Aktuelles Update zur Coronavirus-Epidemie

Prof. Bernd Wolfarth, Mannschaftsarzt des DOSB, gibt hier in regelmäßigen Aktualisierungen eine Einschätzung in Bezug auf die Coronavirus Epidemie. (Stand: 28.2.2020)

Hygienemasken zum Schutz vor dem Virus erleben zurzeit eine hohe Nachfrage. Foto: picture-alliance
Hygienemasken zum Schutz vor dem Virus erleben zurzeit eine hohe Nachfrage. Foto: picture-alliance

Die Ausbreitung der Coronavirusinfektionen hat sich in der Zwischenzeit verändert. Neben China zeigen auch andere Staaten eigenständige Infektionsketten und rücken mehr in den Fokus. In folgenden Ländern gibt es Situationen, in denen die Ausbreitung der Erkrankung nicht sicher unter Kontrolle ist, d.h. es gibt Übertragungen im Land in einem nennenswerten Bereich.

  • Südkorea mit insg. ca. 1800 Fällen,
  • Italien mit insg. ca. 550 Fällen
  • Iran mit insg. ca. 250 Fällen mit einer hohen Dunkelziffer

Besonders besorgniserregend ist dabei die neu aufgetretene Situation in Südkorea und Italien.

Diese Situationen können sich sehr schnell ändern, wie das aktuelle Beispiel in Italien zeigt. Dies hat auch erhebliche Auswirkungen auf den Sport. In Italien wurden unter anderem am vergangenen  Wochenende 4 Serie-A Spiele abgesagt. In Südkorea wurde aktuell die Shorttrack-Weltmeisterschaft abgesagt. Zahlreiche weitere Absagen von sportlichen Großveranstaltungen sind in den kommenden Tagen zu erwarten.

Empfehlungen

Wie bereits in den Vorbewertungen dargestellt, raten wir weiterhin von Reisen nach China, unabhängig von der Region, definitiv ab. Aufgrund der Ausbreitung in anderen Ländern wäre auch von Reisen nach Südkorea abzuraten sowie den betroffenen Provinzen in Norditalien. Dies gilt wegen der individuellen gesundheitlichen Gefahren und darüber hinaus auch wegen der zu erwartenden unklarer Rückreiseoptionen bzw. Quarantänerisiken.

Hierzu einige Erklärungen:

  • Die chinesische und die italienische Regierung haben eingreifende Maßnahmen umgesetzt, die die Reisefreiheit der Bevölkerung (nicht nur der einheimischen) aufhebt. Es können jederzeit weitere Gebiete mit Reiseeinschränkungen hinzukommen. Welche dies sein könnten, ist nicht absehbar. Hinzu kommt, dass zahllose Fluglinien ihre Verbindungen in Risikogebiete eingestellt haben. Es ist durchaus möglich, dass eine Reise in eine Risikogebiet noch organisiert werden könnte, die Ausreise hingegen aber blockiert wird, sei es durch Auflagen der Regierungen oder durch das schlichte Fehlen von Flugkapazitäten.
  • Reisende aus China oder anderen Risikogebieten müssen damit rechnen, in den Zielländern in Quarantäne genommen zu werden. In der Presse wurde schon vor längerer Zeit berichtet, dass die chinesische Frauennationalmannschaft in Australien in Quarantäne genommen wurde. Mehrere Länder, darunter auch Deutschland, setzten ähnliche Maßnahmen für Menschen um, die aus Risikogebieten zurückkehren. Auch dadurch ist mit erheblichen Einschränkungen der persönlichen Freiheit und damit auch der Trainingsmöglichkeiten im Bereich des Sports zu rechnen.

Vermehrt bekommen wir Anfragen, wie mit rückkehrenden Athlet*innen aus Risikogebieten umzugehen ist. Hierzu hat das Robert-Koch-Institut (RKI) eine aktuelle Information für die Maßnahmen im Verdachtsfall veröffentlicht (s. Anlage).

