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Benjamin Liedtke ist Leiter des Nachwuchsleistungszentrum des FC St. Pauli. Foto: Verein
Benjamin Liedtke ist Leiter des Nachwuchsleistungszentrum des FC St. Pauli. Foto: Verein

Benjamin Liedtke ist Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) des FC St. Pauli von 1910. Der Fußball-Zweitligist wurde 2020 mit dem “Grünen Band für vorbildliche Talentförderung” ausgezeichnet. Liedtke spricht im Interview über das Spannungsfeld zwischen Performance und Werten und verrät, wie die Hamburger ihre Nachwuchsarbeit noch besser machen wollen …  

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit in Ihrem Verein aus?    

 

Die Nachwuchsförderung beim FC St. Pauli bewegt sich in einem besonderen Feld. Die Proficlubs in Deutschland sind zur Unterhaltung eines Nachwuchsleistungszentrums verpflichtet, jedoch ist es für diesen Verein auch ein großes Anliegen, nicht den Regularien des Marktes zu folgen, sondern seine Nachwuchsarbeit nach den eigenen Überzeugungen auszurichten.  

Mit den Werten die der Verein verkörpert und wir auch im NLZ leben, bewegen wir uns im permanenten Spannungsfeld zwischen Performance und Werten. Wir möchten Spieler fordern und fördern. Sie dahin entwickeln, dass sie maximale Leistungen erbringen können, nehmen aber Rücksicht darauf, dass es sich um talentierte Kinder und Jugendliche handelt.  

Das “Wie” der Ausbildung nimmt dementsprechend viel Raum ein. Wir folgen hier unserer Fünf- Finger-Formel: Athletik, Schule, Persönlichkeit, Umfeld und Fußball sind dabei die Kategorien, die uns bei der Betrachtung eines Talentes einen ganzheitlichen Blick liefern sollen. 

 

Wie bewerten Sie die Entwicklung der Abteilung in den letzten Jahren?  

  

Der Fußball und damit auch die Nachwuchsleistungszentren erleben in den letzten Jahren eine Professionalisierung, die Anzahl an Fachpersonal und hauptamtlichen Stellen hat massiv zugenommen. Die zunehmende Professionalisierung ist für uns grundsätzlich sehr positiv zu betrachten, jedoch ist auch hier darauf zu achten, dass mit der zunehmenden Professionalisierung die zugewandte, wertschätzende Haltung unseren Spielern und Mitarbeiter*innen gegenüber nicht abnimmt. 

  

Haben Sie im Verein schon Pläne, wie das Preisgeld investiert werden soll?  

 

Auch bei uns hat die Corona-Krise Spuren hinterlassen. Um den Spielbetrieb der Profimannschaft zu gewährleisten, mussten wir übergangsweise einen Teil des NLZ räumen und sind am Brummerskamp zusammengerückt. Um hier eine optimale Förderung zu gewährleisten, mussten wir in Materialien, beispielsweise einen neuen Athletikraum investieren. Hier ist das Preisgeld eine große Hilfe. 

  

Die Anschlussförderung der Top-Talente in Richtung Erwachsenenbereich ist für viele Mannschaftssportarten ein großes Thema. Wie zufrieden sind Sie in diesem Punkt bei sich im Verein?  

 

Der Übergangsbereich ist die Königsdisziplin in der Ausbildung von Talenten. Nach wie vor schaffen viele Top-Talente den Sprung in den Erwachsenenbereich nicht. Hier sind wir zu dieser Saison den Schritt gegangen und haben die U23 aus dem NLZ ausgelagert und an die Profiabteilung angeschlossen.  

Wir haben dadurch einen echten Übergangsbereich geschaffen, bei dem sowohl Profiabteilung und Nachwuchsabteilung Verantwortlichkeiten haben und sich extrem viel austauschen müssen. Gemeinsam Bedarfe und Erwartungshaltungen zu definieren sind die Ausgangsbasis für einen guten Übergang. 

 

Was sind die nächsten Schritte, die Sie angehen wollen, um die Nachwuchsförderung Ihres Vereins weiterzuentwickeln?  

 

Zum 01. Januar haben wir einen sportlichen Leiter verpflichtet. Fabian Seeger wird sich dann konkret um die Ausbildung der Trainer und der Talente kümmern. Unser Anliegen ist es, die Spieler und Trainer als unsere ‚High Potentials‘ zu betrachten und sie motivbasiert so zu führen, dass sie die optimale Motivation haben, um sich bestmöglich entwickeln zu können. Die Ausbildung in den Leistungszentren ist inzwischen durchgehend so gut, dass Details den Unterschied machen. Die Details möchten wir angehen. 

  

Welchen Rat bzw. Tipp würden Sie Kindern und Jugendlichen geben, die eine erfolgreiche sportliche Karriere anstreben? 

  

Um erfolgreich sein zu können, ist es unabdingbar, den Spaß nie zu verlieren. Die Freude am Sport, insbesondere in jungen Jahren, sollte vor einer maximalen Leistungsorientierung stehen. Kurze Wege und viel Trainings- bzw. Spielzeit sind das A und O. Die Entscheidung, frühzeitig in ein NLZ zu gehen, muss hier nicht immer die Richtige sein.

Rosalie Kleybold von der Startgemeinschaft Essen wurde zur "Sportlerin des Jahres" der Stadt Essen gewählt. Die 18-Jährige gilt als eine der größten Nachwuchshoffnungen in Deutschland und konnte dies zuletzt 2019 bei der Junioren-EM in Russland unter Beweis stellen, wo sie zwei Gold-, eine Silber-, und eine Bronzemedaille gewann.
Rosalie Kleybold von der Startgemeinschaft Essen wurde zur "Sportlerin des Jahres" der Stadt Essen gewählt. Die 18-Jährige gilt als eine der größten Nachwuchshoffnungen in Deutschland und konnte dies zuletzt 2019 bei der Junioren-EM in Russland unter Beweis stellen, wo sie zwei Gold-, eine Silber-, und eine Bronzemedaille gewann.

Die Startgemeinschaft Essen wurde 2021 mit dem “Grünen Band für vorbildliche Talentförderung‘” ausgezeichnet. Nachwuchshoffnung Rosalie Kleyboldt (18) spricht im Interview über die idealen Trainingsbedingungen und ihren Trainingsalltag und verrät, dass sie als Kind mit dem Schwimmen erst gar nichts anfangen konnte …   
 

Rosalie, was macht die Nachwuchsarbeit in Ihrem Verein aus?   


Ein Punkt ist sicherlich die frühzeitige und systematisch aufgebaute Förderung. Bereits in jungen Jahren werden die Kinder super gefördert und die Intensität wird kontinuierlich gesteigert. Das Motto „Vom Seepferdchen bis zu Olympia“ hat den Verein geprägt. Es gibt keine Lücke und die Trainer sind kompetent und wirklich engagiert.   

Zudem hat die SG Essen als Bundes- bzw. Olympiastützpunkt eine Verknüpfung mit dem Sport- und Tanzinternat und arbeitete eng mit dem Helmholtz-Gymnasium zusammen. Dadurch ist alles nah beieinander, das vereinfacht die Doppelbelastung aus Schule und Training. Ich glaube, solche idealen Bedingungen findet man in dieser Form in Deutschland nicht so häufig.   
 

Wie wichtig war das für Ihre Entwicklung?   


Das hat eine sehr große Rolle gespielt. Ich komme ursprünglich aus Wiesbaden, bin aber vor drei Jahren gerade deshalb nach Essen gekommen, weil mich dieses Zusammenspiel von Verein und Internat überzeugt hat. Ich habe mich direkt wohlgefühlt mit meiner Trainingsgruppe und den Trainern und die kurzen Wege waren wirklich praktisch. Ich war in drei Minuten in der Schule, habe nur drei Minuten zur Schwimmhalle gebraucht und musste nur die Treppe heruntergehen, um zur Physiotherapie zu kommen.  
 

Wenn Sie auf Ihre bisherige Karriere zurückblicken: Was waren die Highlights?   


Zu meinen größten Erfolgen würde ich die Junioren-Weltmeisterschaften und Junioren-Europameisterschaften 2019 zählen. Wir haben mit der Staffel einige Medaillen geholt, das war eine super Erfahrung und hat Spaß gemacht.   

Ebenfalls sehr besonders war die Teilnahme am European Youth Olympic Festival in Ungarn, wo ich die Bronzemedaille geholt habe. Das EYOF war ein kleines Olympia. Es gab ein Olympisches Dorf, Sportler als den verschiedensten Sportarten und eine große Eröffnungsfeier. Das hat Lust auf mehr gemacht. Ich habe schon ein kleines Olympia miterlebt und jetzt möchte ich es auch zu den “richtigen” Olympischen Spiele schaffen.   
 

Waren die Olympischen Spiele schon immer Ihr großes Ziel?   


Als ich mit dem Schwimmen angefangen haben, war ich kein großer Fan (lacht). Ich habe beim Seepferdchen gefühlt vor jeder Schwimmstunde geweint und war wasserscheu. Meinen Eltern war es aber wichtig, dass ich sicher schwimmen lerne und sie haben gesagt, dass ich aufhören kann, sobald ich das beherrsche. Mit der Zeit hat es aber immer mehr Spaß gemacht und ich habe beim Schwimmen Freunde gefunden.   

Am Anfang stand die Leistung dabei noch nicht im Vordergrund, aber als die Erfolge dazukamen, wurden meine Ziele immer größer. Ich setze mir immer kleine, realistische Ziele, aber die Olympischen Spiele sind mein großer Antrieb. Ich hoffe sehr, dass ich in Paris 2024 dabei sein kann. Das sind nur noch drei Jahre, das geht schnell und es muss alles stimmen.  
 

Wie sieht Ihr Trainingsalltag aus?   

Normalerweise habe ich neun Wassereinheiten in der Woche, jeweils zwei Stunden lang. Hinzu kommen mehrere Einheiten im Landtraining: zweimal Krafttraining, Stabi-Training, Ausdauereinheiten und ein bisschen Crossfit. Das ist natürlich stressig, aber wenn man Erfolg hat, weiß man, wofür man das macht. Und seit ich die Schule abgeschlossen habe, ist es einfacher geworden. Die Doppelbelastung war hart, ich habe durch die Trainingslager und Wettkämpfe viel Schulstoff verpasst. Um das nachzuholen, war viel Disziplin notwendig.  

Ich wurde auch mal gefragt, ob ich die Freizeit nicht vermissen würde. Natürlich hat man als Sportler ein anderes Leben, aber es ist auch super schön, wenn man seine Trainingsgruppe jeden Tag sieht. Man unterstützt sich gegenseitig, kennt die Stärken und Schwächen, baut sich auf und pusht sich. Deshalb kann ich nur sagen: Ich habe nie etwas vermisst. Es ist schön, wie ich es habe.  
 

Welchen Rat bzw. Tipp würden Sie Kindern geben, die ebenfalls eine erfolgreiche sportliche Karriere anstreben?  


Es ist wichtig, dass es Spaß macht und man eine gewisse Leidenschaft entwickelt. Das Pensum, was wir als Sportler leisten, ist nur machbar, wenn man wirklich komplett dahintersteht. Junge Sportler, die gerade erst anfangen, sollten es einfach genießen, mit Gleichaltrigen zusammen zu sein.   

Celine Meyer ist eines der größten Eishockeytalente der Starbulls Rosenheim. Foto: privat
Celine Meyer ist eines der größten Eishockeytalente der Starbulls Rosenheim. Foto: privat

Die Starbulls Rosenheim e.V. wurden 2021 mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung“ ausgezeichnet. Eins der großen Talente des Vereins ist die junge Nationalspielerin Celine Meyer. Die 17-jährige Verteidigerin spricht im Interview über den Reiz am Eishockey und ihr großes Ziel…

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit bei den Starbulls Rosenheim aus?

Die Eishockeyausbildung bei den Starbulls Rosenheim ist sehr gut und vielseitig. Wir haben in Rosenheim tolle Trainer, die sich gegenseitig sehr gut ergänzen. Ich bin von Anfang an klasse unterstützt und gefördert worden.

 Was war für Sie bisher das Highlight Ihrer Karriere?

Mein erstes Highlight war die U18-Weltmeisterschaft in Füssen im Januar 2020. Wir wurden Weltmeister der Division I und schafften somit den Aufstieg in die Top-Division. Das zweite Highlight war meine Teilnahme bei den Youth Olympics ebenfalls im Januar 2020 in Lausanne.

Hier konnte ich mich für das 3-gegen-3-Turnier qualifizieren und tolle Erfahrungen sammeln, da ich mit Spielerinnen aus verschiedenen Ländern in gemischten Teams gespielt habe. Auch das Sechs-Nationen-Turnier, an dem ich ebenfalls teilnehmen konnte, war ein megatolles Erlebnis.

Was macht den Reiz am Eishockey aus?

Eishockey ist ein sehr schneller und vielseitiger Sport. Außerdem mag ich, dass es ein Teamsport ist, da man immer als Team gemeinsam gewinnt und verliert. Beim Training und im Spiel kann man sich immer gegenseitig unterstützen und motivieren. Ich spiele Eishockey, seitdem ich drei Jahre alt bin und mir macht der Sport nach wie vor noch sehr viel Spaß.

Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Karriere gesetzt.

Mein großes Ziel ist es, in die A-Nationalmannschaft der Damen zu kommen. Ein weiteres Ziel wäre auch mal die mögliche Teilnahme an Olympischen Spielen. Außerdem möchte ich sehr gerne in Amerika an einer Universität studieren und für das Team der Uni Eishockey spielen.

Welchen Rat bzw. Tipp würden Sie Kindern geben, die ebenfalls eine erfolgreiche sportliche Karriere anstreben?

Ganz wichtig ist es, nie den Spaß an der Sportart zu verlieren! Es kann schon mal stressig werden mit der Schule, dem Lernen, dem Training und dem Wettkampf. Da ist es auch völlig normal, dass es Trainingseinheiten gibt, zu denen man nicht so viel Lust hat.

Wenn man aber mehr erreichen möchte, sollte man immer bereit sein, mehr als andere zu machen. Auch außerhalb vom Vereinstraining. Es ist auch sehr wichtig, sich Ziele zu setzen und daran zu glauben, dass man diese erreichen kann, unabhängig davon, was andere zu einem sagen.

Der Club an der Alster e.V. beginnt früh mit der Nachwuchsförderung: Bei den Mini-Mäusen des Hamburger Traditionsvereins können Jungen und Mädchen ab ihrem fünften Lebensjahr spielerisch den Hockeysport erlernen. Einige Eigengewächse, die heute in den Bundesligateams spielen, begannen ihre Karriere in dieser Gruppe.  
Foto: Der Club an der Alster e.V.
Der Club an der Alster e.V. beginnt früh mit der Nachwuchsförderung: Bei den Mini-Mäusen des Hamburger Traditionsvereins können Jungen und Mädchen ab ihrem fünften Lebensjahr spielerisch den Hockeysport erlernen. Einige Eigengewächse, die heute in den Bundesligateams spielen, begannen ihre Karriere in dieser Gruppe. Foto: Der Club an der Alster e.V.

Der Club an der Alster e.V. wurde 2020 mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“ ausgezeichnet. Der ehemalige Hockey-Bundestrainer Michael Behrmann ist als Bereichsleiter Jugend für die Nachwuchsarbeit der Hamburger verantwortlich. Im Interview gibt er einen Einblick in die Entwicklung des Vereins.

Herr Behrmann, wie werden Sie das Preisgeld investieren?

Da wir gerade unser Trainingszentrum in Hamburg-Wellingsbüttel ausbauen, freuen wir uns sehr, dass wir weitere Trainingsgeräte für den Kinderbereich anschaffen können. So können wir unsere Grundlagenausbildung noch weiter verbessern und damit neue Talente für die nächsten Jahre entwickeln.

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit in Ihrem Verein aus? 

Wir haben eine sehr professionelle Trainerstruktur aufgebaut und auch eine klare Vorstellung, wie wir Kindern im Bereich der Drei- bis Vierjährigen bei unseren Alsterzwergen die ersten sportlichen Grundlagen mitgeben, um sie dann Schritt für Schritt über ersten Spielsituationen bis an das Zielspiel heranzuführen. Wir versuchen, die ambitionierte Spitze mit einem extra Talent-Technik-Training, einer gezielten Unterstützung durch Athletik-Training sowie vielen Turnieren und Camps auszubilden, aber wir wollen auch unbedingt die Breite fördern. Jeder soll bei uns seine Spielmöglichkeit bekommen.

Zusätzlich legen wir auch besonderen Wert auf unsere sportlichen Werte wie Teamgeist, Vorbildfunktion, Verlässlichkeit, Kritikfähigkeit, Leistungsbereitschaft und Fairness. Dies versuchen wir den Kindern von Beginn an beizubringen. Vorbilder sind dabei unsere erfolgreichen Bundesliga-Teams, die auch immer wieder das Nachwuchstraining bzw. die Camps unterstützen.

Wie ist die sportliche Situation im Nachwuchsbereich aktuell?

Corona hat die sportliche Situation natürlich in allen Bereichen ein Stückweit zurückgeworfen. Durch Zoom-Training und Kleinst-Gruppen-Training unter Einhaltung der Corona-Vorgaben und Hygienekonzepte haben wir erfreulicherweise fast alle Kinder am Schläger behalten. Jetzt, wo es langsam wieder losgeht, sind alle heiß aufs Spielen - die Kinder und Jugendlichen, die Trainer, aber auch die Eltern.

Was ist der nächste Schritt in der Entwicklung Ihres Vereins, den Sie angehen wollen? 

Unsere Schritte haben wir in den letzten Jahren getan - jetzt müssen wir das in den nächsten Wochen und Monaten konsolidieren. Mit den Teilnehmerzahlen in der Zwergen-Ballschule wollen wir expandieren, um von unten her mit einer breiten Basis zu starten, damit am Ende immer mehr eigene Jugendliche den Sprung in den Erwachsenenbereich schaffen.

Wichtig dafür war die Verbesserung unserer Infrastruktur als Club. Das ist uns mit der Neu-Anschaffung zweier Paddel-Plätze, einem Multicourt, einer zweiten Hockey-Halle für den Trainingsbetrieb im Winter sowie der Erweiterung unserer Kunstrasenfläche auf zwei Vollkunstrasen- und vier Kleinfelder gelungen.

Abschließend: Worauf sind Sie in Ihrem Verein besonders stolz?

Auf unsere Bundesliga-Teams, die fünf Olympia-Kandidaten sowie die Tradition und die Werte, die wir im Der Club an der Alster haben. Dies ist auch unsere Motivation im Trainerteam, die nächsten Erfolge im Jugendbereich zu schaffen, was in der Hockey-Hochburg Hamburg eine große Herausforderung ist. Es spornt uns an, Kindern die lebenslange Freude am Sport - und insbesondere am Hockey - zu vermitteln!

Foto: Ulrich Eckert nimmt beim Presstermin den Scheck über 5.000 Euro entgegen. Quelle: Verein
Foto: Ulrich Eckert nimmt beim Presstermin den Scheck über 5.000 Euro entgegen. Quelle: Verein

Der TV 1879 Hilpoltstein e.V. wurde 2020 mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein‘“ ausgezeichnet. Abteilungsleiter Ulrich Eckert verrät im Interview, wofür die Bayern das Preisgeld investiert haben und was das große Ziel das Vereins ist …

Wofür haben Sie das Preisgeld investiert?

Wir investieren es natürlich in unser Jugendtraining. Wir haben seit einigen Jahren dreimal in der Woche zwei externe Trainer bei uns, um unsere talentierten Jugendlichen zu fördern. Das betrifft unter anderem die Gruppe, die in der höchsten bayrischen Jugendliga antritt. Die externen Trainer kosten im Monat etwa 500 bis 600 Euro, aber es ist uns wichtig, das Niveau zu halten. Im Breitensport und für Schulaktionen stellen wir vereinsintern die Trainer.

Außerdem haben wir für unsere drei Top-Talente, die mit ihren Erfolgen wesentlich dazu beigetragen haben, dass wir „Das Grüne Band“ bekommen haben, die Kosten für die C-Lizenz übernommen. Hannes Hörmann, Matthias Danzer und Sebastian Hegenberger trainieren alle am Bundesstützpunkt in München; dort konnten sie eine Sonderausbildung absolvieren. Hinzu kommen natürlich permanente Ausgaben für Trainingsmaterial wie Bälle und Startgelder.

Wie sieht es denn aktuell aus: Dürfen Sie trainieren?

Unsere Kaderathleten dürfen trainieren - und mit allen anderen werden wir demnächst wieder durchstarten. In den Pfingstferien geht es mit dem Training wieder los. Die Kinder und Jugendlichen sollen dann erst einmal spielen dürfen und Spaß haben, bevor wir dann wieder mit dem Systemtraining starten und an den Grundlagen arbeiten. Es ist uns aber wichtig, dass sie jetzt erst einmal reine Freude am Tischtennis spielen haben.

Lässt sich schon absehen, wie Ihr Verein die Corona-Zeit überstanden hat?

Wir haben alle Jugendlichen angerufen, um bei ihnen nachzufragen, ob sie weiterhin dabei bleiben - auch wegen der Planung für die neue Runde. Es hat sich gezeigt, dass niemand aufhören will, weil er wegen Corona die Lust verloren hat. Wir werden also weiterhin vier Jugendmannschaften haben.

Was zeichnet - unabhängig von Corona - die Nachwuchsarbeit in Ihrem Verein aus?

Unsere Herrenmannschaft spielt seit 15 Jahren in der 2. Bundesliga und das beschert uns immer Zulauf. Die zweite Mannschaft spielt in der Regionalliga, dort haben wir zuletzt deutschlandweit das jüngste Team - mit vier Jugendlichen unter 18 Jahren - gestellt. Das ist ebenfalls eine große Motivation.

Außerdem gelingt es uns immer wieder, neue Kinder und Jugendliche zu gewinnen. In vielen Sportarten müssen Spielgemeinschaften gegründet werden, weil der Nachwuchs fehlt - wir hatten vor Corona pro Training über 20 Kinder in der Halle. Das kommt im Tischtennis nicht so häufig vor. Wir haben dafür viele Schulaktionen in den verschiedenen Stufen gemacht und Mini-Meisterschaften ausgerichtet. So bleibt immer der ein oder andere bei uns hängen.

Was wäre der nächste Schritt in der Entwicklung des Vereins?

Der ganz große Schritt wäre es natürlich, unsere Top-Jugendlichen in der ersten Mannschaft zu integrieren. Der Schritt zwischen der 2. und der 3. Bundesliga ist zwar groß, aber wir wollen sie langfristig auf das Niveau bringen, damit wir mit eigenen Spielern in der 2. Bundesliga spielen können. Das ist uns ganz wichtig. Wir wollen zudem im Schatten unserer drei Top-Jugendlichen von unten immer weiter aufbauen. Da sie ja gerade alle drei den Trainerschein gemacht haben, stehen sie auch unmittelbar als Vorbilder für den Nachwuchs zur Verfügung.

Foto: Frank Reinshagen, 1.Vorsitzender des ASV Hüttigweiler. Quelle: privat
Foto: Frank Reinshagen, 1.Vorsitzender des ASV Hüttigweiler. Quelle: privat

Der ASV 08 Hüttigweiler e.V. wurde 2020 mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“ ausgezeichnet. Der 1. Vorsitzende Frank Reinshagen war früher selbst als Ringer für den saarländischen Verein aktiv und gibt einen Einblick in die aktuelle Lage.

Herr Reinshagen, wie wollen Sie das Preisgeld investieren?

Unsere Sportstätte ist in den letzten drei Jahren aufwändig mit einem Bundesprogramm für die Kommune saniert worden. Es wurde für uns eine Halle angebaut, in der wir permanent eine Ringermatte auslegen und unsere Kraftgeräte sowie die Sauna unterbringen können. Im Zuge der Sanierung wurde rund um die Matte ein Sportboden ausgelegt, an dem wir uns beteiligen mussten. Das hat sich ganz gut gefügt, dort konnten wir einen Teil des Preisgeldes direkt investieren.
Außerdem ist ein Teil in die Neuanschaffung von Kraftausdauer- und Kraftgeräten für unseren Trainingsraum geflossen. Diese können alle Vereinsmitglieder nutzen. Von den Jüngsten bis zu den Aktiven. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten haben wir bisher leider erst eine Teillieferung erhalten.

Wie ist denn die aktuelle Lage: Ist überhaupt ein Trainingsbetrieb möglich?

Unsere Landes- und Bundeskaderathleten haben für den Bundesstützpunkt in Saarbrücken eine Sondererlaubnis, aber bei uns in Hüttigweiler sind die Hallen corona-bedingt noch geschlossen. Wir bieten daher gerade für die Jugendlichen zweimal die Woche ein Videotraining an und das wird, wie ich von den Trainern gehört habe, auch gut angenommen.

Wie ist die Stimmung im Verein angesichts dieser Situation?

Bis jetzt haben wir Gott sei Dank noch keine große Austrittswelle zu verzeichnen. Allerdings kommen anders als sonst leider keine neuen Kinder dazu. Im Altersbereich von drei bis sechs Jahren bieten wir normalerweise eine Bewegungsfrühförderung an, über die wir immer wieder Nachwuchssportler für den Ringsport akquirieren können. Das ist seit November zum Erliegen gekommen, ansonsten ist das eine echte Stärke. Unser Trainer hängt sich dort seit 15 Jahren mit Leib und Seele rein, sodass wir die Kinder ganz früh abholen können.

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit In Ihrem Verein darüberhinaus aus?

Unsere Trainer im Kinder und Jugendbereich kommen alle selbst aus dieser Sportart und haben sich entschieden, sich auch über ihr Karriereende im Aktivenbereich hinaus bei uns zu engagieren. Das schafft eine Verbundenheit und wir zielen auch sehr auf diesen familiären Aspekt ab. Da unsere Sportart eher eine Randsportart im öffentlichen Interesse ist, ist das wichtig für uns.

Abschließend: Worauf sind Sie in Ihrem Verein besonders stolz?

Es macht uns stolz, dass uns der Spagat aus dem Freizeit- und Breitensport auf der einen Seite und dem hoch angesiedelten Leistungssport auf der anderen Seite gelingt. Die Freizeitakteure und die Eltern der Kinder und Jugendlichen sind alle sehr engagiert. Sie unterstützen bei Festen und Wettkämpfen, generieren Geld und helfen bei der Organisation von Bundesliga-Heimkämpfen und Turnieren. Dieses Engagement macht unseren Verein aus!

Klaus Eckle, Trainer und Manager des Bundesligateams der Heideköpfe sowie Leiter des Landesleistungszentrums. Foto: Susanne Liedtke
Klaus Eckle, Trainer und Manager des Bundesligateams der Heideköpfe sowie Leiter des Landesleistungszentrums. Foto: Susanne Liedtke
Erfolg im Doppelpack: Yannic Walther (links) und Luca Hörger vom Heidenheimer Sportbund 1846 e.V feierten 2019 die Europameisterschaft mit der deutschen U15-Nationalmannschaft. 
Foto: privat
Erfolg im Doppelpack: Yannic Walther (links) und Luca Hörger vom Heidenheimer Sportbund 1846 e.V feierten 2019 die Europameisterschaft mit der deutschen U15-Nationalmannschaft. Foto: privat

Die Baseballer des Heidenheimer Sportbundes 1846 e.V. wurden 2020 mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“ ausgezeichnet. Klaus Eckle, Trainer und Manager des Bundesligateams der Heideköpfe sowie Leiter des Landesleistungszentrums, verrät im Interview, wofür die Baden-Württemberger das Preisgeld investiert haben und welche Ziele der Verein verfolgt. 

Wie haben Sie das Preisgeld investiert?

Wir haben mit dem Preisgeld bereits im November eine neue „JUGS-Pitching-Maschine“ angeschafft, die insbesondere im Wintertraining für all unsere Teams sehr hilfreich ist. Die Maschine kann sowohl gezielt als auch sehr variantenreich echte Basebälle „schießen“, die dann von den Schlagleuten sehr realitätsnah in unserer Schlaghalle geschlagen werden können. 
 
Was zeichnet die Nachwuchsarbeit in Ihrem Verein aus?

Wir haben ein einheitliches Spielkonzept - von unserem U8-T-Ball-Team bis zur U23, die in der 2. Bundesliga spielt. Bis zur U12 steht der reine Spaßfaktor mit technisch fundierten Grundlagen im Vordergrund, ab der U15 beginnt eine schrittweise Orientierung hin zum Leistungssport. Das klare Ziel ist die Entwicklung eigener Spieler für die 1.Bundesliga. Wir halten dort auch bewusst Kaderplätze frei. Vom aktuellen 25-Mann-Kader der 1. Bundesliga haben 13 Akteure bereits in unserem Nachwuchs gespielt bzw. spielen aktuell noch dort. 

Wie ist die sportliche Situation im Nachwuchsbereich aktuell? 

Die sportliche Situation ist eigentlich gut. Jede Altersklasse kann durchgängig mit ein bis zwei Teams besetzt werden. Leider haben viele Nachwuchsspieler pandemie-bedingt jetzt nahezu ein Jahr in ihrer Entwicklung verloren. Zum Glück kann seit Anfang März zumindest wieder offizielles Nachwuchstraining abgehalten werden und die Zahl der Teilnehmer lässt uns hoffen, dass wir zumindest von einer Austrittswelle verschont bleiben. Da Baseball ohnehin hauptsächlich ein „Sommersport“ ist, wird sich auch das Vereinsleben bei uns hoffentlich wieder normalisieren. 

Was ist der nächste Schritt in der Entwicklung Ihres Vereins, den Sie angehen wollen?

Da in der 1. Baseball-Bundesliga, die am 03.04.2021 starten soll, voraussichtlich auf unbestimmte Zeit keine Zuschauer zugelassen werden, haben wir unsere digitale Präsenz für die Fans ausgeweitet und gehen an Spieltagen mit „HeideköpfeTV“ an den Start, einem Streaming-Angebot über unseren YouTube-Channel. 

Ansonsten wird die stärkere Professionalisierung im Fokus stehen. Wir wollen uns an der Entwicklung einer „Deutschen Baseball Liga“ beteiligen, die Sportinternatsplätze vor Ort mit einer noch besseren Verzahnung von Schule und Leistungssport ausweiten und - sportlich betrachtet - in den nächsten fünf Jahren den europäischen „Baseball Champions Cup“ gewinnen. Das ist der höchste Titel im europäischen Baseballsport, der aktuell noch von Italien und den Niederlanden dominiert wird. 
 
Abschließend: Worauf sind Sie in Ihrem Verein besonders stolz?

Sportlich auf jeden Fall auf die sechs Deutschen Meisterschaften, die unsere Teams geholt haben - einmal holte sich die U18 den Titel, fünfmal unsere erste Mannschaft - sowie den CEB-Europapokalsieg 2019. Baseball in Heidenheim ist von den Jüngsten bis hin zur Meistermannschaft der Aktiven eine große Familie mit großem Zusammenhalt. Der Sport steht bei uns - auch auf Funktionärsebene - immer im Vordergrund.
 

Jung und erfolgreich: Die U12 des Eintracht Frankfurt e.V. wurde 2020 Hessenmeister. Henri, Chris, Phil und Tim freuen sich gemeinsam über den Triumph. Es ist nur einer der zahlreichen Landesmeistertitel, den die Talente des traditionsreichen Vereins in den vergangenen Jahren gewannen.  
Foto: Eintracht Frankfurt e.V.
Jung und erfolgreich: Die U12 des Eintracht Frankfurt e.V. wurde 2020 Hessenmeister. Henri, Chris, Phil und Tim freuen sich gemeinsam über den Triumph. Es ist nur einer der zahlreichen Landesmeistertitel, den die Talente des traditionsreichen Vereins in den vergangenen Jahren gewannen. Foto: Eintracht Frankfurt e.V.
Der Niederlassungsleiter der Commerzbank Frankfurt René Zinser überreichte den Scheck und Pokal im Rahmen eines Pressetermin an die Vertreter der Eintracht. 
Von links nach rechts: Tobias Kirch (Leistungssportreferent des DOSB), Michael Otto (Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied), Thomas Wurm (Abteilungsleiter Tennis), Peter Fischer (Präsident) und René Zinser.
Foto: Eintracht Frankfurt e.V.
Der Niederlassungsleiter der Commerzbank Frankfurt René Zinser überreichte den Scheck und Pokal im Rahmen eines Pressetermin an die Vertreter der Eintracht. Von links nach rechts: Tobias Kirch (Leistungssportreferent des DOSB), Michael Otto (Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied), Thomas Wurm (Abteilungsleiter Tennis), Peter Fischer (Präsident) und René Zinser. Foto: Eintracht Frankfurt e.V.

Die Tennisabteilung von Eintracht Frankfurt wurde 2020 mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“ ausgezeichnet. Michael Otto, langjähriger Abteilungsleiter und seit 2019 Präsidiumsmitglied der Eintracht, spricht im Interview über die geplante Invention und verrät, worauf man in Frankfurt besonders stolz ist…

Herr Otto, wie wollen Sie das Preisgeld investieren?

Wir planen das Preisgeld in unseren Jugendsport und unsere Inklusionsprojekte mit unseren Blinden und unseren Rollstuhltenniskindern zu investieren.

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit in Ihrem Verein aus?

Unsere Nachwuchsarbeit ist geprägt von der Grundidee, aus der Breite in die Spitze zu entwickeln. Man kann bei uns schon früh einsteigen und wird dann je nach Entwicklung und Leistungsniveau gefördert, wobei der Spaß am Tennissport im Vordergrund steht, denn es geht ja in erster Linie um eine positive und gesunde Freizeitgestaltung. Natürlich gehen aus diesem Konzept auch eine ganze Reihe Leistungssportler hervor, die sich in dem Gewinn zahlreicher Hessenmeistertitel im Einzel und im Team niederschlagen.

Angesichts der aktuellen Lage: Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf den Trainingsbetrieb und das Vereinsleben - und wie geht Ihr Verein damit um?

In Hessen haben wir Glück und konnten den Winter über zumindest Einzeltraining anbieten. Da in den Wintermonaten das Vereinsleben nicht ganz so ausgeprägt ist wie in den Sommermonaten, sind die Auswirkungen hier nicht ganz so gravierend. Lediglich das Athletik- und Krafttraining ist definitiv zu kurz gekommen.

Da sich normal in diesen Montag bis Freitag stattfindenden Einheiten viele der Kinder und Jugendlichen treffen, fehlt hier natürlich der Austausch und Kontakt. Zwar haben wir unser Angebot auf Onlinekurse ausgeweitet, doch ist es einfach nicht vergleichbar und das Vereinsleben leidet hierunter natürlich sehr. Wir sind allerdings großer Hoffnung auf eine „normale“ Sommersaison unter freiem Himmel.

Was ist der nächste Schritt in der Entwicklung Ihres Vereins, den Sie angehen wollen?

Wir planen aktuell den Abriss unseres Clubhauses und den Neubau einer Turnhalle mit modernem Funktionsgebäude. Diese Entwicklung ist ein Quantensprung für unsere Abteilung und wir freuen uns alle sehr auf sich damit verbundenen Möglichkeiten.

Abschließend: Worauf sind Sie in Ihrem Verein besonders stolz?

Wir sind ganz besonders stolz darauf, dass wir die familiäre Atmosphäre des Clubs trotz des enormen Wachstums in den vergangenen zehn Jahren bewahren konnten. Das ist uns besonders wichtig und wir glauben, dies exzellent gemeistert zu haben.

Die Bayrischen Meisterschaften gehören für den Nachwuchs des SV Bad Feilnbach e.V. zum festen Terminkalender. Die Trainerinnen Katarina und Katrin betreuten gemeinsam mit Spartenleiter Jogi in diesem Jahr Marie (9), Phillip (9), Lisa (12), Magdalena (14) sowie Lea (6), Valentin (7) und Ida (9). Den größten Erfolg holte die 14-jährige Magdalena, die in der A-Jugend Gold im Doppel und Silber im Einzel holte.  

Foto: SV Bad Feilnbach e.V.
Die Bayrischen Meisterschaften gehören für den Nachwuchs des SV Bad Feilnbach e.V. zum festen Terminkalender. Die Trainerinnen Katarina und Katrin betreuten gemeinsam mit Spartenleiter Jogi in diesem Jahr Marie (9), Phillip (9), Lisa (12), Magdalena (14) sowie Lea (6), Valentin (7) und Ida (9). Den größten Erfolg holte die 14-jährige Magdalena, die in der A-Jugend Gold im Doppel und Silber im Einzel holte. Foto: SV Bad Feilnbach e.V.

Die Rodel- und Bob-Abteilung des SV Bad Feilnbach e.V. wurde 2020 mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung“ ausgezeichnet. Trainerin Katrin Dostthaler spricht im Interview über die Entwicklung der kleinen, familiären Sparte und die größten Erfolge… 

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit in Ihrem Verein aus? 

Wir sind ein kleiner Verein in einem kleinen Dorf und haben ein sehr familiäres Verhältnis. Mein Vater hat die Sparte Rodeln damals gegründet, dann habe ich das Training irgendwann von ihm übernommen. Wir arbeiten mit Kindern aus dem Ort und wollen die Talente gezielt fördern. 

Wir sind aber nicht nur leistungssportlich, sondern auch sozial orientiert. Wenn Kinder nicht so sportlich sind, sich aber trotzdem für unseren Sport interessieren, werden sie nicht ausgeschlossen. Wir bilden sie aus, damit sie etwas mitnehmen können, denn man macht im Rodelsport Erfahrungen, die man für das Leben brauchen kann. Man muss auf der einen Seite seinen Körper genau kennenlernen und sich auf der anderen Seite durchsetzen und seine Konkurrenten einschätzen können. Das ist ein Weitblick, den man später auf jeden Fall ins Berufsleben mitnehmen kann.

Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung der Abteilung in den letzten Jahren? 

Ich bin mehr als zufrieden – wir haben sehr, sehr viele Erfolge feiern können. Als ich das Training der Sparte übernommen haben, hatten wir drei junge Athleten mittlerweile haben wir zehn aktive Kinder. Es könnten natürlich noch mehr sein, aber als kleiner Verein, der so weit weg von einer Rodelbahn liegt, ist das schon ein großer Erfolg, so viele Kinder zu haben. 

