„Wir wollen Sport in die Ganztagsschulen einbringen.“

Ganztagsschule und Sportvereins-Interessen - ein Konflikt, der zu Lasten des organisierten Sports geht? Eine Podiumsdiskussion an der Deutschen Sporthochschule Köln ging der Frage nach.

Bewegung als wichtiger Bestandteil der Ganztagsschule. Foto: picture-alliance
Bewegung als wichtiger Bestandteil der Ganztagsschule. Foto: picture-alliance

Das Thema der Podiumsdiskussion lautete „Bewegte Schule - und wo bleiben die Sportvereine?“ und wurde vom Sportlehrer/innen-Ausbildungs-Zentrum organisiert. Am Ende der Veranstaltung setzte sich der Tenor durch, dass die traditionellen Sportvereine auch bei einer Neugestaltung der Schul-Szene durchaus ihre Chancen haben. Professor Roland Naul von der Universität Duisburg-Essen formulierte den kleinsten gemeinsamen Nenner: „In der Ganztagsschule kommt für Bewegung und Sport letztlich mehr heraus als in der alten Schulform drin war.“

In Nordrhein-Westfalen ist die Ganztagsschule inzwischen am weitesten verbreitet bei Grund- und Förderschulen. Viele etablierte Sportvereine befürchten, dass sich diese Entwicklung vor allem negativ auf den Kinder- und Schüler-Nachwuchssport auswirkt. Denn vor allem jüngere Kinder würden nach der Schule nicht mehr zu einem Vereinstraining kommen, das erst am späteren Nachmittag  beginnen kann. Anja Röhricht, Geschäftsführerin des Kölner Mehrspartenvereins TV Höhenhaus, sieht das jedoch nicht so eng: „Die Vereine müssen Ideen entwickeln, wie sie sich mit den Schulen vernetzen. Dabei hat es ein Mehrspartenverein etwas einfacher als ein Verein, der ausschließlich eine Sportart anbietet. Wir können das Sportangebot bis in die Schule hinein erweitern.“

Der TV Höhenhaus ist bereits eine Partnerschaft mit einer Ganztags-Grundschule eingegangen. Im Rahmen der schulischen Sportzeiten werden diverse Sportarten angeboten. Je nach Interesse können sich die Jugendlichen dann in ihrer Freizeit später im Verein spezialisieren. „Da läuft was. Das ist toll. Da will ich dann im Verein weitermachen,“ beschrieb Naul diese Zusammenarbeit.

Für größere Vereine mit hauptamtlichen Führungsstrukturen ist es einfacher, sich der Schulentwicklung anzupassen. Kleine Vereine, die das für den deutschen Sport typische breite Sportangebot repräsentieren, haben Probleme. Eine Talentförderung findet im Ganztagsschulbetrieb nicht statt. Viele Vereine, vor allem wenn sie Leistungs orientiert sind, klagen über starken Rückgang an Sportart spezifisch interessierten Nachwuchssportlern, die nach der Schule für den Vereinssport zu müde sind. Auch fehlen ihnen in einer Zeit, in der immer mehr Sporthallen sanierungsbedürftig, Hallennutzungszeiten.

Sepp Schönmetzler, vor Jahrzehnten einer der weltbesten Eiskunstläufer, sorgte sich um die Zukunft der Vielfalt der Randsportarten, die im Ganztagsschulbetrieb kaum noch vorkämen. Aber auch hier wurden Problemlösungen angeboten. In Zusammenarbeit mit den Ganztagsschulen könnten Vereine in Ferien-Workshops, an Brücken oder speziellen Demo-Tagen ihre Sportarten werbend präsentieren. Der Stadtsportbund Köln hat hierfür eigens eine Koordinierungsstelle eingerichtet. Christine Kupferer, Geschäftsstellenleiterin der Sportjugend Köln innerhalb des Stadtsportbunds Köln: „Wir wollen Sport in die Ganztagsschulen einbringen.“


Autor: Hanspeter Detmer


  • Bewegung als wichtiger Bestandteil der Ganztagsschule. Foto: picture-alliance
    Bewegung als wichtiger Bestandteil der Ganztagsschule. Foto: picture-alliance