Zwei Sportvereine erhalten Preis: Stadt bauen. Stadt leben

Der festlich-schlichte Loewesaal in Berlin-Moabit gab jetzt den Rahmen für die Preisübergabe zum Wettbewerb „Stadt bauen. Stadt leben.“, bei dem erstmals auch zwei Sportvereine ausgezeichnet wurden.

Aus dem interkulturellen Gallusprojekt in Frankfurt sind in den letzten Jahren eine Vielzahl von unterschiedlichen Projekten entstanden, mit denen sich der Stadtteil weiterentwickelt hat. Foto: picture-alliance
Aus dem interkulturellen Gallusprojekt in Frankfurt sind in den letzten Jahren eine Vielzahl von unterschiedlichen Projekten entstanden, mit denen sich der Stadtteil weiterentwickelt hat. Foto: picture-alliance

Der Loewesaal liegt in den denkmalgeschützten Ludwig-Loewe-Höfen, und das gesamte Ensemble gilt als einer der Vorläufer heutiger Industriearchitektur. Wie bei der heutigen Nutzung der Loewe-Höfen ging es auch bei vielen der ausgezeichneten Projekte um die Frage: Wie geht man mit gewachsener Architektur um? Wie kann Stadtentwicklung in einem sich rasant verändernden gesellschaftlichen Umfeld aussehen? Antworten auf diese Fragen suchte auch der Internationale Kongress „Städtische Energien“, in dessen Programm die Preisverleihung eingebettet war.

Zwei von Sportvereinen verantwortete und eingereichte Projekte unter den Preisträgern sind ein Novum in der noch kurzen Geschichte des „Nationalen Preis für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur“: Es sind die Interkulturellen Gallusprojekte des Sportkreises Frankfurt am Main und das Projekt Baerwaldbad aus Berlin. Der Präsident der Bundesarchitektenkammer, Sigurd Trommer, stellte bei beiden Projekten die Bedeutung der Arbeit der Sportvereine heraus, für das Leben in ihren Stadtvierteln, für das tolerante Miteinander unterschiedlicher Kulturen und für die Entwicklung Jugendlicher. Durch und mit dem Medium Sport werde hier ein wertvoller Beitrag geleistet, „die schulischen und beruflichen Chancen Jugendlicher und ganz allgemein den sozialen Zusammenhalt und die Lebensqualität vor Ort zu verbessern“, sagte Trommer.

Das 1901 eröffnete Baerwaldbad in Berlin-Kreuzberg ist das letzte offene der ehemals vier „Volksbäder“, die der damalige Baustadtrat Ludwig Hoffmann in Berlin errichten ließ. Ab 1998 wurde aus Finanzgründen der öffentliche Badebetrieb eingestellt, nur Schulen und Vereine hatten weiter Zugang zum Bad. Im Jahre 2000 wollten die Berliner Bäderbetriebe (BBB) das Bad endgültig schließen. Seit Oktober 2002 übernahm der Verein für Tauchen, Schwimmen und Breitensport Verantwortung und ist seither Träger des Baerwaldbades. Er schloss einen Erbbaurechtsvertrag mit der Kommune und rettete damit das Bad.

Der Frankfurter Stadtteil Gallus ist ein alter Industriebezirk, der sich seit einigen Jahren in einem tiefgreifenden Strukturwandel befindet – von industrieller Produktion hin zur Mischung von internationalen Dienstleistungen und um Neupositionierung kämpfenden Klein- und Mittelbetrieben. Die Geburtsstunde der Interkulturellen Gallusprojekte liegt im Jahr 2005, die Fußballweltmeister-schaft 2006 kam näher. Es entstand die Idee, hier im Gallusviertel mit einer Kinder-WM, die die internationale Bevölkerung und ihre Vereine einschließt, neue Verbindungen und Netzwerke aufzubauen. Aus diesem Projekt sind in den letzten Jahren unter dem Dach des Sportkreises Frankfurt am Main eine Vielzahl von unterschiedlichen Projekten entstanden, mit denen sich der Stadtteil weiterentwickelt hat.

Zum Abgabetermin am 25. Mai 2012 gingen insgesamt 194 Wettbewerbsbeiträge aus 127 Städten und Gemeinden sowie 15 Bundesländern in den Kategorien „Gebäude und Stadtraum“, „Region und Landschaft“, „Gemeinwohl und Zivilgesellschaft“ und „Energie und Infrastruktur“ ein. Von den Wettbewerbsteilnehmern wurden aussagekräftige Unterlagen zur Darstellung ihres Projektes bzw. ihrer Initiative erwartet. Die eingereichten Projekte wurden nach ihrem integrierten Ansatz, ihrem Beitrag für die Entwicklung in Quartier, Stadt und Region und ihren baukulturellen Qualitäten. 30 wurden schließlich ausgezeichnet.

Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) hatte den Preis ausgelobt, und als dessen Vertreter zeigte sich Staatssekretär Rainer Bomba beeindruckt von der Resonanz auf den Wettbewerb als wichtiges Indiz für die gewachsene Bedeutung des Themas. Bomba betonte die Rolle des zum zweiten Mal stattfindenden Wettbewerbs als „Schaufenster der Besten“, als Bestandsaufnahme und als Erfahrungsaustausch bei den vielen Projekten auf dem Weg zu einer lebenswerteren Stadt.

„Der DOSB und seine Vereine verfügen über vielfältige Potenziale, um die städtischen Herausforderungen vor Ort zu aktiv gestalten“, sagt der zuständige Referent für „Sport- und Stadtentwicklung“ des Deutschen Olympischen Sportbundes, Christian Siegel. Bei den beiden ausgezeichneten Projekten zeige sich sehr deutlich, „dass sich Sportvereine ihrer gewachsenen Verantwortung als Akteure der Zivil-gesellschaft und als Mitgestalter von Stadtleben stellen“.

(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 43)


  • Aus dem interkulturellen Gallusprojekt in Frankfurt sind in den letzten Jahren eine Vielzahl von unterschiedlichen Projekten entstanden, mit denen sich der Stadtteil weiterentwickelt hat. Foto: picture-alliance
    Aus dem interkulturellen Gallusprojekt in Frankfurt sind in den letzten Jahren eine Vielzahl von unterschiedlichen Projekten entstanden, mit denen sich der Stadtteil weiterentwickelt hat. Foto: picture-alliance