Zwischen Athen und Peking - Kongress „Sportmedizin im Spitzensport“ in Köln

Peking steht vor der Tür, Athen ist Historie. Dementsprechend bedeutete die diesjährige, am 1. und 2. Dezember in Köln durchgeführte Tagung der im Spitzensport tätigen Ärzte, organisiert vom DOSB und unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Wilfried Kindermann (Saarbrücken), den Einstieg in die medizinische Vorbereitung der kommenden Olympischen Spiele. Eine erste Besichtigung der olympischen Sportstätten einschließlich Umfeld seitens einer DOSB-Delegation lässt vermuten, dass wir in Peking technisch einwandfreie Sportanlagen und ein kompaktes olympisches Dorf vorfinden werden. Demgegenüber müssen alle auf schwierige klimatische Bedingungen, insbesondere feuchte Hitze, vorbereitet sein. 8 Saisonbestleistungen der deutschen Leichtathleten bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Peking im August dieses Jahres zeigen aber, dass auch unter diesen schwierigen Umstän-den Höchstleistungen möglich sind. Die anhand von standardisierten Fragenbögen dokumentierten Erfahrungen der Junioren-Leichtathleten ergaben den wichtigen Hinweis, dass nach ca. 21 Stunden Anreise eine Anpassung von 6 bis 7 Tagen in der gleichen Zeitzone notwendig ist. Nahrungsergänzungsmittel werden auch in Peking eine Rolle spielen. Ein kritischer Umgang damit ist aber notwendig, wie bereits die lebhafte Diskussion zu dieser Thematik in der Sitzung der Verbandsärzte und der an den Olympiastützpunkten tätigen Ärzte am Vorabend gezeigt hatte. Im Hinblick auf Peking wurde auf die Gefahr einer Hyponatriämie und damit die Notwendigkeit einer ausreichenden Kochsalzzufuhr hingewiesen. Bezüglich der Proteine weisen neuere experimentelle Befunde darauf hin, dass die Zufuhr von Milcheiweiß eine Stunde nach Krafttraining die Aufnahme von Aminosäuren steigert und die fettfreie Körpermasse erhöht. Präparate mit einzelnen selektiven Aminosäuren scheinen demgegenüber keine Vorteile zu bringen.

Doping ist mehr denn je ein Thema und wird es auch bis Peking bleiben, aber hoffentlich nicht den olympischen Sport von Peking dominieren. Die Sportmedizin ist sich ihrer Verantwortung in der Dopingbekämpfung bewusst. Wenn Ärzte beim Dopen eine Rolle spielen, muss das aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass die medizinische Unterstützung aus der Sportmedizin kommt. Es wurde eine internetbasierte Befragung referiert, aus der sich eine Dopinghäufigkeit im Leistungssport von mindestens 26 % errechnete, wobei allerdings zwischen den Sportarten differenziert werden muss. Das Grenzwertproblem (Hämoglobin, Hä-matokrit) mit nachfolgenden sogenannten Schutzsperren wurde ebenfalls thematisiert. Derartige Grenzwerte sind Hilfskonstruktionen ohne Dopingbeweis, auf die aber wohl derzeit trotz aller Mängel und juristischer Bedenken nicht verzichtet werden kann. Schließlich wurden aus den Angaben auf den Dopingkontrollformularen Zahlen über den Schmerzmittelgebrauch im Sport am Beispiel des Fußballs präsentiert.

Mehrere Vorträge widmeten sich der Belastbarkeit des Bewegungsapparates. Eine orthopädische Leistungsdiagnostik scheint nach wie vor schwierig zu sein. Einige unter Praxisbedingungen einfach durchzuführende Tests im Sinne eines Screenings zur Erkennung von Defiziten insbesondere hinsichtlich der Beweglichkeit wurden vorgestellt und kritisch diskutiert. Weitere Vorträge behandelten den vorderen Knieschmerz und die Knochenkontusion. Ein Bündel von Ursachen ist beim vorderen Knieschmerz zu berücksichtigen, so dass auch unterschiedliche Behandlungsoptionen resultieren. Die Knochenmarkkontusion, genannt Bone Bruise, ist ein Krankheitsbegriff, der sich in den letzten Jahren dank der kernspintomographischen Diagnostik etabliert hat und die häufig durch Verletzungen verursacht wird. Die Botschaft aus dem Sportschuhbau lautet: Der Lieblingslaufschuh sollte dem Barfußlauf ähnlich sein. Schließlich gewährte der internistische Mannschaftsarzt der deutschen Fußballnationalmannschaft Einblick in das Training vor und während der so erfolgreichen Fußball-Weltmeisterschaft. Individuell, abwechslungsreich und keine Angst vor hohen Intensitäten, das waren wohl die entscheidenden Aspekte des Fitnesstrainings.

Der Kongress hat aktuell informiert und Anregungen für die praktische Betreuung der Athleten/innen gegeben. Dazu haben die lebhaften und kritischen Diskussionen wesentlich beigetragen. Die Bedeutung der Veranstaltung für den Spitzensport wurde durch die Anwesenheit des Vizepräsidenten für Leistungssport des DOSB, Eberhard Gienger, und des Leistungssportdirektors Bernhard Schwank unterstrichen.