Wie ist das Training denn möglich, wenn die Rodelbahn nicht um die Ecke liegt? 

Wir fahren am Wochenende samstags und sonntags zum Training an die Rodelbahn in Königssee, das sind rund 110 Kilometer. Ansonsten haben wir einen Sportplatz und eine Halle bei uns. Die Eltern haben in Eigeninitiative eine Startbahn gebaut, die wir auch vereisen könnten. Wir sind im Training sehr flexibel. Im Sommer trainieren wir sehr viel im Ausdauer- und Kraftbereich, machen Bodenturnen und arbeiten im Fahrtraining mit Rollschlitten. Unsere Kaderathleten fahren unter der Woche immer wieder auf Lehrgänge nach Winterberg, Altenberg oder Oberhof. 

Was waren für Sie als Trainerin die größten Erfolge? 

Lisa Völker wurde 2016 Dritte bei den Deutschen Meisterschaften; hinter Natalie Geisenberger und Tatjana Hüfner. Lisa hat mit sechs Jahren bei mir angefangen, wir haben den Weg bis zu diesem dritten Platz gemeinsam bestritten. Der zweite große Erfolg für mich als Trainerin ist Christoph Hafer. Er hat bei mir als Rodler angefangen und ist dann in meine Fußstapfen im Bobsport getreten – er fährt im Weltcup mit.

Haben Sie im Verein schon Pläne, wie das Preisgeld investiert werden soll? 

Wir werden einen Teil in neue Schlitten und Kufen investieren – und wahrscheinlich in einen neuen Damen-Doppelsitzer. Da es eine neue olympische Disziplin wird, wird das aktuell sehr gefördert und wir haben zwei Mädels, die sehr gut sind. Wir würden auch gerne einen kleinen Ausflug mit unseren Kids machen, wenn wir uns alle wiedersehen dürfen. Das restliche Geld werden wir auf die hohe Kante legen, um eine Rücklage für unvorhergesehene Ausgaben zu haben. 

Wie gehen Sie mit den Corona-Einschränkungen um? 

Das Mannschaftstraining ist momentan stillgelegt. Es dürfen aktuell auch nur noch unsere fünf Kaderathleten auf die Bahn in Königssee, keine Anfänger und Hobbysportler. Im Sommer haben wir uns viel einfallen lassen, aber jetzt – mit dem Teil-Lockdown – ist es schwierig. Die Kleinen, die letztes Jahr angefangen haben, wollen endlich wieder fahren und das dürfen sie nicht. Das ist natürlich extrem schade, aber wir werden auch das überstehen. 

Welchen Rat bzw. Tipp würden Sie Kindern geben, die eine erfolgreiche sportliche Karriere anstreben?

Seid mit Spaß und Freude bei der Sache - ohne Spaß ist man nicht erfolgreich!

Nils Lichtlein von den Füchsen Berlin. Bildquelle: Foto Lächler/Füchse Berlin
Nils Lichtlein von den Füchsen Berlin. Bildquelle: Foto Lächler/Füchse Berlin

Sein großes Ziel heißt 1. Handball-Bundesliga: Nils Lichtlein (18) will bei den Füchsen Berlin Reinickendorf den Schritt in den Profikader schaffen. Im Interview erklärt der junge Linkshänder, was die Nachwuchsarbeit des Erstligisten auszeichnet … 

Was macht Nachwuchsarbeit bei den Füchsen Berlin aus Ihrer Sicht aus? 

Das Besondere an der Nachwuchsarbeit der Füchse ist die enge Kooperation und die Verbundenheit mit den Profispielern. Man sieht sich in der Halle, im Kraftraum oder bei den Physiotherapeuten - auch, wenn wir uns aktuell natürlich aufgrund von Corona nicht so begegnen wie sonst. Man hat sein Ziel so dennoch direkt vor Augen und wird vom Trainer- und Betreuerstab genauso gut - wenn nicht sogar besser - behandelt. Auch die Professionalität des Trainings und der Trainingssteuerung sind hoch. Jeder erhält einen individuell abgestimmten Plan, wann und wo man trainiert und spielt, sodass das Beste für einen herausgeholt wird. 

War das der Grund, warum Sie sich im Alter von 14 Jahren für einen Wechsel zu den Füchsen entschieden haben? 

Ja, unter anderem. Was mich damals zudem besonders überzeugt hatte, war die Kooperation mit der Schule. Ich bin in der Herberge untergebracht, kann vor- und nachmittags trainieren und alle sind bei Problemen immer ansprechbar - wenn es beispielsweise darum geht, wie man verpassten Unterricht nachholen kann. Es wird alles getan, um einen zu fördern. 

Welche Rolle hat es für Sie gespielt, dass sich die erfolgreiche Anschlussförderung an Beispielen wie Paul Drux und Fabian Wiede zeigt? 

Das spielt natürlich eine große Rolle. Ich habe das Ziel, Profispieler zu werden - und wenn nicht hier, wo dann? Man sieht ja an den genannten Beispielen, dass es möglich ist - und will das Gleiche erreichen.

Welcher Ihrer Erfolge bzw. Titel ist für Sie am wertvollsten? 

Das kann ich so gar nicht sagen, weil jeder Titel auf seine Art besonders ist - auch, weil man in den unterschiedlichen Mannschaften unterschiedliche Rollen hat. Die Deutschen Meistertitel und die Silbermedaille bei der WM bedeuten mir sicherlich besonders viel. Bei der Vizeweltmeisterschaft mit der U19-Nationalmannschaft war ich allerdings nicht der verantwortungstragende Spieler, weil ich der Jüngste war. In unserer A-Jugend war ich letztes Jahr hingegen Kapitän, das war eine ganz andere Verantwortung.

Welche Ziele haben Sie sich für diese Saison gesetzt? 

Mit der A-Jugend will ich die Deutsche Meisterschaft holen. Mit der Nationalmannschaft möchte ich alles, was an internationalen Turnieren geht, mitmachen - und dann immer bestmöglich abschneiden. Außerdem will ich versuchen, mich weiter an den Profikader heranzutasten. 

Welchen Rat bzw. Tipp würden Sie Kindern geben, die ebenfalls eine erfolgreiche sportliche Karriere anstreben?

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen: Tu einfach alles für deinen Traum - und wenn es momentan nicht reicht, musst du mehr tun als andere!
 

Die Scheck-Übergabe fand im November 2019 in der Paul-Horn-Arena im Rahmen eines Bundesligaspieles statt. Quelle: TV Rottenburg
Die Scheck-Übergabe fand im November 2019 in der Paul-Horn-Arena im Rahmen eines Bundesligaspieles statt. Quelle: TV Rottenburg

Der TV 1861 Rottenburg wurde 2019 mit dem ‚Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein‘ ausgezeichnet. Abteilungsleitung André Kette spricht im Interview über die geplante Investition des Preisgeldes und den Rückzug der Bundesligamannschaft… 

Herr Kette, wie hat Ihr Verein das Preisgeld investiert? 

Wir wollten unsere Infrastruktur weiterentwickeln und das Geld damit nicht nur einer Mannschaft zukommen lassen, sondern es so einsetzen, dass mehreren Spielergenerationen oder die ganze Abteilung etwas davon haben. Wir haben beispielsweise überlegt, die Beachplätze zu erneuern oder unsere Teams altersübergreifend mit einheitlichen Trikotsätzen auszustatten. 

Corona hat uns jedoch so weit zurückgeworfen, dass dies momentan überhaupt kein Thema ist. Wir mussten zudem - nicht zuletzt wegen der Corona-Maßnahmen - unsere erste Mannschaft aus der 1. Bundesliga abmelden. Die damit verbundene Neuorientierung ist eine große Herausforderung, bringt aber natürlich auch viele neue Chancen mit sich, die wir nutzen wollen. Wir haben ein starkes Team gefunden und wollen jetzt in der 3. Liga neu anfangen. 

Welche Auswirkungen wird der Bundesligarückzug auf die Nachwuchsabteilung haben? 

Das müssen wir abwarten, aber ich denke, dass unser Nachwuchs in Zukunft sogar noch dichter an der ersten Mannschaft dran sein kann. Es spielen jetzt einige Lehrer aus unseren Schulen in der 3. Liga; dadurch gibt es einen viel persönlicheren Bezug, als es im Profisport der Fall ist. 

In der Bundesliga haben wir zudem in Tübingen gespielt, aber jetzt werden wir wieder in unsere Halle nach Rottenburg zurückkehren - in eine total volleyballbegeisterte Stadt. Unsere Jugendspieler können so zukünftig wieder an der Seitenlinie sitzen und nach dem Spiel selbst am Netz daddeln.

Welches Feedback gab es auf die Auszeichnung mit dem ‚Grünen Band‘?

Es war ein sehr gutes Feedback. Die Medien, die Gemeinde und auch die Stadt Rottenburg haben die Prämierung alle aufgegriffen. Auch im Anschluss an die Scheckübergabe, die wir Ende letzten Jahres an einem Erstligaspieltag vor 2.000 Zuschauern in einem tollen Rahmen durchführen konnten, gab es noch einmal viel Wertschätzung.

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit in Ihrem Verein aus?

Wir beurteilen Dinge danach, was für die Basis das Sinnvollste ist - und wir haben das Glück, dass unsere Trainer wirklich dafür brennen, mit Kindern zu arbeiten und sie zu entwickeln.

Was war seit der Prämierung der größte sportliche Erfolg Ihrer Abteilung? 

Wir hatten uns im männlichen Bereich, was schon unser Steckenpferd ist, für drei Deutsche Meisterschaften qualifiziert und hätten uns eventuell auch vorne platzieren können. Dann ist aber leider alles aufgrund von Corona ausgefallen. Das ist extrem traurig - unsere Jugendlichen haben wochen- und monatelang dafür gekämpft und trainiert. 

Im Herbst soll der Spielbetrieb nun neu starten, sodass unsere Spieler immerhin wieder ein Ziel vor Augen haben. Das ist enorm wichtig. Wenn der Spielbetrieb noch eine Saison wegbrechen würde, wäre das für den Sport eine ganz große Herausforderung. 

Gibt es die Überlegung, sich irgendwann erneut für das Grüne Band zu bewerben?

Auf jeden Fall! Wir haben die Auszeichung jetzt ja schon ein zweites Mal bekommen, weil wir entsprechende Erfolge nachweisen konnten - und das wollen wir in Zukunft natürlich auch. Die Auszeichung ist immer ein tolles Bonbon und eine Belohnung für die Erfolge der Kinder, Jugendlichen und Ehrenamtlichen im Verein. 
 

Grenzenloser Jubel: Elias Schreml von der LG Olympia Dortmund wurde überraschend U20-Europameister über 3000 Meter im schwedischen Borås. Quelle: Iris Hensel.

Die LG Olympia Dortmund wurde 2019 mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“ ausgezeichnet. Der Vereinsvorsitzende Michael Adel gibt im Interview einen Einblick, was die Leichtathleten mit dem Preisgeld geplant haben …
 
Herr Adel, wie hat Ihr Verein das Preisgeld investiert?

Durch die Corona-Krise bestand noch keine Möglichkeit einer größeren Investition. Wir planen allerdings, das Geld für den Ausbau unserer Stabhochsprunggruppe einzusetzen, da insbesondere das Heranführen junger Athleten an diese Disziplin sehr kostenintensiv ist.

Welches Feedback gab es auf die Auszeichnung?

Wir hatten ein sehr gutes Feedback und wurden von verschiedenen offiziellen Seiten wie der Stadt Dortmund und dem Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen hierauf angesprochen. Auch die mediale Darstellung war äußerst positiv und hilfreich.  

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit in Ihrem Verein aus?

Unsere Nachwuchsarbeit zeichnet sich durch hochqualifizierte und motivierte Trainer, eine sehr gute Zusammenarbeit mit der NRW Sportschule und eine hervorragende Infrastruktur aus. Hinzu kommen die vielfältigen Studienmöglichkeiten in der direkten Umgebung, die eine ausgezeichnete Verbindung von Ausbildung, Studium und Sport zulassen - und das alles verbunden mit kurzen Wegen.

Was war seit der Prämierung der größte sportliche Erfolg Ihrer Abteilung?

Elias Schreml wurde in Folge seines Europameistertitels 2019 in der U20 als Jugendleichtathlet des Jahres 2019 ausgezeichnet. Anna Hense holte im Alter von 15 Jahren den dritten Platz bei der Deutschen U20-Meisterschaft in Neubrandenburg. Auch Hannes Fahl holte als Zweiter eine Medaille bei der Deutschen U20-Meisterschaft.

Wie wurde mit den Einschränkungen durch das Coronavirus umgegangen?

Die Athleten haben das Beste aus der Situation gemacht. Die ersten internen Leistungstests haben aber gezeigt, dass auch in Zukunft sehr gute Ergebnisse zu erwarten sind. Erfreulich ist die nach wie vor hohe Motivation aller Athleten.

Gibt es die Überlegung, sich irgendwann erneut für das Grüne Band zu bewerben?

Wir werden unsere Strategie und Ziele, auf den Nachwuchsbereich zu setzen, weiter verfolgen und sehen Das Grüne Band auch als Motivation für die Zukunft, sodass wir uns sicherlich wieder bewerben werden.

Foto: TSV Chemie Premnitz. 
Peter Lorenz (links) mit Schützling Paul Purps (Mitte) und dessen Schulleiter Michael Hohmann nach dem Gewinn der Bronzemedaille bei der Jugend-WM Bronze in Paris.

Die Bowling-Abteilung des TSV Chemie Premnitz wurde 2019 mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“ ausgezeichnet. Trainer Peter Lorenz verrät, wie das Preisgeld investiert werden soll und welche Auswirkungen das Coronavirus auf die Nachwuchstalente des Vereins hat …

Wie hat Ihr Verein das Preisgeld investiert?

Unser Jugendprojekt im Jugendbildungszentrum Blossin, das als zusätzliches Trainingslager mit Freizeitaktivitäten geplant war, ist corona-bedingt leider noch nicht durchgeführt worden. Wir haben es allerdings nur verschoben; es soll noch stattfinden. Weitere Maßnahmen und Förderungen unserer Jugendlichen werden wir zur neuen Saison besprechen.

Welches Feedback gab es auf die Auszeichnung?

Die Aufmerksamkeit im Umfeld war sehr groß. Durch die gute Presse in der Märkischen Allgemeinen Zeitung und auch unsere eigene Präsentation wurde man nicht nur in unserer Abteilung bzw. im Verein aufmerksam. Es gab auch viele Glückwünsche aus der Stadt, vom Bürgermeister und aus den Schulen.

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit in Ihrem Verein aus?

Um es kurz zu fassen: Wir haben seit einigen Jahrzehnten eine gewisse Kontinuität. Wir bieten sowohl Freizeitspaß für die Schulkinder über Schulprojekte an als auch Vereinssport bis hin zu Nationalkadern mit internationalen Erfolgen. Wir versuchen dabei, nicht nur das Leistungstraining, sondern auch die Projekte professionell zu betreuen. Wichtig bei allen Dingen ist vor allem der Spaß an der Sache selbst!

Wie ist die sportliche Situation im Nachwuchsbereich aktuell?

Unsere Jugendlichen sind mehrfache Landesmeister geworden, wurden dann aber leider corona-bedingt ausgebremst. Sowohl die Deutschen Meisterschaften als auch die Jugend-Europameisterschaft wurden wie viele Sportevents 2020 abgesagt. Momentan bereiten sich vier Jugendliche auf die U18-EM bzw. die U21-WM im Jahr 2021 vor. Im Bereich unserer Kleinsten gab es erfreulicherweise noch einmal einen Zuwachs im Verein.

Aus aktuellem Anlass: Wie wird mit den Einschränkungen durch das Coronavirus umgegangen?

Wir können zum Glück seit Ende Mai wieder trainieren, natürlich mit einem Hygienekonzept und Abstandsregeln. Die Kids standen sofort auf der Bahn, als die Möglichkeit des Trainings bekannt wurde. Sie hatten wohl genug von den eigenen vier Wänden (schmunzelt). Da ich selbst Kinder habe, kann ich das sehr gut nachvollziehen…

Gibt es die Überlegung, sich irgendwann erneut für das „Grüne Band“ zu bewerben?

Ja, warum nicht? Es ist a) eine tolle Auszeichnung und Bestätigung der guten Jugendarbeit und man kann b) mit der Prämie neue Dinge starten, um die Jugendlichen weiter zu motivieren. In diesem Sinne: Noch einmal ein herzliches „Dankeschön“ zu unserer Wahl!


Foto: Berliner TSC / BU: Der Berliner TSC lud seine Nachwuchstalente zu einem Teamevent in die Mercedes-Benz-Arena ein. Die jungen Schwimmerinnen und Schwimmer durften bei den Eisbären Berlin hinter die Kulissen schauen.

Die Schwimmabteilung des Berliner Turn- und Sportclubs wurde 2018 mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung“ ausgezeichnet. Büroleiterin Wiebke Eggert verrät im Interview, wie das Preisgeld investiert wurde und welche Auswirkungen die Corona-Krise auf die Schwimmtalente hat …

Wie wurde das Preisgeld des Grünen Bandes investiert?

Wir haben das Geld gesplittet. Einerseits haben wir unsere Talente mit einem schönen Teamevent belohnt - für ihre Arbeit und ihre Erfolge bei nationalen und internationalen Wettkämpfen. Wir haben die Mercedes-Benz-Arena besucht, hinter die Kulissen geschaut und ein Spiel von den Eisbären Berlin geguckt. Das war ein echtes Bonbon für unsere Nachwuchsschwimmer*innen.

Außerdem haben wir neue Trainingsmittel gekauft, denn gerade im Nichtschwimmer-Bereich brauchen wir immer wieder Schwimmnudeln, Bretter und Flossen. Mit dem Rest des Geldes wollten wir eigentlich ein Teamevent für unsere Ehrenamtlichen und Trainer*innen veranstalten. Das sollte eigentlich in diesem Frühsommer stattfinden, aber dann kam uns Corona dazwischen. Das steht also noch aus.

Welches Feedback gab es auf die Auszeichnung?

Die Freude war natürlich groß. Die Kinder und Jugendlichen waren stolz auf die Aufmerksamkeit und hatten das Gefühl, dass sie zeigen konnten, mit welcher Leidenschaft sie unsere tolle Sportart betreiben.

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit in Ihrem Verein aus?

Im Leistungsbereich fangen wir früh mit der Sichtung an, sodass unsere Talente früh die Möglichkeit haben, eine leistungssportliche Laufbahn einzuschlagen. Außerdem bieten wir eine enge Kopplung zwischen Schule und Verein. Wir sind auch sehr stolz auf unser Seepferdchenprojekt. Wir bieten dabei vielen Kindern die Möglichkeit, schwimmen zu lernen - das ist eine lebenswichtige Grundfertigkeit. Es ist eine absurde Entwicklung, dass leider dennoch immer mehr Kinder in Deutschland nicht schwimmen können.

Wie ist die sportliche Situation im Nachwuchsbereich aktuell
?

Im letzten Jahr konnten wir an die Erfolge von 2018 anschließen. Bei der Deutschen Jahrgangsmeisterschaft 2019 haben wir 34 Medaillen gewonnen und standen damit im Medaillenspiegel auf dem zweiten Platz - das war das beste Mannschaftsergebnis seit 1991. Das war wirklich toll. Umso trauriger ist es, dass wir dieses Jahr aufgrund der Umstände nicht daran anknüpfen können.

Es ist wirklich bitter. Unsere Leistungssportler*innen hatten alle Pläne. Sie schwimmen in den Landes- und Bundeskadern und sind arg frustriert, weil sie aktuell kein Ziel mehr haben, auf das sie hinarbeiten können. Unsere Seepferdchenkinder konnten ihrerseits dieses Jahr kein Seepferdchen machen. Wir werden daher in den nächsten Monaten kaum neue Kinder aufnehmen können, weil die Gruppen noch blockiert sind. Das ist eine besorgniserregende Situation.

Gibt es die Überlegung, sich irgendwann erneut für das Grüne Band zu bewerben?


Auf jeden Fall! Wir haben tolle Mitglieder, tolle Ehrenamtliche und einen tollen Verein - warum sollten wir das nicht zeigen und stolz darauf sein?

Der Trainingsraum grenzt direkt an die Reithalle. Jetzt ist es beim Training wärmer. Quelle: Verein

Der Reitverein Fredenbeck wurde 2019 mit dem ‚Grünen Band für vorbildliche Talentförderung‘ ausgezeichnet. Cheftrainerin Gesa Bührig (34) übernahm im Alter von zwölf Jahren ihre erste Trainingsgruppe. Das Eigengewächs spricht über den Ausbau des Trainingsraums und die Herausforderungen der Corona-Krise.

Wie wurde das Preisgeld des Grünen Bandes investiert?

Unsere Trainingsraum grenzt direkt an die Reithalle, daher war es immer kalt und zugig. Wir haben mit dem Geld eine Wand eingezogen; die Fenster aus Sicherheitsglas wurden uns gespendet. Der Raum ist jetzt deutlich sauberer, ruhiger und wärmer. Das ist eine deutliche Verbesserung.

Welches Feedback gab es auf die Auszeichnung?


Wir haben uns alle sehr gefreut - und waren ja auch mit einer großen Delegation bei der Verleihung. Wir sind ein kleiner Verein in einem kleinen Ort und viele finden es hier bewundernswert, dass wir den Sport auf so einem hohen Niveau betreiben können.

Was macht die Nachwuchsarbeit in Ihrem Verein aus?


Unsere Trainer sind alle Eigengewächse, ich habe sie fast alle selbst ausgebildet. Es gibt eine inoffizielle Regelung: Jeder, der bei uns im Verein das Voltigieren lernt, muss dieses Wissen auch weitergeben. Die Mädchen aus den Turniermannschaften trainieren daher die Nachwuchsgruppen und machen dafür natürlich auch einen Trainerschein. So haben wir sehr junge Trainer, die dicht am Sport sind und genau wissen, worauf es ankommt.

Wie ist die sportliche Situation im Nachwuchsbereich aktuell?

Die Verleihung des „Grünen Bandes“ war der Abschluss für die letzte Saison. Wir sind daraufhin in die Vorbereitung von 2020 gegangen und hatten auch schon geplant, wo unsere Junioren international starten könnten. Im März kam dann die Corona-Krise und alles ist den Bach runtergegangen. Im Voltigieren gibt es im Moment überhaupt keine Turniere, es ist alles in der Schwebe. Wenn wir Glück haben, gibt es dieses Jahr noch eine Weltmeisterschaft - für diese Hoffnung trainieren wir.

Die Bundeskader-Gruppe durfte unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln relativ schnell wieder einsteigen und Mitte Mai ist dann die Turniergruppe nachgezogen, aber die ganzen Nachwuchsgruppen trainieren seit drei Monaten nicht. Das Hygienekonzept, das uns dafür vorgeschlagen wurde, war nicht finanzierbar.

Wie reagieren Ihre Mitglieder?

Wir haben keinen Anspruch auf die Vereinsgebühr, weil bei uns die Stunden gezahlt werden. Wir brauchen das Geld aber, um die zwölf Pferde weiter versorgen zu können. Alle Trainer verzichten vorerst auf ihre Aufwandsentschädigung und die Voltigierer zahlen 75 Prozent der Gebühren als Spende an den Verein. Es bezahlen alle klaglos, das ist wirklich toll. So können wir die laufenden Kosten decken.

Gibt es die Überlegung, sich irgendwann erneut für das Grüne Band zu bewerben?


Auf jeden Fall! Wir wollen unsere Talente ja immer weiter nach vorne bringen, daher kann ich mir das gut vorstellen.

Das Olympische Sommerfest gehört zu den Jahreshöhepunkten im Vereinsleben des SV Halle. (Quelle: Bernd Hammelmann / SV Halle)

Der SV Halle e.V. wurde 2018 mit dem "Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein" ausgezeichnet. Hardy Gnewuch, Abteilungsleiter Leichtathletik/Bob und zugleich Leiter Leistungssport am Olympia-Stützpunkt Halle, spricht im Interview über die Verwendung des Preisgeldes und das Familiengefühl im Verein …

Wie hat der SV Halle das Preisgeld investiert?

Wir haben das Preisgeld gut gestreut. Einen Teil haben wir in das Kinder- und Sommerfest investiert. Einmal im Jahr veranstalten wir ein Familiensportfest für alle - für die jüngsten Kinder, die Nachwuchstalente und die Spitzenathleten. Wir haben zudem Geld in eine Schließanlage für die Spinde der Nachwuchssportler gesteckt sowie in die traditionelle Meisterschaftsverabschiedung für unsere Teilnehmer an den Deutschen Meisterschaften.

Der Rest des Geldes ist für 27 Wetterjacken für unsere Trainer und Übungsleiter draufgegangen. Sie haben grüne Jacken mit einem Aufdruck zu Weihnachten bekommen. Es macht in der Außendarstellung unheimlich viel aus, wenn alle einheitlich gekleidet sind. Die Übungsleiter sind unser Pfund, die sich um den Nachwuchs kümmern und unsere Trainingsgruppen mit viel Engagement leiten. Dafür wollten wir uns bedanken

Wie wurde die Auszeichnung im Verein aufgenommen?  

Die Prämierungsveranstaltung war sehr gelungen und kam auch bei unseren Aktiven toll an. Alle waren  sehr aufgeregt. Auch in der Presse wurde der Gewinn sehr gut dargestellt, und alle Preisträger aus dem halleschen Raum wurden vorgestellt.

Was zeichnet Nachwuchsarbeit in Ihrem Verein aus?


An erster Stelle sehe ich mit Abstand das Zusammengehörigkeitsgefühl. Wir sind eine große Familie mit einer bunten Mischung von den Kindern und relativ jungen Übungsleitern bis hin zu den Leuten aus dem Leistungssport und Rentnern über 70 Jahren. Dieses Familiengefühl hat sich im SV Halle sehr stark entwickelt und das hervorragende Miteinander macht gerade die Abteilung Leichtathletik/Bob aus.

Wir sind auf der einen Seite getragen von dem Gedanken, Leistungssport zu leben und haben einen hohen Leistungsanspruch, um international erfolgreich zu sein. Auf der anderen Seite wollen wir auch nach unten strahlen und alle zum Sporttreiben animieren, denn es kann nicht jeder Olympiasieger werden. Diese Symbiose gelingt uns sehr gut.

Wie sieht der Trainingsalltag in Zeiten des Coronavirus in Halle aus?

Wir konnten dank einer guten Zusammenarbeit zwischen allen Partnern das Training für den Olympia- und Perspektivkader aufrechterhalten. Unsere Jugendlichen werden fernbetreut. Die Trainer haben Pläne geschrieben und kontrollieren die Einhaltung. Das läuft gut. Lediglich die jüngsten Trainingsgruppen mit den Kiddies können wir im Moment nicht einbeziehen, das ist nicht leistbar.

Wir warten alle momentan auf den Tag X, an dem es wieder losgehen kann. Ich glaube jedoch, dass es noch einige Wochen dauern wird. Ich hoffe jedoch, dass wir die Saison noch ein bisschen retten können - wir haben dafür auch schon ein paar Pläne im Hinterkopf. Wir wollen an unseren Traditionsveranstaltungen festhalten und ein Kinderfest in kleinerer Form und unsere gemeinsame Weihnachtsfeier ausrichten.

Überlegen Sie, sich erneut um "das Grüne Band" zu bewerben?

Wir wurden in den neunziger Jahren schonmal ausgezeichnet und seitdem haben wir uns immer mal wieder beworben. Ich konnte es nicht fassen, dass wir nicht geehrt wurden, denn ich war immer der Meinung, dass wir sehr engagiert und gut aufgestellt sind. Jetzt hat es geklappt, und wir haben auf jeden Fall vor, uns noch einmal zu bewerben.

Die Handballerinnen von Leverkusen stellen Mannschaften von der A-Jugend bis zu den Minis (Quelle: Verein)

Die Handball-Abteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen wurde 2018 mit dem "Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein" ausgezeichnet. Abteilungsleiterin Jutta Ehrmann-Wolf spricht im Interview über die Investition des Preisgeldes und die „besondere Herausforderung“, vor die das Coronavirus die Teamsportlerinnen stellt…

Wie hat der TSV Bayer Leverkusen das Preisgeld investiert?

Wir haben gezielt Projekte aus unserem Nachwuchsbereich gefördert. Das Geld wurde unter anderem für neue Trainingsmaterialien sowie die gezielte Förderung von Trainerausbildungen unserer Nachwuchstrainer eingeplant.
 
Welches Feedback gab es auf die Auszeichnung?

Der Verein TSV Bayer 04 ist sehr "verwöhnt" in Sachen Auszeichnung für gute Nachwuchsarbeit. Jedes Jahr steht mindestens eine Abteilung unseres Gesamtvereins bei dieser Prämierung auf dem Siegertreppchen. Trotzdem ist die Resonanz in der Presse immer sehr groß. Es ist ja schließlich auch eine Form der Anerkennung und Wertschätzung für unser Vereinskonzept.
 
Was macht die Nachwuchsarbeit in Leverkusen aus?

Ich würde sagen, es ist die Vielfalt. Bayer ist immer noch einer der größten Sportförderer in Deutschland. Unser Sportinternat wurde zuletzt als Nummer Eins deutschlandweit prämiert. Das sind Maßstäbe, die es sonst einfach nirgendwo in Deutschland gibt.
 Wir von der Handballabteilung leben dieses Konzept, und die Früchte dieser aufwendigen Arbeit sieht man jedes Jahr in unserem Bundesligakader. Dort standen zuletzt 13 von uns ausgebildete Spielerinnen unter Vertrag. Das ist eine Quote, die einfach für sich spricht.
 
Wie ist die sportliche Situation im Nachwuchsbereich aktuell

Unsere Juniorelfen stehen erneut im Viertelfinale um den Einzug ins Final Four um die Deutsche Meisterschaft. In den letzten sieben Jahren durften wir viermal die Deutsche Meisterschaft und dreimal die Deutsche Vize-Meisterschaft feiern. Wir haben alle Teams von den Minis bis zur A-Jugend besetzt und starten teilweise mit zwei Teams in den Meisterschaften.

Welche Auswirkungen hat das Coronavirus auf Ihre Arbeit?

Der Spielbetrieb in der aktuellen Saison wurde - ausgenommen 3. Liga und Jugend-Bundesliga - abgebrochen; ebenso ist der gemeinschaftliche Trainingsbetrieb aktuell eingestellt. Wir stehen digital mit unseren Teams in Kontakt und versuchen, unsere Spielerinnen fit zu halten. Für den Teamsport ist die aktuelle Zeit eine ganz besondere Herausforderung, der wir uns stellen müssen.
 
Gibt es die Überlegung, sich irgendwann erneut für das Grüne Band zu bewerben?

Selbstverständlich werden wir uns wieder bewerben. Hier soll alles weiter gehen!
 

Foto: Sandro Halank / Verein

Luisa Hornung gehört zu den erfolgreichsten Talenten, die der Bob- und Rodelclub 05 Friedrichroda in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Im Interview spricht die 23-Jährige über den Reiz der Sportart Skeleton und ihre Ziele.

Was zeichnet aus Ihrer Sicht die Nachwuchsarbeit in Friedrichroda aus?

Wir arbeiten sehr eng mit den Grundschulen zusammen, das finde ich richtig gut. Es wird ganz viel Wert darauf gelegt, die Talente frühzeitig zu erkennen, damit man sie besser fördern kann. Die Trainer bringen den Kindern dabei den Sport außerhalb des Unterrichts in vielen AGs näher, das finde ich ganz wichtig.

Was macht den Reiz aus?

Die Geschwindigkeit. Im Skeleton ist es noch einmal ganz anders, man ist viel näher am Eis. So bekommt man die Geschwindigkeit viel besser mit, das Gefühl ist einfach schöner. Jeder Lauf ist ein Nervenkitzel.

Was war aus Ihrer Sicht bisher Ihr größter Erfolg?

Das ist eine gute Frage (überlegt). Im Rodeln war es definitiv der Deutsche Meistertitel, das war ein sehr einschneidendes Erlebnis. Im Skeleton würde ich die Saison nennen, in der ich den Intercontinental-Cup gefahren bin. Ich bin in meinem ersten Jahr direkt Vierte geworden, das war ein großer Erfolg. Letzte Saison habe ich den dritten Platz beim Gesamt-Europacup geholt. Das zeigt, dass man eine stabile Saison gefahren ist und jedes Rennen gut war - und es nicht nur einen Ausreißer gab.

Was sind Ihre Ziele?

Ich möchte in dieser Saison wieder beim Intercontinental-Cup fahren. Es ist zudem mein letztes Jahr bei den Junioren - und ich möchte an der Junioren-Weltmeisterschaft teilnehmen und dort gerne unter die ersten Sechs kommen.

Wie sieht das Training als Wintersportlerin in den Sommermonaten aus?

Wir haben im März meistens Pause und trainieren ab April wieder. Dann werden die Grundlagen gelegt und an der Kondition gearbeitet, damit man den Winter durchhält. Im Sommer liegt das Augenmerk auf der Athletik. Es wird viel Krafttraining gemacht, viel gelaufen und gestartet. Wir haben hier eine Startanlage, die auch im Sommer mal vereist wird. Im Winter liegt das Hauptaugenmerk dann auf dem Fahren.

Welchen Rat bzw. Tipp würden Sie Kindern mitgeben, die ebenfalls eine sportliche Karriere anstreben?

Wenn du es wirklich willst und das Ziel hast, ist Ehrgeiz das Wichtigste. Du solltest dir nicht reinreden lassen und dich auch nicht beeinflussen lassen, wenn die Freunde die Sportart blöd finden. Wenn dir dein Sport Spaß macht und du wirklich das Ziel hast, solltest du auch fokussiert und immer am Ball bleiben - auch wenn es mal eine schwierige Phase gibt.

Quelle des Fotos: Verein

Die Badminton-Abteilung des SV GutsMuths Jena wurde 2019 zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte mit dem ‚Grünen Band für vorbildliche Talentförderung‘ ausgezeichnet. Tabea Tirschmann (Jahrgang 2003) spielt in der 2. Bundesliga für den Verein. Im Interview spricht sie über den Reiz am Badminton und die Ziele für ihre Karriere.

Was zeichnet aus Ihrer Sicht die Nachwuchsarbeit in Jena aus?

Ich denke die gute Stimmung innerhalb des Vereins, die Trainingsvoraussetzungen und die gute Kooperation mit dem Sportgymnasium machen die Nachwuchsarbeit in Jena aus. Als ich zum Beispiel noch kleiner war und auch noch nicht auf dem Sportgymnasium war, bin ich meistens zwei Mal im Monat nach Jena gefahren, um dort bei besserer Trainingsqualität und besseren Trainingsvoraussetzungen mit zu trainieren. Von da an wurde ich von den Trainingskameraden gut aufgenommen, und der Übergang auf das Internat fiel mir daher umso leichter.

Was war für Sie das Highlight bzw. der größte Erfolg in Ihrer bisherigen Karriere?

Auf jeden Fall ist die Teilnahme an der U17-Europameisterschaft 2019 ein Highlight meiner Karriere. Dieses Gefühl, Deutschland international zu repräsentieren und mit einem Bundesadler auf seinem Trikot zu spielen, ist einfach unbeschreiblich.

Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Karriere gesetzt?

Direkte Ziele habe ich mir nicht gesetzt, aber nähere Wünsche sind zum Beispiel eine Teilnahme bei den U19-Europameisterschaften oder ein Podestplatz bei den kommenden Deutschen Meisterschaften in meinen Disziplinen.

Was macht für Sie den Reiz am Badminton aus?

Ich glaube, Badminton ist für mich so interessant, da es eine nicht so verbreitete und eher unterschätze Ballsportart ist. Die meisten Menschen denken immer direkt an Federball, was man im Sommer gerne mal im Garten spielt und kennen dadurch die ‚wahre’ Sportart Badminton gar nicht. Zusätzlich würde ich noch sagen, dass die Variabilität und Geschwindigkeit, die Badminton mit sich bringt, auch noch mal einiges hermacht.

Welchen Rat bzw. Tipp würden Sie Kindern mitgeben, die ebenfalls eine sportliche Karriere anstreben?

Man sollte das, was man macht, wirklich wollen, denn im Laufe der Zeit lernt man schnell, dass nicht alles so läuft, wie man es haben möchte. Außerdem kommt man öfter an seine körperliche, aber vor allem mentale Grenze, was nicht immer schön ist. Man muss lernen, mit dem enormen mentalen Druck umzugehen, ohne dabei selbst zu zerbrechen, welches meiner Meinung nach die schwierigste Aufgabe im Sport ist. Zusätzlich nimmt man auch eine sehr große Verantwortung auf sich, denn Schule, Training und Wettkämpfe zu koordinieren, verlangt viel Durchhaltevermögen.

Quelle des Fotos: privat

Der TSV Victoria Linden e.V. wurde 2019 mit dem ‚Grünen Band für vorbildliche Talentförderung‘ ausgezeichnet. Laurin Sander, Eigengewächs und inzwischen Teammanager der 1. Männer-Mannschaft, schwärmt im Interview von dem erfolgreichen Jugendkonzept ‚Vom Fohlen zum Zebra’.

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit bei Victoria Linden aus?


Wir verfolgen seit Jahren mit Erfolg unser Jugendkonzept ‚Vom Fohlen zum Zebra‘; ich habe das Konzept selbst durchlaufen. Wir wollen die Nachwuchsspieler möglichst gut und intensiv ausbilden. In den jüngeren Altersklassen steht der sportliche Erfolg nicht an erster Stelle, sondern der Spaß am Sport. Wir wollen die Kids motivieren, unsere Sportart auszuüben, die Werte des Rugbys kennenzulernen und eine Bindung an den Verein zu entwickeln.

Inwiefern hat sich die Einführung des Konzepts auf die Mitgliedszahlen ausgewirkt?

Seitdem das Konzept ins Leben gerufen wurde, sind die Zahlen deutlich gestiegen. Aktuell haben wir circa 130 Kinder, die aktiv durch alle Altersklassen tätig sind. Einige Jahre wurde das Augenmerk nur auf die 1. Herren in der Bundesliga gelegt. Dadurch wurde die Jugendarbeit mit dem Ergebnis vernachlässigt, dass es einige Jahre keine Jugendarbeit gab - bis einige ehemalige Rugbyspieler sich dafür eingesetzt haben, dass etwas geändert wird. Seitdem konnte die Jugendarbeit erfolgreich weiterentwickelt werden.

