Zusammen raufen

„Familie in Bewegung“ – unter diesem Motto laden in Schleswig-Holstein aktuell zahlreiche Sportvereine und die AOK zu kostenlosen Schnupperkursen ein. Mit dabei ist auch die Judosparte vom SV Sarkwitz.

Familien raufen zusammen. Foto: LSB NRW, Bowinkelmann
Familien raufen zusammen. Foto: LSB NRW, Bowinkelmann

Es ist Mittwochabend, halb sechs: Schnell noch den Judoanzug mit dem Gürtel festziehen und hinein in den Übungsraum, das Dojo. Das Training hat noch gar nicht angefangen und schon jagen und ringen die Schüler vergnügt miteinander, juchzen vor Freude.

Gemeinsam trainieren

Mit einem lauten „Mate“ verschafft sich Trainer Heinz Jenkel Gehör und leitet die Begrüßungszeremonie ein. Blitzschnell und auf leisen Sohlen formt sich eine Reihe. Die Köpfe sind nicht auf einer Linie, denn hier trainieren Kinder, Jugendliche und einige Eltern zusammen in einer Gruppe. „Jan ist mit seinen sieben Jahren der jüngste Judokämpfer und ich bin der älteste“, lacht Trainer Heinz (62), den hier alle Heiner oder „Das Auge“ nennen. Denn er sieht alles. Angst hat trotzdem niemand vor ihm, aber Respekt. Denn sein Wort gilt. Und das gibt Sicherheit. Gegenseitigen Respekt, Verantwortung und Rücksichtnahme üben die Judokas auch untereinander. Wenn Katharina ihre Partnerin über ihre Schulter wirft, führt sie diese so auf die Matte, dass sie nicht verletzt wird. Hebeltechniken sind sofort zu beenden, wenn der Unterlegene mit der Hand auf den Boden klatscht. Zwei Beispiele, die die Judo-Philosophie veranschaulichen: „Siegen durch Nachgeben“.

Soziales Verhalten lernen

Judo trainiert nicht nur den Körper, sondern auch die Persönlichkeit. „Soziales Verhalten lernt man hier nebenbei“, berichtet Heiner und blickt zum kleinen Jan. Für die nächste Übung hat er sich Ove ausgesucht: Mutig und mit einem breiten Grinsen im Gesicht steht er vor dem doppelt so großen Jungen und fordert ihn heraus. Dass Judo großen Spaß macht, wusste Jan schon von seinen beiden älteren Brüdern, die auch im Sarkwitzer SV trainiert haben. „Ich kann die Sportart nur empfehlen“, bestätigt Mutter Britta Bohnhof-Nüß. und berichtet aus jahrelanger Erfahrung: „Judo fördert spielerisch die Motorik und Konzentration.“ Vor allem gefällt ihr das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe: „Hier wird jeder akzeptiert, wie er ist.“ Sie weiß das besonders zu schätzen, denn Jan stottert. Sein Gürtel ist noch weiß, aber bei der letzten Judosafari hat er sich die grüne Schlange verdient, Mama hat ihm das Abzeichen auf den Anzug genäht.
Inken trägt den Gürtel in Grün und hat bereits die 1. Trainerlizenz geschafft. Mit 15, vor drei Jahren, fing sie mit Judo an – ihre Mutter Maike Janzen-Markmann hatte sie dazu motiviert. „Auslöser war eine Sprachreise, die Inken machen wollte. Ich dachte mir: Judo wäre eine gute Vorbereitung, damit sich meine Tochter auch in bedrohlichen Situationen gut behaupten kann.“

Für ein gutes Körpergefühl

Inzwischen rauft die ganze Familie bei Heiner: die Brüder Eskil, Maik, Meddox und auch Mutter Maike. Selbst Vater Andreas geht mit auf die Matte. „Eltern und Kinder erleben sich hier ganz neu“, stellt Heiner immer wieder fest und ergänzt: „Judo kann fast jeder lernen und gibt ein richtig gutes Körpergefühl. Man lernt zu fallen und aufzustehen – auch im übertragenen Sinn. So verändert der Sport nicht nur die Körperhaltung, sondern auch die innere Haltung, fördert das Verständnis füreinander.“ Nach gut einer Stunde endet das Training. Vollkommen entspannt knien die Judokas vom SV Sarkwitz auf den Fußsohlen und verneigen sich beim Kommando „Rei“. Wer mitraufen möchte, ist das nächste Mal herzlich willkommen.
Judoverband Sarkwitzer SV
Kreis Ostholstein
Heinz Jenkel (5. Dan Judo) hat die
Trainer A + BSV Lizenzen
Tel. 04504 5128
www.sarkwitzer-judo.de

Hintergrund und Angebot

Wenn Eltern und Kinder regelmäßig Zeit miteinander verbringen, z. B. bei den Mahlzeiten und beim Sport, wirkt sich dies besonders günstig auf die körperliche und psychische Entwicklung des Kindes aus. Bewegung beugt Übergewicht und seelischen Problemen vor. Dies ist eine wesentliche Erkenntnis der AOK-Familienstudie*. Für die Gesundheitskasse Grund genug, den Landessportverband Schleswig-Holstein e. V. bei der Aktion „Familien in Bewegung“ zu unterstützen. In Kooperation mit Landesfachverbänden und örtlichen Sportvereinen organisieren die Initiatoren kostenlose Schnupperkurse. Die Kurse richten sich an Kinder, Eltern, Großeltern, Freunde und Partner. Die Teilnahme ist ohne Vereinsmitgliedschaft möglich.


*AOK-Familienstudie 2010, Gesellschaft für angewandte Sozialforschung. Infos: www.aok-kids.de


Mehr Infos unter www.lsv-sh.de und bei den Sportvereinen vor Ort.

 

Quelle: AOK NordWest


  • Familien raufen zusammen. Foto: LSB NRW, Bowinkelmann
    Familien raufen zusammen. Foto: LSB NRW, Bowinkelmann