Winterspiele 2022: Erklärung von Garmisch-Partenkirchen und OlympiJa

Der Markt Garmisch-Partenkirchen und der Verein OlympiJa haben heute (23.4.) zu einer möglichen Bewerbung um Olympische und Paralympische Winterspiele 2022 die folgende Erklärung abgegeben:

Der Bildhauer Jörg Beermann schnitzt in Garmisch-Partenkirchen die Olympischen Ring aus einem Hlozstamm. Foto: picture-alliance
Der Bildhauer Jörg Beermann schnitzt in Garmisch-Partenkirchen die Olympischen Ring aus einem Hlozstamm. Foto: picture-alliance

Die Entscheidung des DOSB zu einer Modifizierung des Sportstättenkonzeptes für mögliche Olympische Winterspiele und Paralympics 2022 möchten wir zum Anlass nehmen, uns bezüglich einer möglichen Neubewerbung zu äußern.

Vorrangige Prämisse war für uns, dass alle betroffenen Orte, alle Bürgerinnen und Bürger, per Bürgerentscheid über eine mögliche zweite Bewerbung für Olympische Spiele in München mitentscheiden können. Garmisch-Partenkirchen hatte ja bereits bei der Bewerbung für München 2018 als einziger Ort ein derartiges Bürgervotum durchgeführt. Dabei hatten sich die Garmisch-Partenkirchner Bürger klar für diese Bewerbung ausgesprochen. Es entspricht unserem Grundverständnis für Demokratie, bei einer derart wichtigen Entscheidung die Bürger mitentscheiden zu lassen.

Die Voraussetzungen für eine erneute Bewerbung haben sich wesentlich verändert. Es war unsere Absicht, die positiven und negativen Erfahrungen der vergangenen Bewerbung zu berücksichtigen. Daraus entstand ein aus Garmisch-Partenkirchner Sicht neu entwickeltes Konzept, das wir über Wochen und Monate mit den verantwortlichen Personen und Gremien abgestimmt haben. Es wäre gegenüber unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern unangemessen gewesen, das alte Konzept für 2018 einfach zu kopieren und München 2022 darüber zu setzen. Das war nicht unser Ansatz. Garmisch-Partenkirchen hat gelernt und sich weiterentwickelt. Die erfolgreichen Alpinen Skiweltmeisterschaften haben dies beispielhaft gezeigt.

Wir haben mit München 2022 nun die einmalige Chance etwas Neues und Einzigartiges für unseren Ort zu erreichen, womit wir auch unsere Umweltverbände zu überzeugen hoffen. Wir können mit der einzigartigen und auf Nachhaltigkeit gerichteten Tatsache werben, dass nahezu alle maßgeblichen Sportstätten bereits vorhanden sind. Der kritische Wettkampfort „Schwaiganger“ mit den Disziplinen Biathlon und Langlauf entfällt und wird in die erprobte Wettkampfstätte nach Ruhpolding vergeben. Damit erreichen wir eine neue Stufe der Nachhaltigkeit und reduzieren den Bedarf an Flächen und Investitionen in Garmisch-Partenkirchen ganz wesentlich. Deshalb haben wir uns in die Diskussion der Wintersportverbände erfolgreich eingebracht und können die neueste Entscheidung - nämlich eine Entlastung Garmisch-Partenkirchens - nur begrüßen.

Für Garmisch-Partenkirchen als alpines snow-cluster wird das eine Reduktion des Snow Villages am Olympia-Eissportzentrum um 40 Prozent und eine wesentliche Verkleinerung der Sportstätten am Hausberg und Olympia-Skistadion bedeuten. Die Befürchtung einer Überfrachtung unseres Talkessels wäre damit hinfällig und wir können bei einem Bürgerentscheid damit punkten, dass der Markt Garmisch-Partenkirchen über alle wichtigen Flächen entweder selber verfügt oder sie vertraglich gesichert hat.

Zudem möchten wir noch auf einige Punkte hinweisen, die auch für die anderen Bürgerentscheide von Belang sein dürften: Die Bewerbung muss von Anfang an auf transparente und sichere Beine gestellt sein: Die Sponsorenfrage darf nie mehr ein Problem werden, sondern muss bei Bewerbungsstart bereits geklärt sein. Unsere Bürgerinnen und Bürger als Souverän müssen wissen, welche Summe im schlimmsten Fall auch bei einem Scheitern der Bewerbung - von dem wir nicht ausgehen - von der öffentlichen Hand zu tragen ist. Gleiches gilt für ein mögliches OCOG-Defizit. Wie bei der vergangenen Bewerbung müssen hierbei die kleineren Kommunen wie z.B. auch Garmisch-Partenkirchen von finanziellen Risiken freigestellt werden.

Wir möchten nicht vergessen, auf die einmalige Chance hinzuweisen, die sich durch Olympische Winterspiele beim Ausbau unserer Sportstättenprojekte ergibt. Bund und Land würden dafür die Finanzierung ermöglichen, ohne uns zu belasten. Zudem könnten mit Olympischen Spielen 2022 in München endlich unsere wichtigsten Infrastrukturprojekte wie Kramertunnel, Wanktunnel, Ortsumfahrung Oberau und der zweispurige Ausbau der Bahnlinie München - Garmisch-Partenkirchen durchgeführt werden.

Viele wollten es nicht glauben, dass diese Projekte mit Olympischen Spielen verbunden sind. Wie wir schmerzlich erfahren haben, hat uns die gescheiterte Bewerbung eines Besseren belehrt. Die verlassenen Baustellen nach dem 6. Juli 2011 sind für alle Landkreisbürgerinnen und -bürger jeden Tag deutlich sichtbar.

Thomas Schmid               Heinz Mohr        
1. Bürgermeister             Vorsitzender OlympiJa e.V.


  • Der Bildhauer Jörg Beermann schnitzt in Garmisch-Partenkirchen die Olympischen Ring aus einem Hlozstamm. Foto: picture-alliance
    Der Bildhauer Jörg Beermann schnitzt in Garmisch-Partenkirchen die Olympischen Ring aus einem Hlozstamm. Foto: picture-alliance