Wie gut funktioniert die Anschlussförderung vom Nachwuchs an die 1. Mannschaft?


Die Anbindung ist sehr, sehr hoch. Unsere erste Mannschaft besteht hauptsächlich aus Spielern, die schon in ihrer Jugend bei Victoria gespielt und das Konzept durchlaufen haben. Wir haben daher eine der jüngsten Mannschaften in der 2. Bundesliga.

Wenn Sie das Konzept auch durchlaufen haben, sind Sie ebenfalls ein Eigengewächs?


Ich bin in der dritten Generation in diesem Verein aktiv. Mein Opa und mein Vater haben  beide hier gespielt. Mein Vater ist zu den glorreichen Zeiten Deutscher Meister und Pokalsieger geworden - und hat das Konzept mit ins Leben gerufen.

Was sind die weiteren Ziele des Vereins?

Wir wollen das Konzept weiter ausarbeiten - mit dem Ziel, dass wir 2025, wenn der Verein sein 125-jähriges Jubiläum feiert, wieder in der 1. Bundesliga etabliert sind. Auch die Jugendarbeit wollen wir weiter ausbauen, um noch erfolgreicher zu werden und die Kids für den Sport begeistern!

Welchen Rat würden Sie Kindern und Jugendlichen für ihre sportliche Karriere geben?


Es ist in meinen Augen wichtig, dass man seinen Sport lebt und zu hundert Prozent dabei ist. Wenn man keinen Spaß am Sport hat, kann man in meinen Augen nicht erfolgreich werden, weil die Motivation nicht gegeben ist. Es gilt, den inneren Schweinehund zu überwinden und immer ein Stück mehr trainieren als die anderen, denn wie bereits ein großer und erfolgreicher Rugbyspieler sagte: „Fleiß schlägt Talent!“

Die Handballerinnen von Leverkusen stellen Mannschaften von der A-Jugend bis zu den Minis (Quelle: Verein)

Die Handball-Abteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen wurde 2018 mit dem "Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein" ausgezeichnet. Abteilungsleiterin Jutta Ehrmann-Wolf spricht im Interview über die Investition des Preisgeldes und die „besondere Herausforderung“, vor die das Coronavirus die Teamsportlerinnen stellt…

Wie hat der TSV Bayer Leverkusen das Preisgeld investiert?

Wir haben gezielt Projekte aus unserem Nachwuchsbereich gefördert. Das Geld wurde unter anderem für neue Trainingsmaterialien sowie die gezielte Förderung von Trainerausbildungen unserer Nachwuchstrainer eingeplant.
 
Welches Feedback gab es auf die Auszeichnung?

Der Verein TSV Bayer 04 ist sehr "verwöhnt" in Sachen Auszeichnung für gute Nachwuchsarbeit. Jedes Jahr steht mindestens eine Abteilung unseres Gesamtvereins bei dieser Prämierung auf dem Siegertreppchen. Trotzdem ist die Resonanz in der Presse immer sehr groß. Es ist ja schließlich auch eine Form der Anerkennung und Wertschätzung für unser Vereinskonzept.
 
Was macht die Nachwuchsarbeit in Leverkusen aus?

Ich würde sagen, es ist die Vielfalt. Bayer ist immer noch einer der größten Sportförderer in Deutschland. Unser Sportinternat wurde zuletzt als Nummer Eins deutschlandweit prämiert. Das sind Maßstäbe, die es sonst einfach nirgendwo in Deutschland gibt.
 Wir von der Handballabteilung leben dieses Konzept, und die Früchte dieser aufwendigen Arbeit sieht man jedes Jahr in unserem Bundesligakader. Dort standen zuletzt 13 von uns ausgebildete Spielerinnen unter Vertrag. Das ist eine Quote, die einfach für sich spricht.
 
Wie ist die sportliche Situation im Nachwuchsbereich aktuell

Unsere Juniorelfen stehen erneut im Viertelfinale um den Einzug ins Final Four um die Deutsche Meisterschaft. In den letzten sieben Jahren durften wir viermal die Deutsche Meisterschaft und dreimal die Deutsche Vize-Meisterschaft feiern. Wir haben alle Teams von den Minis bis zur A-Jugend besetzt und starten teilweise mit zwei Teams in den Meisterschaften.

Welche Auswirkungen hat das Coronavirus auf Ihre Arbeit?

Der Spielbetrieb in der aktuellen Saison wurde - ausgenommen 3. Liga und Jugend-Bundesliga - abgebrochen; ebenso ist der gemeinschaftliche Trainingsbetrieb aktuell eingestellt. Wir stehen digital mit unseren Teams in Kontakt und versuchen, unsere Spielerinnen fit zu halten. Für den Teamsport ist die aktuelle Zeit eine ganz besondere Herausforderung, der wir uns stellen müssen.
 
Gibt es die Überlegung, sich irgendwann erneut für das Grüne Band zu bewerben?

Selbstverständlich werden wir uns wieder bewerben. Hier soll alles weiter gehen!

Mathis Wittneben begleitet die Entwicklung der Floorball-Abteilung des Eimsbütteler Turnverbandes seit Jahren. Im Interview spricht der Trainer der ersten Männer-Mannschaft über Fortschritte und Erfolge.

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit im ETV aus?

Es zeichnet uns sicherlich aus, dass wir den Kindern und Jugendlichen bis Ende des Juniorenalters verschiedene Wege im Sport anbieten - ambitionierten Leistungssport sowie auch den Breitensport. Wir setzen lange darauf, die Teams in der Breite zu entwickeln, sodass auch Talente auf den zweiten Blick gefunden und gefördert werden können. 

Ihre Abteilung gibt es seit 20 Jahren und ist stetig gewachsen. Was waren die Faktoren für diese Entwicklung?

Zum einen sind wir mit den Bundesligateams im Damen- und Herrenbereich zu einem wichtigen Standort im Norden geworden, der überregional bekannt ist und auch Spieler aus dem Umland in den Verein zieht. Zum anderen haben wir uns immer bemüht, unsere kleinen Ressourcen gut zu nutzen und qualifizierte Trainer zu binden.

Was war der größte sportliche Erfolg, den Ihre Abteilung für sich verbuchen konnte? 

Die Herren wurden 2010 deutscher Pokalsieger und haben sich seitdem von einem Kellerkind zu einem regelmäßigen Play-Off-Kandidaten entwickelt. Unser Nachwuchs ist jährlich bei den Deutschen Meisterschaften unter den Top Acht vertreten. Die U15 wurde 2015 Deutscher Meister und die U17 dreimal in Folge Deutscher Vizemeister. In den Juniorenauswahlen sind wir pro WM-Zyklus immer mit drei bis vier Spielern vertreten.

Wie schwierig ist es mit der eher unbekannten Sportart Floorball in einer Großstadt wie Hamburg Aufmerksamkeit zu generieren?

Wir stehen natürlich im Schatten der großen Sportarten; Fördergelder sind meistens für uns nicht erreichbar, da Floorball nicht olympisch ist. Lokale Sponsoren sind meist auch schon bei anderen Sportarten vertreten. Im ETV haben wir aber eine super Heimat und können viele tolle Dinge umsetzen. Nachwuchscamps finden in Eimsbüttel regelmäßig statt und sind auch immer ausgebucht.

Haben Sie schon Pläne, wie das Preisgeld investiert werden soll?

Wir würden gerne einzelne Förderprojekte umsetzen - dazu gehört unter anderem ein altersübergreifendes Athletiktraining, da die Sportart auch im Juniorenbereich immer schneller und anspruchsvoller wird und die Jugendlichen hier eine bessere Betreuung brauchen. Dazu möchten wir auch mal über den Tellerrand schauen und Nachwuchsturniere im Ausland besuchen.

Welchen Rat bzw. Tipp würden Sie Kindern und Jugendlichen mitgeben, die eine sportliche Karriere anstreben?

Sich auch frühzeitig am Rand des Spielgeschehens zu engagieren, da dies meistens Türen öffnet und man dadurch ganze andere Möglichkeiten erfahren und kennenlernen kann.

Quelle: S. Seifert / OSC Potsdam

Sascha Seifert gelang als Eigengewächs der Sprung in die Bundesligamannschaft des OSC Potsdam. Der 18 Jahre alte Wasserballer spricht im Interview über den Reiz seiner Sportart und sein großes Ziel.

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit in Potsdam aus?

Wir geben allen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, mit Wasserball anzufangen. Es gibt keine großen Aufnahmekriterien, sondern alle, die Wasserball spielen wollen, können einfach vorbeikommen und haben immer die Möglichkeit, in verschiedenen Mannschaften zu spielen. Wasserball ist noch keine der größten Sportarten in Deutschland, aber gerade der OSC setzt alles daran, dass der Wasserball populärer wird.

Du hast es als echtes Eigengewächs in die 1. Mannschaft geschafft. War das von Beginn an dein Ziel?

Nein, zunächst nicht. Ich bin 2009 über einen Kumpel zum Wasserball gekommen, weil ich Schwimmen zu langweilig fand. Nach und nach hat sich dann der Wunsch entwickelt, auch irgendwann bei den ‚großen Männern‘ dabei sein zu dürfen. Letztes Jahr habe ich parallel noch in der U18 gespielt, ab dieser Saison spiele ich ausschließlich in der ersten Mannschaft.

Was war in der vergangenen Saison dein Highlight?

Wir haben mit der U18 den dritten Platz in Deutschland geholt, ich bin zudem Torschützenkönig geworden. Außerdem haben wir mit den Männern auch um den dritten Platz gespielt. Zum zweiten Spiel der ‚Best of three‘-Serie bin ich nach Duisburg nachgereist, weil ich noch ein U18-Spiel hatte. Ich habe zwar nicht gespielt, durfte aber auf der Bank sitzen - und wir haben gewonnen und die Serie damit direkt nach dem zweiten Spiel beendet.

Welche Ziele möchtest du in nächster Zeit noch erreichen?

Nächsten Sommer ist eine U19-Europameisterschaft für meinen Jahrgang. Dort will ich auf jeden Fall dabei sein und das Turnier möglichst gut abschließen.

Was macht für dich den Reiz am Wasserball aus?


Es macht einfach großen Spaß, wenn man den Gegner täuschen kann, Tore schießt und Spiele gewinnt. Wasserball ist zudem eine Mannschaftssportart. Es gibt natürlich auch anstrengende Schwimmeinheiten, aber gerade das Schusstraining macht mir extrem Spaß.

Welchen Rat würdest du Kindern für ihre sportliche Karriere geben?

Bleibt immer dabei - auch, wenn es ab und zu mal schwierig wird -, kämpft immer weiter und beißt euch durch. Wenn man erfolgreich sein will, muss man so oft zum Training gehen, wie es neben der Schule möglich ist.

 

Quelle: Medienmannschaft

Quelle: Verein

Der Judo Club Wiesbaden 1922 wurde 2018 mit „Das Grüne Band für vorbildliche Talentförderung“ ausgezeichnet. Lisanne Sturm reifte im Verein selbst zur Bundesliga-Kämpferin und gibt ihre Erfahrung nun als Jugendwartin an den Nachwuchs weiter. Im Interview spricht die 27-Jährige über die Prämierung im vergangenen Jahr und die Nachwuchsarbeit in dem hessischen Traditionsverein.

Wie hat der Judo Club Wiesbaden das Preisgeld investiert?

Die Förderprämie in Höhe von 5.000 Euro wird zu 100 Prozent in unsere Jugend fließen. Neben der Ermöglichung von Wettkämpfen und Trainingslagern sollen unsere jungen Talente unter anderem auch bei dem Erwerb von Trainerlizenzen unterstützt werden.

Welches Feedback gab es aus dem Umfeld des Vereins auf die Auszeichnung?

Die Freude über den Gewinn des Grünen Bandes im Verein war innerhalb unseres Vereins, unserer Sponsoren und der Stadt Wiesbaden groß. Eine solch hohe Auszeichnung bestätigt, dass wir vorbildliche Jugendarbeit leisten und mit unserer konsequenten und nachhaltigen Nachwuchsarbeit im Judo-Leistungssport auf dem richtigen Weg sind.

Wie ist die sportliche Situation im Nachwuchsbereich aktuell?


JCW-Talent Christina Faber (-78kg) wurde Vize-Europameisterin in der U21 und U23. Die Bundesliga-Frauen, bestehend aus vielen jungen Talenten, sicherten sich beim Meisterschaftsfinale 2018 die Bronzemedaille. Bei den diesjährigen Deutschen Jugendmeisterschaften gewann Simon Leuschen (-90kg) Silber und Neele Fabich (-48kg) konnte sich über Bronze freuen. Neben zahlreichen Medaillen auf Hessen- und Südwest-Ebene - auch im ID-Judo - sammeln aktuell auch schon unsere jüngsten U12-Talente fleißig Medaillen und wertvolle Erfahrung auf der Wettkampfmatte. Wir sind stolz auf jeden dieser Erfolge!

Was macht die Nachwuchsarbeit in Wiesbaden aus Ihrer Sicht aus?

Die Nachwuchsarbeit in Wiesbaden zeichnet sich durch langjährige Tradition und gute Zusammenarbeit aus. Unser Verein wurde 1922 von Otto Schmelzeisen gegründet und zählt zu den drei ältesten Judo-Vereinen Deutschlands. In Wiesbaden wird Nachwuchsförderung groß geschrieben und wir haben mit der Wiesbadener Talentförderung (WISPO) einen starken Förderer an unserer Seite.

Überlegen Sie, sich irgendwann erneut für das Grüne Band zu bewerben?

Eine erneute Bewerbung für das Grüne Band können wir uns sehr gut vorstellen. Wir wollen auch in Zukunft unseren Beitrag zur Nachwuchsförderung leisten und den Breiten-und Leistungssport nachhaltig stärken.

Quelle: Verein

Der Radsportclub Turbine Erfurt wurde 2014 mit dem ‚Grünen Band für vorbildliche Talentförderung‘ ausgezeichnet. Georg Bassier, zuständig für Sichtungs- und Nachwuchsarbeit im Verein, spricht im Interview über die Investition des Preisgeldes und die erneute Bewerbung …

Wie hat der RSC Turbine Erfurt das Preisgeld investiert?

Das Geld kam der Förderung der Nachwuchsathleten zu Gute. Es ist in Ersatzmaterial von Kleinteilen, wie Schläuchen und Lenkerband, bis hin zu ganzen Rennrädern investiert worden. An unserem Standort können wir die Radrennbahn nutzen, dafür wurden spezielle Bahnrennräder angeschafft.

Wir haben passend für alle Altersklassen Leihräder. Wir sind sehr stolz darauf, den Kids somit ein Training zu ermöglichen, ohne, dass jeder gleich zu Beginn ein eigenes Rennrad kaufen muss. Somit haben viele Kinder die Möglichkeit, den Sport auszuprobieren.

Welches Feedback gab es aus dem Umfeld des Vereins auf die Auszeichnung?

Die Verleihung des Siegels unterstreicht unsere gute Nachwuchsarbeit. Unsere Sponsoren waren über die positive Wahrnehmung der erfolgreichen Vereinsarbeit sehr erfreut, da durch diese Auszeichnung eine bundesweite Anerkennung bekundet wurde.

Wie ist die sportliche Situation im Nachwuchsbereich aktuell?

Wir waren in der letzten Saison sehr erfolgreich und hatten viele Sportler, die national und international um Podestplätze mitgefahren sind. So konnten mehrere Landesmeistertitel gewonnen werden; ebenso wie Titel bei den Deutschen Meisterschaften. Unsere bekanntesten Starterinnen sind sicherlich Pauline Grabosch, Weltmeisterin im Teamsprint auf der Bahn, und Lisa Klein, Weltmeisterin im Mannschaftszeitfahren auf der Straße.

Was macht die Nachwuchsarbeit in Erfurt aus Ihrer Sicht aus?

Da ist ganz klar die Trainerstruktur zu nennen. Wir haben für jede Altersklasse entsprechend ausgebildete und lizenzierte Trainer. So können die Kinder, wenn sie eine Altersklasse höher aufsteigen, ihr Training kontinuierlich weiterführen.

Außerdem bieten wir viele Aktionen an. Wir organisieren bei den Jüngeren ein eigenes Trainingslager, in den höheren Altersklassen findet das Trainingslager über den Landesverband statt. Für ein aktives Vereinsleben und den Austausch zwischen Jung und Alt veranstalten wir jährlich ein Sommerfest und regelmäßige Grillabende mit den Eltern und Kindern. Natürlich fehlt eine Weihnachtsfeier nicht - auch, wenn diese bei uns meist sehr sportlich ausfällt.

Überlegen Sie, sich irgendwann erneut für das Grüne Band zu bewerben?


Wir bewerben uns tatsächlich aktuell mit den Erfolgen des letzten Jahres (lacht).

Quelle: Verein

Der SV Baiersbronn wurde 2016 mit dem ‚Grünen Band für vorbildliche Talentförderung‘ ausgezeichnet. Stefan Mirus, 1. Vorsitzender des Vereins, spricht im Interview über die kontinuierliche Arbeit und die derzeitigen Aushängeschilder …

Wie hat der SV Baiersbronn das Preisgeld investiert?

Wir haben das Geld sukzessive in verschiedene Projekte des SV Baiersbronn investiert, um Kinder an die Schanze und auch Mädchen zur Kombination zu bringen. Wir haben 2015 zudem eine kleine Kinderschanze gebaut, bei der laufende Kosten sowie jährliche Wartungs- und Reparaturmaßnahmen anfallen. Außerdem brauchen wir natürlich ausreichend Trainer, haben Lehrgänge für die Kinder veranstaltet und Kooperationen zwischen dem Verein und den Schulen vorangetrieben.

Welches Feedback gab es aus dem Umfeld des Vereins auf die Auszeichnung?

Die Prämierung kam recht positiv an. Wir haben die Übergabe auch angemessen gestaltet. Wir haben bei uns einen kleinen Marktplatz im Ort, auf dem damals ein Weihnachtsmarkt mit einer großen Bühne stattfand. Dort wurde uns das Preisgeld überreicht. Es war ja auch nicht die erste Prämierung für uns, wir haben das ‚Grüne Band‘ inzwischen dreimal gewonnen. Das zeigt die kontinuierliche Arbeit, die wir in Baiersbronn leisten und die auch wertgeschätzt wird.

Wie ist die sportliche Situation im Nachwuchsbereich aktuell?

Wir haben rund 80 Kinder zwischen sechs und fünfzehn Jahren in der Betreuung und es sind mehrere herausragende Talente dabei. Wir stellen daher auch zahlreiche Kaderathleten. Bei der Nordischen Ski-WM 2019 waren zwei Athleten von uns dabei. Normalerweise wären es sogar vier gewesen, aber leider hatten sich zwei noch verletzt. Wir haben in der Vergangenheit auch schon Weltmeister gestellt. Im Moment gehören sicherlich Svenja Würth, Manuel Faisst, Andreas Katz und David Siegel zu den Aushängeschildern.

Was macht die Nachwuchsarbeit in Baiersbronn aus Ihrer Sicht aus?

Wir sind extrem breit aufgestellt. Wir haben eine Kooperation mit der Grundschule und sichten bereits dort. Es wird die Koordinationsfähigkeit der Kinder geprüft und basierend darauf folgt die Empfehlung für eine Disziplin. Wir haben zudem neben einem nebenberuflichen Diplomtrainer viele lizenzierte Trainer, die alle ehrenamtlich tätig sind. Da unsere Schanzenanlagen jedoch nur bis zur Jugend ausgelegt sind, gehen unsere Talente ab einem gewissen Alter ins benachbarte Skiinternat Furtwangen. Wir kümmern uns in erster Linie intensiv um die Grundausbildung neuer Nachwuchstalente.

Überlegen Sie, sich erneut für das Grüne Band zu bewerben?

Auf jeden Fall! Wenn man so viel investiert wie wir, ist man immer auf Fördergelder angewiesen.

Quelle: Medienmannschaft

Quelle: Verein

Der TSV Kronshagen von 1924 e.V. wurde 2016 mit dem ‚Grünen Band für vorbildliche Talentförderung‘ ausgezeichnet. Geschäftsstellenmitarbeiter Jörg Schacht reichte damals die Bewerbung ein und spricht nun im Interview über die aktuelle Situation in dem traditionsreichen Verein …

Wie hat der TSV Kronshagen das Preisgeld investiert?

Wir haben 4.000 Euro in neue Turngeräte für das Landesleistungszentrum Kiel investiert. Das liegt nur sechs Kilometer von Kronshagen entfernt und unsere rund 15 Turnerinnen und Turner des Landeskaders trainieren dort mehrmals wöchentlich. Die übrigen 1.000 Euro haben wir für unsere Turnerinnen ausgegeben, die damals noch in der 3. Bundesliga starteten.

Welches Feedback gab es auf die Auszeichnung?

Der Schleswig-Holsteinische Turnverband und die Stadt Kiel, die das Landesleistungszentrum unterhalten, haben uns nicht nur sehr für das finanzielle Engagement gelobt, sondern auch für unsere sehr lange, verlässliche und erfolgreiche Turntradition. Die Aufmerksamkeit, die der TSV auch in den Kieler Nachrichten erhalten hat, war schon enorm und positiv. Ein Nachbarverein hat bei uns sogar angefragt, ob wir ihm Tipps für eine Bewerbung um das Grüne Band im Gerätturnen geben können.

Wie ist die sportliche Situation im Nachwuchsbereich aktuell?

Bei den Mädels hat die 14-jährige Pauline Schmidt 2018 auf Landesebene fast alle Titel abgeräumt. Sie siegte im Mehrkampf, Boden, Schwebebalken und Stufenbarren. Am Sprungtisch wurde sie Vize-Landesmeisterin. Seit 2017 startet Pauline mit unserem Team in der Regionalliga Nord.
Auch bei den Jungen stehen für den TSV Kronshagen viele Landesmeister-Titel zu Buche. Der 16-jährige Thore Beissel gewann 2018 bei den Deutschen B-Jugendmeisterschaften die Silbermedaille am Sprungtisch und verpasste nur knapp seinen ersten Einsatz in der U16-Nationalmannschaft. Seit August 2018 lebt Thore im Sport-Internat des Olympiastützpunktes in Berlin. Sein Bruder Malte ist 14 Jahre alt und erkämpfte sich bei den Deutschen C-Jugendmeisterschaften mit fünf Platzierungen unter den besten Acht seinen Platz für den Bundeskader 2019 zurück.


Was macht die Nachwuchsarbeit in Kronshagen aus?

Wir zehren von unserer langen Turntradition aus den 1960er- bis 1990er-Jahren. Viele Eltern schicken ihre Kinder zum Turnen zu uns. Allerdings ist diese Tendenz sinkend, weil andere Sportarten eine immer größere Rolle spielen. Ab und an gelingt es uns - gerade bei den Mädchen - aber doch, aus unseren allgemeinen Turngruppen ein ganz junges Talent ins Landesleistungszentrum zu dirigieren.


Überlegen Sie, sich erneut für das Grüne Band zu bewerben?

Wenn unser Turnnachwuchs in den nächsten Jahren weitere Erfolge auch auf Bundesebene nachweisen kann, werden wir auf jeden Fall wieder einen Antrag für die Verleihung des Grünen Bandes stellen. Vielleicht bewerben wir uns aber auch mit unserer sehr erfolgreichen Judo-Abteilung.

Quelle: Medienmannschaft

Quelle: Osnabrücker Sportclub

Der Osnabrücker Sportclub wurde 2015 mit dem ‚Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein’ ausgezeichnet. Im ersten Teil der neuen Interviewreihe steht Thomas Müller, seit Sommer 2018 Leiter der Fechtabteilung, Rede und Antwort über die Verwendung des Preisgeldes und die aktuelle sportliche Situation.

Wie hat der Osnabrücker Sportclub das Preisgeld investiert?

Mit dem Preisgeld wurden zusätzliches Leihmaterial - Degen und Fechtkleidung - für das Kinder-Anfängertraining angeschafft sowie Trainerstunden finanziert.

Welche Reaktionen gab es damals auf die Auszeichnung?

Es gab ein positives Feedback von den Sportlern selbst für die Anerkennung und eine positive Presseberichterstattung. Der damalige Trainer Andrej Ewertowski wurde zudem für die Wahl zum ‚Trainer des Jahres‘ der Stadt Osnabrück nominiert. Er ist inzwischen im Ruhestand, unterstützt uns jedoch als persönlicher Trainer für drei Leistungsfechter weiterhin.

Wie ist die sportliche Situation im Nachwuchsbereich aktuell?

Die sportliche Situation hat sich im letzten Jahr nach dem Trainerwechsel und einer überstandenen Erkrankung des neuen Trainers wieder sehr positiv entwickelt. In Femke Bücker und Justus Middendorf wurden zwei A-Jugendliche in den Nachwuchskader des Deutschen Fechter-Bundes berufen. Auch insgesamt sind so viele A-Jugendliche wie lange nicht mehr mit Punkten auf der Deutschen Rangliste platziert.

Einer unserer A-Jugendlichen hat sich zudem beim letzten bundesweiten Qualifikationsturnier der Junioren - also in der höheren Altersklasse - den 13. Platz erfechten können und war damit der bundesweit zweitbeste teilnehmende A-Jugendliche. Im Bereich der B-Jugend und der Schüler haben wir gerade fünf Landesmeistertitel errungen. Außerdem haben letzten Monat 15 neue Mitglieder - darunter 13 Kinder - die Turnierreifeprüfung bestanden.

Was macht die Nachwuchsarbeit in Osnabrück aus?

Ich denke, wir haben eine gute Mischung zwischen den Angeboten im Breiten- und Leistungssport. Wir werben regelmäßig in den umliegenden Grundschulen mittels Fechtvorführungen und Schüler-AGs um Nachwuchs und bieten viermal wöchentlich ein Anfängertraining an. Für alle, die regelmäßig am Turnierbetrieb teilnehmen, gibt es zudem einen wöchentlichen Einzelunterricht.

Überlegen Sie, sich erneut um das ‚Grüne Band‘ zu bewerben?

Ja, darüber denken wir durchaus nach. Eine erneute Geldprämie würde die grundsätzlich schwierige finanzielle Situation der Fechtabteilung etwas verbessern …

Quelle: Medienmannschaft

Quelle: Privat

Der SV Ober Breidenbach wurde 2016 mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung“ ausgezeichnet. Daniela Schäfer (18) gehört zu den großen Nachwuchstalenten der Hessen. Sie schießt inzwischen in der 1. Bundesliga für die SGi Mengshausen und belegte bei der Deutschen Meisterschaft 2018 den 18. Rang. Im Interview spricht Schäfer über den Reiz des Sportschießens und die Sicherheitsvorkehrungen, die der Sport mit einer Waffe mit sich bringt…

Wie bist du zu einem Sport mit einer Waffe gekommen?


Mir war am Anfang nie so bewusst, dass ich jetzt einen Sport mit der Waffe mache - für uns Schützen ist es übrigens einfach ein Sportgerät. Ich bin irgendwann bei meinem Cousin mitgegangen, habe mir das mal angeguckt, und es hat Spaß gemacht. Ich denke, dass es bei den meisten Leuten so ist. Natürlich gibt es Einzelne, die von sich aus gerne einen Schießsport machen wollen, aber die meisten finden zufällig Spaß daran - und merken dann vielleicht auch, dass sie ein gewisses Talent und damit Erfolg haben.

Wie alt warst du, als du angefangen hast?


Ich habe mit sieben Jahren angefangen, mit dem Lichtgewehr. Das Luftgewehr darf man eigentlich erst ab zwölf Jahren nutzen, aber ich habe mit zehn Jahren meine Ausnahmegenehmigung bekommen, weil mein Trainer erkannt hat, dass ich Talent besitze. Ich bin auch relativ früh in den Landeskader gekommen. Seit ich 14 bin, schieße ich auch mit dem Kleinkaliber - das ist dort die Altersgrenze.

Was macht für dich denn den Reiz am Schießsport aus?

Man muss mit dem ganzen Körper und dem Kopf dabei sein. Man muss in seinem Körper spüren, ob es sich so anfühlt, wie es sein soll und wenn nicht, muss man überlegen, wie man es korrigiert. Man muss sehr genau arbeiten. Das ist schwierig zu beschreiben, es ist einfach ein Gefühl (lacht). Außerdem muss einfach alles passen: Konzentration ist auf jeden Fall wichtig, ein gutes Körpergefühl und ein gutes Gefühl für die Waffe.

Was kann man aus dem Sportschießen in den Alltag mitnehmen?

Das Konzentrationsvermögen nimmt auf jeden Fall zu, man kann sich länger und besser konzentrieren. Mein Vater sagt, dass ich durch die Konzentration, die ich beim Schießen gelernt habe, bessere Leistungen in der Schule bringen konnte. Man lernt zudem seinen Körper besser kennen. Wir hatten in der Nähe einen Jungen in meinem Alter, der hyperaktiv war. Er hat angefangen zu schießen und das war am Anfang natürlich schwierig für ihn, aber es hat geholfen.

Welche Sicherheitsvorschriften musst du beim Umgang mit dem Gewehr beachten?


Das ist alles streng geregelt. Das Luftgewehr muss weggeschlossen sein und getrennt von der Munition gelagert werden. Ich habe sowohl im Verein einen Schrank, den ich abschließen kann, als auch zuhause einen Tresor. Beim KK - dem Kleinkaliber, wie es richtig heißt - gibt es noch strengere Vorschriften. Man braucht eine Waffenbesitzkarte, der Tresor muss eine spezielle Sicherheitsklasse haben und die Munition muss getrennt gelagert werden. Man muss auch einen speziellen Sachkundelehrgang machen, bevor man die Waffenbesitzkarte beantragen darf.

Welche sportlichen Ziele hast du dir gesetzt?


Ich habe in diesem Jahr meine ersten Bundesligaerfahrungen gemacht - und da war mein Ziel, dass ich meinen Schussablauf genau so durchführe, wie ich das will. Das hat eigentlich auch ganz gut funktioniert. Für das nächste Jahr möchte ich nun meine Ergebnisse auf dem Stand halten - oder natürlich verbessern, denn das ist natürlich immer das Ziel. Außerdem würde ich gerne eine Medaille bei der hessischen Meisterschaft gewinnen und bei der Deutschen Meisterschaft eine Platzierung so weit vorne wie möglich erzielen.

Träumst du von einer Medaille bei der Deutschen Meisterschaft?

Es ist auf jeden Fall ein Wunsch, eine Medaille bei der Deutschen Meisterschaften zu gewinnen. Das wäre wirklich schön. Realistisch gesehen bin ich davon jedoch noch relativ weit weg, es fehlen noch ein paar Ringe. Bei der Deutschen Meisterschaft schießen die ersten Plätze 396, 397 von 400 Ringen. Ich hatte 392 und bin damit auf dem 18. Platz gelandet. Pro Ring rutscht man also zwei bis drei Plätze nach hinten, es ist ein enges Feld. Für die letzten Ringe muss man richtig hart trainieren und wirklich kämpfen. Am Anfang gehen die Ergebnisse relativ schnell nach oben, aber um seine letzten Prozent zu erreichen, dauert es echt lange.

Zum Abschluss: Wie gehen deine Freunde damit um, dass du einen Sport mit einer Waffe machst?


Ich habe noch nie erlebt, dass jemand schlecht darauf reagiert hat. Es war einfach immer so, weil ich ja sehr früh angefangen habe. Meine Freunde haben zudem ja auch mitbekommen, dass ich nicht wild „drauflos ballere“, sondern Konzentration und Ausdauer brauche, um die Mitte zu treffen. Eine Waffe – wie bereits oben erwähnt sagen wir Sportgeräte - ist natürlich gefährlich, aber ich laufe ja auch nicht offen damit rum. Ich packe das Gewehr nur am Schießstand aus und weiß, wie ich damit umzugehen habe.

Quelle: Medienmannschaft

Quelle: BG Göttingen

Ben Lemmer spielt mit den Juniors der BG Göttingen in der Nachwuchsbundesliga NBBL. Im Interview schwärmt der 18-Jährige von dem neuen Trainingszentrum des Basketballvereins…

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit in Göttingen aus?

In erster Linie natürlich das neue Basketball-Zentrum, in dem wir sehr professionelle Bedingungen vorfinden. Unser Training ist dem der Profis schon sehr ähnlich. Wir können den Kraftraum im angeschlossenen ‚Athleticum‘ nutzen, ebenso wie die Wurfmaschinen in der Halle. Das haben andere Vereine einfach nicht.

Inwieweit hat das euren Trainingsalltag verändert?

Einer der größten Unterschied zu vorher ist, dass alles an einem Ort ist. Früher haben wir in vier verschiedenen Hallen trainiert. Das machen wir jetzt alles im Basketball-Zentrum. Wir haben auch mehr Platz und können jederzeit zum Training kommen.

Was macht für dich den Reiz am Basketball aus?

Wichtig ist für mich, dass es ein Teamsport ist, Individualsportarten sind nichts für mich. Basketball bedeutet Schnelligkeit und Athletik. Es macht Spaß, sich Basketball anzuschauen und für ein Team zu spielen. Basketball hat mir auch beigebracht, meinen inneren Schweinehund zu überwinden. Wenn man fünf Mal in der Woche trainiert, dann hat man nicht immer Bock. Wenn man sich dann aber selber motiviert, entwickelt man sich auch persönlich weiter. Ich bin auch im Schulalltag ausgeglichener, wenn ich regelmäßig trainiere.

Welche Ziele hast du dir für deine Karriere gesetzt?

Ich wusste schon früh, dass es bei mir wahrscheinlich nicht für eine Profikarriere reichen wird, weil mir die körperlichen Voraussetzungen fehlen. Mein Ziel ist es, in der höchstmöglichen Liga spielen zu können. Wenn es sich für mich ergibt, würde ich in Göttingen in der Regionalliga spielen, weil ich mich da mit sehr guten Spielern messen kann. Ich will jedoch auch spielen, nicht nur auf der Bank sitzen. Dafür würde ich dann auch in einer tieferen Liga auflaufen.

Welchen Rat bzw. Tipp würdest Du Kindern mitgeben, die eine erfolgreiche sportliche Karriere anstreben?

Ohne Training läuft natürlich gar nichts. Außerdem sollten Kinder ihrem Trainer gut zuhören und nicht versuchen, mit ihm zu diskutieren. Er ist der Trainer und weiß viel mehr über den Sport. Ich habe auch immer viel Basketball geschaut - nicht nur Bundesliga oder Euroleague, sondern auch die Jugendspiele. So weiß man, was auf einen zukommt und auf welches Niveau man kommen kann.

Quelle: Medienmannschaft

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Skateboarding galt stets als  reine Funsportart für die Freizeit, hat jetzt aber olympischen Status erreicht und ist 2020 in Tokio erstmals Teil der Spiele. Die Berlinerin Julia Kühne gehört zum Nachwuchskader der Nationalmannschaft. Sie kam einst über Youtube zum Skateboarding und erlebt bereits ein gestiegenes Interesse.

Wer den Suchbegriff ‚Skateboard‘ bei Youtube eingibt, kann sich tagelang durch die abertausend Ergebnisseiten scrollen. Einige Clips haben nur wenige hundert Aufrufe, die Videos der Szenengrößen knacken hingegen immer wieder die Millionengrenze. Auf diesem Weg fand auch Julia Kühne einst zum Skateboarding. „Ich habe bei Youtube die Tricks gesehen, mir ein billiges Skateboard gekauft und einfach angefangen“, erinnert sich die heute 21-Jährige. Später schloss sie sich dem 1. Berliner Skateboardverein an und gehört nun keine zwei Jahre vor der olympischen Premiere ihrer Sportart zum Nachwuchskader der Sportkommission für Skateboarding und Longboarding (SKSLB).

2020 in Tokio wird die ehemalig reine Freizeitsportart erstmals im Programm des bedeutendsten Sportevents der Welt stehen. Insgesamt 80 Skateboarderinnen und Skateboarder werden in Japan teilnehmen. Für das Skateboarding - eine von sieben Rollsportarten im Deutschen Inline und Rollsport Verband (DRIV) - bricht damit eine neue Zeitrechnung an. In einer Sportart, die von der Straße kommt, werden Strukturen und Förderkader geschaffen; auch eine Trainerlizenz unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) wird nun erstmals angeboten.

Für Kühne sind die Olympischen Spiele in Japan jedoch noch weit weg - nicht nur zeitlich, auch gedanklich. „Ich denke darüber noch nicht so viel nach, das wäre mir im Moment zu viel Druck“, gesteht die Berlinerin ein. Während Sportarten wie Leichtathletik oder Hockey auf dem Wettkampf beruhen, waren sich die Skateboarder lange selbst genug. „Bevor ich mit Wettkämpfen anfing, gab es keinen Leistungsdruck“, beschreibt Kühne, „Jetzt ist er da, und wenn ich dort gut sein will, muss ich mich anstrengen und anders skaten.“ Der olympische Wettkampf widerspricht auf den ersten Blick der Lockerheit und Unbeschwertheit der Straße. Für das Skateboarding stellt sich mit der Aufnahme ins Olympische Programm dadurch auch eine Identitätsfrage.

Auch die erst 2017 gegründete Sportkommission Skateboarding und Longboarding steht vor diesem Balanceakt. „Skateboarding bleibt Subkultur und ist gleichzeitig Sport“, hält das Gremium fast trotzig fest. Olympia sei „der kleinste, gemeinsame Nenner“ gewesen, der Impuls für die Gründung. Seitdem wurden erste Strukturen mit Blick auf Olympia geschaffen: Elf Skateboarderinnen und Skateboarder gehören in diesem Jahr dem so genannten Perspektivkader der SKSLB an; neun weitere Talente - darunter auch Kühne - sind Mitglied im Nachwuchskader der Nationalmannschaft. Jürgen Horrwarth (Männer) und Yvonne Labedzki (Frauen) kümmern sich als Bundestrainer um die Kaderskater.

