrukturellen Grundlagen gelegt für die späteren Erfolge in den Achtzigern. Neben Bungert gehören die ebenfalls 1939 geborenen Christian Kuhnke, Dieter Ecklebe und Wolfgang Stuck zu den Stars der Zeit. Sie prägen gemeinsam mit dem etwas jüngeren Ingo Buding eine Ära, in der der deutschen Tennissport nach Gottfried von Cramm erstmals wieder international auf sich aufmerksam macht.

Zusammen erreichen sie 1970 das Endspiel des Davis Cups – zum ersten Mal legt eine deutsche Mannschaft zumindest eine Hand an die „hässlichste Salatschüssel der Welt“. Im Intercontinental-Finale besiegen sie im Düsseldorfer Rheinstadion die Spanier um Manuel Santana und Manuel Orantes klar mit 4:1. Das Finale in Cleveland gegen die USA um Arthur Ashe geht zwar verloren, aber der erste Pflock ist eingeschlagen. Deutschland hat eine Duftmarke gesetzt, auch wenn es noch 18 Jahre dauern soll, ehe Boris Becker & Co den Pott dann auch gewinnen.

Nach der Tenniskarriere: Ehrenkapitän der Davis Cup-Mannschaft

Bungert beendet kurz darauf seine Karriere und widmet sich dem Beruf – als Amateurspieler hat er finanziell nicht ausgesorgt. Zum Tennis zieht es ihn über die Jahre aber immer wieder zurück. Von 1981 bis 1986 coacht er das deutsche Davis Cup-Team, unter anderem mit Boris Becker und Michael Westphal. Bis heute ist Bungert nicht nur der erste, sondern auch der einzige Davis Cup-Ehrenkapitän des Deutschen Tennis Bundes.

Seinen 80. Geburtstag am 1. April verbringt er mit seiner Ehefrau Birgit, Tochter Nicole und den Enkelkindern im Rheinland, seiner Wahlheimat. Dort in Hilden ist er bis heute auf seiner Tennis- und Golf-Ranch aktiv. An seine Tenniskarriere, die ihn rund um die Welt geführt hat, denkt er noch immer gerne zurück: „Es war eine tolle Zeit, wir Spieler waren alle richtig gute Freunde, haben fast überall zusammen gespielt, ob in Wimbledon oder bei anderen großen Turnieren. Wir haben uns immer wieder getroffen und sehr viel Spaß zusammen gehabt.“

(Quelle: DTB)


  • Wilhelm Bungert steht auch mit 80 noch oft auf dem Tennisplatz. Foto: picture-alliance
    Wilhelm Bungert steht auch mit 80 noch oft auf dem Tennisplatz. Foto: picture-alliance