Aktuell sollte prinzipiell nur getestet werden, wenn Kontakt mit nachweislich Erkrankten plus Symptome (allg. Infektzeichen, insbesondere akute respiratorische Symptomatik) gegeben sind. Eine zweite zu berücksichtigende Konstellation sind Rückkehrende aus Risikogebieten, welche Symptome (allg. Infektzeichen, insbesondere akute respiratorische Symptomatik) aufweisen. Zu den expliziten Risikogebieten zählen aktuell die Provinz Hubei inkl. Wuhan und die Städte Wenzhoo, Hangzhou, Neningbo und Taizhou. Anders wird dies von der europäische Gesundheitsbehörde ECDC gesehen, die in der Zwischenzeit Gesamt-China zur Risikozone erklärt. Desweiteren werden zwischenzeitlich Regionen in Italien, dem Iran und Südkorea dazu gezählt. Tagesaktuelle Empfehlungen gibt es auf der RKI – Homepage .

  • Für Organisationen, die Wettkämpfe ausrichten und Gäste aus Risikogebieten erwarten, empfehlen wir, frühzeitig mit dem zuständigen Gesundheitsamt Kontakt aufzunehmen.
    • Diese Kontaktaufnahme sollte im Vorfeld der Anreise der Teilnehmer geschehen. Zuständig ist das Gesundheitsamt des Landkreises, in dem die Veranstaltung stattfindet. Über diesen Link können Sie das zuständige Gesundheitsamt ermitteln
    • Gegebenenfalls wird über das Gesundheitsamt eine Quarantänemaßnahme und / oder eine Testung veranlasst. Solchen Vorgaben ist dann verpflichtend Folge zu leisten.
  • Für Organisationen, die ihre eigenen Athlet*innen aus einem der oben genannten Risikogebiete zurückerwarten, empfehlen wir eine häusliche Quarantäne für 14 Tage. Dies erscheint erforderlich, weil auch noch nicht symptomatische Patienten die Erreger hoch effektiv übertragen können. Die Übertragungsrate bei dieser Erkrankung scheint sehr hoch zu sein. Wenn solche Athlet*innen oder auch Athlet*innen, die aus angrenzenden Regionen kommen, auch nur unspezifisch (leichte Infektzeichen etc.) symptomatisch werden, ist eine umgehende Vorstellung bei einem Arzt mit infektiologischer Erfahrung unter Hinweis auf die Reiseanamnese angezeigt. Eine telefonische Kontaktaufnahme mit dem Arzt ist immer erforderlich, damit Schutzmaßahmen vor Betreten der Praxis ergriffen werden können.
    • Verschiedene Einrichtungen bieten zwar Tests auf den Erreger an, aber ein negativer Test ist kein Ausschluss einer Infektion. Dies liegt zum einen daran, dass nicht zu jedem Zeitpunkt nach Infektion der Erreger nachweisbar ist und zum anderen, dass Untersuchungsmaterial, welches bei Gesunden abgenommen werden kann (Nasen- / Rachenabstriche), manchmal auch falsch negative Befunde liefert. Zuverlässigere Materialien können aber nur bei symptomatisch Erkrankten gewonnen werden. Daher verkürzt auch ein negativer Test die Quarantänezeit nicht. 

Bis wann sich die Situation ändern wird, ist im Augenblick unklar.

Wir werden weiterhin täglich die Situation analysieren und stehen diesbezüglich auch in engem Kontakt mit dem Robert-Koch-Institut. Für weitere tagesaktuelle Informationen ist die umfängliche Website des RKI empfehlenswert: 

Sobald absehbar ist, dass bestimmte Gebiete sicher sind, wird dies über die Presse oder auch direkt durch uns kommuniziert. Bis dahin empfehlen wir, konsequent von jeglichen Reisen in Risikogebiete oder über Reiseknotenpunkte in Risikogebieten abzusehen.

(Quelle: DOSB)


  • Hygienemasken zum Schutz vor dem Virus erleben zurzeit eine hohe Nachfrage. Foto: picture-alliance
    Hygienemasken zum Schutz vor dem Virus erleben zurzeit eine hohe Nachfrage. Foto: picture-alliance