Die Trainingsplanung und Wettkampfvorbereitung läuft jedoch anders als in vielen Sportarten ab. „Früher bin ich einfach eine Session gefahren und habe hier und da einen neuen Trick gelernt, heute nennt sich das trainieren“, schmunzelt Kühne, die unlängst mit der Nationalmannschaft zum Trainingscamp in den Niederlanden war. „Wir können uns auf Trainingsreisen schon ein paar Tipps geben lassen, was bei privaten Skatesessions nicht geht, aber ansonsten ist der Begriff Training relativ.“ Abgesehen von gemeinsamen Aufwärmübungen absolviert auch bei den Kadermaßnahmen jeder ein eigenes Programm.

Der Grund ist einfach: Die Tricks sind im Skateboarding für die Wettkämpfe zwar - vergleichbar zum Snowboarding - nach Punkten gerankt, aber für jeden nur individuell zu erlernen. „Jeder Skater ist anders, daher kann nicht jeder dasselbe trainieren“, erklärt Kühne. Welche Tricks sie lernen will, entscheidet sie wie viele Skater aus dem Bauch heraus: „Ich sehe Tricks und wenn ich einen gerne selbst machen würde, versuche ich, mir diesen Trick abzugucken.“

Ein geregeltes Trainingsprogramm hat Kühne daher nicht - was aber nicht heißt, dass sie keine Zeit investiert. „Wenn ich eine Session fahre, stehe ich auch mal den ganzen Tag auf dem Board - am Wochenende können das dann schon zwölf oder dreizehn Stunden sein“, sagt sie. Bei Wettkämpfen startet sie in der Disziplin Street, es gibt insgesamt sechs verschiedene Kategorien. „Für mich ist es immer noch aufregend, bei Wettbewerben zu starten, weil das einfach etwas anderes ist, als mit Freunden zu fahren“, verrät die 21-Jährige. Bei der Exposure Skate 2018, einem der wichtigsten Skateboard-Events für Frauen, wurde sie Anfang November Fünfte in ihrer Disziplin.

Die Aufnahme ins Olympische Programm hat das Skateboarden aus ihrer Sicht bereits verändert. „Vorher waren die Skater eher eine Gruppe für sich, aber jetzt haben Menschen mehr Interesse daran“, berichtet Kühne. Während viele junge Leichtathleten, Ruderer und Turner von Olympia träumen, ist die Stimmung bei den Skateboardern gemischt. Die Aufnahme, glaubt Kühne, „wird eine neue Generation an Skatern hervorbringen, aber es wird auch immer die geben, die sich nicht mit Olympia identifizieren, und einfach weiterhin ihr Ding machen.“

Ob Skateboarding weiterhin für beide Gruppen eine Heimat bieten kann, wird sich zeigen. „Ich muss für mich selbst auch noch herausfinden, wie ich eine Grenze zwischen meinem eigentlichen Skaten und den Wettbewerben ziehen kann“, sagt auch Kühne. Mit der Vorbereitung auf die Wettkämpfe sei es „wie in einem richtigen Sportverein - und mit diesem Prinzip muss ich mich erst wieder anfreunden.“ Denn auf der anderen Seite  steht der Reiz der Freiheit. „Viele finden es interessant, dass ein Skater in einer gewissen Art und Weise unabhängig und frei von typischen Normen ist“, glaubt die Berlinerin. Ein Problem sieht sie in diesem Balanceakt allerdings nicht. „Es ist genügend Platz für alle.“

Quelle: Medienmannschaft

Quelle: SC Miesbach

Der SC Miesbach wurde 2018 mit dem ‚Grünen Band für vorbildliche Talentförderung‘ ausgezeichnet.  Einer, der sich intensiv um die Ausbildung der jungen Snowboarder kümmert, ist Andi Polke. Der Trainer spricht im Kurzinterview über die Nachwuchsarbeit im Verein…

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit beim SC Miesbach aus?

Das Training basiert auf Freiwilligkeit, es wird kein Druck aus Vorstandschaft und vom Trainer ausgeübt. Wir bieten vielmehr ein vielseitiges, spaßorientiertes Trainingsangebot im Sommer und Winter an. Es ist kein reines Kraft- oder Ausdauertraining, sondern alles integriert in snowboardspezifischen und vor allem spaßorientierten Sportarten, um viele, unterschiedliche Bewegungserfahrungen zu sammeln. Ebenso bieten wir jährlich ein Nachwuchscamp für die Kids an, bei dem jeder im wettkampforientierten Snowboardsport schnuppern kann.

Gibt es noch weitere Faktoren?

Ich würde gerne insbesondere die sehr gute Zusammenarbeit mit umliegenden Schulen hervorheben. Wir haben eine Sportarbeitsgemeinschaft sowie ein Wahlkursangebot am Gymnasium Bad Tölz und richten Schulwettbewerbe in Zusammenarbeit mit den Schulen
aus, wo wir immer wieder lokale Talente sichten und den Snowboardsport multiplizieren können. Die Zusammenarbeit mit dem Snowboardverband Bayern ist ebenfalls sehr gut. Wir machen teils Training und Events zusammen, was die Kids sehr motiviert, weil sie mit ihren Vorbildern unterwegs sein können.

Wie schwierig ist es bei der Wintersportart Snowboard, die Kinder und Jugendlichen auch im Sommer bei der Stange zu halten?

Wir lassen ihnen den Freiraum, auch in anderen Sportarten und Vereinen zu sporteln. Wir bieten zudem skaten, wakeboarden, mountainbiken und klettern sowie immer mal wieder ein Kite- und Surfcamp an.

Wie haben Sie die Entwicklung in den vergangenen Jahren erlebt - ist es schwieriger geworden, Kinder für den Vereinssport zu begeistern?

Nein, das ist es nicht - wenn sie Spaß haben, in der Gruppe unterwegs zu sein und sich Freundschaften entwickeln. Es ist aber wichtig, keinen Druck zu machen!

Welchen Rat bzw. Tipp würden Sie Kindern und Jugendlichen mitgeben, die eine sportliche Karriere anstreben?

Spaß beim Training haben und sich nicht selbst oder von Außenstehenden unter Druck setzen lassen. Außerdem ist es meiner Ansicht nach sinnvoll, vor allem in jungen Jahren viele verschiedene Sportarten und alle deren Facetten auszuüben.

Quelle: Medienmannschaft

Quelle: TC submarin Pößneck e.V.

Enrico Pohl gehört zu den großen Talenten des TC submarin Pößneck, der 2018 mit dem ‚Grünen Band‘ ausgezeichnet wurde. Im Interview spricht der Finswimmer über den Reiz der Geschwindigkeit im Wasser.

Was macht die Nachwuchsarbeit in Pößneck aus?

Die Nachwuchsarbeit zeichnet sich durch den Einsatz vieler verschiedener Trainingsmethoden aus. Unser Training erfolgt in drei Trainingsgruppen, so können die Trainer bestmöglich auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen. Der Zusammenhalt wird aber nicht nur durch das gemeinsame Training, sondern auch durch zahlreiche Veranstaltungen wie Zelt- und Kanulager gestärkt.
 
Was ist der Reiz am Finswimming und Tauchen?

Finswimming ist für mich durch die Geschwindigkeit sehr besonders. Diese Sportart ist die schnellste im Wasser, bei der man sich aus eigener Muskelkraft bewegt. Das Tauchen ist für mich sehr reizvoll, da ich von der Unterwasserwelt fasziniert bin. Außerdem mag ich das Gefühl der Schwerelosigkeit, was mir durch das Tauchen vermittelt wird.
 
Wie bist du bei dieser Sportart gelandet?

Als ich in der 1. Klasse war, wurde ich von einem damaligen Freund zu einem Probetraining eingeladen. Ich war sofort von den Bewegungsabläufen begeistert; bei den damals ‚großen’ Sportlern sah ich die Geschwindigkeit und die Wellen, die sie durch das ganze Becken zogen. Mir wurde gleich klar, dass ich das auch will, und meine Begeisterung ist seit nunmehr über elf Jahren nicht abgeflacht.
 
Was ist dein größter Erfolg bisher - und was willst du noch erreichen?

Meine größten Erfolge bisher sind fünf Weltcup-Medaillen. Mein Ziel für die Zukunft ist, dass ich weiterhin bei den Junioren auf den oberen Plätzen mitmischen kann. Ein Wunsch, für den es sich außerdem zu kämpfen lohnt, ist die Nominierung für die Nationalmannschaft.
 
Welchen Rat würdest du Kindern für ihre sportliche Karriere geben?

Es gibt für jeden Sportler gute und auch schwierige Zeiten; jeder hat ab und zu keine Motivation mehr. Um erfolgreich zu sein, muss man seinen ‚inneren Schweinehund’ überwinden und sich dazu durchringen, trotzdem sein Bestes zu geben. Ein wichtiger Bestandteil des Trainings ist es, jedes Mal zu versuchen, über seine eigenen Grenzen hinauszugehen, um im Wettkampf neue Bestleistungen erzielen zu können. Es ist aber auch wichtig, niemals den Spaß am Sport zu verlieren, denn dieser bildet oft die Grundlage für die Motivation, immer besser zu werden und durchzuhalten.

Quelle: Medienmannschaft

Quelle: Privat

Sie gehört zu den großen deutschen Talenten im Speerwurf: Julia Ulbricht vom 1. LAV Rostock wurde in diesem Jahr mit einer Weite von 51,63 Metern Deutsche U20-Meisterin. Im Interview spricht die Schülerin über den Titel in ihrem Heimstadion und die Nachwuchsarbeit in Rostock. Der Verein wurde 2018 mit dem ‚Grünen Band für vorbildliche Talentförderung‘ ausgezeichnet.

Julia, was zeichnet die Nachwuchsarbeit in Rostock aus?

Das Training ist sehr spezifisch, die Trainer gehen gut auf einen ein, und es gibt verschiedene Trainingsgruppen und Angebote im Verein. Ich bin in der Trainingsgruppe „Speerwurf“ und wir trainieren sehr individuell nach unseren Bedürfnissen. Ich kann zudem jeden Tag trainieren und habe zusätzlich noch dreimal Frühtraining. Es ist also eine sehr intensive Förderung.

Was war dein schönstes Erlebnis mit dem Verein?

Die Deutsche Meisterschaften haben dieses Jahr in Rostock stattgefunden, unser Verein hat es mitorganisiert. Das fand ich persönlich sehr cool - und umso schöner, weil ich den Titel in meinem Heimstadion holen konnte. Ansonsten sind wir öfters im Trainingslager, das finde ich auch gut.

Welcher Erfolg bedeutet dir am meisten?

Ich bin Vierte bei der U18-Weltmeisterschaft 2017 in Kenia geworden. Das ist international mein größter Erfolg bisher. Ich war dieses Jahr zwar auch bei der WM, habe da aber nicht so gut abgeschnitten - auch, weil ich dieses Jahr mit einem neuen Gerät, einem schwereren Speer, werfe und nicht die beste Saisonvorbereitung hatte. Es war daher sehr, sehr positiv, dass ich überhaupt zur WM mitfahren durfte. National bedeuten mir die Deutschen Meistertitel am meisten.

Welche Ziele möchtest du noch erreichen?

Nächstes Jahr würde ich gerne zur U20-Europameisterschaft in Schweden fahren. Mein größtes Ziel, in ganz ferner Zukunft, ist dann die Teilnahme an Olympia. Das ist ein Kindheitstraum - seit ich mit Leichtathletik angefangen habe, möchte ich das erreichen.

Und das ist den großen Zeitaufwand auch wert?

Ja, auf jeden Fall! Leichtathletik an sich macht mir einfach Spaß. Es geht mir nicht nur um die Leistung, ich mache es einfach gerne. Wenn man dabei erfolgreich sein kann, ist es natürlich umso toller. Ich glaube, ich habe auch eine gute Perspektive, solange ich verletzungsfrei bleibe.

Welchen Rat bzw. Tipp würdest Du Kindern mitgeben, die ebenfalls eine erfolgreiche sportliche Karriere anstreben?

Man muss ehrgeizig sein und an sein Ziel glauben!

Quelle: Medienmannschaft

Quelle: Privat

Alexander Brandl und Andreas Steger gehören zu den großen Nachwuchstalenten im Kunstradfahren. Im Mai wurde das Duo Deutscher Meister bei den Junioren. Im Interview spricht Brandl über den Reiz seiner Sportart und das Training von spektakulären Figuren.

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit in Schleißheim aus?

Es geht viel um das Vereinsleben. Wir haben einen Kinder- und Jugendausflug, der sehr gut besucht ist und auch viele Veranstaltungen wie Fahrradrallyes, um den kleineren Sportlern ein Event zu bieten. Auch bei den Vereinsmeisterschaften stehen sie im Vordergrund.

Was macht für dich den Reiz am Kunstradfahren aus?

Ich habe es damals im Rahmen des Ferienprogramms der Oberschleißheimer Vereine in den Sommerferien ausprobiert und es hat mir sehr gut gefallen. Was mich dabei gehalten hat, ist die Vielseitigkeit. Man ist in allen Bereichen gefordert - Kraft, Koordination, Technik und Ausdauer - und es gibt viele verschiedene Übungen.

Bei einer der akrobatischen Übungen stellt sich dein Partner auf deine Schultern. Wie trainiert man eine solche spektakuläre Figur?

Das haben wir zuerst viel am Boden geübt - zunächst im Sitzen. Andi ist auf meinen Schultern aufgestanden und hat sich wieder hingesetzt. Als das funktioniert hat, haben wir es im Gehen probiert und versucht, Sicherheit reinzubringen. Ist das gelungen, geht es auf das Fahrrad - und dort wird eine Übung Schritt für Schritt bis zu den wirklich schweren Figuren aufgebaut. Bei anderen Vereinen wird so etwas oft in der Lounge trainiert, wobei der obere Partner an ein Seil angehängt wird, aber damit hat sich Andi nicht wohlgefühlt.

Was wollt ihr noch erreichen?

Ganz in der Ferne ist natürlich der Weltmeistertitel der Elite der große Traum. Das geht aber erst ab 19 Jahren, daher ist im nächsten Jahr die Qualifikation für die Europameisterschaft das Ziel. Außerdem findet natürlich jedes Jahr die Deutsche Meisterschaft statt. Wir wollen natürlich immer so gut abschneiden wie möglich und unser Programm bestmöglich zeigen. Mit jedem Turnier sammelt man Erfahrung.

Welchen Rat bzw. Tipp würdest Du Kindern mitgeben, die ebenfalls eine erfolgreiche sportliche Karriere anstreben?


Es ist wie bei jeder anderen Sportart auch: Das einzige, was hilft, ist trainieren und am Ball bleiben. Wer dabei bleibt und am meisten trainiert, hat gute Chancen, weit zukommen.

Quelle: Medienmannschaft

Bild: HSG

Alicia Stolle reifte bei der HSG Blomberg-Lippe zur Nationalspielerin. Der Handball-Bundesligist ist für seine Nachwuchsarbeit bekannt, 2017 gewann er das „Grüne Band für vorbildliche Talentförderung“. Die 21 Jahre alte Linkshänderin sprach im Interview über die Nachwuchsarbeit der HSG und ihre Ziele.

Was zeichnet die Jugendarbeit in Blomberg aus?

Ich denke, als junge Spielerin ist es eine der besten Möglichkeiten, die man hat, nach Blomberg zu gehen. Ich kann auch und gerade für mich sprechen: Ich bin als junge Spielerin zur HSG gewechselt und durfte das erste Jahr in der A-Jugend und der Bundesliga parallel spielen. Junge Spielerinnen bekommen in Blomberg ganz früh die Chance, in der Bundesliga Spielanteile zu bekommen. Besonders unser Trainer Andre Fuhr fördert junge Spielerinnen und hat ein gutes Händchen dafür. Mit der A- und B- Jugend erreichen wir auch öfter die Final-Four-Turniere. Blomberg ist ein gutes Pflaster für junge Spielerinnen, um sich zu entwickeln.

Wie eng ist der Kontakt zwischen Bundesliga und Jugendbereich?

Die HSG ist wirklich ein Verein - es fängt in den Minis an und geht bis zur Bundesliga. Wir von der Bundesligamannschaft übernehmen auch Patenschaften von den Minis bis zur C-Jugend und einige von uns Spielerinnen sind auch als Trainerinnen engagiert. Man merkt, dass der Verein sehr zusammensteht.

Was ist der Reiz am Handball?

Für mich ist Handball einfach eine richtig geile Sportart! Es ist pure Leidenschaft, Spaß am Spiel, Kampf, Ehrgeiz und Motivation. Klar geht es auch mal ein bisschen härter zur Sache, aber das macht den Sport interessant.

Was ist dein größter Erfolg bisher - und was willst du noch erreichen?

Mein persönlich größter Erfolg ist natürlich, dass ich schon in so jungen Jahren meine Spiele in der A-Nationalmannschaft machen durfte - und auch schon eine EM und eine WM gespielt habe. Ich denke auch gerne an die Erfolge in der Jugend. Wir sind Deutscher Vize-Meister geworden und haben das Final Four erreicht. Das sind natürlich Highlights. Das einzige, was mir noch fehlt, ist ein Titel (schmunzelt). Ich hoffe natürlich, dass ich den noch irgendwann gewinnen kann…

Welchen Rat bzw. Tipp würdest du jungen Talenten für ihre sportliche Karriere mitgeben?

Es wichtig, nie den Spaß an der Sache zu verlieren und immer mit Freude am Ball zu bleiben. Wenn es mal nicht so gut läuft, muss man einfach weiter an sich arbeiten - und immer an seine Träume und Ziele glauben.

Quelle: Medienmannschaft

Bild: Jan Gaspari privat

Billard ist für die meisten Menschen ein Funsport - an der Bottroper Billard Akademie e.V. ist das Spiel mit den bunten Kugeln hingegen viel mehr. Eines der größten Talente des nordrhein-westfälischen Vereins, der 2017 mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung“ ausgezeichnet wurde, ist Jan Gaspari. Der Deutsche U17-Meister von 2016 spricht im Interview über seine Sportart und seinen großen Traum…

Jan, was zeichnet die Nachwuchsarbeit in der Billard-Akademie aus Deiner Sicht aus?

Die Nachwuchsarbeit in der Bottroper Billard Akademie hat einfach eine große Bedeutung. Es ist einfach klasse mit anzusehen, wie Kinder und Jugendliche gefördert werden. Ich persönlich habe das Gefühl, auch nicht der einzige zu sein, der Talent hat. Wenn das so weitergeht - das denke ich mit großer Überzeugung - bin ich demnächst nicht mehr der einzige, der an großen Wettbewerben teilnehmen wird.

Warum hast Du Dich für Billard entschieden?

Ich war schon immer ein sehr ruhiger Typ, der sich voll und ganz auf etwas konzentrieren konnte. Das erste Mal Billardspielen hat mich sehr fasziniert und beeindruckt, sodass es mir Jahre später immer noch Riesenspaß gemacht hat. Heute ist es meine Leidenschaft.

Was ist der Reiz an der Sportart?

Es gibt verschiedene Reize in der Sportart. Zum einen hat man die Möglichkeit, eine Menge Menschen kennenzulernen, aber man hat zudem auch die Möglichkeit, in Turnieren etc. viel Geld zu gewinnen. Kleinere Reize - wie gesponsert zu werden und den Namen vom Sponsor auf der Brust zu tragen - gehören auch dazu.

Was ist bisher das Highlight in Deiner Karriere gewesen - und warum gerade dieses Erlebnis?

Das größte Highlight in meiner Karriere war 2016, als ich mit 14 Jahren meine erste Deutsche Jugend-Meisterschaft gespielt habe - und direkt meinen ersten Titel in der Altersklasse U17 gewonnen habe.

Was ist Dein sportliches Ziel?

Mein größtes Ziel ist es, irgendwann groß rauszukommen und viel Erfolg zu haben. Ein Traum ist es auch, Geld damit zu verdienen, doch das bleibt vielleicht immer nur ein Traum.

Welchen Rat bzw. Tipp würdest Du Kindern mitgeben, die ebenfalls eine erfolgreiche sportliche Karriere anstreben?

Mein Rat ist es, so viel wie möglich zu trainieren - aber ohne, dass die Schule darunter leiden muss oder vernachlässig wird!

Interview: Frank Schneller (Medienmannschaft)

Bild: Ingo Peters

Die Schwimmer des SV Würzburg 05 wurden 2016 mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“ ausgezeichnet. In Thomas Lurz steht ein Welt- und Europameister an der Vereinsspitze. Im Interview spricht er über sein Engagement.

Wie wurde das Preisgeld investiert?


Das Preisgeld haben wir in den Nachwuchs investiert, da er die Basis der Vereinsarbeit ist sowie in den Bundesstützpunkt Freiwasserschwimmen, der ja auch in Würzburg ist. Konkret bedeutet das Unterstützung von Trainingslagern, Wettkämpfen und den Rahmenbedingungen.

Was zeichnet die Nachwuchsarbeit aus?

Wir haben sehr gute Rahmenbedingungen, was das Schwimmbad und Know-how im Trainerteam angeht sowie tolle Vorbilder, da es uns immer wieder gelingt, eigene Athleten aufzubauen, die es bis zu den Olympischen Spielen schaffen. Das motiviert natürlich alle jungen Sportler. Zudem versuchen wir, wenn notwendig, in der Schule zu unterstützen, denn uns ist es sehr wichtig, auch hier gute Ergebnisse zu erzielen.

Welche Ziele verfolgt der Verein?


Sportlich wollen wir es immer wieder schaffen, Athleten zu den Olympischen Spielen zu bringen. Wir sind aber auch ein Verein mit 2900 Mitgliedern und daher steht auch der Breitensport im Mittelpunkt, ohne den es keine Spitzensportler - und umgekehrt - gäbe. Außerdem ist es auch die Aufgabe eines Vereins, Jugendliche aufzunehmen und ihnen den Sport näher zu bringen, in dem man sehr viel für das spätere Leben lernt.

Warum haben Sie das Amt des Vereinspräsidenten übernommen - und welche Aufgaben haben Sie?


Ich wollte dem Verein einfach etwas zurückgeben. Ohne meinen Verein hätte ich niemals den Erfolg gehabt - dazu gehören die super Rahmenbedingungen genauso wie die vielen ehrenamtlichen Helfer. Ich akquiriere in erster Linie Sponsoren und nutze dazu mein Netzwerk, das ich in meiner Karriere aufgebaut habe. Das funktioniert gut. Ich verfolge aber natürlich auch den Sport und motiviere die Jugend, am Ball zu bleiben.

Welchen Rat bzw. Tipp würden Sie jungen Talenten für ihre sportliche Karriere mitgeben?


Sich ein Ziel zu suchen und das mit Leidenschaft, Wille sowie Disziplin zu verfolgen. Man bekommt nichts geschenkt, aber das ist gerade das Schöne am Sport. Am Ende ist die Freude und Zufriedenheit viel größer, je schwieriger die Aufgabe war. Man darf niemals aufgeben und muss bei Niederlagen einmal mehr aufstehen als die Konkurrenz - dann kann wenig schief gehen, wenn man seine Stärken kennt.

Interview: Frank Schneller (Medienmannschaft)

Bild: FoP

Wie entwickelt man Talente eigentlich gut? Welche Rolle spielt das soziale Umfeld? Und welchen Raum nimmt der Spaß am Sport bei der Talententwicklung ein?

Martin Weddemann hat an der Universität Paderborn angewandte Sportwissenschaften mit dem Schwerpunkt Gesundheit studiert. Als selbstständiger Consultant und Agent arbeitet er im Spezialgebiet Talent Development. Er ist zwar in der Welt des Fußballs zuhause, doch hat er auch schon häufig über den Tellerrand und in viele andere Disziplinen hineingeschaut. Sein Hauptaugenmerk: Junge Sportlerinnen und Sportler mit dem Potenzial und dem Ziel, es weit zu bringen. Seine Vorstellung davon, wie junge Talente betreut und begleitet werden sollten, ist daher nicht fußball-spezifisch, sondern beinhaltet viele allgemein gültige Ansätze.

Im Sport geht es zunehmend ums Geld. Nicht nur im Fußball werden große Summen umgesetzt. Wie entwickelt man in solch einem Umfeld überhaupt Talente? Gibt es eine Erfolgsformel für junge Talente?

Nein, pauschale Erfolgsformeln und -Rezepte gibt es leider nicht, da jede Karriere und deren Verlauf höchst individuell verläuft. Viele erfolgreiche Karrieren zeigen allerdings, dass man die Komponente Glück nicht unterschätzen sollte. Glück kann man nicht planen, aber man kann eine Menge dafür tun, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Seriöse Vorbereitung ist entscheidend, denn letztlich ist Glück oft nichts anderes als Bereitschaft, die auf Gelegenheit trifft. Man muss bereit und vorbereitet sein, wenn die Gelegenheit kommt. Ein gutes Umfeld kann definitiv helfen, diese Gelegenheiten zu antizipieren und rechtzeitig zu erkennen. Die Bereitschaft, diese Gelegenheit auch zu nutzen, hängt dann stark von der internalen Motivationslage des Talents ab, die wiederum auch stark vom direkten sozialen Umfeld geprägt und in der frühen Kindheit und Jugend maßgeblich entwickelt wird.

Welche Rolle spielt das direkte soziale Umfeld?

Das Umfeld kann – sportartunabhängig – die schwächste Stelle im System sein und zum limitierenden Faktor werden. Das reine Training der athletischen, technischen und taktischen Komponenten ist natürlich essentiell aber eben nicht alleine ausschlaggebend, ob es ein Talent nach ganz oben schafft. Es kommen immer noch weitere Faktoren wie das direkte sozio-kulturelle Umfeld, internale Motivation, gute Trainer und die richtige Einstellung des Athleten dazu, um im Hochleistungssektor Spitzenleistungen abrufen zu können.

Können Sie diese Faktoren näher erklären?

Ich betrachte ein Talent und sein direktes Umfeld immer aus einer sozialpsychologischen, einer pädagogischen und einer athletischen Perspektive, wobei die Entwicklung der letzteren viel von der Qualität der Trainer abhängt und weniger als die ersten beiden Perspektiven durch direkte Intervention beeinflusst werden kann. Daher werde ich hier ausführlich nur auf die ersten beiden Komponenten eingehen.

Dieser sozialpsychologisch-pädagogische Blickwinkel aber wird in der Öffentlichkeit und in den Medien so gut wie gar nicht thematisiert.

Die sozialpsychologische Perspektive, welche das soziokulturelle Umfeld des Talents miteinbezieht, als auch die pädagogische Perspektive, dessen Basis sich aus Kerntugenden wie Fleiß, Freundschaft, Loyalität, Lernwilligkeit und Spaß – also Liebe zum Spiel – speist, sind die Grundvoraussetzungen, um die richtige Haltung und die richtige Einstellung zum Spitzensport und somit für Training und Wettkampf zu entwickeln.

Was ist für ein Talent auf dem Weg zum Erfolg entscheidend?

Die für mich wichtigste Perspektive ist die sozialpsychologische. Denn das soziokulturelle Umfeld und die Aktivitäten abseits des Vereinslebens in Elternaus, Schule und direktem Umfeld nehmen sehr starken Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung und Motivation eines jungen Menschen. Hier ist vor allem ein stabiles Elternhaus, das Kerntugenden und ein Wertegerüst vorlebt und vermittelt, von größter Wichtigkeit. Ist dies nicht gegeben ist oftmals auch das beste Training nutzlos.

Können Sie bitte noch mehr auf diese Kerntugenden und das von Ihnen angesprochene Wertegerüst eingehen?

Ja, womit ich bei der pädagogischen Perspektive wäre. Hier wird die charakterliche Basis für einen Champion definiert. Ein herausragender Sportler ist noch lange kein herausragender Charakter, geschweige denn ein Champion und Vorbild. Es sollte aus meiner Sicht in Elternhaus, Schule und Verein früh viel Wert auf folgende charakterliche Eigenschaften und Tugenden gelegt werden: Ehrlichkeit, Loyalität, Fleiß, Respekt, Lernwilligkeit, Freundschaft und Zuverlässigkeit. Diese Grundwerte und Tugenden sind die Basis, neben einer natürlichen Aufmerksamkeit und Offenheit, um eigeninitiativ, selbstbewusst, selbstkontrolliert und entschlossen Entscheidungen treffen zu können. Diese Basis führt dazu, dass sich Talente realistische Ziele setzen und diese beharrlich und mit Geduld verfolgen und mit Eifer und Entschlossenheit hart an ihren Zielen arbeiten. Der Enthusiasmus für eine Sportart sollte ohne Druck ausgelebt werden können.

Ist der Spaß am Spiel nicht ohnehin ein ganz entscheidender Faktor?

Ja, klar. Ein elementarer. Ich sage jungen Talenten immer, dass sie sich die Liebe zum Spiel fest in ihrem Herzen einschließen sollen, denn daraus ziehen sie ihre gesamte internale Motivation: Die Motivation jeden Tag, in jedem Training auf eine ganz bestimmte Weise oder in einem bestimmten Detail besser werden zu wollen.

Mannschaftssport setzt voraus, ein Rollenverständnis im Team und Verein zu entwickeln, Teamspirit zu fühlen und auch vorzuleben. Zählen Sie diese Fähigkeiten auch zum Wertegerüst?


Ja. Und dieses Wertegerüst ist eine Grundvoraussetzung für eine sehr gute moralische, mentale und körperliche Verfassung, die dazu führt, dass technische und taktische Fertigkeiten im Training und im Spielmodus schnell und stressfrei erlernt werden können. Das wiederum führt zu Selbstsicherheit und Selbstvertrauen, um im Wettkampf unter Druck Topleistung abrufen zu können.

Welche Bedeutung hat dieses Erlenen von Werten und Grundtugenden für den Erfolg von Training?

Die Basis für die charakterliche Entwicklung und für Spitzenleistung wird in der Kindheit und der Jugend gelegt. Hier geht es viel um Zwischenmenschlichkeit und um Führung durch Achtung und Respekt. Es hilft unabhängig vom Umfeld natürlich enorm, wenn man ein herausragendes genetisches Potential mitbringt. Aber dies ist um ganz oben anzukommen bei Weitem nicht alles. Man wird als Bewegungstalent anfangs immer erste Erfolge feiern und oft auch besser und schneller als Mitspieler lernen, aber konstant über Jahre Spitzenleistung im absoluten Topsegment zu erbringen, ist ein Lernprozess und basiert auf einer stabilen und starken Persönlichkeit, auf einem Wertegerüst und starker internaler Motivation – und nicht nur auf genetischem Bewegungspotential.

Wie bewertest du den Faktor der Gene?


Ein Toptalent mit herausragendem genetischen Potential und parallel dazu einem herausragendem Charakter, das frühzeitig im richtigen Umfeld gefördert wird, wird von seinen Ausgangsvoraussetzungen immer dem Talent mit dem ‚nur‘ herausragenden Charakter überlegen sein. Aber ein Talent mit herausragendem Charakter wird immer dem genetisch hochveranlagten ‚Talent mit einer instabilen Persönlichkeit und dem defizitären Charakter überlegen sein.

Ein junges Talent ist etlichen Einflussfaktoren ausgesetzt, die auch unerkannt wirken: Anfangs wären da beispielsweise übermäßige Aufmerksamkeit und Wertschätzung, wenn ein Wechsel zu einem namhaften Verein stattfindet, auf der anderen Seite aber auch Missgunst und Neid. Hinzu kommen steigende Erwartungshaltungen, falsche Freunde überambitionierte Eltern. Später Geld und Medienwirksamkeit. Wie wichtig ist eine seriöse Beratung?

Äußerst wichtig. Die bisher geschilderten Komponenten können das Talent und sein direktes Umfeld selbst beeinflussen und zu großen Teilen steuern. Hier kommt dann auch ein seriöser und guter Berater mit ins Spiel, der das Geschäft bestens kennt und dem Talent und der Familie dabei hilft, ein stabiles Umfeld aufrecht zu erhalten, das neben dem Verein und der Schule dafür sorgt, die charakterliche Entwicklung in die richtige Richtung zu bewegen. Und nicht auch noch Druck ausübt. Es ist schon schwierig genug, in den jungen Jahren die Anforderungen von Schule und Leistungssport unter einen Hut zu bekommen. Zudem herrscht schon sehr früh starker Leistungs- und Selektionsdruck im Verein. Verstärkt wird dies durch die übermäßige Aufmerksamkeit, die einem jungen Talent von vielen Seiten zu Teil wird. Neue ‚Freunde‘ und dubiose ‚Berater‘ biedern sich früh an.

Ist auch die Pubertät ein Faktor?

Natürlich. Auch sie muss mit all ihren Höhen und Tiefen bewältigt werden. Die jungen Talente zahlen auf jeden Fall einen sehr hohen Preis für die Realisierung ihres Traums vom Spitzensportler. Im Grunde geben Sie ihre Kindheit und Jugend auf. Daher ist ein stabiles Umfeld, das Tugenden, Werte und Normen vermittelt und dem jungen Menschen als Ratgeber in schwierigen Situationen zur Seite steht, essentiell.

Interview: Frank Schneller (Medienmannschaft)

Bild: SC Mittenwald

Er ist der neue Shooting Star der Skirennläufer: Thomas Dreßen vom SC Mittenwald holte bei der Abfahrt in Beaver Creek den ersten Podestplatz für Deutschland seit 2005 und ist dank seiner guten Leistungen auch für die Olympischen Winterspiele in diesem Jahr qualifiziert. Im Interview sprach der 24-Jährige über seinen Heimatverein und den Reiz seiner Sportart…

Herr Dreßen, der SC Mittenwald wurde 2017 mit dem ‚Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein’ prämiert. Was zeichnet die Nachwuchsarbeit des Vereins aus Ihrer Sicht aus?

Meiner Meinung nach macht der SC Mittenwald einen tollen Job in Sachen Nachwuchsarbeit, denn sie haben tolle Trainer und diese wissen, worauf es ankommt.

Wie würden Sie das Vereinsleben beschreiben?

In einem Verein ist die Stimmung sehr wichtig - das bedeutet, es muss ein gutes Teamklima herrschen! Ist dieses gut, dann hat jeder Spaß an der Arbeit - beim Skifahren  - und dann läuft es normalerweise sehr gut.

Was wollen Sie in Ihrer sportlichen Karriere noch erreichen?

Meine Ziele sind, dass ich erst einmal gesund bleibe und dann, dass ich mir den Spaß beibehalte. Aber meine großen Ziele sind dieselben wie von jedem anderen: Ich möchte mich weiter steigern und irgendwann ganz vorne mitfahren!

Was macht für Sie den Reiz am Ski-Rennlauf aus?

Das Schöne am Ski-Rennlauf ist für mich die Abwechslung, denn jeder Tag ist anders. Außerdem ist es toll, die Natur so hautnah erleben zu dürfen. Was mir aber am meisten Spaß macht, ist der Reiz der Geschwindigkeit, wenn man sein Maximum verschieben kann und immer schneller wird und dann das Adrenalin spürt, das durch den Körper fließt.

Welchen Rat bzw. Tipp würden Sie jungen Talenten für ihre sportliche Karriere mitgeben?

Das Wichtigste, was ich nur jedem raten kann ist, dass man Spaß bei allem hat! Denn hat man Spaß - egal, ob beim Training im Sommer oder Winter oder bei Rennen - dann hat man auch Erfolg, weil man einfach locker ist.

Text: Medienmannschaft

Bild: SV Neptun

Hinter jeder Medaille steckt neben dem Sportler auch ein Stab aus Trainern, Betreuern und Helfern. Ohne diese oftmals ehrenamtlichen Förderer und Unterstützer wäre der Leistungssport in vielen Vereinen gar nicht denkbar - so auch beim SV Neptun Aachen. Ein Blick hinter die Kulissen.

Fahrdienst zum Training und Wettkampf, Kuchen backen für den Verkaufsstand in der Halle, die Suche nach Sponsoren: Hinter jedem Erfolg steckt neben dem Sportler und seinem Trainer ein Stab aus Betreuern und Helfern. Viele dieser Unterstützer sind ehrenamtlich tätig; ohne sie wäre der Leistungssport in vielen Vereinen gar nicht denkbar - so auch beim SV Neptun 1910 Aachen.

Mit ihrem hohen Engagement können die dortigen Wasserspringer viel auffangen. Der Heimatverein von Welt- und Europameister Sascha Klein war Bundesstützpunkt, doch 2013 wurde der Status aberkannt, der Verein verlor daher eine große Unterstützung. „Wir wollten aber nicht, dass die Sparte bei uns stirbt“, erinnert sich Anke Marx, die 1. Vorsitzende des Fördervereins. „Daher haben wir gesagt: Wir krempeln selbst die Ärmel hoch.“

Wille und Einsatz führten zum Erfolg: 2017 wurde der Verein mit dem ‚Grünen Band für vorbildliche Talentförderung‘ prämiert. Der Preis ist nicht nur eine Auszeichnung für die hohe sportliche Qualität der Talente, sondern auch eine Anerkennung für das Team hinter dem Team. „Der Leistungssport in Aachen wäre ohne Ehrenamt nicht umzusetzen“, betont Marx. Die Ärztin ist - ebenso wie ihre Kollegen aus dem Vereins- und Abteilungsvorstand - selbst ehrenamtlich tätig.

2009 begannen ihre Kinder mit dem Wasserspringen, ein Jahr später fing auch Marx an, sich im Verein zu engagieren. „Jeder gibt das rein, was er kann“, erläutert sie das Prinzip. Außer den beiden hauptamtlichen Trainern bekommt keiner Gehalt. Rund 80 Personen stehen neben den sechs ehrenamtlichen Übungsleitern auf der Helferliste, der Stamm beträgt 15 Helferinnen und Helfer, die „immer dabei und ansprechbar sind“.

Die Aufgaben sind vielfältig und reichen von der Organisation der Heimwettkämpfe und der Talentsichtung über das Protokoll beim Wettkampf und die Mitgliederverwaltung bis zur Hausaufgabenbetreuung und Sponsorensuche. Dem Verein steht für Übernachtungen bei Lehrgängen und Turnieren zudem ein Anbau zur Verfügung, das Putzen, Wäsche waschen und Betten beziehen übernehmen ebenfalls freiwillige Helfer.

Viele von ihnen sind - wie Marx - Eltern von Springern: „Wenn neue Kinder dazukommen, werden die Eltern als erstes gefragt, ob sie für die Cafeteria bei Wettkämpfen Kuchen backen können“, erläutert die Ärztin. „Bei den Wettkämpfen sehen sie dann, dass die anderen Eltern auch helfen. Viele fragen von selbst, ob sie noch was helfen können. So wachsen sie langsam rein.“ Auch Spezialwissen ist gefragt: Eine Mutter ist beispielsweise als Pharmazeutin tätig und hielt einen Vortrag über Doping. Das Geheimnis des Erfolgs liegt für Marx im Zusammenhalt des Teams. „Wir stützen uns gegenseitig“, erklärt sie. „Jeder kann sich mal eine Auszeit nehmen, das wird dann aufgefangen.“

Blickt man über den Beckenrand hinaus, ist der SV Neptun Aachen jedoch nur einer von 90.025 Sportvereinen (Stand 2016), die deutschlandweit auf das Ehrenamt angewiesen sind. „Ohne ehrenamtliches und freiwilliges Engagement wäre unser Sportsystem nicht lebensfähig“, erklärte bereits DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Das lässt sich auch mit Zahlen belegen: Insgesamt 1,7 Millionen Mitglieder engagieren sich in Sportvereinen in ehrenamtlichen Positionen. Zählt man die große Zahl an freiwilligen Helfer/innen hinzu, so sind es über acht Millionen Menschen, die sich im Bereich Sport und Bewegung engagieren.

Entsprechend groß ist die Bedeutung für den DOSB. „Das gesamte Sportvereinssystem baut auf dem Ehrenamt und dem freiwilligen Engagement auf“, unterstreicht Boris Rump. Der DOSB-Referent ist im Bildungsressort des Dachverbandes für genau diesen Bereich zuständig und weiß: „Die Karrieren vieler Sportler - auch vieler Spitzensportler - haben in einem kleinen Verein angefangen, der komplett ehrenamtlich organisiert ist. Aus dieser Breite entwächst eine Spitze; ohne diese kleinen Vereine würde es nicht funktionieren.“

Rump war lange Jahre als Trainer im Fußball und Tennis tätig, er spricht aus eigener Erfahrung - und kennt daher auch die Probleme. „Es wird seit Jahrzehnten über die Krise im Ehrenamt diskutiert - und man muss an vielen Stellen tatsächlich festhalten, dass Ehrenamtliche fehlen“, gibt er zu. Wissenschaftlich werde zudem ein Wandel vom traditionellen Ehrenamt hin zu einem modernen Ehrenamt mit einer persönlichen Kosten-Nutzen-Kalkulation beschrieben. Rump: „Ehrenamt wird inzwischen häufig mit einer Erwartungshaltung verbunden. Darauf müssen sich Vereine und Verbände einstellen.“

Beim SV Neptun Aachen stellt sich diese Frage jedoch nicht. „Es ist aufwendig, es ist total anstrengend, aber es lohnt sich, wenn man sieht, dass die Kinder Spaß und Erfolg haben“,  unterstreicht Marx. „Ich habe im Rahmen dieses Ehrenamts viele Dinge gelernt. Eine Mutter, die Hotelfachfrau ist, hat mir beispielsweise gezeigt, wie man Spannbettlaken ordentlich zusammenlegt.“ Ihr Engagement bereut die Ärztin nicht: „Ich habe viel gegeben, aber ich habe auch profitiert.“

Text: Medienmannschaft

Bild: Mario Vordank Red Devils

Jung, erfolgreich, talentiert: Junioren-Nationalspielerin Julia Diesener gewann mit der U17 der Red Devils Wernigerode die Deutsche Meisterschaft im Floorball. Im Interview spricht die Stürmerin über den Erfolg und ihre Ziele.

Julia, was zeichnet die Nachwuchsarbeit aus?


Sie ist sehr vielfältig. Egal, ob Mädchen oder Junge: Alle können in altersgerechten Trainingsgruppen trainieren. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich durch zusätzliches freiwilliges Training in älteren Trainingsgruppen zu verbessern. Im Herren-Bundesligateam spielen Gastspieler aus Finnland und Tschechien, die mit ihrer Klasse das Training im Nachwuchsbereich begleiten. So können wir von den Erfahrungen der ausländischen Bundesliga-Spieler profitieren. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich selbst im Verein zu engagieren und sich damit auch persönlich weiterzuentwickeln. Ich bin beispielsweise seit einem Jahr bei den U5-Junioren als Co-Trainer aktiv.

Was bedeutet dir die Deutsche U17-Meisterschaft?


Den Titel mit meinem Team zu holen, war ein unglaubliches, unbeschreibliches Gefühl, einfach unendlich großartig, ein riesiges Glücksgefühl und kaum zu glauben. Wir alle brauchten eine Weile, um alles zu realisieren. Ich bin so stolz und empfinde es zugleich als eine große Ehre, im besten Team Deutschlands zu trainieren. Dieser Titel zeigt mir, dass sich ein fester Wille und intensives Training auszahlen.

Was willst du im Floorball noch erreichen?


Ich möchte gerne an der Weltmeisterschaft teilnehmen. Mein größter Traum wäre, dass Floorball bald olympisch wird und ich dann vielleicht dabei sein könnte. Aktuell trainiere ich in der U19-Damen. Ich möchte gerne im Kader bleiben, im Mai mit der Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft in die Schweiz fahren und zukünftig in der Damen-Nationalmannschaft spielen. Persönlich möchte ich mich sportlich stetig weiterentwickeln und einfach so lange wie möglich sportlich aktiv, fit und gesund bleiben.

Welchen Rat bzw. Tipp würdest Du anderen jungen Talenten mitgeben?


Ich finde, es ist super wichtig, sich immer weiterentwickeln zu wollen, die Bereitschaft zur Leistung, sonst bleibt man stehen. Teamfähigkeit ist ebenfalls wichtig. Außerdem ist es hilfreich, sich auf neue Erfahrungen sowie neue Teams in einer höheren Liga einzulassen und einstellen zu können. Am wichtigsten ist es sich nie aufzugeben, auch wenn es mal nicht so gut läuft: Immer wieder aufzustehen und an sich selbst zu glauben.

Text: Medienmannschaft

Bild: Privat

Erfolg auf dem Pferd: Der Voltigier-Verein Ingelsberg wurde 2004 und 2012 mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung“ ausgezeichnet. Einer der erfolgreichen Nachwuchsathleten ist der 17-jährige Gregor Klehe, der im Interview über seine Sportart sprach.

Gregor, was zeichnet die Nachwuchsarbeit in Ingelsberg aus?

Viele von uns geben ihre eigene Erfahrung als Trainer weiter, das ist ein schönes Miteinander. Wir sind zwar ein relativ großer Verein, sodass man zwar nicht immer jeden sieht, aber der Kontakt ist auf jeden Fall da. Ich mache zum Beispiel auch eine Anfängergruppe. Ich gebe den Kindern dann Tipps und gebe damit das weiter, was ich selbst gelernt habe.

Voltigieren ist ja nicht unbedingt eine „Mainstream-Sportart“. Wie bist du dazu gekommen?

Meine Mutter hat früher voltigiert, dann hat meine Schwester angefangen und ich habe es auch mal ausprobiert. Am Anfang hat es mich, ehrlich gesagt, gar nicht so fasziniert, aber ich bin relativ schnell gut geworden und war in einer Gruppe, in der es mir super viel Spaß gemacht hat. Es war ein tolles Team und das ist wichtig, denn man verbringt viel Zeit miteinander.

Wenn du mal vom Pferd stürzt: Wie schwierig ist es, wieder aufzusteigen?

Ich bin schon oft runtergefallen und ab und zu auch mal ein bisschen härter, aber ich habe keine Angst, wieder aufs Pferd zu gehen. Man hat ein großes Vertrauen ins Team, und es ist wirklich die Ausnahme, dass man runterfällt. Man trainiert auch erst am Holzpferd und erst, wenn es da klappt, geht es auf das echte Pferd.

Was ist bisher dein größter Erfolg – und was sind die nächsten Ziele?

Ich bin dieses Jahr im Einzelvoltigieren Vize-Weltmeister geworden, das ist bisher der größte Erfolg. Das nächste große Ziel ist es, im kommenden Jahr mit dem Team auf die Weltreiterspiele zu kommen. Im Einzel will ich es zudem bei der Europameisterschaft unter die Top Drei schaffen.

Aus deiner eigenen Erfahrung: Welchen Rat würdest du anderen Talenten mitgeben?

Man muss Spaß an seinem Sport haben. Das sagt man immer so, aber es ist wirklich wichtig. Wenn man es macht, weil man es machen muss, kann man nicht gut werden. Man muss es selbst wollen und auf jeden Fall am Ball bleiben. Es gehört natürlich viel Training dazu, und da muss man intensiv arbeiten. Das ist wie mit dem Fitnessstudio: Man sagt, man will sich fit halten - und geht dort dann nur in die Sauna (lacht). Das bringt nichts. Man muss sein Training sinnvoll nutzen!

Text: Medienmannschaft

Bild: Ingrid Anderson-Jensen

Als der TSV Bayer Dormagen 2010 zum zweiten Mal in seiner Historie mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“ prämiert wurde, trug auch Simon Ernst das Trikot der Nordrhein-Westfalen. Der Spielmacher ist inzwischen gestandener Bundesligaspieler und Handball-Europameister 2016. Im Interview sprach er über seinen Ausbildungsverein

Der TSV Bayer Dormagen wurde 2003 und 2010 mit dem „Grünen Band“ prämiert. Was zeichnet die Nachwuchsarbeit im Verein aus Ihrer Sicht aus?

Die Nachwuchsarbeit wird mit viel Herzblut betrieben. Es gibt sehr, sehr engagierte Trainer und eine gute Infrastruktur mit Vollzeit- und Teilzeitinternat. Außerdem haben viele Jungs wie ich im Verein gespielt, die einfach Bock hatten, sich zu verbessern und dafür jeden Tag mehrere Stunden Zugfahrt in Kauf genommen haben.

Offensichtlich mit Erfolg …

Alleine aus der damaligen B-Jugend, in der ich gespielt habe, haben sechs Spieler den Schritt in die Bundesliga geschafft. Ich denke, man kann mit Recht behaupten, dass der Verein eine der besten Talentschmieden in Deutschland in den letzten Jahren ist. Es kommen auch jetzt wieder starke Jahrgänge nach.

Weil sich der Verein inzwischen einen guten Namen erarbeitet hat?

Genau! Im Handballverband Mittelrhein ist die Frage „Gummersbach oder Dormagen?“, wenn man ein wenig Talent hat und von seinem Heimatverein weggehen will. Auch dieser Zweikampf macht es sehr interessant, weil man einen sehr, sehr starken Konkurrenten vor der Tür hat - als Anreiz und als Gradmesser.

Sie müssen derzeit mit einem Kreuzbandriss pausieren und werden daher neben dem Bundesligaauftakt auch die EM im Januar verpassen. Wie geht es Ihnen?

Mir geht es soweit ganz gut. Es läuft alles nach Plan. Die OP ist jetzt über zehn Wochen her und bisher gab es keine Komplikationen. Mehr kann man sich nicht wünschen. Die Ärzte und Physiotherapeuten sind zufrieden und ich kann die Belastungen, wenn sie erhöht werden, bisher auch problemlos wegstecken. Ich bin daher ganz optimistisch.

Aus Ihrer eigenen Erfahrung: Welchen Rat bzw. Tipp würden Sie jungen Talenten für ihre sportliche Karriere mitgeben?


Es gibt keinen Königsweg, es gibt viele verschiedene Wege, wie man den Erfolg erreichen kann. Man muss diszipliniert und ehrgeizig sein, einen klaren Kopf bewahren und in allen Situationen positiv bleiben, weil es nicht immer bergauf gehen wird. Und ganz wichtig: Man darf den Spaß nicht verlieren!

 

Text: Medienmannschaft

 

Bild: Privat

Diese junge Dame ist der Hammer: Neele Koopmann (16) aus dem Wendland gilt als riesiges Talent. Die beste Hammerwerferin ihres Jahrgangs in ganz Deutschland wechselt jetzt nach Berlin, um ihrer Karriere weitere Anschubkraft zu verleihen. Koopmanns Weiten sind sogar besser als die ihres großen Vorbildes Betty Heidler im vergleichbaren Alter.

von Andreas Hardt, Medienmannschaft

Ende August: Der Umzug. Was nimmt man mit beim Schritt in ein neues Leben? Bücher, Teddy, Fotos, Lieblingsmöbel? Nichts davon, um gleich ganz von vorne zu beginnen? Mit ihrer Mutter ist Neele Koopmann nach Berlin gereist, um ihr Einzelzimmer im Schulinternat des Schul- und Leistungssportzentrums Berlin einzurichten. Es geht also wirklich los. Raus aus dem beschaulichen Wendland, hinein in die sprudelnde Weltmetropole Berlin. Alles, um im eigenen Sport weiter voranzukommen. Ein Karriereschritt, ein Lebensschritt für die 16 Jahre alte Hammerwerferin, die sich mit 68,29 Metern mit dem Drei-Kilo-Hammer zur besten deutschen Athletin in der Altersklasse U18 entwickelt hat und schon 2016 deutsche U16-Meisterin war.


„Meine Möglichkeiten in Berlin sind ganz andere, die Trainingsbedingungen sind vielfältiger“, weiß Neele Koopmann, „ich werde dort auch mehr für Schnellkraft und Sprint trainieren, zweimal in der Woche Physiotherapie haben, Leistungsdiagnostik ist vor Ort – und ich trainiere mit meinem Bundestrainer Ron Hütcher“. Das ist Leistungssport in einem professionellen Umfeld. Neele Koopmann ist zu gut geworden für den SV Gartow, auch wenn sie weiterhin für den Club aus dem äußersten Osten Niedersachsens starten wird.


In einer Kinder-Leichtathletikgruppe ihres ehemaligen Trainers Siegfried von der Gablentz hat alles einmal angefangen, da war die kleine Neele gerade eingeschult. Spielen, Tollen, Ausprobieren – was man so macht. Aber Neele, die warf schon damals den Schlagball weiter als die anderen. Und irgendwann gab ihr der Trainer den Hammer in die Hand. Es entwickelte sich mit viel Arbeit, Fleiß und Training ein Naturtalent. „Ich hatte früher keine Ahnung was Hammerwerfen ist“, erzählt Mutter Susanne Koopmann durchaus stolz, „und jetzt durfte das eigene Kind zur WM fahren, es ist total faszinierend“. Durfte, ja – aber sie fuhr nicht. Mitte Juli sollten die Welttitelkämpfe der U18-Athleten in Nairobi/Kenia stattfinden. Neele war nominiert, da braucht man im Vorfeld Spritzen gegen diverse Tropenkrankheiten. Und schon war der Traum von der WM geplatzt. Die Injektionen haben wahrscheinlich eine Nervenerkrankung hervorgerufen. „Es ist so, als ob meine Eiweiße gefressen werden.“ Statt WM also Pause – und dann Reha. „Das war schon sehr hart und eine große Enttäuschung.“


Andererseits geht nun der Blick um so konzentrierter in die Zukunft. Im kommenden Jahr findet die U18-EM im ungarischen Györ statt. Eine Schutzimpfung braucht man da nicht. Aber Ehrgeiz und den Willen, im Sport voranzukommen. „Ich habe mich für diesen Schritt jetzt entschieden, habe ihn mir gut überlegt“, erzählt sie, „ich werde das jetzt durchziehen.“ So, wie sie es immer getan hat. Tägliches Training ist normal, Krafttraining kam vor einem Jahr dazu. Ihre Schule in Clenze, die sie nun nach der neunten Klasse verlässt, hat die junge Athletin immer unterstützt: Freistellungen für Wettkämpfe und Lehrgänge gab es regelmäßig, auch Klassenarbeiten durfte sie nachschreiben. An ihrer Disziplin liebt Neele Koopmann, dass diese sehr technisch und schnell ist. „Man muss auf viele Kleinigkeiten achten. Es ist etwas ganz Besonderes und macht einfach Spaß.“

Dass die Trennung vom langjährigen Trainer von der Gablentz keine einfache Entscheidung war, dass es dabei auch zu großer menschlicher Enttäuschung gekommen ist, ist verständlich. Eine harte Zeit im Frühjahr war das, für alle Beteiligten. Aber sportlich gibt es wahrscheinlich wirklich keine Alternative, die Trainingsbedingungen in Gartow waren einfach nicht mehr ausreichend.  „Als mir der leitende Wurf-Bundestrainer Jürgen Schult im April gezeigt hat, dass ich bei den Weitenvergleichen deutlich über den Werten von Betty Heidler im gleichen Alter liege“, sagt Neele Koopmann. BETTY HEIDLER, die ehemalige Weltrekordlerin. „Mein großes Vorbild seit der Kindheit. Da musste ich erst einmal schlucken.“ Der Vergleich zeigt aber auch die Möglichkeiten, die sie hat. In Berlin wird die Wendländerin aus dem kleinen Dörfchen Bockleben nun regelmäßig mit den B-Kaderathletinnen Carolin Paesler und Charlene Woitha trainieren und sich gleichzeitig an der Oberstufe des Sportgymnasiums auf ihr Abitur vorbereiten. Die junge Athletin freut sich auf die neue Herausforderung, auf das neue Leben – und sie weiß auch, dass ihre Mutter sagt: „Wenn es ihr nicht gefällt, dann kann sie jederzeit nach Hause zurückkommen.“ Aber das ist für Neele Koopmann keine Option.

© Verein

Von A wie AirSports über F wie Faustball bis W wie Wassersport: Wenn am 20. Juli die 10. World Games im polnischen Breslau starten, treffen Traditions- und Trendsportarten aufeinander. Sie alle haben eins gemeinsam: Sie gehören (noch) nicht oder nicht mehr zum Programm der Olympischen Spiele. Die Bedeutung der Weltspiele mindert das nicht für die mehr als 3.500 Athletinnen und Athleten aus 111 Nationen: Für sie geht mit der Teilnahme ein Traum in Erfüllung.

Von Julia Nikoleit/ Medienmannschaft


Das deutsche Team in Breslau besteht aus 186 Sportlerinnen und Sportlern, die in 26 der 31 Disziplinen an den Start gehen. „Unter dem Motto ‚Wir für Deutschland‘ wird eine starke Mannschaft mit guten Aussichten in die Wettkämpfe gehen und dabei gleichzeitig ein Zeichen für die Vielfalt des Sports setzen“, zeigt sich Dirk Schimmelpfennig, DOSB-Vorstand Leistungssport und Delegationsleiter in Breslau, voller Vorfreude, „die World Games sind die größte Bühne für viele unserer Traditions- und Trendsportarten“. Lediglich im Beachhandball, Kickboxing, Floorball, Flying Disc und Lacrosse sind keine deutschen Teilnehmer dabei.

Die World Games finden alle vier Jahre statt, jeweils im Jahr nach den Olympischen Sommerspielen. Verantwortlich für die Ausrichtung ist die International World Games Association (IWGA), das Internationale Olympische Komitee (IOC) übernimmt die Schirmherrschaft. Das Programm der World Games setzt sich aus den offiziellen, von der IWGA beschlossenen Wettkampfsportarten und den so genannten Einladungssportarten zusammen, über welche die Ausrichterstadt entscheidet. Baseball/Softball, Karate, Sportklettern und Surfen werden in Polen vorerst zum letzten Mal ausgetragen, die vier Sportarten gehören ab 2020 zum olympischen Programm. Neu bei den World Games sind hingegen Floorball, Lacrosse und Muaythai (Thaiboxen), Breslau wählte zudem American Football, Kickboxing, Motorsport und Rudern.

Es war eine Entscheidung, die im rund 900 Kilometer entfernten Saarbrücken für Freude sorgte. Die dort beheimateten Saarland Hurricanes gehören zu den deutschen Spitzenvereinen im American Football und wurden 2013 für ihre Nachwuchsarbeit mit dem ‚Grünen Band für vorbildliche Talentförderung’ ausgezeichnet. Alexander Haupert und Leon Helm wurden bei den ‚Canes’ groß, ihnen gelang der Sprung aus dem Jugendbereich in die German Football League und die Nationalmannschaft. „Es ist einfach eine große Familie, in der man sich kennt“, schwärmte Quarterback Haupert im vergangenen Jahr von seinem Verein.

Die beiden Footballer aus dem Saarland sind zwei von insgesamt 28 Mitgliedern des deutschen Teams, die aus einem Verein kommen, der in den vergangenen 20 Jahren mit dem ‚Grünen Band’ ausgezeichnet wurde. Jeder von ihnen bringt eine interessante Geschichte mit nach Breslau: Rollkunstläufer Markus Lell vom REV Heilbronn (prämiert 1988 und 1999) gewann 2013 bei den World Games in Cali/Kolumbien bereits die Silbermedaille.

Ebenfalls eine Silbermedaille – bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro – hat Lisa Unruh vom BSC BB-Berlin (1995, 2001, 2008) in ihrer Vita stehen; die 29-Jährige, die sich in Brasilien mit dem Recurvebogen auf das Podest schoss, tritt in Breslau im Feldbogenschießen an. Und für Sina Wall und Raphael Kandra werden die World Games quasi die Hochzeitsreise; die beiden Nationalspieler des Paderborner Squash Clubs (1999, 2007, 2015) gaben sich nicht einmal eine Woche vor dem Start der Weltspiele das ‚Ja-Wort’.

Neben Wall und Kandra stellt der Paderborner Squash Club in Franziska Hennes und Simon Rösner zwei weitere Athleten für Breslau. Das Quartett reist mit Rückenwind an, im Mai gewannen sowohl die Männer als auch die Frauen des PSC bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften die Goldmedaille - zum dritten Mal in Folge.

Für die Paderborner und Coach Oliver Pettke ist die Teilnahme an den World Games eine besondere Ehre. „Man hat nur alle vier Jahre die Möglichkeit teilzunehmen“, erklärte der Squash-Bundestrainer gegenüber der Deutschen Presseagentur. „Es ist für alle die Chance, einmal in der Öffentlichkeit zu stehen.“ Der PSC stellt mit vier Athleten die zweitgrößte Abordnung aus der Riege der 13 in Breslau vertretenen Gewinner-Vereine. Spitzenreiter sind die 2003 prämierten Sportfreunde Goldscheuer, die in Anke Precht, Martin Higel, Christian Egg, Andreas und Daniel Fien, Christoph Beckert, Christian und Eberhard Bartmann, Heinrich Biegert sowie Philipp und Andreas Berl die Hälfte der der 22-köpfigen Tauzieh-Nationalmannschaft stellen.

2013 in Cali gewann das deutsche Team 15 Gold-, sieben Silber- und acht Bronzemedaillen und beendete die World Games damit auf dem vierten Platz der Nationenwertung hinter Italien, Russland und Frankreich. Delegationsleiter Schimmelpfennig ist optimistisch, an die Leistung anknüpfen zu können und versprach: „Wir werden eine attraktive Mannschaft erleben und auf den vorderen Plätzen mitspielen.“

Die Athleten aus prämierten Vereinen

1. FZC Blau Weiß Philippsburg - Annalena Sturm, Blanca Birn - Ju-Jutsu - Auszeichnung: 2006, 2014

BSC BB-Berlin - Lisa Unruh - Feldbogenschießen - 1995, 2001, 2008

Deutscher Alpen-Verein, Sektion München/Oberland - Monika Retschy - Sportklettern / Bouldern - 2005

DLRG Beckum-Lippetal - Sophia Bauer - Rettungsschwimmen - 2006, 2012

Dresdner Sportclub 1898 - Tim Sebastian - Sportakrobatik - 2011

Paderborner Squash Club - Franziska Hennes, Raphael Kandra, Simon Rösner, Sina Wall - Squash - 1999, 2007, 2015

REV Heilbronn - Markus Lell - Rollkunstlauf - 1988, 1999

RSV Blau Weiss Gera - Josie Elisabeth Hofmann - Speedskating - 2001, 2010

Saarland Hurricanes - Alexander Haupert, Leon Helm - American Football - 2013

SC DHfK Leipzig - Florian Kritzler - Flossenschwimmen - 2005, 2012

SC Riesa - Michail Kraft - Sportakrobatik / Herren Paar - 2002

Sportfreunde Goldscheuer - Anke Precht, Martin Higel, Christian Egg, Andreas Fien, Daniel Fien, Christian Bartmann, Eberhard Bartmann, Christoph Beckert, Philipp Berl, Andreas Berl, Heinrich Biegert - Tauziehen - 2003

TSV Chemie Premnitz - Andreas Gripp - Bowling - 1996

Foto: Privat

Frech, unbekümmert, hochbegabt – Antonia Ende (10), zweifache Bayrische Meisterin 2017, hat neben ihrem Talent ein großes Plus: Unbändigen Spaß am Spiel. Und bei jedem Training. Genau darum nimmt ihre Familie den Aufwand auf sich, der in der Tennisszene nötig wird, wenn es jemand an die Spitze schaffen will – und kann.


Wer sich mit Antonia Ende unterhält und dabei von ihr angelacht wird, dem geht das Herz auf. Wer von ihr über den Tenniscourt gescheucht wird, bis sie den Punkt macht, dem fällt schon mal die Kinnlade runter. Und das geht nicht nur Spielerinnen ihres Alters so. Antonia, zehn Jahre jung, ist eines der größten Tennistalente Bayerns, ohne Frage. Die junge, fröhliche Dame aus dem mittelfränkischen Lauf spürt schon, dass sie besonders begabt ist – aber sie geht damit völlig locker um. Völlig unprätentiös. Sieht das alles nicht so verbissen. Spielerisch, vielmehr. Sie ist – bei allem Ehrgeiz – vergleichsweise unbekümmert.


Die mittlerweile für den Spitzenklub TV 1860 Fürth aktive Rechtshänderin, mehrfache Mittelfränkische Meisterin sowie aktuell doppelte Bayerische U11-Meisterin (In der Halle und im Freien) und bereits in der deutschen U-12-Rangliste unter den Top 50, vereint Talent mit gesundem Selbstbewusstsein und – besonders wichtig – unbändiger Freude am Spiel(en). Nicht zuletzt das macht sie so stark. „Antonia geht bei jedem Training mit einem Lächeln auf den Platz“, sagt ihr "Heimtrainer" André Zietsman. Und: „Gerade in dieser Entwicklungsstufe ist es wichtig, dass nicht der Ball der Chef im Spiel ist, sondern die junge Spielerin oder der Spieler. Wenn Antonia spielt, ist sie der Chef.“

Auch Vater Udo Ende, früher mal ein hervorragender und bekannter Handballtorwart, ist von seiner Tochter beeindruckt: „Sie macht sich keinen Kopf, keinen Druck, sondern genießt es einfach, den Schläger in der Hand zu halten.“

Es ist genau dieser vom puren Spaß beseelte Umgang Antonias mit dem auf diesem Niveau unweigerlich zunehmenden Leistungs-Ansprüchen, der ihr Umfeld seit dem ersten Schnupperkurs beim heimischen TV 1877 Lauf im Frühjahr 2013 immer wieder aufs Neue darin bestätigt und animiert, sie zu unterstützen. Mit viel Zeitaufwand und viel Herzblut. Ihre Trainerinnen und Trainer in Verein und Auswahl, aber natürlich vor allem auch ihre Eltern und ihre ältere Schwester Amelie („ich bin sehr stolz auf Antonia“), ihrerseits eine überaus talentierte Handballerin.

Gerade im Tenniszirkus liegen die Herausforderungen längst nicht nur auf dem Platz, sondern gleichermaßen im Organisationsvermögen des Umfelds. Der Rhythmus einer mehrköpfigen Familie wird unweigerlich vom Takt eines begabten und ambitionierten Tenniskinds mitbestimmt. Das ist bei den Endes nicht anders. Vater Udo und Mutter Verena sind beide berufstätig und haben alle Hände voll zu tun, ihren Alltag zu strukturieren und zu organisieren. Familie, Freunde, Schule, Hausaufgaben, Training, Turniere, auswärtige Auswahlmaßnahmen und Meisterschaften – der Terminplaner ist im Hause Ende ein besonders wichtiges Utensil. Alles will genau getimt sein. Und oft ist Nervenstärke gefragt.

So läuft Antonias Woche in der Regel ab:
Montags Handballtraining in Diepersdorf, Mutter Verena fährt sie dort hin – 14 km pro Strecke. Training ist von 16:30 Uhr bis 18:00, Vater Udo holt sie ab. Gesamtzeit für Antonia inklusive Fahrt: knapp zwei Stunden. Dienstags fährt sie ihre Mutter nach Nürnberg – 35 km einfache Strecke; Training ist um 15:00 Uhr. Eine Stunde Einzel-Training bei Ihrem "Heimtrainer" André Zietsman bis 16:00 Uhr. Verena Ende schaut meistens zu und fährt dann alleine nach Hause, denn: Danach bleibt Antonia, um ab 17:30 ihr Konditionstraining in einer kleinen Gruppe (max. sechs Kids) zu absolvieren. In der Zwischenzeit macht sie meist ihre Hausaufgaben. Um 19:00 Uhr holt sie dann ihr Opa ab. Gesamtzeit für Antonia inklusive Fahrt: knapp fünf Stunden. Donnerstags fährt Mutter Verena sie nach Cadolzburg (50 km einfache Strecke), Training ist dort um 15:00 Uhr.
Eineinhalb Stunden Einzel-Training bei André Zietsman bis 16:30 Uhr. Die Mutter bleibt so gut wie immer vor Ort und fährt anschließend mit ihr nach Hause. Gesamtzeit für Antonia inklusive Fahrt: knapp drei Stunden. Freitags fährt der Opa sie nach Altdorf (20 km einfach), Training ab 15:00 Uhr. Zweieinhalb Stunden Gruppentraining (Antonia zählt zu den vier Top-Mädels aus Nordbayern) bis 17:30 beim BTV-Trainer Christian Höhn. Wechselweise holen Mutter oder Vater sie dort ab. Gesamtzeit für Antonia inkl. Fahrt: Drei Stunden. Dann kommt das Wochenende – Prime-Time für Tennis-Talente, klar. Je nach Turnierteilnahme und bzw. oder Mannschaftsspielen, je nach Spielort sind hierfür zwei Tage mit Übernachtung einzuplanen, weil sich die Heimfahrt oftmals nicht lohnt. Wie letztes Jahr beim Talent-Cup des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) in Essen, wo Antonia für Bayern spielte. Oder unlängst in Friedberg, als sie nach einem harten Auftaktmatch durch die folgenden fünf Partien bis zur Bayrischen Meisterschaft ohne Satz- und beinahe sogar ohne Spielverlust fegte. Reisebegleiterin ist fast immer Mutter Verena. Nur bei Terminen in der Nähe wechseln sich die Eltern auch mal ab.

Dazu kommen Lehrgangsmaßnahmen des BTV und der nordbayerischen Auswahl – insgesamt bis zu 20 Tage pro Jahr. Hier muss mitunter auch mal der Opa als Chauffeur ran.


Auf Antonia – und das ist auch der Verdienst der ganzen Familie – hat das keine Auswirkungen. Stress? Sie? „Nö.“ Und wie sehen es die Eltern? „In den Tag hineinleben, das kennen wir nicht – das geht halt auch einfach nicht. Für uns zählt, dass wir alles unter einen Hut bekommen“, sagt Verena Ende mit Blick auf den randvollen Terminkalender aller Endes. Sie möchte vor allem nicht, dass Amelie und Antonia mal in der Schule Schwierigkeiten bekommen. Aber natürlich berührt es sie sehr, wenn die Töchter sportlich Erfolg haben.
Vater Udo ist vor ernsteren Problemen seiner Kids bei der Bewältigung von Schule, Sport und Freizeit nicht sonderlich bange. Nicht bei Amelie, nicht bei Antonia. Der ehemalige Bundesliga-Torwart findet, Antonia sei für ihr Alter sehr organisiert, „dermaßen durchgetaktet, aber entspannt dabei – das ist der Hammer“. Er sieht in seiner jüngsten Tochter eine „Leistungssportlerin durch und durch – bewegungstechnisch, athletisch, konditionell.“  Wichtigste Beobachtung für ihn aber ist: „Sie hat so viel Spaß dabei, das ist nahezu unfassbar.“ Die seltenen Niederlagen hakt Antonia „noch am gleichen Tag ab", nach großen Siegen fühlt sie sich dagegen „wie der King“. Aber auch mit diesem Gefühl läuft sie nicht lange durch die Gegend – das nächste Spiel, das nächste Training wartet ja schon wieder.

Da Antonia auf dem Tennisplatz nach Aussage ihres Coaches André Zietsman „absolut vielseitig ist“, quasi alles spielend aus dem Handgelenk schüttelt und schnell lernt – Grundlinienspiel, Volleyspiel am Netz, usw. – brauche man „ihr einfach nur Zeit geben, damit sich alles auf Top-Niveau entwickeln kann“. „Kann, nicht muss“, betont Udo Ende hinterher.

Was er und seine Frau ihrer Antonia wünschen? Udo Ende: „Dass sie den Spaß und den Willen behält. Von Verletzungen verschont bleibt. Dem Irrsinn des Tenniszirkus nicht zum Opfer fällt – wobei wir hier um sie herum einen guten Job machen, möchte ich mal ein wenig unbescheiden sagen. Und: Dass sie die Erfahrungen im Sport als "Motor" fürs Lebens übernimmt – weil es bei mir so war und sich das gut anfühlt.“

Antonia ist zwar erst zehn Jahre jung. Aber es wirkt, als habe sie bereits verstanden, wie ihr Vater das meint. Ihre Bescheidenheit und der Respekt vor den Gegnerinnen jedenfalls sprechen für eine in der Tennisszene wohltuende und gewiss förderliche Bodenständigkeit. Mit falscher Rücksichtnahme an der Grundlinie oder am Netz sollte man das freilich nicht verwechseln. „Ich gewinne schon sehr gerne“, sagt sie. Und hat dabei wieder dieses ansteckende Lächeln im Gesicht.

Text: Medienmannschaft

5 08

Antonia Ende aus Lauf bei Nürnberg ist unbestritten eines der größten Tennis-Talente Bayerns (siehe auch Artikel „Mit einem Lachen in den Tenniszirkus“). Ihre Eltern verbringen deshalb viel Zeit im Auto und am Rande des Tennisplatzes, um sie zu unterstützen. Sie tun es gerne. Denn: Die Zehnjährige, die für den TV 1860 Fürth spielt und im Talentpool des Bayerischen Tennis-Verbandes gefördert wird, fällt – im Tenniszirkus nicht immer ganz selbstverständlich – vor allem durch ihre Lockerheit und Unbekümmertheit auf. Falscher Ehrgeiz – das ist nicht ihr Ding. Das lässt sich auch im Interview Frank Schnellers mit der zweifachen Bayerischen U11-Meisterin (Halle und Freiluft) erkennen ...

Antonia, gerade bist Du erneut Bayrische Meisterin geworden und hast nach einem schwierigen Auftaktmatch bis ins Finale hinein und selbst dort kaum noch ein Spiel abgegeben. Geschweige denn einen Satz. In der Hallensaison aber war es im Endspiel knapper. Da gab es einen Schlüsselmoment. Was hast Du Dir damals  nach 6:3, 3:2-Führung und dem anschließenden Zwischenstand von 6:3, 3:6, 0:3 gedacht (Anm. d. Red.: Sie drehte das Match erneut und gewann den Titel)?
Antonia: Ganz einfach: Okay, jetzt fange ich das Spiel nochmal von vorne an.

Wie bist Du denn eigentlich darauf gekommen, Tennis zu spielen? Dein Papa war ja mal ein richtig guter und bekannter Handballtorwart und Deine Schwester spielt mittlerweile auch gut Handball ...
Antonia: Ja, aber meine Mama spielt Tennis und meine große Schwester Amelie neben dem Handball auch.
 
Willst Du mal eine berühmte Tennis-Spielerin werden oder ist es auch okay, wenn Du einfach nur Spaß hast und später vielleicht mal nicht in Wimbledon oder bei einem anderen ganz großen Turnier spielst?
Antonia: Am liebsten würde ich natürlich nach Wimbledon kommen – allerdings möchte ich auch immer Spaß haben beim Spielen.

Hast Du ein Vorbild?
Antonia: Angelique Kerber und Roger Federer.

Schaust Du denn auch viel Tennis im Fernsehen, oder hast Du dafür gar keine Zeit?
Antonia: Bei den Grand Slams schaue ich schon sehr viel.

Trainierst oder spielst Du lieber Matches?
Antonia: Das kann man nicht vergleichen, es macht beides Spaß.

Strengt Dich das Training sehr an? Oder empfindest Du das als locker?
Antonia: Nein, das ist so mittendrin.

Mittendrin? Also dein Konditionstrainer hat zu Deinen Eltern gesagt: „Antonia ist eine Maschine."
Antonia grinst.

Müdigkeit – kennst Du das Gefühl überhaupt, wenn Du den Schläger in die Hand nimmst?
Antonia: Nein.

Strengen Dich die vielen Termine neben der Schule, Hausaufgaben usw. sehr an?
Antonia: Nein, überhaupt nicht.

Musstest Du schon mal ein Training absagen, weil Du für die Schule lernen oder Hausaufgaben machen musstest?
Antonia: Nein. Ich schaff das schon um das Training herum mit der Schule.

Fragen Dich Deine Mitschülerinnen und -Schüler am Montag, wie Deine Tennis-Matches am Wochenende waren?
Antonia: Nur meine besten Freunde fragen mich.

Sind die stolz auf Dich?
Antonia: Ja, ganz besonders meine Freundin Annika, die in Karate an den Olympischen Spielen teilnehmen wird, wenn ich dort Tennis spielen werde.

Bist Du sehr aufgeregt vor Matches?
Nein. Meine Mutter ist aufgeregter.

Wie lange ärgerst Du Dich denn, wenn Du mal ein Match verloren hast?
Antonia: Maximal noch an dem Tag.

Bist Du stolz, wenn Du ein Spiel oder sogar ein Turnier gewinnst?
Antonia: Aber klar doch.

Wie fühlt sich das an?
Antonia: Ich fühl mich wie der King.

Hast Du Freundschaften beim Tennis geschlossen?
Antonia: Ja, mit meinen drei Mitspielerinnen aus der Nordbayern-Auswahl im Speziellen.

Machst Du auch gerne andere Sportarten? Handball, wie Deine große Schwester zum Beispiel?
Antonia: Ja, Handball spiele ich in der D-Jugend. Ich mag alle Sportarten, bei denen man sich bewegt.

Okay, Antonia. Dann danke ich Dir fürs Interview. Du musst ja jetzt zum Training – und ich habe erst einmal keine Fragen mehr.
Antonia: Gern geschehen. Schade eigentlich, keine Fragen mehr...

Foto: Jens Witte

Mehrere WM- und EM-Titel sowie drei Olympia-Teilnahmen: Marie-Louise Dräger gehörte in den vergangenen 18 Jahren zur Leistungsspitze der deutschen Ruderer. Nach den Spielen von Rio de Janeiro beendete sie ihre Karriere. Im Interview erklärt Dräger, was ihren Verein ORC Rostock auszeichnet und was entscheidend dafür ist, dass es ein Talent bis ganz nach oben schafft …

Der ORC wurde 2011 mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“ prämiert. Was zeichnet die Nachwuchsarbeit im Verein aus Ihrer Sicht aus?


Beim ORC trainieren alle Altersklassen zusammen. Die „Kleinen“ können die „Großen“ beim Training sehen und sich nicht nur etwas abschauen, sondern sich von ihnen und ihren Erfolgen motivieren lassen. Der Trainerstab arbeitet Hand in Hand. Talente werden sehr schnell gesichtet und gefördert.

Sie sind selbst im Juniorenalter nach Rostock gekommen. Welche Bedeutung hat der Verein für Ihre Karriere?

Ich verdanke dem Verein, aber besonders auch meinem Trainer, vieles. Ich bin im ORC sportlich groß geworden. Der Verein stand meist hinter mir.

Der ORC schrieb zu Ihrem Karriereende auf seiner Website, mit Ihnen verabschiede sich eine der "erfolgreichsten Athletinnen der vergangenen Jahre“. Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken: Welches Erlebnis ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Es gibt so viele Erlebnisse, an die ich mich gerne erinnere. Es wäre unfair sich ein spezielles heraussuchen zu müssen. Aber wenn ich müsste, sind die letzte zwei Jahre im Zweier mit Fini Sturm ein tolles Erlebnis gewesen. Wir haben uns gut ergänzt und sehr viel Spaß miteinander gehabt.

Was ist aus Ihrer Sicht der entscheidende Faktor dafür, ob es ein Talent bis in die Leistungsspitze schafft?

Man muss den Biss haben, gegen sich selbst und die Gegner zu kämpfen. Es ist ja nicht der Wettkampf alleine. Das Training macht den Meister! Viele können sich im Training nicht mehr so quälen. Ich hatte immer Spaß daran, an die Grenzen zu gehen. Dies muss man auch um in der Leistungsspitze anzukommen. Der weiche Weg funktioniert dort nicht!

Aus Ihrer eigenen Erfahrung: Welchen Rat bzw. Tipp würden Sie jungen Talenten - egal, aus welcher Sportart - für ihre sportliche Karriere mitgeben?

Glaubt an euch und eure Leistungsfähigkeit. Der erste, entscheidende Kampf beginnt nämlich im Kopf!

Foto: Jens Witte

Von einer Karriere in der NFL, der amerikanischen Profi-Liga, träumen viele junge Footballer. Auch hierzulande. Diesen Traum aber zu leben – das können nicht viele von sich behaupten. Der Weg ist voller Entbehrungen. Paul Häberlein (20) hat schon viel geschafft und steht dennoch erst ganz am Anfang: Als Talent auserkoren, bekommt er ein Stipendium für die Lindenwood Uni Belleville bei St. Louis. Von München nach Missouri: Das Abenteuer kann beginnen.

Von Frank Schneller, Medienmannschaft

Zwei Pünktchen auf einem ‚a’ machen manchmal einen  großen Unterschied. Der Teufel steckt ja bekanntlich im Detail. Vor allem, wenn sich der kleine Schreibfehler in einem Visumantrag für die USA verbirgt. ‚Haberlein’ stand da geschrieben in den Unterlagen, welche die Verantwortlichen und Coaches vom Lindenwood College Belleville ihrem künftigen Studenten und Football-Lehrling Paul (20) zugeschickt hatten. Haben ja keine Umlaute, die Amerikaner. Also, noch mal von vorn. Haeberlein muss es heißen, maschinenlesbar eben. Wie im Pass. Das fehlende ‚e’ hätte also zum Problem werden können. Gab ohnehin schon einige bürokratische Hindernisse und Nachfragen. Korrigiert ist der Antrag. Nun läuft er.

Preiswert ist das alles nicht. Die Uni-Kosten belaufen sich auf rund 25.000 Dollar (ca. 23.000 Euro) – pro Jahr. Mit dem Stipendium ist es letztlich dennoch zu stemmen. Einen knapp fünfstelligen Euro-Betrag immerhin muss sein Vater dennoch berappen.

Ende Juli soll es soweit sein, dann kann Paul sich in Belleville einfinden – um sich zu akklimatisieren. Am 21. August ist Semester-Beginn, aber schon am 10. August startet die Footballmannschaft mit dem Training. Dann spätestens fängt für den Münchner ein neuer Lebensabschnitt an. Sein Stipendiums-Vertrag ist unbefristet – fünf Jahre dürfte der Spaß schon dauern: Mittrainieren. Studieren. Und möglichst bald: Spielen. Versuchen, es ins Team der Lindenwood Lynx zu schaffen. Als ‚Freshman’ wird er ein Zimmer auf dem Campus bekommen, eine kleine Wohnung später einmal – vielleicht. Die protzigen Villen der NFL-Profis sind noch nicht in Sicht.

Es wäre übertrieben zu behaupten, Paul sei ‚schon’ ein ‚Rookie’. Ist er nicht. Noch nicht. Vielleicht ist er im ersten Jahr nur ein hart trainierender Zuschauer. Die Bewerber auf einen Platz im Team sind zahlreich, die Plätze im Kader heiß begehrt. Der Wettbewerb dürfte eine neue Dimension annehmen. Es wird vermutlich ein mühsamer Weg, auf den sich Paul begibt. „Aber eben auch ein spannender“, sagt er. In jedem Fall wird’s ein Abenteuer. Und es ist ja nicht so, dass der Münchner nicht schon eine Menge geschafft hätte. Spielt ja noch gar nicht lange Football. Seit knapp vier Jahren erst. So gesehen ist der Wide Receiver ein Senkrechtstarter. Fing an bei den Munich Cowboys, im Juniorteam, und folgte dann seinem Mentor Tyler Davis zu den Baltic Hurricanes nach Kiel – in die German Football League. Zu den ‚Großen’.

Die Lehrjahre waren keine Herrenjahre. Aber Paul hat sich durchgekämpft. Trotz Verletzungen und großer Konkurrenz. Kiel war eine Art Meilenstein für ihn. „Rückblickend kann ich nur sagen, dass ich unheimlich viel Glück hatte, einerseits mit der Unterstützung meiner Familie, andererseits mit den Menschen die ich treffen durfte und ohne die ich die Lektionen vermutlich nicht gelernt hätte, die meinen Entschluss haben reifen lassen, es in den Staaten zu versuchen.“ Tyler Davis hat ihn animiert. Immer wieder ermutigt. (siehe auch Extra-Artikel „Da hat es Klick gemacht“ von Paul Häberlein > Link)

Nach München, in die Nähe seiner Eltern, kehrte er nur noch einmal zurück, um seine Bewerbung für die USA voranzutreiben. Und sich vorzubereiten auf den großen Schritt. Er hat sich bei deutschen Agenturen beworben. Im Oktober 2016 war das. Sein ‚Highlight’-Tape und seine Bewerbung eingereicht. Mehrere Agenturen kümmern sich in Deutschland darum, dass die größten Nachwuchstalente – sofern sie diesen Traum leben wollen – den Sprung nach Übersee schaffen. Vorerst jedenfalls. Die erste Agentur, bei der Paul versucht hatte, ins Portfolio aufgenommen zu werden, beschied ihn abschlägig: „Keine Chance“. Die zweite aber – Scholarbook heißt sie– antworte, das könne durchaus klappen mit dem US-College. Sie nahm Paul auf in ihr System. Und bewies damit Gespür: Elf Interessenten klickten auf Pauls Profil, zeigten Interesse. Sechs Colleges und Universitäten sahen genau hin. Vier wollten ihn dann haben. Eine gute Quote.

Doch wohin gehen? Nebraska? Florida? Chicago? Der vierte Interessent war Pauls Favorit: Die Lindenwood University aus Belleville, St. Louis – der Stadt im mittleren Westen der USA, die als das Tor zum Westen gilt. Der gigantische Torbogen, ‚Gateway Arch’ genannt, am Mississippi – ein unübersehbares Monument – ist berühmt.

Er entschied sich für St. Louis. Das Studentenstädtchen Belleville ist ein Vorort, ‚Suburbs’ heißen diese in den USA. Das College dort hat einen guten Ruf, es ist sehr international und sportbegeistert – fast 1.000 Studenten betreiben hier Spitzensport. Auch Tyler Davis, dessen Vater ein berühmter Footballer war, hat ihm zur Uni von Belleville geraten. Tyler wohnt jetzt ebenfalls nahe St. Louis, nur rund 15 Minuten Autofahrt vom Campus entfernt. „Schon witzig, wie der Lauf der Dinge manchmal ist“, sagt Paul. Tipps wird er von seinem Kumpel viele bekommen.

Im Februar 2017 war die tolle Nachricht eingetroffen: Paul wird angenommen in Belleville. Einige Beklemmungen und Zweifel lagen zwischen Bewerbung und Zusage zwar schon noch. Paul, ein sehr reflektierender, sensibler junger Mann, kam ab und an ein wenig ins Grübeln. „Doch letztendlich konnte ich gar nicht absagen, denn dann hätte ich das für immer mit mir herum geschleppt. Hätte mich immer fragen müssen: Was wäre gewesen, wenn ...“ Diesen Selbstvorwürfen wollte er sich nicht aussetzen.

Pauls Vater Tom, ein erfahrener Sportjournalist und nach einigen Jahren als Amerika-Korrespondent selbst Kenner des US-Sports, hat sich wenig eingemischt. „Ich habe ihm gesagt, ich trage jede Entscheidung, die er fällt, mit. Nur solle er dann zu dieser Entscheidung auch stehen und konsequent danach handeln. Nicht zaudern.“

Das Zaudern, das ist inzwischen vorbei. Klar, da ist eine große Portion Respekt vor dem, was kommt – „aber das muss auch so sein“, sagt Paul. „Wenn ich mich damit auseinandersetze, wo ich vor nicht mal vier Jahren als Footballer stand, und dass ich jetzt etwas ausprobieren und erleben kann, wovon andere träumen, dann bin ich dankbar und auch ein wenig stolz. Es gibt mir Selbstvertrauen, mich so entschieden zu haben. Es wird sicher eine riesige Erfahrung, die mein Leben prägt und von der ich – so oder so – immer profitieren werde.“

Wie ein Greenhorn klingt das alles nicht, was der 20-Jährige da so von sich gibt. Man hat ihm auch viel Mut gemacht. „Wir freuen uns riesig, weil wir wissen, dass wir da bald einen höllisch guten Wide Receiver auf unserem Campus begrüßen dürfen“, schrieb ‚Recruiting Coordinator’ und Defense Coach der Lynx, Jason Rejfek neulich nach München.

Es mag Momente, ja vielleicht sogar Tage und Wochen geben, in denen er sich dennoch wie ein Greenhorn fühlt da drüben im fernen Missouri. In jedem Fall aber lebt er seinen Traum. Er will sich durchsetzen. Nicht einmal ein kleiner Umlaut in seinem Nachnamen soll ihn davon jetzt noch abhalten.

 

Quelle: Jens Witte

Von Paul Häberlein

In seinem Aufsatz berichtet Paul Häberlein von seinem rasanten Werdegang als junger Footballspieler, dem Wechsel in den hohen Norden, schweren Momenten im fernen Kiel, seinem Mentor Tyler und der Geburt des Traums vom Touchdown im Mutterland des American Footballs – der Aufnahme an einer Uni in den Vereinigten Staaten.

Es war im Winter 2014. Meine Abiturphase näherte sich und meine Unentschlossenheit bezüglich meiner Zukunft verwandelte sich keineswegs in zielstrebige Gewissheit. Studium? Ingenieurwesen? Okay, dazu motivierte mich eher der Gedanke an das spätere Einstiegsgehalt als eine wirkliche Faszination. Klar hatte ich im Hinterkopf, dass ich seit knapp einem halben Jahr sportlich neue Wege ging, da ich mit einer neuen Sportart – Football – begonnen hatte. Doch ernsthafte Ambitionen in diese Richtung hatte ich keine. Ich sah einfach wenig Chancen, auf ein College zu kommen. Dann wechselte Tyler Davis, ein ehemaliger Spieler der Munich Cowboys Seniors – das war das Bundesliga-Team des Vereins, für den ich in der A Jugend spielte –, nach Kiel. Und da wusste ich plötzlich: Ihm wollte  ich folgen. Ein verrückter Gedanke – klar. Was sollte ich in Kiel bezüglich meiner Zukunft machen? Noch dazu fernab meiner Familie und Freunde?

Mit Tyler verband mich Ende der Saison 2014 – im Oktober – ein spezielles Verhältnis. Er war eines Tages während eines meiner Spiele an der Seitenlinie aufgetaucht, als ich meinem Gegenspieler gegenüberstand. Er rief mir zu: „Give him some moves“. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht einmal, was er mit „moves“ meinte. Er hat mir dann allerdings in den folgenden Wochen mehr über Football beigebracht als ich in den vorherigen acht Monaten gelernt hatte;tatsächlich bereits mehr in zehn Minuten Crashkurs nach einem Spiel. Zu sagen, er hätte mich inspiriert, wäre wohl zu kurz gegriffen. Allerdings war bereits klar, dass er nicht mehr nach München zurückkommen würde. Sein Ziel war die NFL und dafür musste er zu einem besseren Footballprogramm wechseln: Das GFL Powerhouse in Kiel.

Via Social Media blieb ich mit ihm in Kontakt, und nachdem er bei den Baltic Hurricanes unterschrieben hatte, ermunterte er mich zunehmend , ebenfalls nach Kiel zu gehen, da dies meiner Entwicklung am besten täte. Eigentlich hatte ich noch ein Jahr in der Jugend zu spielen, doch er meinte, dass ich mich als 18-Jähriger spätestens jetzt mit erwachsenen Spielern messen sollte, wenn ich in die USA wollte. Der Collegetraum schien mir zu dieser Zeit immer noch unrealistisch, ich wollte einfach nur meinem Vorbild und Mentor folgen. Der, da war ich sicher, würde mich weiterbringen.

Zunächst fühlte sich der Gedanke, meine Freunde und Familie zu verlassen, völlig wild an. Doch nachdem ich meinen Eltern von der Idee erzählt hatte und sie zu meiner Überraschung diese gar nicht duschgeknallt fanden, wurde der Gedanke immer klarer. Meine Eltern waren fantastisch in dieser Phase  – wie auch in jeder anderen, natürlich – und haben das alles erst möglich gemacht. Umzug etc. – ich hatte ihre volle Unterstützung. Nebenher hatte ich ein FSJ als Plan B angestrebt und mich für dieses beworben.

Der nächste Termin war das Pre-Season Trainingscamp der Baltic Hurricanes im März. Ich flog dort hin, um Organisation und Stadt besser kennenzulernen. Und natürlich, um Football zu spielen und Tyler und meine Freunde wieder zu sehen – drei weitere Spieler waren nämlich von München nach Kiel gewechselt. Gute Kumpels von mir. War natürlich alles furchtbar aufregend. Eine Flut an neuen Eindrücken stürzte auf mich ein. Die Organisation in Kiel war nicht mit der in München vergleichbar: Eigene Autoflotte, eigene Büros, feste Mitarbeiter, Drohnen im Training zur Videoanalyse und, und, und ...

Doch was sich wirklich wie ein Eimer kaltes Wasser ins Gesicht anfühlte, war der Level, auf dem dort Football gespielt wurde. Klar: Ich war mit mindestens zehn Kilo weniger der mit Abstand leichteste Spieler, doch auch recht selbstbewusst angesichts meiner Fähigkeiten. Aber, meine Güte, habe ich in diesen drei Tagen – sorry – auf die Fresse bekommen. Das war eine „Learning Experience“ und „humbling“, wie der Amerikaner sagt. Hat auch Tyler gemerkt und mir deutlich gemacht, dass ich noch viel Arbeit vor mir habe, wenn wir Ringe, sprich Meisterschaften, gewinnen wollten.

Also hatte ich die nächsten zwei Monate bis zu meinem Abi, nach dem ich endlich nach Kiel konnte, eine Mission: drastisch besser zu werden. In allen Bereichen. Ich spielte die ersten zwei Spiele der Saison in der Jugend der Cowboys und bin ganz gut abgegangen: Acht Catches, 197 Yards, drei Touchdowns. Dementsprechend gut fühlte ich mich, als ich dann aufbrach in den Norden. Doch dieses Hochgefühl verflog schnell, es gab wieder mächtig auf die Knochen bei den „Canes“. Neben dem Sportlichen waren natürlich die erste eigene Wohnung, das freiwillige soziale Jahr, das Erkunden einer neuen Stadt und das Treffen neuer Leute die größten Faktoren für meine charakterliche Entwicklung.

Da ich erst Mitte der Saison zum Team gestoßen war, musste ich schnell feststellen, dass ich überfordert war: Das komplexe Playbook, die überlegenen Mitspieler, mein Eins-gegen-Eins-Nachholbedarf usw. – zunächst blieben für mich nur Einsätze im One on One (Receiver und Defensive Back) und im Scout Team. Auf dem Programm: wöchentliches Durchgehen der Spielzüge des kommenden Gegners. Dennoch: Ich hab so viel gelernt in dieser Zeit. Von meinem Receiver-Coach Tom Freches, von Timo Zorn und natürlich von Tyler. Die wöchentliche Competition mit diesen Spielern hat mir immens viel gegeben. Auch wenn es sehr, sehr hart war. Doch das war eine von vielen wichtigen Lektionen: Nur weil man schlecht spielt, heißt das nicht, dass man sich nicht verbessern kann. Im Gegenteil: Je heftiger der Rückschlag, desto wertvoller die potentielle Lektion. Man muss nur positiv bleiben und in den Prozess verliebt sein, dann bekommt man ein unerschütterliches Selbstvertrauen, das einem auch echt keiner nehmen kann.

Wegen des FSJs habe ich jedoch immer wieder Spiele und Trainingseinheiten verpasst. Zum Ende der Saison hin beschloss ich deshalb, dieses zu beenden, um mich voll auf den Football fokussieren zu können. Ob es daran lag, dass mein Kopf jetzt endlich frei war für Football, oder ob ich weniger nachdachte und mehr instinktiv spielte – auf jeden Fall wurde ich schlagartig besser. Mein Coach sagte mir, dass meine Entwicklung regelrecht explodiert sei, nachdem sie lange stagniert hatte. So hoffte ich natürlich, im kommenden Playoff-Spiel Einsatzzeit zu bekommen. Nach meiner ersten Höllenfahrt – 14 Stunden mit dem Bus von Kiel ins Allgäu nach Kempten – folgte aber leider auch meine erste wirklich bitterer Niederlage, da wir als Favorit im Viertelfinale nach einem engen Spiel rausflogen.

Das bedeutete, dass nach fast sechs Monaten die Abreise der Amerikaner anstand. Und damit der Abschied von den nahezu einzigen Menschen, mit denen ich in Kiel bis dahin Zeit verbrachte, da ich bis jetzt nicht viele enge Freundschaften geschlossen hatte. Doch bevor Tyler ging, redete er mir nochmals gut zu. Und da ich recht emotional drauf war, beschloss ich nun endgültig, meine ganze Energie darauf zu konzentrieren, auf ein US-College zu kommen. Immer noch hatte ich Selbstzweifel, das gebe ich zu: War ich überhaupt gut genug, groß genug, schnell genug, noch jung genug? Doch Tyler ließ nicht locker. Sein Spruch für mich lautete: „Courage ist, einen Weg zu gehen mit aller Energie, ohne zu wissen, wo er hinführt.“ Da hat es bei mir klick gemacht. Ich habe begonnen, mich sehr in Visualisierungstechniken zu vertiefen, oder anders ausgedrückt: strukturiert und mittelfristig zu träumen.

Nun stand also die Phase der Isolation an, die ich schon damals in München visualisiert hatte. Isolation ist vielleicht ein bisschen hart formuliert, aber mein Tagesablauf bestand tatsächlich ausschließlich aus Aufstehen, Essen, Trainieren, Essen, Trainieren, Schlafen. Und das zwei Monate lang. Natürlich habe ich in dieser Zeit die größten physischen Fortschritte überhaupt gemacht; allerdings auch wenig zwischenmenschliche Kontakte außer zu meinen Eltern gepflegt.

Dann habe ich mich kurz vor Beginn des Hallentrainings, auf das ich sehnlichst gewartet hatte, am Rücken verletzt und das frustrierte mich natürlich, weil ich von Beginn an einen guten Eindruck machen wollte. Schließlich hatten wir inzwischen einen neuen Headcoach. Und da viele Stammspieler auf meine Position gegangen waren, hatte ich eine reale Chance, künftig zu starten, was natürlich Voraussetzung für eine Bewerbung am College war. Während der Verletzung habe ich viel mit der Vereinsphysiotherapeutin Maria gearbeitet.

Sie hat mir echt Balance gegeben. Einerseits durch die Eröffnung eines Freundeskreises, in den sie mich so ein wenig eingeführt hat – was sehr wichtig war, denn dieser zeigte mir, dass man sich nicht nur sich selbst gegenüber sondern auch nach außen hin öffnen sollte. Andererseits hat sie mir gezeigt, wie wichtig es ist, nicht nur kräftiger und schneller zu werden, sondern auch flexibler und anpassungsfähiger, damit sich Verletzungen nicht so leicht einschleichen können. Sie hat mir sozusagen die Lektion gelehrt, die richtige Balance zu suchen und sich neuen Übungen zu öffnen.

Bis April begann sich mein Ziel langsam herauszukristallisieren. Endlich wieder Football endlich wieder Eins-gegen-Eins, endlich wieder Competition und Trash Talk. (I love it!) Ich habe mich in dieser Zeit als Starter in den Kader gespielt und wieder dachte ich, unbesiegbar zu sein. Und dann? Bämm! Schwere Zerrung des hinteren Oberschenkelmuskels – sechs Wochen Pause. Vier davon in der Reha. Wieder raus. Das hat mich echt fertig gemacht, denn kurz darauf begann die Saison und ich musste zusehen wie alle meine Teamkollegen sich beweisen und dem Coach imponieren konnten. Das war nicht mal so schlimm, ich bin ein Teamplayer, neben dem Feld hab ich geschrien, mitgefiebert und mich für sie von Herzen gefreut. Schlimm waren die Momente alleine auf der Couch, in denen ich mich fragte, ob ich überhaupt wieder gesund werde, wieder der ‚Alte’ – und ob ich überhaupt noch mein Ziel würde erreichen können . Momente, in denen man einfach nur trainieren und das machen will, was man liebt. Aber, wie heißt es doch? Am dunkelsten ist die Nacht vor der Dämmerung.

Natürlich wurde ich wieder gesund, der ‚Alte’ und konnte schon bald wieder trainieren. Doch nun hatte sich das Team gebildet und ich war in der Zweiten Reihe – als Back Up. Aber wenigstens auf dem Feld, das war alles was ich gebraucht hatte.

Im ersten Spiel, in dem ich ran durfte, war meine Einsatzzeit noch begrenzt. Der Trainer kam auf mich zu und verstand, dass ich frustriert war. Doch ich sagte ihm, dass ich das verstehen und als Motivation nutzen würde. Das zweite Spiel war ein ‚Blow Out’ und ich kam recht schnell aufs Feld. Kurz vor Ende schaffte ich meinen ersten Touchdown und wusste: das ist der Durchbruch! Im nächsten Match verletzte sich ein Receiver und ich kam für ihn in die Startaufstellung. Von da an schaute ich nicht mehr zurück. Ich startete den Rest der Saison – in jedem Spiel.
 
Gegen den amtierenden Deutschen Meister aus Braunschweig scorte ich ebenfalls einmal und von da an war auch der Trainer von mir als Starter überzeugt, auch wenn wir das Spiel mit einem entscheidenden Fieldgoal in letzter Sekunde 24:21 verloren. Wir wussten, wir würden Braunschweig in den Playoffs wiedersehen und unsere Revanche bekommen. Die restlichen Saisonspiele hatten wir alle im Griff. Wir waren den Gegnern von nun an deutlich überlegen – und ich scorte zwei weitere Male.

Das erste Playoff-Spiel stand gegen Frankfurt Universe an, die mit starken finanziellen Mitteln zuvor in die erste Liga aufgestiegen waren. Wir alle waren sehr aufgeregt, da jeder von uns auf die Revanche gegen Braunschweig im Halbfinale brannte. Das Frankfurt-Match fand vor einer grandiosen Kulisse statt: 6.000 Zuschauer. Aber es war eine Regenschlacht. Am Ende eines dramatischen Showdowns hatten wir 10:7 gewonnen – und standen im Halbfinale. Das war der schönste Sieg meiner Karriere bis dato.

Nun stand also tatsächlich das erneute Duell gegen Braunschweig an. Ich rechnete fest damit, dass wir sie schlagen würden. All unsere Jungs taten das. Doch es kam anders: Wir wurden recht eindeutig abgefertigt und Braunschweig gewann verdient, auch wenn ich in der Halbzeitpause, als es 21:14 stand, immer noch fest daran glaubte, zu gewinnen. Dementsprechend haben mich dann meine Emotionen auch überwältigt nach der Niederlage, da ich wusste, dass das der Anfang des Endes meines Kiel-Abenteuers war. Gleichzeitig aber auch der Beginn meiner ’Mission USA’.

Dafür gab es noch etwas Wichtiges zu erledigen: Ich musste mein Highlight-Tape der Saison an die US-Colleges senden... Und diese Geschichte ist hoffentlich erst der Anfang.



Foto: Jens Witte

2005 und 2011 wurden die Wasserfreunde Spandau mit dem „Grünen Band“ ausgezeichnet. Maurice Jüngling ist eines der Eigengewächse, dem der Sprung in das Bundesligateam gelang. Inzwischen kümmert sich der A-Nationalspieler selbst um den Nachwuchs.

Was zeichnet die Spandauer Nachwuchsarbeit aus?

Dass wir alle sehr eng zusammenarbeiten. Der Verein ist sehr bedacht darauf, dass wir Bundesligaspieler uns einbringen und den Kiddies unsere Erfahrung weitergeben. Ich bin zum Beispiel Co-Trainer bei der U13, Philipp Gottfried betreut die U11. So sieht der Nachwuchs direkt, wo es mal hingehen kann. Wir haben im Jugendbereich zudem sehr viele, die ein bisschen dicker sind. Ich zeige ihnen gerne mal ein Foto, wie ich in der Jugend aussah. Ich war immer etwas kleiner und dicker - und jetzt bin ich sehr kräftig, aber nicht fett (lacht). Das ist für die Kids ein gutes Beispiel, was sich mit harter Arbeit und weniger Süßigkeiten erreichen lässt.

Sie spielen seit 2002 für den Verein. Haben Sie je überlegt, zu wechseln?

Als ich von der Jugend in die Bundesliga gekommen bin, gab es einen Moment. In der Jugend war ich Führungsspieler, im Herrenbereich war ich dann erst einmal ein kleines Licht. Das war ungewohnt. Daher gab es Überlegungen, ob ich für ein Jahr den Verein wechsele, um Spielpraxis zu sammeln. Aber letztendlich habe ich gesagt: Ich will mich hier durchsetzen - und am Ende hat das geklappt.

Was haben Sie noch für Ziele?

Mein ganz großes Ziel ist es natürlich, zu Olympia zu fahren. Das ist uns bisher verwehrt geblieben. Mit dem Verein will ich wieder Meister werden, Pokalsieger - das haben wir dieses Jahr leider nicht geschafft - und endlich am Final Six in der Champions League teilnehmen.

Wie schwierig ist es in Berlin, Aufmerksamkeit für den Wasserball zu bekommen?

Das ist sehr, sehr schwierig. Die Handballer der Füchse und die Volleys sind oben dabei und Hertha gibt es sowieso. Wasserball kennt hingegen kaum jemand, auch die Regeln werden meist nicht verstanden. Das ist natürlich schade, weil es ein sehr attraktiver Sport ist - anders als beim Fußball fällt ja nicht nur ein Tor pro Spiel (lacht).

Was können Sie dem Nachwuchs für einen Rat mitgeben?

Wichtig ist, dass man nie aufgibt! Mir hat man in der Jugend gesagt: „Aus dir wird eh nix!“ Das hat mich sehr motiviert. Daher: Vollgas geben bei jeder Trainingseinheit, sich nie ausruhen und - auch, wenn man das als Kind nicht glaubt - auf die Ernährung achten!

Quelle: Privat

Der FC Bayern hat auf die in den letzten Jahren viel zu geringe Durchlässigkeit seiner Nachwuchstalente in Richtung Profikader reagiert. 2016 beispielsweise holten die Münchner Alex Moj, Jahrgang ’88 und seit seinem 26. Lebensjahr Inhaber der A-Lizenz, aus Augsburg. Er hat die Verantwortung für die U14 – arbeitet also an der Schnittstelle zwischen unbekümmertem Spaß und leistungsorientierter Ausbildung.

Julian Nagelsmann, Hoffenheims Erfolgscoach, ist ein Ausnahmetalent unter den jungen Fußball-Lehrern. Aber er ist nicht der einzige Hochbegabte der neuen Trainergeneration. Insider sind überzeugt: Alex Moj (29), der U14-Trainer des FC Bayern, ist auch so einer. Seine Jungs spielen – äußerst erfolgreich – in der sogenannten NLZ-Förderrunde, einer regional unterteilten Bundesliga für U14- und U15-Teams (C-Jun.). Die größten Rivalen sind der 1. FC Nürnberg, 1860 München und sein ehemaliger Klub, der FC Augsburg. Wir wollten wissen: Wie läuft die Nachwuchsarbeit bei einem Weltverein wie Bayern München. Frank Schneller von der Medienmannschaft sprach mit dem begabten Jungcoach.

Herr Moj, Sie sind ein noch sehr junger A-Lizenz-Inhaber. Wie sah denn Ihr Weg bis hierher aus?
Nun, ich bin ein sehr ehrgeiziger und zielstrebiger Mensch, der das natürlich auch in jeder Einheit und in jedem Wettkampf von seinen Spielern einfordert. Mit 18 Jahren habe ich bereits als Co-Trainer in der U16 beim FC Augsburg anfangen dürfen, danach als Co-Trainer der U15. Anschließend habe ich die einzelnen Teams der U8 bis U14 als Cheftrainer durchlaufen und konnte somit – was ich als sehr wichtig empfinde – in den unterschiedlichen Altersklassen meine Erfahrungen sammeln.

Haben Sie nach dem frühzeitigen, verletzungsbedingten Ende Ihrer aktiven Laufbahn sofort beschlossen: Okay, dann werde ich eben Trainer?
Nach etlichen Verletzungen in der Jugend habe ich nach meinem Abitur ein freiwilliges soziales Jahr im Sport – beim FC Augsburg – absolviert und dabei den ersten Trainerschein machen dürfen. Gleichzeitig konnte ich in verschiedenen U-Mannschaften hospitieren und meine Erfahrungen machen. Mir war dann sehr schnell klar, dass mir das sehr viel Spaß macht. Daraus wurde dann schnell eine Leidenschaft, die ich nicht mehr missen möchte. Klar: Als junger Spieler hatte auch ich das Ziel, Fußballprofi zu werden, aber im Nachhinein bin ich sehr froh und dankbar, diesen Weg gegangen zu sein. Es macht einfach unglaublich viel Spaß, die Jungs in ihrer Entwicklung zu beobachten und diese zu begleiten. Und hoffentlich einen Teil dazu beizutragen, dass sie irgendwann ihren Traum verwirklichen können oder – falls das nicht klappt – eine super Zeit und Ausbildung genossen zu haben. Sportlich und pädagogisch!

Braucht der moderne Fußball Trainer, die die Sprache der Kids, Jugendlichen und jungen Männer spricht? Der weiß, was Social Media ist? Wie man twittert? Der Selfies macht?
Das allerwichtigste ist – wie vorher schon erwähnt – authentisch zu sein. Jeder Trainer hat seine eigene Persönlichkeit und seine eigenen Umgangsformen mit den Spielern. Einen goldenen Weg gibt es hier nicht, jeder Trainer muss für sich rausfinden, welcher der richtige für ihn ist und dabei immer ehrlich gegenüber den Spielern sein. Dennoch glaube ich, dass eine gewisse Affinität zu den sozialen Netzwerken und den modernen Medien unabdingbar ist bzw. in den kommenden Jahren sein wird. Zum einen kann man die Fortschritte der Technologie für den Trainings- und Spielbetrieb nutzen, zum anderen hilft es aber auch dabei, die Jugendlichen und jungen Männer in ihrem Verhalten zu verstehen. Vor allem im Jugendbereich ist es sehr wichtig, ein vertrauensvolles Verhältnis zu seinen Spielern zu haben, dementsprechend auch zu wissen, mit welchen Einflüssen sie klarkommen müssen. Die Spieler müssen sich – vor allem in jungen Jahren – wohlfühlen, um ihr optimales Leistungsvermögen ausschöpfen zu können.

Und die eher traditionellen Werte?
Die sollten keinesfalls vernachlässigt und ersetzt werden. Grundtugenden wie Ehrlichkeit, Loyalität, Leidenschaft sollten von jedem Trainer eingefordert und natürlich aus selbst vorgelebt werden – wie alles, was man von seinen Jungs verlangt. Die Spieler sollen neben den genannten Tugenden niemals die Liebe für und vor allem den Spaß an ihrem Sport verlieren. Eine ganz entscheidende Aufgabe eines Trainers ist es, neben der sportlichen Ausbildung, die Spieler – vor allem im Jugendbereich – in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Die Kunst eines Trainers ist es, traditionelle und modere Faktoren optimal zu verknüpfen und dabei stets authentisch zu bleiben.

Teamgeist, taktisches Konzept, Hierarchie, Social Skills usw.: Glauben Sie, es ist ein großer Unterschied, ob man eine Nachwuchstruppe aufzubauen hat oder eine Profitruppe?
Schon, ja. In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bzw. Heranwachsenden sind Pädagogik, Erziehung und Feingefühl viel wichtiger. Natürlich ist es im taktischen Bereich deutlich einfacher, einem erwachsenen Profi Dinge zu vermitteln, da dieser bereits viel Erfahrung gesammelt und verschiedene Trainer in seiner Laufbahn erlebt hat. Dies kann allerdings gleichzeitig ein Nachteil sein. Bestimmte taktische und technische Dinge sind evtl. bereits eingeschliffen und nur schwer rauszubekommen bzw. zu verändern. Bei einem Jugendspieler ist die Vermittlung der Lehrinhalte deutlich einfacher, da sie noch nicht so ‚festgefahren‘ sind und offen für neue Einflüsse und Anreize. Allerdings kann man in den ganz frühen U-Bereichen thematisch in einigen taktischen Bereichen nicht so sehr in die Tiefe gehen wie bei einem Profi. Welche Aufgabe schwerer oder einfacher ist – das lässt sich nicht eindeutig beantworten.

Die besten Coaches, so heißt es in vielen Sportarten, sollten eigentlich im Nachwuchsbereich tätig sein, da sie dort am meisten gebraucht werden. Aber, Hand aufs Herz: Wollen sie im Nachwuchsbereich bleiben – oder streben Sie nach einem Job im Männerbereich, in der Bundesliga?

Die besten Trainer werden tatsächlich im Nachwuchs benötigt. Dort werden die Grundlagen ausgebildet und der Grundstein für eine eventuelle Karriere gelegt. Es macht mir unglaublich viel Spaß, im Nachwuchs zu arbeiten, die Entwicklung der Jungs voranzutreiben und sie auf eine mögliche Profikarriere optimal vorzubereiten. Aber klar ist auch, dass es der Traum fast aller Trainer ist, genauso wie auch der Spieler, irgendwann in den Profibereich zu kommen, es in die Bundesliga zu schaffen. Diesbezüglich setze ich mir aber keine Fristen oder Zeitpunkte. Ich bin absolut zufrieden mit der Arbeit im Nachwuchs und könnte mir momentan nichts Schöneres vorstellen. Aber den Traum zu haben, irgendwann als Profitrainer arbeiten zu dürfen, muss erlaubt sein.

Wie wichtig sind die Eltern im Umfeld der Jugendteams? Welche Rolle spielen diese für Ihre Arbeit?
Die Eltern sind natürlich sehr wichtig für junge Menschen, dementsprechend auch für die  Jugendspieler und die Jugendmannschaften. Die Schwierigkeit im Nachwuchsfußball ist es, das Umfeld der Spieler stets zu berücksichtigen. Die Kinder kommen teilweise aus verschiedensten soziokulturellen Umfeldern und sind natürlich dementsprechend in ihrem Verhalten geprägt. Dies zu berücksichtigen und einschätzen zu können ist extrem wichtig, aber auch schwierig für Jugendtrainer. Natürlich muss man sich auch mit den Eltern auseinandersetzen, da die Spieler im Nachwuchs noch nicht volljährig sind und die Eltern die Hauptverantwortung haben. Die schwierigste Aufgabe ist es eben, einen Mittelweg aus Kommunikation und Abstand zu finden. Wenn Eltern dann überehrgeizig sind und ihre Kinder zusätzlich unter Druck setzen, ist das schädlich – dann muss ich gegensteuern.

Quelle: Schweriner SC

Beim Schweriner SC steht die Entwicklung des Volleyball-Nachwuchses im Zentrum der Arbeit

Die drei Felder in der großen Volleyballhalle am Lambrechtsgrund sind an diesem Nachmittag gut gefüllt. Gemischte Schulgruppen, fast alle in Volleyballtrikots, nutzen die Arena, in der sonst die Profis des Schweriner SC spielen. In einem Segment wird blocken geübt, im hinteren Aufschläge, im mittleren spielen die Jugendlichen Uni-Hockey, eine Hockey-Variante mit leichtem Ball. Traumhafte Bedingungen für den Schweriner Volleyball-Nachwuchs. Die Wege sind kurz. Denn um die Ecke liegt das Sportgymnasium mit seinem Volleyball-Schwerpunkt. Hier ist auch der 32 Jahre alte Felix Koslowski zur Schule gegangen. Für ihn ist es längst Normalität, dass er auf seinen Wegen durch die Arena ständig auf Volleyball-begeisterte Schülerinnen trifft. Schüler sind auch dabei, aber der Schweriner SC ist nun einmal das deutsche Aushängeschild in Sachen Frauen-Volleyball – und zusammen mit Berlin und Dresden die Kaderschmiede für talentierten weiblichen Nachwuchs. Koslowski, Cheftrainer der Bundesliga-Mannschaft und seit Januar auch Frauen-Bundestrainer, sagt: „Nicht nur die Bedingungen sind hier gut. Die Mädchen sehen auch, was man werden kann, wenn man dran bleibt. Sie haben hier ihre Idole zum Greifen nahe.“ Denise Hanke, Lenka Dürr oder Maren Brinker sind für die 160 Kinder und Jugendlichen, die beim SSC Volleyball in der Jugendabteilung spielen, keine fernen Stars, sondern ganz reale Vorbilder. Ab der U12 beginnen hier die leistungsorientierten Wettkämpfe; vorher steht der Spaß am Spiel im Vordergrund. Wer den ganzen Weg zurücklegt, kann ein ganz besonderes Schweriner Konstrukt nutzen: die U20-Mannschaft hat als VC Olympia Schwerin ein Sonderspielrecht in der zweiten Bundesliga, ohne Auf- und Abstieg. „Hier kristallisiert sich heraus, wer wirklich bereit dazu ist, einen Schritt weiter zu gehen und eine Profikarriere ins Auge zu fassen“, sagt Bart-Jan van der Mark, Cheftrainer des VCO. Im VCO wird der beste weibliche Nachwuchs an den Profisport herangeführt – auf verschiedenen Wegen. Die 18 Jahre alten  Marie Holstein und Michaela Wessely sammelten in der vorvergangenen Saison schon Erfahrungen in der Bundesliga-Mannschaft, bevor  sie nach  Erfurt und Köpenick gingen. Andere Mädchen wollen weiterspielen, aber nicht auf höchstem Niveau, sie suchen sich Klubs in der zweiten Liga. Wieder andere gehen nach dem Abitur mit einem Stipendium in die USA. Und einige beenden die Volleyball-Karriere auch in jungen Jahren, etwa aufgrund von Verletzungen. Der SSC hat als Leuchtturmklub im Nordosten dabei eine besondere Verantwortung und immer die gesamte Person im Blick: „Wir wollen nicht nur Technik und Taktik der Mädchen verbessern. Gerade in diesem Alter verändert sich viel, die Mädchen entdecken, dass es mehr im Leben gibt als Volleyball“, sagt der Niederländer van der Mark, „Schule, Familie, Freunde fordern ihre Aufmerksamkeit, und es ist wichtig, die richtige Balance zu finden. Wenn es in einem der Bereiche nicht läuft, läuft es auch im Sport nicht rund. Das ist viel Arbeit für uns. Und zwar nicht nur in der Halle.“ Es ist auch erfolgreiche Arbeit – 2016 wurde die U20 des SSC Deutscher Meister; die U18 Dritter. Sieben Trainer und viele Assistenten kümmern sich um den SSC-Nachwuchs. In Felix Koslowski haben die Schwerinerinnen zudem ein Eigengewächs als Chefcoach, der sich um Durchlässigkeit von unten nach oben bemüht. Auch wenn es schwer ist – denn auf diesem Niveau verdrängt schon mal eine namhafte Spielerin den Jungstar oder versperrt den Platz gleich ganz. Koslowski hat aber das große Ganze im Blick. Er trainiert die Frauen des SSC seit 2013, er ist hier geboren, hat auf dem Sportgymnasium sein Abitur gemacht, hat hier gespielt, er ist täglich in der Stadt unterwegs, oft mit seiner Freundin und den beiden Töchtern. Sein Weg ist von Ehrgeiz gekennzeichnet, und Koslowski erzählt die Story freimütig: Als er 2006 beim Schweriner Erfolgscoach Tore Aleksandersen als Mädchen für alles in die Lehre ging, nachts in einem Einkaufszentrum saubermachte und quasi im Sportzentrum des SSC lebte. Die kleine Wohnung um die Ecke sah er nur zum schlafen – wenn überhaupt. Demut, Neugierde, Mut, Arbeitseifer: Koslowski hat einige Antriebsfedern, die ihn dahin gebracht haben, wo er jetzt ist, und er ist viele Umwege gegangen, hat in Japan, Italien und in Suhl auch als Männer-Trainer gearbeitet. Dass ihn das zu einem Vorbild für viele junge Spielerinnen macht, versteht sich von selbst.

Quelle: Frank Molter

Simon Werner und Sven Trimborn sind Jugendfußballtrainer mit Leib und Seele.

Nach 20 Sekunden steht es 2:0 für den Gegner. Einmal haben sie gepennt gleich nach dem Anstoß, dann landet ein abgefälschter Ball im eigenen Netz. „Werdet mal wach!“, ruft Trainer Simon Werner aufs Spielfeld. Könnte nicht schaden, auch wenn der Anstoß in der Mittagszeit lag.

Wach wird an diesem Samstag im Hamburger Nordwesten keiner seiner zehn Jungs aus der jungen F-Jugend des SV Grün-Weiss Eimsbüttel so wirklich. Eher noch schläfriger. Am Ende steht es 3:11. Simon Werners Freund und zweiter Trainer der Sieben- und Achtjährigen, Sven Trimborn, hat vom Rand aus noch freundlich gelobt, was so gerade noch zu loben war und versucht, sich nicht über den lauten und dominanten Trainer der Heimmannschaft aufzuregen, der pausenlos aufs Feld brüllt und seine Spieler anweist.

Hinterher versammeln die beiden ihre enttäuschten Spieler und versuchen, ihre Kritik angemessen zu verpacken. Ein ziemlich verdorbener Vormittag. „Ich bin nach so einem Spiel einfach sauer, enttäuscht“, sagt der 38 Jahre alte Werner, „ich überlege mir aber schnell auch, woran es gelegen haben könnte. Habe ich vielleicht zu viel gesabbelt in der Kabine?“ Frust. Das ist auch beim vier Jahre jüngeren Trimborn nicht anders: „Es sieht vielleicht nicht so aus, aber ich bin das ganze Wochenende total angefressen nach einem blöden Spiel, wenn der Gegner nur mit kick and rush gewinnt.“

Fast fünf Jahre haben die Freunde schon gemeinsam an der Seitenlinie und beim Training verbracht, als sie die G-Jugend des Hamburger Vereins SC Victoria von 2010 an bis hoch zur alten E-Jugend begleiteten und aus ihr eine Spitzenmannschaft formten. Nach ein paar Überlegungen ging dann im März 2016 alles von vorn los – bei GW Eimsbüttel, einem kleinen Klub, bei dem Werner einst in der Jugend im Tor stand. Er hat drei Kinder, und seinen jüngeren Sohn nahm er in die neue Mannschaft mit. Trimborn hat auch Familie mit zwei Kindern. Wann immer möglich, leiten die beiden die Trainings zusammen, sind bei Spielen und Turnieren beide anwesend. Sie bekommen dafür: nichts. Nicht einmal eine Aufwandsentschädigung.

Beim Training fressen ihnen die Kinder aus der Hand. Werner und Trimborn lassen sehr viel „Funino“ trainieren. Das ist eine Kleinfeldform mit dem Spiel drei gegen drei auf vier Tore. Hinzu kommen koordinative Übungen und immer wieder das Eins-gegen-Eins, Dribbeln, Tricksen, Zweikämpfe. „Unsere Kinder können gut Fußball spielen, aber sie trauen sich noch nicht so viel. Sie sind einfach sehr lieb. Aber Fußball ist nun einmal ein Kontaktsport“, sagt Trimborn. Fast immer, wenn die Gegner es mit dem Kontaktsport wörtlich nahmen, setzt es Niederlagen. Beim Üben auf dem Kunstrasenplatz hinter den Hochhäusern wird gescherzt, gelacht und auch mal geweint. Alle lechzen nach Lob und Aufmerksamkeit. Die Jungen haben viel Respekt vor ihren Trainern. Und das muss so sein. Denn den beiden ist es bei aller Freude durchaus ernst. Trimborn sagt: „Wir wollen Leistungssport betreiben, der Spaß macht.“ Wer nur ein bisschen kicken will, ist bei ihnen falsch. Werner sagt: „Wir wollen keine Bundesligatrainer werden. Wir wollen die Kids fördern. Aber mit Anspruch und Niveau. Dabei gehören Fehler zur normalen Entwicklung des Kindes.“ Es hilft ihnen sehr bei der Arbeit mit der Mannschaft, dass sie beide selbst Väter sind.

Sie wollen einen gepflegten Fußball, der – etwas hoch gegriffen – der Spielidee der Nationalmannschaft folgt. Das heißt: Der Ball wird hinten heraus gepasst. Der Torwart rollt den Ball ab oder passt ihn. Es soll nicht nach vorn gebolzt werden. Zeitspiel ist verpönt. Tore mit der Pieke sind unerwünscht. Doch mit dem planvollen Spiel ist das so eine Sache bei Siebenjährigen. Es fehlt an Passhärte und Passgenauigkeit, und die meisten Gegentore resultieren aus der Fehleranfälligkeit im Aufbau. Simon Werner sagt: „Wir sind früher belächelt worden wegen unsere Art, alles spielerisch zu lösen. Aber das zahlt sich später aus. Es ist doch eine Ausbildung zum Fußball, keine zum Ergebnissport.“ Was hält die beiden Familienväter in ihrem Ehrenamt? Samstagsmorgens um 08.15 Uhr irgendwo im Speckgürtel Hamburgs, sonntags zur Mittagszeit in einer stickigen Schulturnhalle, den ganze Winter über bei Wind und Wetter draußen im Training? „Ich bin mit dem Fußball aufgewachsen. Ich finde es toll, Kindern etwas beizubringen“, sagt Simon Werner. „Sie schauen zu dir auf, sie wachsen dir ans Herz.“ Sein Freund und Kollege Sven Trimborn sagt: „Weil es uns Spaß macht. Wir haben Fußballerblut im Körper. Wir leben dafür.“ Es klingt kein bisschen kitschig.

Bild: Redaktion Nordbayerische Nachrichten Herzogenaurach

Dass in den Mannschaftssporten besonders talentierte A-Jugendliche bereits bei den Erwachsenen ‚reinschauen’, ist nicht ungewöhnlich. Dass allerdings eine B-Jugendliche schon bei den ‚Großen’ mitmischt und Leistungsträgerin wird, kommt nicht alle Tage vor. Die bayerische Handballerin Saskia Probst, gerade mal 17 Jahre jung und Mitglied der Jugendnationalmannschaft, ist so ein – besonderer – Fall.

Rückblick: Wochenende im Frühjahr 2015 auf der Autobahn A3, irgendwo zwischen Herzogenaurach und der oberpfälzischen Domstadt Regensburg: Ein PKW auf der Überholspur. Familie Probst im Einsatz. Jetzt nur kein Stau, bloß kein Blitzer. Es eilt. Tochter Saskia muss zum Handballspiel. Ihr Team, die B-Jugend des ESV 27 Regensburg, wartet ungeduldig auf die junge Linkshänderin. Das gerade 17 Jahre jung gewordene Talent ist eine wichtige Akteurin beim frisch gekürten Bayernligameister aus Regensburg.

Probsts werden es rechtzeitig schaffen – auf den letzten Drücker. Immerhin: Aufwärmen muss sich die begabte und pfeilschnelle Rechtsaußen nicht mehr. Sie ist bereits auf Betriebstemperatur, kommt ja auch gerade aus der Handballhalle in Herzogenaurach. Dort hat sie die erste Hälfte des Bayernliga-Spiels mitgemacht, weil sie auch bei der TSH eine wichtige Akteurin ist, Leistungsträgerin – auch hier. Und dringend gebraucht wird. Bei den Erwachsenen, wohlgemerkt. Saskia ist ihre Torjägerin. Das ist sie zum damaligen Zeitpunkt aber auch bei den Mädels des ESV. Also, ruckzuck auf der Überholspur einmal quer durchs Frankenland und für beide Teams auf die ‚Platte’.

Auf diese Weise hat es die Flügelflitzerin mit ihren Regensburger Teamkolleginnen letzte Saison bis ins Final Four um die Deutsche B-Jugendmeisterschaft geschafft, mit den Herzogenauracherinnen den Klassenverbleib in der Frauen-Oberliga gestemmt und sich zur ersten DHB-Auswahlspielerin des Vereins gemausert. Mit ihrer flinken Spielweise und etlichen Treffern empfahl sie sich bei ihrem Debüt im Februar, während einer Länderspielreise der U17-Auswahl nach Norwegen, nachhaltig. Saskia wurde vom DHB gerade erst für das EYOF (European Youth Olympic Festival) im Juli in Tiflis nominiert. Und während der U17-EM im August in Mazedonien steht sie auf Abruf.

Den beträchtlichen Zeitaufwand nehmen die Probsts entsprechend gerne in Kauf. Sie sind ständig unterwegs. Haben letztes Jahr rund 20.000 km hinter sich gebracht. Etwa 1.300 Stunden jährlich ist Saskia auf Achse für den Handball, ihre Passion. Ist das noch Hobby oder schon so etwas wie ein Beruf? Berufung wohl eher. Denn vom Profistatus ist sie freilich weit entfernt. Die ganze Familie ist stolz auf den jüngsten Spross. Und die Tochter weiß um den Mehrwert ihres Doppelspielrechts: „Ich profitiere davon.“ Mit und bei den Gleichaltrigen stehe natürlich besonders die Spielfreude im Vordergrund, während Probst bei den Einsätzen für die TSH in der Bayernliga wesentlich intensiver gefordert werde, sagt sie. Außerdem hat sie einfach Spaß am Spiel – je mehr Einsätze, desto besser. Und darum fährt sie auch weiterhin zweigleisig: In Herzogenaurach trifft sie dabei nun auf Hans-Jürgen Kästl, den neuen TSH-Coach – und zuletzt Saskias Trainer beim Regensburger Nachwuchs. Nachdem der bisherige TSH-Chefcoach Udo Hermannstädter seinen Abschied erklärt hatte, legte Vater Probst die Leitung zu Kästl. Und weil der in Regensburg vom Doppelspielrecht für Saskia profitierte, unterstützt er das Job-Sharing-Modell auch weiterhin. Im Jugendbereich indes läuft die DHB-Auswahlspielerin künftig für das Bayernliga-A-Jugendteam des MTV Stadeln auf.

Der weibliche Handballnachwuchs hierzulande floriert. Nicht nur dank der auch medial bereits gefeierten, berühmten Töchter von Weltmeisterin Andrea Bölk und Ikone Stefan Kretzschmar, Emily und Lucie-Marie, die in Buxtehude und Leipzig ihr großes Talent unter Beweis stellen. Sondern auch, weil abseits solch großer Namen und der Branchen-Hochburgen junge Spielerinnen wie Saskia Probst nach oben drängen. Dass in den Mannschaftssporten besonders talentierte A-Jugendliche bereits bei den Erwachsenen ‚reinschauen’, ist nicht ungewöhnlich. Dass allerdings B-Jugendliche schon bei den ‚Großen’ mitmischen und Leistungsträgerinnen sind, kommt selten vor.

Keine Frage: Der frühzeitige Schritt in die Bayernliga der Erwachsenen – bereits als 16-Jährige warf sie dort wichtige Tore im Abstiegskampf – hat der Konterspezialistin gut getan. Ihre Entwicklung ist rasant. Vor der Spielzeit 2014/2015 war sie vom HC Cadolzburg in die höherklassigen Teams nach Regensburg und Herzogenaurach gewechselt, um neue Herausforderungen anzunehmen und ihr Talent weiterzuentwickeln. Ein paar Monate später bereits bekam sie die Einladung vom DHB nach Norwegen. „Damit hatte ich gar nicht gerechnet, denn bis dahin stand ich nur auf der Warteliste“, sagt Probst.

Ex-Trainer Hermannstädter war weniger überrascht: „Ihre DHB-Nominierungen hat sie zunächst ihrem großen Talent zu verdanken. Ebenso der vorzüglichen Aufbauarbeit in ihrem Ausbildungsklub Cadolzburg. Eine Bereicherung für ihre Entwicklung war natürlich zudem ihr Mitwirken in der Jugendmannschaft von Regensburg an der Seite vieler anderer Talente. Doch auch bei uns war sie aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken.“ Er verweist auf Saskias unnachahmlichen Instinkt, in der richtigen Sekunde in den Gegenstoß zu starten – Saskias gefährlichste ‚Waffe’ neben ihrer erfreulichen Unbekümmertheit.

Dass sie sich dabei ihre Bodenhaftung bewahrt, versteht sich für ihr Umfeld als auch für sie von selbst: In der Schule verfolgt Saskia ebenfalls beharrlich ihre Ziele. 2016 will sie ihr Abitur ablegen. Die Zeit auf den bayrischen Autobahnen und Landstraßen oder neuerdings auch die Freizeit am Rande der DHB-Maßnahmen mussten nicht selten für Hausaufgaben herhalten. Organisatorisch geht es gar nicht anders. Seit ihrem 17. Geburtstag Mitte Februar indes nimmt sie am Programm ‚Begleitendes Fahren’ teil, sitzt – wenn sie mal gerade nichts für die Schule machen muss – leidenschaftlich gern selbst am Steuer. Dass Stadeln nahe Fürth unmittelbar in der mittelfränkischen Nachbarschaft Herzogenaurachs liegt und sich wenigstens die Fahrdistanzen zum Training und zu den Heimspielen im Vergleich zu Regensburg deutlich verringern, ist eine günstige Begleiterscheinung. Die neue Strecke wird den Probsts schnell vertraut sein. Und auf der Überholspur dürfte Saskia Probst ohnehin bleiben – sinnbildlich.

Quelle: Medienmannschaft

Bild: Focus on Performance

Um im Spitzensport erfolgreich zu sein, müssen Jugendliche schon frühzeitig große Trainingsumfänge bewältigen. Technik, Athletik, Kraft – der Aufwand ist enorm, der Körper wird frühzeitig in den Hoch- oder gar Höchstleistungsmodus versetzt. Und das in der Wachstumsphase junger Menschen. Auch Verletzungen sind im Nachwuchsbereich keine Ausnahme mehr. Doch zahllose Wiederholungen und maximale Belastung sind nicht die entscheidenden Faktoren, die ans Ziel führen. Weder in Sachen Leistungssteigerung, noch in punkto Rehabilitation und Prävention. Im Gegenteil, meint Lars Lienhard (43). Der Sportwissenschaftler gilt im Bereich des sogenannten Neuroathletiktrainings als Geheimtipp. Als erster Neuroathletik-Coach in der DFB-Geschichte begleitete er die deutsche Nationalmannschaft zu einem Top-Event: Zur WM 2014 in Brasilien. Er plädiert für einen Perspektivwechsel. Auch im Umgang mit heranwachsenden Sportlerinnen und Sportlern. Im Interview erklärt er, warum.

Herr Lienhard, Sie sind Neuroathletiktrainer - was ist das?

Ich bin Sportwissenschaftler und arbeite an der Schnittstelle zwischen Neurowissenschaften und Athletiktraining. Die Bezeichnung Neuroathletiktrainer ist zu Teilen eine Wortneuschöpfung, die im Rahmen der WM-Vorbereitung 2014 mit dem DFB in Südtirol entstanden ist. Im Grunde genommen hat Oliver Bierhoff die Bezeichnung „Neuro-Trainer“ erfunden, um mich und meine Arbeit im Kreis der Nationalmannschaft vorzustellen, da es anfangs schwer zu umschreiben war, was genau ich mache. Ich finde, der Begriff Neuroathletiktrainer trifft es ziemlich gut, denn es geht um die neuronalen Grundlagen des Athletiktrainings.

Wie lautet Ihre Berufs-Maxime?

Lassen Sie es mich meinen ‚Grundgedanken’ nennen: „Du bist nur so stark wie deine schwächste Stelle!“ Das menschliche Bewegungssystem ist in seiner Komplexität so aufgebaut, dass alles miteinander verbunden ist, in Wechselwirkung zueinander steht und vom Gehirn und Nervensystem gesteuert wird. In Sachen Rehabilitation, Prävention und Athletiktraining wird sich bislang zu sehr auf die biomechanische Sichtweise verlassen und die neuronale Komponente missachtet. Leider. Dabei findet sich hinter sehr vielen Problemen fast immer ein neuronaler Hintergrund. Es läuft nichts ohne das Gehirn.

Sie plädieren für einen Perspektivwechsel.

Genau. Andernfalls bleiben etliche Prozente des individuellen Leistungspotentials zwangsläufig auf der Strecke – egal, wie intensiv man trainiert, die Muskulatur dehnt oder belastet. Die Erkenntnisse über das Gehirn und Nervensystem als bewegungssteuernde Instanzen und deren praktische Umsetzung gehören im Sport leider noch zu den meist ignorierten Grundlagen zur Verbesserung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Sie müssen aus meiner Sicht aber in den Vordergrund rücken und in ein ganzheitliches Athletiktraining integriert werden, man muss weg von der rein quantitativen Ausrichtung hin zu einer qualitativen. Damit erreicht man einen Quantensprung. Und bei jungen Sportlerinnen und Sportlern schafft man die Basis, sich auf gesundem, stabilen Weg in Richtung Leistungsmaximum zu bewegen. Denn die neuronale Komponente ist natürlich völlig altersunabhängig, insofern auch im Nachwuchsbereich elementar. Bei jungen Sportlern muss besonders auch in Wachstumsphasen der Fokus auf die Qualität der Bewegung gerichtet werden. Was hier
falsch antrainiert wird, schleicht sich falsch ein und führt zu Fehlern, die später korrigiert werden müssen – wenn sie als solche überhaupt erkannt werden.

Neuronale Komponenten – bitte erklären Sie diese etwas näher.


Okay, die bewegungssteuernden Instanzen sind: Erstens das visuelle System, also die Augen. An zwei steht das vestibuläre System, also das Gleichgewichtssystem im Innenohr. An dritter Stelle: Das propriozeptive System, also die Informationen aus der Körperperipherie. Wird durch eines dieser Systeme Gefahr erfasst, kommt es zu ‚Schutzmechanismen’, die immer leistungsmindernd wirken und den biomechanischen Defiziten und Problemen zu Grunde liegen. Darum ist auch die rein symptombezogene Behandlung von Schmerzen nicht ausreichend, nicht zielführend.

Ein Beispiel bitte.

Ist ein kleines Gelenk im Fuß nicht zu 100 Prozent unter neuronaler Kontrolle, werden die Muskeln, die daran ‚hängen’ und das Gelenk belasten würden, sozusagen ‚heruntergefahren’. Krafttraining zum Aufbau und zur Stärkung der ‚schwachen’ Muskeln bringt in diesem Fall rein gar nichts! Es geht nicht darum, dass ein Athlet schwach ist, sondern warum er es ist. Ergo würde Krafttraining nichts bringen, da die ‚Bewegungssoftware’ dadurch nicht verändert würde. In der Folge können zudem Schmerzen und Probleme auftreten – aber nicht zwangsläufig im Fußgelenk, sondern an anderer Stelle.

Soll heißen, neuronale Trainingskomponenten sind quasi ein ‚Software-Update’? Fehlerhafte Bewegungssoftware wird überschrieben?

So kann man das ausdrücken, ja. Um im Bild zu bleiben: Bewegung findet in erster Linie im Gehirn statt. Und die ‚Bewegungslandkarte’ im Gehirn wird über Stimulation des visuellen, vestibulären und propriozeptiven Systems erschlossen – heißt: ‚blinde Flecken’ werden durch ein ‚Bewegungssoftware-Update’ regelrecht ‚überschrieben’ und neutralisiert. Gerade im Nachwuchsbereich ist ja eine ganzheitliche Bewegungsausbildung von höchster Wichtigkeit. Falsches Training, falsche Belastung und die falsche Analyse von Schmerzen und deren Ursache kann bei Heranwachsenden fatale Folgen haben. Nicht selten soll ‚bis an die Schmerzgrenze’ trainiert oder gedehnt werden – das ist ein falscher Umgang mit den Signalen. Wird aber das Nervensystem richtig aktiviert, das am schnellsten agierende System im Körper, kommt es sehr schnell zur Bewegungsoptimierung, Schmerzlinderung und Leistungsverbesserung. Die Resultate sind unmittelbar fühl-, mess- und sichtbar – nicht erst nach Monaten wie bei biomechanischen Ansätzen.

Dieses Interview lesen Sportlerinnen und Sportler aus allen Bereichen. Darum nachgefragt: Eine Individualisierung bzw. Spezifizierung des Trainings ist vermutlich unabdingbar?


Natürlich. Erst einmal muss die aktuelle Bewegungsqualität analysiert werden. Dies impliziert auch eine genaue Überprüfung des Nervensystems. Trainingskonzepte müssen so individuell wie der Fingerabdruck der Sportlerinnen und Sportler sein.  Zudem ist ja auch der Faktor Techniktraining von großer Bedeutung. Unterschiedliche Sportarten und Disziplinen bringen schließlich unterschiedliche, spezifische Gegebenheiten mit sich.

Wie sieht Ihre Art des Trainings denn nun aus, worin liegen die Unterschiede zu den herkömmlichen Verfahren?


Dazu muss ich die zwei Konzepte gegeneinander stellen: das vorherrschende biomechanische und eines, welches die Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften mit einbezieht. Letztlich beinhalten alle etablierten Trainingssysteme und Lehren, auch die scheinbar noch so innovativen – zum Beispiel solche, die sich mit funktioneller Bewegungsanalyse, mit Faszien oder mit motorischen Grundmustern und Programmen beschäftigen – die Sichtweise eines Soll-Ist-Vergleichs, nach dem Motto „Das haben wir gefunden und das ist der mechanische Hintergrund“. Dieses Denken ist noch sehr an einer mechanischen Grundstruktur ausgerichtet. Doch der Mensch ist kein Roboter. Und der Heranwachsende erst recht nicht. Unser Ansatz betrachtet den individuellen und aktuellen Status quo des Menschen und versucht, die neuronalen Hintergründe für den jeweiligen Ist-Zustand zu finden – eine Analyse, die so individuell ist wie der menschliche Fingerabdruck.

Weitergedacht würde das in letzter Konsequenz bedeuten, dass man in Zukunft Stars regelrecht entwickeln – um nicht zu sagen: bauen – kann. Ist das eine zu abenteuerliche Vision oder eine logische Folgerung?


Das ist natürlich ein fast schon philosophischer Ansatz. Es klingt etwas befremdlich, für Romantiker vielleicht sogar abschreckend, aber letztlich kann man tatsächlich sagen: Sportliche Elite lässt sich kreieren. Übrigens fernab der Doping-Problematik. Eine für mich als Sportwissenschaftler und Trainer faszinierende Perspektive. Talent allein, das jedenfalls steht für mich fest, wird überbewertet.

 

Quelle: Medienmannschaft

Bild: Eintracht Frankfurt

Mit dem WM-Titel 2014 in Brasilien haben sich die enormen Investitionen des DFB und der Vereine in die Nachwuchsarbeit hierzulande endgültig bezahlt gemacht. Ob es auch um die Zukunft des deutschen Fußballs ebenfalls gut bestellt ist, analysiert Armin Kraaz. Er selbst spielte zuerst im Nachwuchs und später in der Bundesliga für Eintracht Frankfurt, leitet nun das Jugend-Leistungszentrum der Hessen und sprach mit uns über die Bedeutung des WM-Triumphs für den Nachwuchsbereich.

Herr Kraaz, aus Sicht eines Experten, rund ein Dreivierteljahr danach: Wie wichtig ist der WM-Titel für den deutschen Fußball-Nachwuchs?

Bei aller direkten Freude über einen solchen Erfolg, am Ende des Tages ist die Langzeitwirkung der wichtigere Aspekt für uns. Der WM-Titel sorgt dafür, dass noch mehr Kinder, Mädchen wie Jungs, dazu motiviert werden, überhaupt mit dem Fußballspielen anzufangen. Das spiegelt sich natürlich nicht direkt in unseren Nachwuchsmannschaften bei der Eintracht wider, aber durch die zu erwartenden höheren Anmeldezahlen in den kleinen Vereinen profitiert in der Folge auch unser Leistungszentrum davon. Je mehr Neue sich anmelden, umso mehr Bewegungstalente sind auch dabei, die nicht bei anderen Sportarten landen.

Spüren Sie inzwischen auch eine größere Wertschätzung gegenüber Ihrer, respektive der Arbeit Ihrer Kollegen im Nachwuchsbereich?
Akzeptanz und Wertigkeit des Jugendfußballs haben hier bei Eintracht Frankfurt, aber auch insgesamt, enorm zugenommen. Alleine unser Interview jetzt hätte so vor zehn Jahren wahrscheinlich nicht stattgefunden. Natürlich erscheinen wir nicht jeden Tag in den großen Medien, aber das Interesse steigt stetig. Und auch international genießt unsere Arbeit spätestens seit dem EM-Titel der U21 im Jahr 2009, bei dem ja viele jetzige Weltmeister mit auf dem Platz standen, großen Respekt. Durch die WM im vergangenen Jahr erreichte das Interesse seinen Höhepunkt. Vor dem WM-Finale in Rio hatte ich beispielsweise Interview-Anfragen von englischen Radiosendern. Da hat offenbar auch der letzte gemerkt, dass sich hier in Deutschland viel getan hat.

Hat sich dadurch auch Ihr Aufgabenbereich vergrößert?
Es gibt mehr Anfragen von Seiten der Medien. Dazu fragen Universitäten wegen Vorträgen an und nicht zuletzt schicken immer mehr ausländische Fußballverbände Delegationen, die sich über unsere Nachwuchsarbeit informieren wollen.

Da wird inzwischen also schon ganz offiziell „Werksspionage“ betrieben?
Es ist ja nur logisch, sich da zu informieren, wo es gut läuft. Das machen die Eintracht und der DFB aber genauso. Was sich bei uns als Eintracht Frankfurt zudem bemerkbar macht, ist die räumliche Nähe zur DFL, die ja auch hier in Frankfurt sitzt. Wenn dort ein ausländisches TV-Team zu Gast ist, landet das häufig ebenfalls bei uns, um Bilder von der Nachwuchsarbeit zu drehen. Und natürlich sind auch immer wieder Verbandsvertreter aus dem Ausland dabei, die die DFL gewissermaßen zu uns schickt, um sie über die Konzeption und die infrastrukturellen Bedingungen des Jugendfußballs hierzulande zu informieren. Das macht auch mir Spaß, wenn wir koreanische, japanische oder afrikanische Delegationen hier zu Gast haben – und wir können unser Leistungszentrum ja auch vorzeigen. Durch die internationalen Kontakte ergeben sich aber ebenso für uns immer wieder neue Blickwinkel und auch Kooperationsmöglichkeiten wie Testspiele für unseren Nachwuchs. Insofern haben beide Seiten etwas davon.

Blicken Sie für uns doch einmal in die Zukunft des deutschen Fußballs …
Dafür muss ich in der Vergangenheit anfangen: Die Reform der Nachwuchsarbeit des DFB um das Jahr 2000 war dringend nötig. Damals investierten die wenigsten Vereine in die Jugendarbeit – die Eintracht, aber auch Leverkusen, Stuttgart, Freiburg und ein paar andere Klubs mal ausgenommen – weshalb Erfolge in der Nachwuchsarbeit früher eher zufällig waren. Die meisten Vereine zahlten lieber für einen fertigen Spieler, anstatt selbst auszubilden. Insofern waren die flächendeckenden Stützpunkte, die der DFB damals schuf, und auch die Auflagen an die Vereine, die Nachwuchsarbeit zu intensivieren, die entscheidenden Faktoren. Man muss schon sagen, wenn dieser riesige Verband DFB in Bewegung kommt und etwas umsetzt, kommt immer etwas Gutes dabei heraus. Der DFB hat sämtliche Möglichkeiten, solche Maßnahmen sehr gründlich durchzusetzen. Dadurch arbeiten die Nachwuchszentren heute professioneller als viele Profivereine vor zehn Jahren und deshalb ist der deutsche Fußball heute auf einem tollen Weg.

Dann dürfen wir auch künftig mit großen Titeln rechnen?

Deutschland wird mit Sicherheit eine gewichtige Rolle in der Zukunft des Weltfußballs spielen. Ob dann letztlich Titel dabei herausspringen, hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Aber die Bundesliga boomt seit Jahren, die Nationalmannschaft ist eine echte Marke geworden und wird inzwischen sogar für ihren guten Fußball geschätzt. Der Jugendfußball an sich und die U-Mannschaften des DFB im speziellen sind ebenfalls erfolgreich. Nehmen wir Marc Stendera, den wir hier in Frankfurt seit seinem 14. Lebensjahr ausbilden. Marc ist letztlich aber nur ein Beispiel unserer erfolgreichen Jugendarbeit. Er wurde im vergangenen Jahr mit der U19 Europameister und ist inzwischen feste Kraft in der Bundesliga unter Thomas Schaaf. Deshalb sind Investitionen in die Jugend für uns immer auch gewinnbringend in der Zukunft.

Quelle: Medienmannschaft

Foto: Ingrid Anderson-Jensen

Früh übt sich, im wahrsten Sinne des Wortes: Jannek Klein (15) besucht das neue Internat in der Fördestadt. Dort trifft er unter anderem auf Handball-Legenden wie Jan Holpert und Grit Jurack. Sein Traum ist die Bundesliga. Dafür steht er auch schon mal vor 06:00 Uhr auf.

Trainingsbeginn ist um 06:15 Uhr. Wenn seine Klassenkameraden sich morgens vor der Schule noch einmal im Bett umdrehen, steht Jannek Klein schon in der Sporthalle – und das freiwillig. Die Extraeinheit ist ein Angebot der Flensburg-Akademie und wird trotz der frühen Uhrzeit gut angenommen. Denn der Traum von der Handball-Bundesliga besitzt bei dem 15-Jährigen und seinen Vereinskameraden eine große Strahlkraft: „Mein Ziel ist es, dass ich irgendwann einmal bei den Großen mitspielen und mit dem Handball vielleicht sogar Geld verdienen kann“, sagt der 1,93 Meter große Linkshänder offen.

Klein wechselte 2014 von der HSG Schülp-Westerrönfeld zur SG Flensburg-Handewitt und läuft für die B-Jugend in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein auf. Bei der Sichtung für die Jugendnationalmannschaft durch den Deutschen Handballbund (DHB) wurde er ins All-Star-Team berufen. Der Verein glaubt an das Talent des Linkshänders, sonst wäre er nicht auf dem Internat der Akademie. Klein weiß die Ehre zu schätzen: „Es bedeutet mir sehr viel, im Internat aufgenommen worden zu sein“, sagt Jannek. „Das war für mich eine große Ehre und es hat mich motiviert, weiter zu machen und mehr zu trainieren.“

Der Rückraumspieler ist eines von 19 Nachwuchstalenten der SG, die seit Anfang Januar in dem dreistöckigen Neubau der Akademie wohnen. Zu zweit teilen sie sich die Wohneinheiten, es gibt eine Gemeinschaftsküche und eine eigene Multifunktionshalle. Die Jungen sind zwischen 14 und 19, vier von ihnen kommen aus dem nah gelegenen Dänemark. Insgesamt erhielt das Team um Geschäftsführer Michael Döring 230 Bewerbungen für die 20 Plätze, sogar aus der Schweiz, Litauen und dem bosnischen Banja Luka meldeten sich Interessenten. „An der Akademie wollen wir jedoch in erster Linie Talente aus der Region fördern, die den Aufwand sonst nicht leisten könnten“, macht Döring den Schwerpunkt klar.

Denn die Akademie soll die Nachwuchsarbeit der SG auf eine neue Ebene heben. Hinter dem Projekt steht der Flensburger Jugendförderverein „get in touch“, die Akademie wurde auf Eigeninitiative ins Leben gerufen. Finanzielle Unterstützung vom Land gibt es nicht. „Wir haben hier optimale Rahmenbedingungen für die Ausbildung unserer Talente geschaffen“, freut sich Döring. Neben den 19 Internatsbewohnern profitieren auch die anderen Talente der SG von den Angeboten der Akademie - wie der Ernährungsberatung oder dem morgendlichen Training.

Die SG hat prominente Botschafter für die Akademie gewonnen: Torwartlegende Jan Holpert engagiert sich als Trainer und schwärmt von der Begeisterung der Jungen. Auch die deutsche Rekordnationalspielerin Grit Jurack und das Flensburger Eigengewächs Jacob Heinl sind als Botschafter aktiv. „Es findet eine gute Zusammenarbeit zwischen Bundesligamannschaft und Jugend statt, durch die wir hier in Flensburg immer näher zusammenrücken und das finde ich sehr positiv“, sagt der Champions-League-Sieger von 2014, der selbst von der E-Jugend an alle Jugendmannschaften des Vereins durchlief.

Tagsüber stehen den Internatsbewohnern mit Döring, Holpert und Jugendkoordinator Michael Jacobsen und SG-Leiter und Akademie-Geschäftsführer Sascha Zollinger vier Ansprechpartner zur Verfügung. Zudem kümmern sich eine Hauswirtschaftlerin und ein Erzieher um die Jungen. Die Betreuung geht dabei über das Sportliche hinaus: „Wir kümmern uns bei Bedarf um Nachhilfe, besuchen Elternabende an den Schulen oder begleiten die Jungs zu Arztbesuchen“, beschreibt Döring. Dass ihre sportliche Ausbildung nicht alles ist, wissen die Talente: „Ich musste oder muss noch viel lernen, weil ich den Stoff in der Schule noch nachholen muss“, sagt Klein, dessen Umzug in die Akademie auch einen Schulwechsel mit sich brachte. In diesem Punkt sind die Regeln an der Akademie strikt, denn „auch bei allem Talent kann sich keiner darauf verlassen, dass der Sprung in die Bundesliga gelingt – und selbst dann können sie ihr Leben nicht nur auf dem Handball aufbauen“, wie Döring betont. „Wir legen deshalb viel Wert auf eine vernünftige Ausbildung.“

Die Jungen lernen an der Akademie, für sich Verantwortung zu übernehmen – die für ihr eigenes Zimmer genauso wie die für die gemeinsam genutzten Räumlichkeiten. Es gibt einen Wochenplan für den Küchendienst, die Waschmaschine steht im Untergeschoss. Nachts sind die Talente allein in der Akademie: „Natürlich sind wir im Notfall erreichbar, aber die Spieler brauchen schon eine gewisse Selbstständigkeit“, so Döring, der zufrieden feststellt: „Es funktioniert ganz gut.“

Auch Klein hat sich inzwischen daran gewöhnt, nicht mehr bei seinen Eltern zu wohnen: „Es war am Anfang etwas schwer, aber ich habe von den anderen Internatsbewohnern  und den Betreuern sehr viel Hilfe bekommen“, erinnert sich der 15-Jährige. „Jetzt ist das alles Alltag und leicht; es gefällt mir hier sehr gut.“ Auch für das Zusammenleben findet der Rückraumspieler nur lobende Worte: „Es ist sehr locker, wir helfen uns untereinander und verstehen uns sehr gut. Es ist wie eine große Familie.“

Quelle: Medienmannschaft

Bild: Nicole Otremba / Sportfotos Magdeburg

Erik Weinhauer ist gerade mal 14 Jahre alt und Fußballer in der Jugendabteilung des 1.FC Magdeburg – einem der 50 Preisträger des „Grünen Bandes für vorbildliche Talentförderung im Verein“ 2013. Im vergangenen Jahr wagte er den Wechsel auf das Sportgymnasium in Magdeburg. Ein erster Schritt in den Profifußball – aber auch eine echte Herausforderung für das junge Talent.

Rückblick: Sommer 2013. Ein Sportplatz in Osterburg/Sachsen-Anhalt. Nachwuchs-Sichtungstag des Fußball-Verbandes Sachsen-Anhalt. Gesucht werden die besten Talente des Jahrgangs 2001. Erik Weinhauer schnürt die Fußballschuhe. Er ist gerade mal zwölf Jahre alt, ein Junge mit blonden, kurzen Haaren. Vor ihm liegen Prüfungen im Jonglieren, Ballführung, Schnelligkeit und Torschuss. Erik spielt beim Blankenburger Fußballverein, trainiert gleichzeitig beim Stützpunkt Blankenburg, einem von zwei Nachwuchsförderkadern im Harz. Sein Ziel an diesem Tag ist klar: Er will 400 Punkte erreichen. Damit verbunden ist das Angebot des 1. FC Magdeburg, auf dessen Sportgymnasium aufgenommen zu werden. Und Erik schafft es.

Zurück in die Gegenwart: Erik, unlängst 14 Jahre jung geworden und sitzt im grünen Kapuzenpullover gemeinsam mit Vater Maik und dessen Lebensgefährtin Peggy Angerstein am Wohnzimmertisch in Blankenburg. Es ist ein Freitagabend, Erik ist gerade zurück von einer Woche Schule in Magdeburg. Er erzählt vom ersten Jahr auf dem Sportgymnasium, der Umstellung auf das Leben im Internat – weg von der familiären Geborgenheit: „Am Anfang war es cool von zu Hause weg zu sein. Aber das war alles noch so ein bisschen ferienlagermäßig. Da hab ich das noch nicht so richtig wahrgenommen, dass ich von zu Hause weg bin. Manchmal will man schon dorthin zurück. Außer wenn man richtig gute Freunde hat, aber das war letztes Jahr nicht wirklich so.“ Aus seiner Mannschaft gingen im ersten Jahr nur drei Spieler auf das Internat des 1. FCM. Der Rest wohnt in Magdeburg und Umgebung.

Trotzdem oder gerade deshalb hatte er es nicht leicht, Anschluss zu finden. Auch mit seinem ersten Zimmer-Nachbarn kam er nicht gut zurecht. Keine leichte Situation für einen so jungen Teenager. Aus seiner Perspektive gesehen wäre es phasenweise leichter gewesen, nach Hause zurückzukehren. Dort standen ihm freilich stets alle Türen offen. Aufgeben aber kam für Erik nicht in Frage. Er blieb. Denn auch das Internat und seine Trainer bewiesen Gespür, organisierten einen Zimmertausch: Jetzt hat Erik einen Zimmerkollegen, mit dem er gut zurechtkommt. „Ich bin jetzt mit unserem Torwart auf einem Zimmer, der ist cool. Wir unterhalten uns jeden Abend über Fußball und Schule“, sagt Erik mit einem Lächeln im Gesicht. Und auch sein Vater schaut erleichtert drein.

Der hatte einst den dreieinhalbjährigen Erik das erste Mal mit zum Fußballtraining genommen. Maik Weinhauer war bis zum Wechsel seines Sohnes zum 1.FC Magdeburg nicht nur Vater, sondern auch dessen Trainer beim Blankenburger FV. Inzwischen freut er sich mit Erik über dessen Erfolge. Zum Beispiel den Gewinn des Finow-Cups in seiner Altersklasse im letzten Sommer. Mannschaften wie Schalke 04, Borussia Dortmund und Juventus Turin haben die Magdeburger dabei hinter sich gelassen. Erik ist mittlerweile in die Mannschaft integriert. Der Zusammenhalt stimmt, mit den neu hinzugekommenen Internatskindern versteht er sich gut: „Wir sieben Internat-Besucher sind jetzt eine richtig gute Gruppe.“

Sechsmal trainiert Erik in der Woche. An den Wochenenden wird gespielt, in der Verbandsliga Sachsen-Anhalt – bemerkenswerterweise gegen zwei Jahre ältere Jungs. „Sonst wäre das ungerecht“, erklärt Peggy. Gleichaltrige hätten gegen die Talente-Auswahl keine Chance. Eriks Stammposition liegt im offensiven Mittelfeld, auf der sogenannten Spielmacherposition, hinter den Stürmern. Zu seinen Idolen zählen Barcelonas Lionel Messi und Michael Ballack. Ihnen eifert er nach. Er will Nationalspieler werden – allerdings erst mal ‚nur’ in der U15-Auswahl des DFB. Vater Maik erklärt die notwendigen Schritte dafür: „Dazu muss er weiterhin in der Landesauswahl von Sachsen-Anhalt in seiner Altersklasse spielen. Dann hat er die Möglichkeit, ins DFB-Schüler-Ferien-Camp im Sommer zu fahren. Dort werden die Jungs gesichtet für die U15-Nationalmannschaft.“ Und der Junior glaubt: „Wenn ich mich richtig anstrenge, denke ich, dass ich es vielleicht unter die ersten Hundert aus Deutschland schaffe“, glaubt Erik. Zum erweiterten DFB-Jugendkader gehören 120 Spieler.

Doch bei aller Zielstrebigkeit, bei allem Ehrgeiz, steht für Eriks Vater die schulische Ausbildung an erster Stelle: „Fußball gibt’s nur mit Abitur“, bekräftigt Maik Weinhauer. Auch der Sohnemann ist sich dessen bewusst: „Die Schule darf man nicht vernachlässigen. Ich finde, wenn man ein guter Fußballer sein will, muss alles passen.“ Auch Lehrer und Herbergsvater in Magdeburg werden das mit Freude vernehmen.

Quelle: Medienmannschaft

Bild: Privat

Die Fußstapfen, die der „Herr Papa“ in der Sportszene hierzulande hinterlassen hat, sind nicht gerade klein. Daran ändert auch Maximilian Krebs’ beträchtliche Schuhgröße von 50 2/3 zunächst einmal nichts. Ehemaliger Handballprofi – einer der besten Abwehrspieler seiner Zeit –, Fernsehreporter und Bundesliga-Manager in Hamburg: Piet Krebs ist ein bekannter Mann. Heute doziert er an verschiedenen Medienakademien – und ist stolz auf den Junior. Der, so sagt er, sei „echt gut gelungen“.

Kann man wohl sagen: Max, 15 Jahre jung, gehört zu den großen Talenten im deutschen Basketball. Seit vier Jahren spielt der Schüler beim namhaften FC Bayern München, aktuell in der Jugendbundesliga. Vor Jahren hat er im Rahmen eines Preisausschreibens Superstar Dirk Nowitzki getroffen, persönlich und aus nächster Nähe. Inzwischen zieren zwei unterschriebene Original-Trikots des NBA-Champs die Wände seines Zimmers: Die Nummer 41 der Dallas Mavericks. Und das deutsche Nationaltrikot mit der 14. Außerdem ein ebenfalls handsigniertes Foto, auf dem Dirk und der damals fünfjährige Max zu sehen sind.

Im Interview spricht die im doppelten Sinne große Nachwuchshoffnung – Max ist passend zur Schuhgröße bereits zwei Meter ‚lang’ – über den Druck bei einem Topklub wie dem FC Bayern, sein Vorbild aus Amerika und die Bürde, einen erfolgreichen und bekannten Vater zu haben.

Maximilian, von den Mannschaften des FC Bayern München werden Titel quasi erwartet - ist das bei euch auch der Fall?
Natürlich wollen wir in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft kommen und als eine der vier besten Mannschaften in Hagen dabei sein. Das ist auch durchaus möglich, denn wir werden gut geschult. Und, ja: Bei Bayern steht man ab dem ersten Training unter Druck – man akzeptiert als Spieler von Bayern aber auch, dass der Verein hohe Erwartungen an einen hat. Die Trainingsintensität ist hoch. Sobald wir unkonzentriert sind oder das Training nicht so gut läuft, werden wir sofort wieder gepusht - oder vom Chef-Coach Berthold Bisselik mit Sonderübungen bestraft.

Ist es für dich schwierig, mit diesem Druck umzugehen?
Nein, denn wir werden ja nicht nur gefordert, sondern vom Verein auch viel unterstützt. Wir haben einen eigenen Physiotherapeuten und können auch die Trainer jederzeit ansprechen, wenn wir Probleme haben.

Spürt ihr – gerade bei Auswärtsspielen –, dass die anderen Mannschaften gegen euch besonders motiviert sind?
Viele Mannschaften wollen uns natürlich sehr gerne schlagen. Besonders in München sind wir nicht sonderlich beliebt, weil wir oft gewinnen. Wir werden auch häufig als arrogant bezeichnet, aber das finde ich eigentlich ein bisschen peinlich. Wir gewinnen durch gutes Training und nicht, weil wir die größten Vorteile haben. Natürlich holen wir uns gute Spieler, aber die wollen auch zu uns kommen.

Wie geht ihr in eurem Team damit um, wenn euch solche Etiketten wie ‚Arroganz‘ aufgeklebt werden?
Es herrscht oft eine Anti-Bayern-Stimmung – wir sind das inzwischen gewöhnt (lacht). In der U12 war es komisch, wenn man in die Halle kam und alle gesagt haben ‚Oh nein, nicht die Bayern schon wieder‘, aber inzwischen gehört das zum Wettkampf dazu. Wir können damit umgehen.

Was war dein bisher größer Erfolg?
Für mich persönlich war es die Berufung in den All-Star-Kader beim Leistungscamp der Nationalmannschaft. Dass ich es soweit geschafft habe, bedeutet mir extrem viel.

Das klingt, als wärest du überrascht von deinem Erfolg…
Das bin ich auch ein bisschen. Als ich angefangen habe, konnte ich wirklich gar nichts und habe deshalb oft an mir gezweifelt. Dass ich soweit gekommen bin, liegt daran, dass ich trotzdem immer weitergemacht und hart an mir gearbeitet habe. Außer mir sind nur noch zwei andere Spieler, mit denen ich zusammen angefangen habe, in meiner jetzigen Mannschaft. Alle anderen haben aufgehört. Einige haben es mit der Schule nicht mehr geschafft – wir trainieren immerhin fast jeden Tag, in den Ferien sogar zweimal täglich. Ich persönlich komme mit der Schule trotzdem gut klar. Das einzig schwierige Fach ist Mathe (lacht).

Welche Ziele hast du für deine Basketballkarriere?
Ich möchte irgendwann mal in der Profibundesliga spielen und, falls das klappt, auch versuchen, in ein Euro-League-Team reinzukommen. Ein Euro-League-Spiel mitzuerleben, wäre ziemlich cool.

Immerhin hat dir, wie uns dein Vater erzählte, Bayern-Profi John Bryant – der einzige Spieler des Vereins, der genau so große Schuhe hat wie du – unlängst persönlich ein paar Treter spendiert. Die ‚Großen’ kennen dich also bereits. Dein absolutes Vorbild aber ist Dirk Nowitzki. Er spielt in der amerikanischen NBA. Wäre der Sprung nach Amerika ein Traum?
So weit möchte ich jetzt noch gar nicht denken. Es ist extrem schwierig als Deutscher in die NBA reinzukommen. Ich werde darum erst einmal an mir arbeiten und viel trainieren. Aber klar: Falls ich irgendwann die Chance haben sollte, nach Amerika zu gehen, werde ich das auf jeden Fall machen.

Junge Sportler haben meist Vorbilder, an denen sie sich orientieren. Wie wichtig ist Dirk Nowitzki für dich?
Dirk Nowitzki ist der Grund, warum ich Basketball spiele. Ich habe ihn zweimal getroffen, er ist extrem nett und hat mich ziemlich beeindruckt. Ich fand ihn so faszinierend, dass ich mir nach dem Umzug nach München gedacht habe: Probierst du doch einfach auch mal Basketball aus. Ich war relativ dick und konnte wie gesagt eigentlich gar nichts, aber ich hatte in Patrick Taubert einen Trainer, der mich trotzdem bei sich in der Mannschaft behalten und mir viel beigebracht hat.

Dein Vater war als ehemaliger Handball-Bundesligaspieler ebenfalls sehr erfolgreich. War es für dich eine Belastung, einen so bekannten Vater zu haben. Schließlich kennt man ihn auch als Bundesliga-Manager und als TV-Journalist aus dem Fernsehen...
Am Anfang hatte ich schon Zweifel, ob ich nicht lieber Handball spielen soll, um meinen Vater stolz zu machen, aber das lag mir nicht. Inzwischen sehe ich aber, wie stolz mein Vater ist. Meine Eltern unterstützen mich, fahren mich zum Training und kommen zu jedem Spiel, wenn sie Zeit haben. Für mich gibt es inzwischen keinen Sport außer Basketball mehr, den ich machen möchte. Ich lebe ja so ein bisschen meinen Traum. Ich fahre oft mit der Mannschaft weg und bin bei Trainingscamps dabei, das ist ziemlich cool. Andere Jugendliche können das nicht, aber ich bin dabei.

Quelle: Medienmannschaft

Bild: Harvestehuder Tennis- und Hockey-Club

Die 2014 von einem Erfolg zum nächsten eilenden Hanseaten denken beim Gewinn des Publikumspreises an einen anderen Hamburger Hockey-Verein und unterstreichen damit, welch außergewöhnlicher Verein der HTHC ist.

Der Harvestehuder THC hat das erfolgreichste Jahr seiner Vereinsgeschichte hinter sich. Die erste Herrenmannschaft holte das Triple, im Sommer wurde der Klub mit dem ‚Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein’ ausgezeichnet und im Dezember folgte der nächste Preis: Der HTHC wurde zum Publikumssieger 2014 gewählt. „Das war uns wichtig, weil wir ein starker Familienklub sind und das auch zeigen wollten“, unterstrich Präsident Cito Aufenacker die Bedeutung der Ehrung. Während der Hockeyclub die Prämie des Grünen Bandes bereits investiert hat, gab man den Preis des Publikumssiegers weiter - und sorgte so für strahlende Gesichter beim THC Altona Bahrenfeld.

Dort darf man sich nun, dank der tollen Geste des HTHC, in diesem Jahr auf ein Training mit zwei Olympiasiegern freuen: „Der Preis, der zu der Auszeichnung als Publikumssieger gehörte, war ein Training mit Moritz Fürste, dem Botschafter des ‚Grünen Bandes’. Da Moritz jedoch viermal im Jahr gegen den HTHC spielt und wir ähnlich erfolgreiche Spieler in unsere Reihen haben, war das für uns nicht der ausschlaggebende Punkt“, erklärte Aufenacker. „Deshalb haben wir dem DOSB und der Commerzbank gesagt, dass wir den Preis gerne weitergeben würden - und unseren Olympiasieger Tobias Hauke noch drauflegen.“ So lobte der HTHC mit dem Einverständnis der Organisatoren die Trainingseinheit mit den zwei Olympiasiegern für einen anderen Hamburger Hockeyverein aus. „Wir haben 15 Bewerbungen mit unfassbar tollen Geschichten bekommen“, freute sich Aufenacker. „Dass wir einem kleineren Klub in unserer Stadt vor Weihnachten so eine Freude machen können, ist natürlich wunderschön.“

Die 5.000 Euro für die Auszeichnung mit dem ‚Grünen Band’, hat der Hamburger Traditionsverein hingegen selbst investiert. „Natürlich haben wir das Geld gleich ausgegeben“, scherzte Aufenacker, wobei es ‚gut angelegt’ wahrscheinlich besser treffen würde. Anton Brinkmann und Karlotta Lammers, die beiden U16-Nationaltorhüter des HTHC, bekamen neues Equipment gestellt. Die weibliche A-Jugend wird im Februar an einem Vorbereitungsturnier in Barcelona teilnehmen; ein Teil der Reisekosten wurde über die Prämie finanziert. Zudem denkt man auch an den jüngeren Nachwuchs. Aufenacker: „Wir haben immer wieder hochtalentierte Kinder, deren Eltern den Hockeysport aber nicht ganz bezahlen können. Um ihnen das Spielen bei uns trotzdem zu ermöglichen, haben wir 1.500 Euro für den Förderverein beiseite gelegt.“

Derzeit spielen knapp 500 Kinder und Jugendliche Hockey beim HTHC, der sich längst als Spitzenklub etabliert hat. Die erste Herrenmannschaft, in deren Kader vier Eigengewächse stehen, wurde 2014 Deutscher Feldmeister, Euro Indoor Champion und gewann die Euro Hockey League. „Das Jahr 2014 war das erfolgreichste der 123-jährigen Vereinsgeschichte“, schwärmt Aufenacker. Doch es sind nicht nur diese sportlichen Erfolge, die den Vereinspräsidenten von einer „glänzenden Gegenwart“ sprechen lassen – auch die Auszeichnung für die Jugendarbeit bedeuten den Hamburgern viel: „Ich habe von alten Klubmitgliedern häufiger gehört, dass alle bisherigen Bewerbungen um das ‚Grüne Band’ gescheitert sind. Deshalb freut es mich natürlich umso mehr, dass wir es endlich geschafft haben“, hält der Präsident fest. „Da wir uns sehr auf unsere Jugend konzentrieren, ist diese Auszeichnung natürlich etwas ganz besonderes für uns.“

Die positive Entwicklung, die der Verein in den letzten Jahren genommen hat, bleibt in der Sportstadt Hamburg nicht unbemerkt: Der HTHC wurde im Dezember bei der Gala ‚Hamburger des Jahres 2014’ ausgezeichnet. Nach dem Triple war das HTHC-Team zudem vom Bürgermeister zum Rathausempfang eingeladen worden und hatte sich auf dem Rathausbalkon präsentieren dürfen: „Das gab es bisher nur bei den Fußballern und Handballern“, ist sich Aufenacker der besonderen Wertschätzung durch die Stadt bewusst. „Unten auf dem Rathausmarkt hatte sich die ganze HTHC-Familie versammelt und wir haben gemeinsam gefeiert -– das war ein echtes Highlight und eine ganz besondere Ehre für uns.“ Für den Präsidenten, der die Initiative für die ‚Hockeyhauptstadt Hamburg‘ ins Leben rief, ist es auch „ein Ausrufezeichen, wie stark unsere Sportart in Hamburg derzeit ist“.

Beim HTHC setzt man deshalb alles daran, das derzeitige Niveau zu halten. Zwei neue A-Lizenz-Trainer will der Klub einstellen, zudem wird ein neuer Platz gebaut, der im Sommer 2015 fertig sein soll. „Wir sind derzeit an der Kapazitätsgrenze angelangt – mit dem neuen Platz können wir wieder mehr Kinder aufnehmen“, erläutert Aufenacker seine Vorstellungen und betont: „Wir haben sauber gerechnet, alle Planungen stehen finanziell auf soliden Füßen.“ Doch trotz der Investitionen weiß der Präsident um die große Herausforderung, die dem HTHC bevorsteht: „Bei den Herren das Leistungsniveau zu halten, wird schwierig, da wir jetzt die Gejagten sind. Der Wettbewerb in Hamburg ist enorm hoch. Um mitzuhalten, muss sich jeder extrem anstrengen.“

Dank der erfolgreichen Arbeit der letzten Jahre wird man sich beim Triplesieger dabei jedoch auf die eigene Jugend verlassen können. Die zweite Herrenmannschaft, die in der Regionalliga spielt, besteht komplett aus Eigengewächsen; die Damen wollen sich – ebenfalls mit selbst ausgebildeten Spielerinnen in ihren Reihen – im oberen Drittel festsetzen. Ein großes Ziel hat man indes trotz der enormen Erfolge dieses Jahres noch, wie Aufenacker verrät: „In der Jugend wollen wir einen Wimpel holen, die große Auszeichnung der deutsche Meisterschaft. Darauf arbeiten wir hin.“

Quelle: Medienmannschaft

Bild: Picture-Alliance

Der FZC Blau-Weiß Philippsburg, Gewinner des ‚Grünen Bandes’ 2014, beweist Weitsicht: Bei diesem Ju-Jutsu-Verein heißt Nachwuchsförderung auch: Trainernachwuchsförderung. Tom Ismer ist das beste Beispiel...

Wenn die Nachwuchskämpfer des FZC Blau-Weiß Philippsburg Tom Ismer lauschen, wissen sie genau, wie wertvoll, praxisnah und authentisch die Ausführungen ihres Trainers sind. Der 27-Jährige kann bei der Ausbildung der jungen Talente nämlich auf seine eigenen Erfahrungen zurückgreifen: Ismer ist selbst noch aktiver Athlet auf Spitzenniveau. Er wurde gemeinsam mit seiner Partnerin Dominika Zagorski 2012 Weltmeister im Bereich Duo Mixed und siegte 2013 bei den World Games in Kolumbien. Das Engagement im Nachwuchs ist für den Leistungssportler selbstverständlich: „Ich konnte früher selbst viel von meinen Vorbildern lernen – nun versuche ich unseren Nachwuchsathleten dieselbe Chance zu bieten, wie ich sie hatte.“

Dass der FZC seit Jahren zu den führenden deutschen Ju-Jutsu-Vereinen gehört, ist dementsprechend eng mit der Person Ismers verbunden. Seit 2002 betreibt der in Bad Cannstatt geborene Athlet seine Sportart bei den Philippsburgern, durchlief die Landeskader und reifte schließlich zum A-Kader-Kämpfer. Neben dem Weltmeistertitel als Höhepunkt, stehen gemeinsam mit Zagorski mehrere Deutsche Meistertitel in seiner sportlichen Vita. Als einer der jüngsten Schwarzgurt-Träger des Vereins gibt er seine Erfahrungen nun an die Jugend weiter, während er selbst noch aktiv auf der Matte steht.

Die Vorteile seiner ‚Doppelfunktion’ liegen für Ismer, der bereits lizenzierter B-Trainer ist, auf der Hand: „Da wir auch des Öfteren an internationalen Trainingslagern und Jugendbegegnungen teilnehmen oder uns einfach mal in anderen Ländern für Trainingseinheiten verabreden, können wir über den Tellerrand blicken“, erklärt der Weltmeister von 2012. „So sammeln wir interessante Erfahrungen, wie andere Nationen unseren Sport erlernen oder trainieren. Diese Tipps sind nicht nur für mich als Athlet, sondern auch als Trainer wertvoll.“

Wie wertvoll eine solche Ausbildung nah an der Praxis sein kann, hat Ismer einst selbst erfahren – seine Vorbilder und Trainer waren die Duo-Kämpfer Matthias Huber und Corina Endele, die 2006 Weltmeister wurden. „Ich konnte viel ihnen lernen, da ich Vorbilder zum ‚Anfassen‘ hatte“, erinnert sich der 27-Jährige. „Man kann Bewegungen und Abläufe einfach viel besser lernen und verstehen, wenn sie einem auf höchstem Niveau vermittelt und gezeigt werden. Das ist ein unschätzbarer Wert.“ Mit seinen Vorbildern von damals arbeitet Ismer auch heute noch zusammen – während Endele und Huber als Bundestrainer im Deutschen Ju-Jutsu-Verband tätig sind, ist ihr ehemaliger Schüler dort als hauptamtlicher Jugendsekretär angestellt.

Nebenbei bleibt Ismer jedoch noch genügend Zeit, sich um die knapp 50 Kinder und Jugendlichen zu kümmern, die beim FZC derzeit trainieren. „Wir versuchen, in unserem Verein ständig neue Impulse zu setzen, um unseren Sportlerinnen und Sportlern einen guten und abwechslungsreichen Mix aus ‚altbewährten‘ und neuen Methoden zu bieten“, umreißt er seine eigenen Ansprüche als Trainer. Das funktioniert: Ju-Jutsu in Philippsburg boomt. Zwölf Kämpfer des FZC gehörten 2013 den Bundes- und Landeskadern an und 2014 wurde der Verein – zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte – mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung“ ausgezeichnet.

In die Trainingsarbeit mit dem eigenen Nachwuchs investiert Ismer viel Herzblut und Begeisterung. Er erklärt: „Ich durfte unter sehr vielen verschiedenen Trainerinnen und Trainern trainieren und konnte mir somit jeweils die für mich passenden Inhalte abschauen. Das kann ich heute in meine Trainingseinheiten einfließen lassen. Wenn man als Trainer mehrere Varianten der Technikvermittlung kennt, kann man diese zielgerichtet auf die jeweiligen Schüler anwenden.“ Dass es für Ismer in die Nachwuchsarbeit geht, zeichnete sich bereits früh ab: Seit 2006 ist der Philippsburger im Lehrteam der Deutschen Ju-Jutsu-Jugend tätig und trug dabei entscheidend zum Aufbau eines Juniorenteams im Verband bei.

Seinem Heimatverein ist er in all den Jahren trotzdem treu geblieben – und der FZC Blau-Weiß Philippsburg profitiert davon menschlich wie sportlich. Anna-Lena Sturm und Bianca Birn holten 2012 die Deutsche Meisterschaft im „Duo weiblich“ nach Baden-Württemberg, Tanja und Jasmin Ittensohn brachten im Sommer 2014 die Bronzemedaille von den Paris Open in ihrer Kategorie mit in die Heimat. Ismer und Zargorski gingen in der französischen Hauptstadt als Sieger von der Matte. Bei den Afrika Open in Tunis gab es für das Duo ebenfalls die Goldmedaille; Lara Korn und Mira Poppele holten einen weiteren Titel. Für Tom Ismer sind solche Erfolge immer gleich doppelt Grund zur Freude – als Trainer und Athlet. Und für seinen Verein die Bestätigung, dass Nachwuchsförderung auch Trainernachwuchsförderung bedeuten sollte.

Quelle: Medienmannschaft

Bild: Deutscher Badminton-Verband, Claudia Pauly

Ein Hamburger Teenager hat Badmintongeschichte geschrieben. Mit 16 Jahren wurde Yvonne Li zur jüngsten deutschen Nationalspielerin aller Zeiten. Und das ausgerechnet in ihrer Heimatstadt.

Da stand sie nun und hielt vor über 1.700 Zuschauern ihr Trikot in die Luft. „LI“ stand auf dem Rücken und vorne prangte der Bundesadler. „55 Euro“ lockte der Auktionator, „60, 65 – kommt Leute, dies ist schließlich ein historisches Stück.“ Und Yvonne Li lachte glücklich und freute sich, die 16-Jährige genoss den „historischen Moment“ in vollen Zügen. Beim Länderspiel gegen Japan durfte sie in ausverkaufter Halle in ihrer Heimatstadt Hamburg ein Stück deutsche Badmintongeschichte schreiben: Als jüngste Spielerin, die jemals für die deutsche Nationalmannschaft (der Erwachsenen) aufschlug. Und nun sollte also ihr Trikot versteigert werden.

„Die Atmosphäre war richtig geil“, schwärmte sie nach ihrem Debüt, „ich war vorher schon sehr nervös, aber es ist gut gelaufen, es war ein gutes Spiel.“ Das sie zwar gegen die Junioren-Weltmeisterin Akane Yamaguchi mit 0:3 Sätzen verlor, aber mit  – „ich bin nicht abgeschossen worden.“, humorvoll kommentierte.

Und außerdem ging es um Erfahrung, um Lernen, um die Zukunft. Das Morgen hatte im Heute vorbeigeschaut.
„Sie ist ein Ausnahmetalent, ihrem Alter weit voraus“, sagt Junioren-Bundestrainer Matthias Hütten, „sie lernt sehr schnell und ist für ihr Alter schon sehr professionell.“ Sie ist Junioren-Europameisterin U17 und Weltranglisten-Zwölfte in ihrer Altersklasse. Noch spielt sie im Regionalligateam für eine Spielgemeinschaft mit ihrem Stammverein HSV, „weil das meine Freunde sind und es viel Spaß macht“, aber eigentlich ist das schon eine Unterforderung: „Da gibt es nur noch eine ernsthafte Gegnerin für mich.“

Vater Li Wen Jun und Mutter Huang Xiao Mei waren einst aus Schanghai für das Studium nach Hamburg gekommen und sind geblieben. Durch sie kam die kleine Yvonne auch an den Badmintonsport. Der Vater war begeisterter Hobbyspieler, auch der fünf Jahre ältere Bruder Yang griff nach dem Schläger, da ist es wohl logisch, dass auch die Schwester mitmachen will, ihr Vater war ihr erster Trainer.
„Badminton ist cool, es ist in jedem Match anders“, beschreibt Yvonne ihre Faszination für den Sport. Begeisterung gemischt mit Talent, das sind die richtigen Voraussetzungen um in einem Sport etwas zu werden. „Irgendwann kamen die Erfolge“, sagt sie, „und der Spaß ist geblieben.“

Nach der zehnten Klasse musste sich die angehende Abiturientin (Notenschnitt 1,6) entscheiden: In Hamburg bleiben oder noch zwei Jahre bis zum Abi nach Mülheim gehen und dort im Internat des angegliederten Bundesstützpunktes die Karriere forcieren. Also Mülheim. Seit dem Sommer ist sie nun dort und fühlt sich wohl: „Ich habe mich gut eingelebt. Auch in der Schule geht es ganz gut.“ Von Montag bis Donnerstag trainiert sie sechsmal auf dem Badminton-Court, plus drei Krafteinheiten. Am Wochenende reist sie in der Regel nach Hamburg – oder zu internationalen Turnieren, die für ihre Leistungsentwicklung wichtiger sind als Ligaspiele. Europas Spitze ist auf jeden Fall ihr Ziel, sagt die Dritte der Deutschen Damen-Meisterschaften 2014. „An die Weltspitze wird es hart, da gibt es die ganzen Asiaten“, sagt sie, und muss angesichts ihrer Wurzeln herzlich lachen. Doch weil das so ist, ist für Yvonne Li auch klar, dass sie nach dem Abitur studieren wird: „Mit Badminton kann man schließlich nicht so viel Geld verdienen, dass man nach der Karriere ausgesorgt hat.“

Aber erst einmal will Yvonne Li austesten, wie weit sie denn so kommen kann. Der Weg wird lang, die Geduld und den Ehrgeiz aber bringt sie mit. „Olympia“, das wäre natürlich ein Traum. Wer weiß, wenn sie das schafft, dann wird das Trikot von ihrem Nationalmannschaftsdebüt 2014 tatsächlich eine unbezahlbar wertvolle Erinnerung.

Und die hat natürlich die Familie ersteigert.

Quelle: Andreas Hardt/Medienmannschaft

Bild: Privat

Der gehörlose Tennisspieler Urs Breitenberger aus Andernach ist national wie international einer der Besten seines Fachs. Schon als Kind und Jugendlicher hat er sich nicht von seinen Zielen abbringen lassen. Und er hat noch einen großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz: Die vorbildliche Talentförderung seines Heimatvereins, der 2013 dafür das ‚Grüne Band’ erhielt.

„Plop – plop – plop“: Von den Tennisplätzen des Andernacher TC dringt das Geräusch von aufschlagenden Tennisbällen herüber. Auf der vereinseigenen Anlage mit 18 Plätzen spielen Tag für Tag die rund 500 Mitglieder des rheinländischen Traditionsvereins, der 2013 mit dem ‚Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein‘ ausgezeichnet wurde. Eines der gut ausgebildeten Eigengewächse ist Urs Breitenberger. Der 26-Jährige trainiert bis zu fünfmal in der Woche auf den Plätzen des ATC, er ist hier groß geworden. Anders als seine Teamkollegen in der Oberliga kann Breitenberger die Anweisungen seines Trainers jedoch nicht hören – genauso wenig wie das Geräusch der Tennisbälle. Der mehrmalige Deutsche Meister, Vizeweltmeister und Deaflympics-Sieger ist gehörlos. Seit 20 Jahren jagt er den gelben Filzball übers Netz und ihm hinterher. Seine Beharrlichkeit dient jungen gehörlosen Tennisspielern und Athleten als Vorbild. Die Kids des ATC schauen zu ihm auf.

Selbst Sportler ohne Handicap können sich von Breitenberger inspirieren lassen. Denn: Wie bei jedem Athleten hat auch Breitenberger viel Training und Schweiß für seine Medaillen investiert. Sein Handicap erfordert teilweise sogar noch mehr Aufwand: „Da ich gehörlos bin, muss ich wegen des Gleichgewichts oft mehr trainieren als die Nicht-Behinderten“, so Breitenberger. „Ich brauche zudem manchmal länger, um den Rhythmus zu finden, kann nicht hören, ob ich den Ball perfekt treffe und spiele bei einer Netzberührung einfach weiter, weil ich diese nicht wahrnehme.“ Da er den Schlag des Gegners nicht hört, muss er zudem mehr mit den Augen arbeiten. Das sei schon ein Nachteil, störe ihn aber nicht. Ansonsten sind die Unterschiede nicht groß. Dass Breitenberger die Hand hebt, wenn der Ball ins Aus geht, fällt nicht auf – viele hörende Tennisspieler machen das inzwischen genauso.

Über seinen Onkel kam Breitenberger als Fünfjähriger zum Tennis, seit 1999 trainiert er beim ATC unter der Anleitung von Cheftrainer Sascha Müller. Ein Vereinswechsel kam nie in Frage: „Der ATC ist mein erster Verein und wird auch mein letzter sein“, ist sich das Eigengewächs sicher. Denn ohne den Verein und seinen Coach, betont er, „hätte ich nie eine so tolle Karriere feiern können. Ich bin Sascha extrem dankbar, dass er mich auf dieses Niveau gebracht hat.“ Die Anweisungen und Korrekturen liest Breitenberger seinem Trainer buchstäblich von den Lippen ab, die Kommunikation zwischen ihnen ist längst kein Problem mehr. Auch mit seinen Mannschaftskameraden versteht er sich bestens. Man spreche „sozusagen eine Tennissprache“, scherzt der Stammspieler der Andernacher Oberligamannschaft.

Dass er als gehörloser Tennisspieler bei den Hörenden mitspielt, ist keine Ausnahme: „Die sehr guten gehörlosen Spieler machen das alle“, erklärt Breitenberger selbstbewusst. Frust ist bei ihm nie aufgekommen. Daran, dass er zur Riege der Besten gehört, besteht kein Zweifel: Breitenberger ist A-Kader-Athlet des Deutschen Gehörlosen Sportverbandes (DGS), holte beispielsweise bei den Deaflympics – den Olympischen Spielen der Gehörlosen – in Sofia 2013 zwei Goldmedaillen. „Das war ein grandioser Erfolg und das größte Ereignis meiner Karriere“, zeigt er sich auch ein Jahr später noch überglücklich.

Auch abseits des Tennisplatzes durfte sich der Andernacher bereits über Auszeichnungen freuen: Breitenberger wurde 2013 zum ‚Gehörlosensportler des Jahres‘ im DGS gewählt und von Bundespräsident Joachim Gauck nach den Deaflympics 2013 mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet. „Die höchste Sportauszeichnung Deutschlands verliehen zu bekommen, war einfach unglaublich“, erinnert sich Breitenberger. „Es war eine tolle Erfahrung und mir fehlen die Worte, um sie angemessen zu beschreiben.“

Um so erfolgreich Tennis spielen zu können, hat Breitenberger seinem Sport vieles untergeordnet. Nicht nur als Teenager, sondern auch jetzt – als Erwachsener, der längst auf sein Berufsleben achten muss. Der finanzielle Aufwand für Material, Training und Reisen ist hoch, nicht alles übernehmen Sponsoren. Sein Arbeitgeber unterstützt den CAD-Zeichner hingegen so gut es geht: „Ich kann mir meine Zeit einteilen, weil meine Firma viel Rücksicht auf meinen Sport nimmt.“ Das Arbeitsverhältnis sei ausgezeichnet. Und sein Umfeld generell „einfach toll“, wie sich der Vorzeigeathlet freut: „Ich werde als Hörgeschädigter geachtet, im Beruf wie im Verein. Dass es so gut funktioniert, kommt nach meiner Erfahrung selten vor.“ Da seine Freundin selbst Leistungssport als Leichtathletin betreibt, ist das gegenseitige Verständnis groß.

Obwohl er mit Mitte 20 schon viel erreicht hat, ist Breitenberger noch „lange nicht satt“, wie er selbst sagt. Im Gegenteil: Der Andernacher hat große Ziele. „Ich möchte mich 2015 bei den Weltmeisterschaften in den ersten Siegerlisten verewigen, mit meiner ATC-Mannschaft in die Regionalliga aufsteigen und in der DTB -Rangliste bei den Hörenden unter die ersten 150 kommen“, umreißt Breitenberger seine ehrgeizigen Pläne. Letzteres sei vor allem zeitlich eine Herausforderung, da er die Turniere in der Woche nicht immer mit seinen Arbeitszeiten vereinbaren könne. Hadern aber kommt trotzdem für ihn nicht in Frage: „Eine bessere Karriere als meine, hätte ich mir nicht wünschen können.“

Quelle: Medienmannschaft

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